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“Aktives Altern in norddeutschen Betrieben - bei der ...

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Auf die Frage nach <strong>der</strong> “generellen Ausrichtung <strong>der</strong> Personalpolitik gegenüber älteren Ar<strong>bei</strong>tnehmern”<br />

gaben e<strong>in</strong>ige Interviewpartner an, e<strong>in</strong>e altersneutrale Personalpolitik zu betreiben. E<strong>in</strong> Personalleiter<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb <strong>der</strong> Nahrungsmittel<strong>in</strong>dustrie misst alle Beschäftigten nach den gleichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen: „Ziel muss se<strong>in</strong>, dass je<strong>der</strong> hier se<strong>in</strong>en Job macht, zu 100 Prozent, egal ob er 33 o<strong>der</strong><br />

63 ist.“ E<strong>in</strong> Personalleiter aus e<strong>in</strong>er Versicherung gab an, dass es ke<strong>in</strong>e Differenzierung nach Alter<br />

gebe und dass alle Beschäftigten gleiche Chancen haben. Die meisten me<strong>in</strong>er Gesprächspartner<br />

f<strong>in</strong>den, dass ältere Beschäftigte <strong>in</strong> ihrem Betrieb gut <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d. Zwei Personalleiter <strong>in</strong> <strong>Betrieben</strong><br />

<strong>der</strong> Nahrungsmittel<strong>in</strong>dustrie wiesen ausdrücklich darauf h<strong>in</strong>, dass es ihr Bestreben sei, ältere<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter zu halten. Es wurden jedoch ke<strong>in</strong>e proaktiven Maßnahmen <strong>in</strong> diese Richtung angewendet.<br />

Gleichzeitig werden <strong>in</strong> den meisten <strong>Betrieben</strong> Schonar<strong>bei</strong>tsplätze abgebaut o<strong>der</strong> ausgeglie<strong>der</strong>t. Von<br />

den Betriebsräten erfuhr ich aber, dass es bisher immer gelungen sei, e<strong>in</strong>en Ersatzar<strong>bei</strong>tsplatz für<br />

leistungse<strong>in</strong>geschränkte Mitar<strong>bei</strong>ter zu f<strong>in</strong>den. Der Betriebsrat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb <strong>der</strong><br />

Nahrungsmittel<strong>in</strong>dustrie berichtete, dass Gesundheitsprobleme im Ar<strong>bei</strong>tsalltag <strong>in</strong> dem Unternehmen<br />

bereits ab Mitte 50 anfangen. Bei <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t gehe es “richtig zur Sache”, die Ar<strong>bei</strong>tsplätze <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Lebensmittelherstellung seien viel belasten<strong>der</strong> als “normale” Ar<strong>bei</strong>tsplätze. Die Versetzung Älterer an<br />

e<strong>in</strong>en leichteren Ar<strong>bei</strong>tsplatz scheitere nicht nur an <strong>der</strong> Knappheit <strong>der</strong>selben, son<strong>der</strong>n auch am<br />

Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Beschäftigten selbst, die nicht ihr gewohntes Ar<strong>bei</strong>tsumfeld verlassen möchten. Dies<br />

br<strong>in</strong>ge Nachteile für die Qualifikation <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmer nach sich. Zitat: „[D]ie blocken...Denn<br />

eigentlich schon, so mit den Gedanken <strong>in</strong> Rente und im Liegestuhl auf dem Balkon...´Ich soll jetzt hier<br />

fünf, sechs Jahre noch irgendwas lernen? Totaler Blöds<strong>in</strong>n. Lass mal die Jungen machen.´ Bloß, die<br />

Jungen s<strong>in</strong>d oftmals nicht da“.<br />

In <strong>der</strong> gerontologischen Forschung wird anstatt “Schonar<strong>bei</strong>tsplätze” das Konzept <strong>der</strong><br />

“alternsgerechten Ar<strong>bei</strong>tsplätze” favorisiert, weil diese alle Altersgruppen e<strong>in</strong>beziehen und die<br />

Stigmatisierung <strong>der</strong> Schonar<strong>bei</strong>tsplätze als qualitativ niedrigwertiger Ar<strong>bei</strong>tsplätze vermeiden. Ebenso<br />

wird das Konzept <strong>der</strong> “altersneutralen Personalpolitik” verworfen. Das Gegenargument lautet, dass<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze, die auf Jugendlichkeit abstellen, den Anfor<strong>der</strong>ungen und Fähigkeiten älterer Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

nicht gerecht werden.<br />

<strong>Altern</strong>s-, bzw. altersgerechte Ar<strong>bei</strong>tsplätze s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> zwei <strong>der</strong> untersuchten Betriebe e<strong>in</strong> Thema.<br />

In e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Betriebe entsteht e<strong>in</strong>e neue Produktionshalle nach ergonomischen Maßstäben, um e<strong>in</strong><br />

gesundes Ar<strong>bei</strong>ten zu ermöglichen. Zudem achten die Vorgesetzten <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Besetzung <strong>der</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze auf Rotation und Wechselbelastung. In dem an<strong>der</strong>en Betrieb suchen die<br />

Verantwortlichen nach E<strong>in</strong>satzbereichen für ältere Mitar<strong>bei</strong>ter, die auf Dauer dem psychischem Druck<br />

im operativen Geschäft nicht standhalten können. Sie haben z.B. die Idee, ältere Mitar<strong>bei</strong>ter nur mit<br />

Projektar<strong>bei</strong>t zu betrauen o<strong>der</strong> sie als Mentoren auszubilden.<br />

Das Fehlen von Schonar<strong>bei</strong>tsplätzen für gesundheitlich bee<strong>in</strong>trächtigte Mitar<strong>bei</strong>ter ist aus me<strong>in</strong>er Sicht<br />

e<strong>in</strong>e Barriere für aktives <strong>Altern</strong>. Gesundheitlicher Verschleiß begünstigt Frühverrentung, dies zeigt die<br />

Forschung und dies zeigte sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Interviews. Schonar<strong>bei</strong>tsplätze s<strong>in</strong>d aber, wie e<strong>in</strong>ige<br />

me<strong>in</strong>er Interviewpartner feststellten, kostspielig für die Unternehmen. Auch wi<strong>der</strong>spricht aus me<strong>in</strong>er<br />

Sicht e<strong>in</strong> Verbleib auf e<strong>in</strong>em leichten, jedoch nicht erfüllenden Ar<strong>bei</strong>tsplatz <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition des aktiven<br />

<strong>Altern</strong>s. Längerfristig halte ich alternsgerechte Ar<strong>bei</strong>tsplätze und e<strong>in</strong> präventiv wirkendes<br />

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