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Betriebsbezogene Kinderbetreuung in Bremen Dokumentation einer ...

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<strong>Betriebsbezogene</strong> <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bremen</strong><br />

<strong>Dokumentation</strong> e<strong>in</strong>er Veranstaltung<br />

der Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

am 11.06.2002<br />

Im Internet zum Downloaden:<br />

www.arbeitnehmerkammer.de/download/service/<strong>Dokumentation</strong>BetrK<strong>in</strong>derbetr.pdf


<strong>Betriebsbezogene</strong> <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong><br />

<strong>Dokumentation</strong> e<strong>in</strong>er Veranstaltung<br />

der Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

am 11.06.2002<br />

Herausgeber:<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

Bürgerstr. 1, 28195 <strong>Bremen</strong><br />

Tel. 0421 . 36 30 10<br />

Fax 0421 – 36 30 189<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@arbeitnehmerkammer.de<br />

Internet: http://www.arbeitnehmerkammer.de<br />

Bearbeitung<br />

Margareta Ste<strong>in</strong>rücke<br />

Referent<strong>in</strong> für Frauenforschung,<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

<strong>Bremen</strong>, Dezember 2003<br />

Schutzgebühr 5,50 €. Für Mitglieder der Arbeitnehmerkammer kostenlos.<br />

ISBN:


Inhaltsverzeichnis<br />

3<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Vorwort..........................................................................................................<br />

Irmtrud Gläser, Vizepräsident<strong>in</strong> der Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Verändertes Erwerbsverhalten junger Frauen –<br />

veränderte Bedarfe der Betriebe..................................................................... 5<br />

Prof. Helga Krüger, Universität <strong>Bremen</strong><br />

<strong>Betriebsbezogene</strong> <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>: Modelle <strong>in</strong> der BRD<br />

und ihre organisatorischen, pädagogischen und<br />

f<strong>in</strong>anziellen Bed<strong>in</strong>gungen............................................................................. 10<br />

Dr. Harald Seehausen, Agentur für Innovation und Forschung, Frankfurt<br />

Überbetriebliche <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtung<br />

Regenbogen e.V., Iserlohn........................................................................... 31<br />

Peter Wulf, Kreis junger Unternehmer, Iserlohn<br />

Betriebsnahe K<strong>in</strong>dertagesstätte Hünefeldstraße e.V., <strong>Bremen</strong> ......................... 37<br />

Gabi Krämer, Leiter<strong>in</strong>/Hartmut Krenzer, Betriebsrat, Airbus<br />

Anhang<br />

Betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt<br />

für K<strong>in</strong>der unter 3 Jahren – e<strong>in</strong>e Machbarkeitsstudie ..................................... 43<br />

Alice Bachmann


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Vorwort<br />

4


Prof. Dr. Helga Krüger, Universität <strong>Bremen</strong><br />

Verändertes Erwerbsverhalten junger Frauen –<br />

veränderte Bedarfe der Betriebe<br />

5<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Dass wir uns heute mit e<strong>in</strong>em Thema befassen – betriebsbezogene <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

von unter 3-Jährigen – , das noch vor e<strong>in</strong> paar Jahren exotisch erschienen wäre, und<br />

dass dieses Thema auf e<strong>in</strong> so breites Interesse trifft, hat se<strong>in</strong>e Ursache <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gesellschaftlichen Entwicklung, die mit dem veränderten Erwerbsverhalten der<br />

Frauen und <strong>in</strong>sbesondere der jungen Frauen und Mütter zusammenhängt.<br />

Wir haben die bestausgebildete Generation junger Frauen aller Zeiten. Das ist schon<br />

etwas, oder? Was Bildungsabschlüsse angeht, haben die jungen Frauen die jungen<br />

Männer bereits überholt. Und wer gut ausgebildet ist, möchte die erworbenen Qualifikationen<br />

auch anwenden – und nicht schlicht verlieren. Denn während um die Jahrhundertwende<br />

das Frauenleben zu rund 4,5teln noch durch die <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> bestimmt<br />

war – die Mütter überlebten oft nicht, bis das älteste K<strong>in</strong>d das Hausverlassen<br />

hatte -, macht die <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> heute nur noch 1,5tel aus. Aber diese 1,5tel<br />

strahlt immer noch negativ auf die 4,5tel des Frauenlebens aus – auf Bildung, Erwerbsarbeit,<br />

Ruhestand. Das sollte/darf aber nicht so se<strong>in</strong>!<br />

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) warnt, dass Deutschland die<br />

Bildungsexpansion der Frauen vertue. Zwar ist <strong>in</strong> den letzten Jahren die Erwerbsbeteiligung<br />

von Frauen kont<strong>in</strong>uierlich gestiegen, <strong>in</strong>sbesondere die von Müttern mit K<strong>in</strong>dern<br />

unter 18 Jahren (1996 bis 2001 von 55% auf 60%, so das Statistische Bundesamt).<br />

Gleichwohl liegt Deutschland im europäischen Vergleich mit se<strong>in</strong>er Frauenerwerbsquote<br />

relativ weit h<strong>in</strong>ten, weit h<strong>in</strong>ter vergleichbar entwickelten Ländern wie Dänemark,<br />

Schweden, Holland oder Frankreich.<br />

Als e<strong>in</strong>e wesentliche Ursache dafür wird das völlig unzureichende <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>ssystem<br />

<strong>in</strong> Deutschland angesehen. So stellte Rosemarie Nave-Herz <strong>in</strong> ihrer repräsentativen<br />

Studien zu „Ehepaare ohne K<strong>in</strong>der“ fest, dass der K<strong>in</strong>derwunsch sich nicht<br />

verr<strong>in</strong>gert hat, aber weil K<strong>in</strong>der zeitlich-lebensbiographisch nicht unterzubr<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d,<br />

wird die K<strong>in</strong>derplanung so lange h<strong>in</strong>ausgezogen, bis die biologische Uhr dem Dilemma<br />

e<strong>in</strong> Ende setzt. Anders als <strong>in</strong> den genannten Ländern, <strong>in</strong> denen bereits e<strong>in</strong> Großteil<br />

der 1- bis 3-Jährigen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derkrippe geht und die <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> ab 3 Jahren<br />

ganztags und teilweise sogar kostenlos ist, fehlen <strong>in</strong> Deutschland-West K<strong>in</strong>derkrippen<br />

fast völlig.<br />

Wir haben <strong>in</strong> Westdeutschland e<strong>in</strong>e Betreuungsquote bei unter 3-Jährigen von gerade<br />

mal 5%, hier <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> von 7,3% (wobei zwei- bis dreimal wöchentlich stundenweise<br />

stattf<strong>in</strong>dende Spielkreise schon mitgerechnet s<strong>in</strong>d), <strong>in</strong> Bremerhaven sogar nur von<br />

1,3%. In Ostdeutschland sieht die Situation durch das Erbe der ehemaligen DDR an<br />

K<strong>in</strong>derkrippen erheblich besser aus: hier werden etwa 20% der unter 3-Jährigen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>derkrippe betreut (s. Felix Büschel (MPI) / Kathar<strong>in</strong>a Spieß (DIW): Form der


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> und Arbeitsmarktverhalten von Müttern <strong>in</strong> West- und Ostdeutschland;<br />

Gutachten im Auftrag des BMFSJ, Juni 2002).<br />

Die völlig mangelhafte Betreuungssituation für unter 3-Jährige, <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

Belohnungs-Kompensationsleistungen des Staates für Mütter zu Hause, führt <strong>in</strong><br />

Westdeutschland dazu, dass das Gros der jungen Frauen ihre Erwerbstätigkeit bei<br />

Ankunft e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des unterbricht, <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> der Regel drei Jahre, da sich der Zeitraum<br />

durch E<strong>in</strong>führung des Erziehungsurlaubs verlängert hat. Die Männer s<strong>in</strong>d davon<br />

nicht betroffen, da sie nach wie vor weniger als 2% derer stellen, die den Erziehungsurlaub<br />

<strong>in</strong> Anspruch nehmen. Diese (den Betrieben gegenüber vorab festzulegende)<br />

Unterbrechungsdauer ist aber zunehmend e<strong>in</strong>e gegen den Willen der betroffenen<br />

Frauen, wobei es hier e<strong>in</strong>deutige Differenzierungen nach Qualifikation, E<strong>in</strong>kommen<br />

und Qualität von Arbeits<strong>in</strong>halten und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen gibt. Je höher qualifiziert,<br />

desto eher wollen die Frauen <strong>in</strong> den Beruf zurück. Qualifikationen veralten immer rascher<br />

und e<strong>in</strong>e längere Unterbrechung der Berufstätigkeit wegen des K<strong>in</strong>des stellt<br />

nach wie vor den entscheidenden Karrierekiller für Frauen dar.<br />

Umgekehrt stellt für qualifizierte Frauen <strong>in</strong> Deutschland die Karriere aber auch e<strong>in</strong>en<br />

faktischen K<strong>in</strong>derkiller dar: 40% der deutschen Akademiker<strong>in</strong>nen bleiben k<strong>in</strong>derlos.<br />

Dies aber zum großen Teil nicht freiwillig, sondern weil K<strong>in</strong>der und Karriere <strong>in</strong><br />

Deutschland aufgrund des mangelhaften Betreuungssystems e<strong>in</strong>fach nicht vere<strong>in</strong>bar<br />

s<strong>in</strong>d. Dafür hat sich Deutschland erst kürzlich wieder e<strong>in</strong>e Rüge der für Gleichstellungsfragen<br />

zuständigen EU-Kommissar<strong>in</strong> Anna Diamantopoulo e<strong>in</strong>gehandelt (FR v.<br />

13.02.02), die me<strong>in</strong>te, e<strong>in</strong> Sozialsystem, das durch se<strong>in</strong>e Form der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

implizit, aber faktisch davon ausg<strong>in</strong>ge, dass Mütter bis zum 6. Lebensjahr ihrer K<strong>in</strong>der<br />

nicht gleichermaßen berufstätig se<strong>in</strong> können wie die Männer, weil sie ganz oder<br />

m<strong>in</strong>destens halbtags zu Hause bleiben müssen, sei weltfremd (wobei sie noch nicht<br />

bedacht hat, dass das aufgrund der <strong>in</strong> Deutschland fehlenden Ganztagsschulen bis<br />

zum 12. Lebensjahr so weitergeht). Dementsprechend haben wir <strong>in</strong> Deutschland mit<br />

1,3 K<strong>in</strong>dern die nach Spanien zweitniedrigste Geburtenrate <strong>in</strong> der EU, während Länder<br />

mit ausgebautem Ganztags-<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>s- und -Schulsystem mit die höchsten<br />

<strong>in</strong> Europa haben: Schweden z. b. 1,7 K<strong>in</strong>der, Frankreich sogar 1,9 K<strong>in</strong>der, begleitet<br />

von weitaus höheren Frauenerwerbsquoten.<br />

Was der damit verbundene demographische Wandel – wir haben immer weniger Jüngere,<br />

immer mehr und älter werdende Ältere – für dramatische Folgen für die Alterszusammensetzung<br />

der Gesellschaft und die F<strong>in</strong>anzierung der Sozialversicherungssysteme<br />

hat, kann ich sicher als bekannt voraussetzen. Uns soll hier speziell <strong>in</strong>teressieren,<br />

was dieser demographische Wandel für die Betriebe und ihr Interesse an Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Familie und Beruf bedeutet. Neben dem bereits jetzt <strong>in</strong> manchen Bereichen<br />

spürbaren Mangel an qualifizierten Fachkräften wird er nämlich spätestens ab<br />

2010 zu e<strong>in</strong>em akuten allgeme<strong>in</strong>en Arbeitskräftemangel führen – mit der Folge, dass<br />

Frauen <strong>in</strong> zweierlei H<strong>in</strong>sicht für die Betriebe <strong>in</strong>teressant werden: E<strong>in</strong>mal unmittelbar<br />

als Arbeitskräfte – die Erwerbsquote von Frauen liegt trotz kont<strong>in</strong>uierlichen Anstiegs<br />

immer noch erheblich unter der der Männer und <strong>in</strong>sofern bilden Frauen e<strong>in</strong> wichtiges<br />

6


7<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Arbeitskräftepotential der Zukunft (wenn nicht das wichtigste, aufgrund des sichtlichen<br />

Misserfolges der Green Card); zum anderen als Produzent<strong>in</strong>nen des Arbeitskräfte–Nachwuchses.<br />

Beide Motive werden Betriebe dazu br<strong>in</strong>gen, verstärkt auf Nöte und<br />

Wünsche von Frauen im Zusammenhang mit der Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf<br />

e<strong>in</strong>zugehen.<br />

Dazu zählt neben familienfreundlichen Arbeitszeiten ganz besonders die Erleichterung<br />

der Betreuung auch schon kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der, für Beschäftigte und potentielle Beschäftigte.<br />

Bereits jetzt machen Betriebe mit e<strong>in</strong>er hochqualifizierten und spezialisierten Beschäftigtenstruktur<br />

öfter die Erfahrung, dass sie diese gesuchten Arbeitskräfte gar<br />

nicht bekommen, wenn sie ihnen nicht außergewöhnliche und über den Betrieb im<br />

engeren S<strong>in</strong>ne h<strong>in</strong>ausgehende Sozialleistungen anbieten. So hat die jüngste Umfrage<br />

des „Deutschen Akademischen Austauschdienstes“ (DAAD) zum „bra<strong>in</strong>-dra<strong>in</strong>“ unter<br />

Hochqualifizierten Deutschen, die nach der DAAD-Förderung im Ausland geblieben<br />

s<strong>in</strong>d, ergeben, dass diese zu ca. 70% durchaus bereit seien, nach Deutschland als<br />

Arbeitsstandort zurückzukehren, – wenn, ja, wenn es denn dort <strong>in</strong>zwischen bessere<br />

Möglichkeiten qualifikations-adäquater Beschäftigung für ihre Frauen gäbe.<br />

Aber es besteht auch das unmittelbare Interesse, qualifizierte Frauen im Betrieb zu<br />

halten und nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e längere Babypause zu entlassen. Bei Banken und Versicherungen<br />

z. B. bewegen sich die Kosten, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e qualifizierte und spezialisierte Arbeitskraft<br />

<strong>in</strong>vestiert werden, zwischen 40.000 und 75.00 Euro (s. pme Familienservice<br />

GmbH Berl<strong>in</strong>, Juni 2001). Hier rechnet sich die Investition <strong>in</strong> betriebsbezogene<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> schon, wenn nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Frau zum relativ raschen Wiedere<strong>in</strong>stieg<br />

<strong>in</strong> oder gar nicht erst zum – über die unmittelbare Mutterschutz-Phase h<strong>in</strong>ausgehenden<br />

– vollen Ausstieg aus dem Beruf bewogen werden kann.<br />

Aber auch die Fluktuation weniger qualifizierter Arbeitskräfte kostet Geld: für die E<strong>in</strong>arbeitung<br />

von Vertretungen, für Bewerbungs- und Sichtungsgespräche, für Verwaltungskosten,<br />

ebenso für unvorhergesehene Fehlzeiten, die bei beschäftigten Müttern<br />

kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der oft mit unzureichenden Betreuungsmöglichkeiten zusammenhängen.<br />

Wenn durch das Angebot betriebsbezogener <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> auch nur e<strong>in</strong> Teil dieser<br />

Fehlzeiten vermieden werden kann, erhöht das bereits die Produktivität. Abgesehen<br />

davon erhöht die Unterstützung von Beschäftigten bei der Vere<strong>in</strong>barung von Familie<br />

und Beruf durch den Betrieb ganz allgeme<strong>in</strong> die Motivation und Identifikation mit dem<br />

Unternehmen. Die Bereitstellung betriebsbezogener <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> speziell reduziert<br />

e<strong>in</strong>e Menge ablenkender und störender E<strong>in</strong>flüsse auf die Arbeit berufstätiger Eltern,<br />

e<strong>in</strong>fach durch deren Gewissheit, dass ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> guten Händen und im Notfall schnell<br />

erreichbar ist.<br />

Als Letztes will ich noch auf die <strong>in</strong> Deutschland so häufig geäußerten Bedenken gegen<br />

die außerhäusliche oder sogenannte „Fremd“-Betreuung von K<strong>in</strong>dern unter drei Jahren<br />

e<strong>in</strong>gehen. Wir haben es <strong>in</strong> Deutschland – West mit e<strong>in</strong>er ganz speziellen Mutter-Idee<br />

zu tun (deren historische Wurzeln im Übrigen viel weiter zurückreichen als <strong>in</strong> die Nazizeit,<br />

nämlich bis zur Entstehung der protestantischen Ethik, wie Barbara V<strong>in</strong>cken <strong>in</strong><br />

ihrem sehr erhellenden Buch „Die deutsche Mutter“, Frankfurt, 2001, nachweist),


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

oder (wie Birgit Pfau-Eff<strong>in</strong>ger es <strong>in</strong> ihren kulturvergleichenden Studien zu Geschlechterarrangements<br />

<strong>in</strong> Europa genannt hat) mit e<strong>in</strong>er Ideologie der Privatheit von K<strong>in</strong>dheit.<br />

„Das K<strong>in</strong>d gehört bis zum dritten Lebensjahr zur Mutter, – und beide <strong>in</strong>s Haus,<br />

sonst nimmt das K<strong>in</strong>d Schaden“, – dieser Satz sitzt fest <strong>in</strong> unsern, aber nur den deutschen<br />

Köpfen (bis h<strong>in</strong> zur völligen Fehl<strong>in</strong>terpretation der Studien aus den 30ger Jahren<br />

von Bowlby und Spitz über Hospitalismus von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern, vorgenommen an im<br />

Gefängnis verwahrten K<strong>in</strong>dern von Gefängnismüttern, und dessen Prognosen schwerster<br />

Verhaltensschäden, die dann bei uns um<strong>in</strong>terpretiert wurden als generelle Folgen<br />

bei Betreuung kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der nicht durch die Mutter. In dieser Interpretation beleben<br />

sie noch bis vor nicht allzu langer Zeit auch die entwicklungspsychologische, pädagogische<br />

und k<strong>in</strong>dermediz<strong>in</strong>ischen Literatur). Spätestens seit PISA, der <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleichsstudie 15jähriger, wissen wir, dass solche Prognosen falsch s<strong>in</strong>d: gerade<br />

Länder wie F<strong>in</strong>nland, wo K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Regel mit e<strong>in</strong>em Jahr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ganztagsk<strong>in</strong>derkrippe<br />

kommen, weil die Mütter dann wieder Vollzeit arbeiten, haben bei PISA besonders<br />

gut abgeschnitten.<br />

Abgesehen von der Gegenstandslosigkeit der entsprechenden ideologisch unterfütterten<br />

Ängste erzeugt auch der e<strong>in</strong>schneidende Wandel der Familienform <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren e<strong>in</strong>en Bedarf nach mehr <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> schon im Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter: jedes dritte<br />

K<strong>in</strong>d zeigt Verhaltensauffälligkeiten trotz der Mütter zu Hause, die K<strong>in</strong>der- und Jugenddepressivität<br />

nimmt zu, sagen die K<strong>in</strong>derärzte – und zwar als Folge der Überbehütung<br />

durch die Mütter und der E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>dersituation. 61% der K<strong>in</strong>der bis zu zwei<br />

Jahren, für die <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> Erziehungsgeld gewährt wurde, hatten ke<strong>in</strong>e Geschwister,<br />

25% nur e<strong>in</strong>s so der Sachstandsbericht 1999 „Tagesbetreuung für K<strong>in</strong>der unter drei<br />

Jahren <strong>in</strong> der Stadtgeme<strong>in</strong>de <strong>Bremen</strong>“ des Senators für Frauen, Gesundheit, Jugend,<br />

Soziales und Umweltschutz (zit. n.: Landesverband Evangelische Tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

für K<strong>in</strong>der: „Konzeption für die Betreuung und Förderung von K<strong>in</strong>dern unter drei Jahren<br />

<strong>in</strong> Evangelischen Tagese<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>“, August 2000).<br />

Auch dieses drängt darauf, K<strong>in</strong>dern zusätzliche Formen der Gesellung, der emotionalen<br />

Zuwendung und Stabilität <strong>in</strong> Gruppenerfahrung zu ermöglichen: als H<strong>in</strong>tergrund<br />

für die Fähigkeit, <strong>in</strong> Aushandlungsprozesse zwischen Gleichaltrige zu gehen, als Teil<br />

also der Selbstentdeckung und –entfaltung, zu der die Mutter als e<strong>in</strong>zige Bezugsperson<br />

gegebene, nicht reicht, die ihrerseits dadurch meist gleichzeitig über- und unterfordert<br />

ist, zu bieten.<br />

„K<strong>in</strong>der brauchen K<strong>in</strong>der“, so auch das Motto der gerade zu Ende gegangenen Aktionswoche<br />

vom 01.06.2002, mit der der Deutsche Frauenrat und die Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen für die ganztägige<br />

Bildung und Betreuung für K<strong>in</strong>der aller Altersstufen geworben haben. Dass dies auch<br />

dem Erfahrungsstand der Mütter entspricht, war bereits Resultat e<strong>in</strong>er Untersuchung,<br />

die ich Mitte der 80iger Jahre zusammen mit Claudia Born und anderen, hier <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong><br />

„Zur Lebenssituation unter dreijähriger K<strong>in</strong>der und ihrer Eltern“ durchgeführt habe.<br />

E<strong>in</strong> Vergleich der Mütter, die ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>derkrippe, bei e<strong>in</strong>er Tagesmutter<br />

oder selbst betreut hatten, ergab die höchste Zufriedenheit mit der Krippenbetreuung,<br />

8


9<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Tagesmütter wurden wegen organisatorischer und emotional –pädagogischer Abhängigkeiten<br />

als schwierig bewertet, und die selbstbetreuenden Mütter betonten die<br />

Wichtigkeit, v. a. auch aufgrund des erfahrenen Mangels an Kontakten ihres K<strong>in</strong>des<br />

mit anderen K<strong>in</strong>dern (s. H. Krüger, C. Born u. a.:.“Privatsache K<strong>in</strong>d – Privatsache<br />

Beruf, Opladen 1987). Und nach jüngsten Umfragen wünschen sich etwa e<strong>in</strong> Drittel<br />

der Eltern unter 3-jähriger K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Westdeutschland e<strong>in</strong>en Krippenplatz (FAZ v.<br />

19.04.2002) – und GUT muss er se<strong>in</strong>.


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Dr. Harald Seehausen<br />

<strong>Betriebsbezogene</strong> <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>: Modelle <strong>in</strong> der BRD und ihre<br />

organisatorischen, pädagogischen und f<strong>in</strong>anziellen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

1. Betrieblich unterstützte <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> – Aktuelle Diskussion<br />

Betriebliche <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangebote müssen e<strong>in</strong>gebettet se<strong>in</strong> <strong>in</strong> die gesellschaftspolitische<br />

Entwicklung und <strong>in</strong> das sozialpolitische Engagement von Unternehmen. Sie<br />

tangieren den Bereich der Arbeitsmarktentwicklung und speziell die betriebliche Frauenförderung.<br />

Sie s<strong>in</strong>d Teil der gesellschaftlichen Familienpolitik und f<strong>in</strong>den zunehmend<br />

E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die Gesetzgebung.<br />

Die beiden bundesweiten Projekte „Orte für K<strong>in</strong>der“ und „Betriebliche Förderung von<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>“ haben für Beispiele <strong>in</strong>novativen Handelns e<strong>in</strong>en qualitativen Bezugsrahmen<br />

zur Verfügung gestellt: Orientieren müssen sie sich an den verschiedenen<br />

Bedarfslagen und Lebensformen der Familien. Die Pluralisierung der Lebenswelten,<br />

die sich im Arbeits – und Familienbereich entwickeln, muss auch im Bereich der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

e<strong>in</strong>en adäquaten Niederschlag f<strong>in</strong>den und <strong>in</strong>dividuelle Lösungsmöglichkeiten<br />

bieten (Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut (Hrsg.) 1994; Hagemann/Kreß/Seehausen<br />

1999).<br />

Unternehmen verlieren wertvolle Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter, weil diese <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

und Beruf nicht mite<strong>in</strong>ander vere<strong>in</strong>baren können. Familienbewusste Unternehmen<br />

zeigen jedoch, dass es auch anders geht. Um die Beschäftigten enger an das<br />

Unternehmen zu b<strong>in</strong>den, haben diese mit Kommunen, Elternvere<strong>in</strong>en und freien Jugendhilfeträgern<br />

neue <strong>in</strong>novative Verbundlösungen und Kooperationsmodelle der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

entwickelt. Sie verfolgen das Ziel, sowohl die Vere<strong>in</strong>barkeit von Familien-<br />

und Erwerbsarbeit zu verbessern, als auch im S<strong>in</strong>ne der Frauenförderung Männern<br />

und Frauen e<strong>in</strong>e gleichberechtigte Teilhabe an diesen Aufgaben zu ermöglichen.<br />

Diese oft maßgeschneiderten betriebs- und wohnortnahen Zuschnitte verfügen über<br />

e<strong>in</strong>e zeitgemäße Familienorientierung. Vielfältige Formen der betrieblichen Förderung<br />

von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> ermöglichen nicht nur Großunternehmen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative Personalentwicklung<br />

– auch kle<strong>in</strong>ere und mittlere Unternehmen sowie öffentliche Betriebe<br />

engagieren sich für e<strong>in</strong> differenziertes Angebot unterschiedlicher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sformen.<br />

Bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er 1993 erschienenen Handreichung unterstreicht der Deutsche Gewerkschaftsbund<br />

die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er aktiven Beteiligung der Betriebe an der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

(DGB 1993). Darüber h<strong>in</strong>aus weisen Unternehmensverbände auf die Verantwortung<br />

der Kommunen und der Länder bei der Bereitstellung bedarfsgerechter<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangebote h<strong>in</strong>. Die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Unternehmensbefragung des Instituts<br />

der Deutschen Wirtschaft zu „Vorstellungen für e<strong>in</strong>e familienorientierte Arbeitswelt<br />

der Zukunft“ belegen, dass 70% der befragten Unternehmen e<strong>in</strong> erweitertes<br />

10


11<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Angebot an K<strong>in</strong>dergärten positiv im H<strong>in</strong>blick auf die Beschäftigung von Müttern und<br />

Vätern bewerten (Bundesm<strong>in</strong>isterium für Familie und Senioren (Hrsg.) 1994).<br />

Die Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der Landesjugendämter verabschiedete 1991 „Empfehlungen<br />

zur E<strong>in</strong>richtung und zum Betrieb von Betriebsk<strong>in</strong>dergärten“ und plädierte,<br />

bei Tagese<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong>der auf „re<strong>in</strong>e“ Betriebsträgerschaft zu verzichten und<br />

verstärkt Kooperationen zwischen Betrieben und Trägern der öffentlichen und freien<br />

Jugendhilfe anzustreben.<br />

E<strong>in</strong>e Reihe von Bundesländer haben die rechtlichen und f<strong>in</strong>anziellen Grundlagen zur<br />

Förderung betrieblicher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong>nerhalb ihrer Ländergesetze geklärt (vgl.<br />

Höltersh<strong>in</strong>ken/Kasüschke 1996, S. 162f.). Zudem bieten betrieblich geförderte K<strong>in</strong>dere<strong>in</strong>richtungen<br />

zukunftsweisende Handlungsmodelle zur Weiterentwicklung von Tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

für K<strong>in</strong>der (Erler 1996; Seehausen 1999, 2001).<br />

Im Gleichstellungsgesetz ist neben Regelungen zu Kernbereichen betrieblicher Gleichstellung<br />

(u.a. zur Erhöhung der Frauenanteile <strong>in</strong> verschiedenen Bereichen, der Aufnahme<br />

des Gender-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g-Pr<strong>in</strong>zips, der betrieblichen Umsetzung des Lohngleichheitsgebotes<br />

und von Maßnahmen zum Schutz vor sexueller Belästigung) auch<br />

die Realisierung von konkreten Maßnahmen zur „Gleichstellung von Frauen und Männern“<br />

<strong>in</strong> der Wirtschaft vorgesehen. E<strong>in</strong> wesentliches Element zur Verbesserung der<br />

„Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Erwerbstätigkeit“ s<strong>in</strong>d hierbei familiengerechte Arbeitszeiten<br />

und die Bereitstellung darauf abgestimmter betrieblich (mit-) organisierter<br />

oder (mit-) f<strong>in</strong>anzierter <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>.<br />

Auffällig ist jedoch, dass von Seiten der Wirtschaft e<strong>in</strong> Informationsdefizit <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Gestaltung von Modellen der betrieblichen Förderung von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

existiert.<br />

In dem Konfliktdreieck „Familie – Arbeitswelt – <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>“ spielt die Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Familie und Beruf e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Unsere bisherigen Ausführungen zeigen,<br />

dass die Ökonomie Sache der Betriebe, die Erziehung Sache der Familie und die<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> e<strong>in</strong>e Angelegenheit der öffentlichen Hand gewesen ist. Diese bisherige<br />

Trennung und Arbeitsteilung vermischt sich nun. Akteure mit sche<strong>in</strong>bar gegensätzlichen<br />

Interessen erkennen, dass sie aufe<strong>in</strong>ander angewiesen s<strong>in</strong>d.<br />

Die Notwendigkeit größerer Flexibilisierung und s<strong>in</strong>nvoller Verteilung der Erwerbsarbeit,<br />

das politische Ziel e<strong>in</strong>er beruflichen Chancengleichheit von Frauen und Männern,<br />

die F<strong>in</strong>anznot der Kommunen und das Interesse von Betrieben, das Erwerbspotential<br />

gut ausgebildeter Frauen auszuschöpfen, f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Nenner <strong>in</strong> unkonventionellen<br />

Formen der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>.


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

2. Familienfreundliche Personalpolitik und betriebliche Förderung von<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> zwischen Kosten- und Nutzenüberlegungen<br />

Ende der 80er Jahre gewann e<strong>in</strong>e personalwirtschaftliche Orientierung <strong>in</strong>nerhalb der<br />

Betriebswirtschaftslehre an Bedeutung, die sich mit der „Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie<br />

und Beruf als Herausforderung an das strategische Personalmanagement“ (Hosemann/Lenz/Burian<br />

1990) befasst.<br />

Hier wurden neuere sozialwissenschaftliche Ergebnisse zu Rate gezogen, um auf der<br />

erweiterten Grundlage demographischer Entwicklungen und Veränderungen des Qualifikationsbedarfes<br />

sowie der Wertorientierungen mit neuen Personalkonzepten zu antworten.<br />

Ab Mitte der 90er Jahre begann e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> unseren Augen weitreichende Diskussion<br />

um e<strong>in</strong>e familienfreundliche Personalpolitik, die e<strong>in</strong>e Verknüpfung von familiären<br />

und beruflichen Interessen verfolgt.<br />

In diesem Zusammenhang werden die Thesen vertreten, die knapper werdenden Ressourcen<br />

beruflicher Qualifikation sollen erhalten und ausgebaut werden. Die moderne<br />

familienorientierte Personalpolitik anerkennt die Vielfalt der Lebensmodelle <strong>in</strong> der Familienphase<br />

und muss sich demzufolge künftig weiter <strong>in</strong>dividualisieren. Betrieblich<br />

geförderte <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang für Betriebe und Eltern gleichermaßen<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Thema geworden. Zum anderen erhält die ganzheitliche<br />

Führung der Mitarbeiter im Unternehmen e<strong>in</strong>en höheren Stellenwert.<br />

Wo liegen die Interessen des Unternehmens ?<br />

Soziale Veränderungsprozesse im Spannungsfeld von Beruf und Familie machen sich<br />

<strong>in</strong> den Unternehmen bemerkbar. Die Personalverantwortlichen bestätigen die Annahme,<br />

dass e<strong>in</strong> als ausgeglichen empfundenes Familienleben e<strong>in</strong>e stabilisierende Wirkung<br />

auf die berufliche Leistungsbereitschaft und -fähigkeit ausübt. Durch e<strong>in</strong>e stärkere<br />

B<strong>in</strong>dung der MitarbeiterInnen an das Unternehmen bleiben betriebsspezifische<br />

Kenntnisse und fachliches Spezialwissen sowie Erfahrung im Umgang mit den Kunden<br />

langfristig erhalten. Unternehmen konkurrieren um engagierte und qualifizierte<br />

MitarbeiterInnen. Bei ähnlichen Anforderungsprofilen hängt es vor allem von Lage und<br />

Ausstattung des Arbeitsplatzes ab, für welches Angebot sich zukünftige MitarbeiterInnen<br />

entscheiden. Hier werden betrieblich geförderte <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangebote <strong>in</strong> der<br />

Personalwerbung gezielt e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Empirische Untersuchungen belegen positive Effekte: Arbeitsmotivation und persönlicher<br />

E<strong>in</strong>satz von Mitarbeitern steigen an, Fehlerquoten, Personalfluktuation und Krankenstände<br />

verr<strong>in</strong>gern sich, wenn das Unternehmen e<strong>in</strong> familienorientiertes Image<br />

praktiziert (u.a. BMFSF 2001; GHST 1998; Deutsche Gesellschaft für Personalführung<br />

1997, Mart<strong>in</strong> 1991).<br />

12


13<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Drei weitere Tendenzentwicklungen s<strong>in</strong>d für die künftige Entwicklung betrieblich geförderter<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> stärker zu berücksichtigen:<br />

Die Erwerbsarbeit tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e schärfere Konkurrenz mit anderen Lebenszielen. Die<br />

Attraktivität anderer Lebensbereiche nimmt zu. Es besteht die Tendenz zur Abkehr<br />

von der B<strong>in</strong>dung an e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitig def<strong>in</strong>ierte Rolle. So wie die Rolle der e<strong>in</strong>seitig familienorientierten<br />

Hausfrau abnimmt, so stellen Männer das Pendant des e<strong>in</strong>seitig berufsorientierten<br />

Mannes <strong>in</strong> Frage (vgl. Schuhmacher 1988, S. 77f., vgl.<br />

Schnack/Gesterkamp 1996).<br />

Diese vor allem auch von der Deutschen Gesellschaft für Personalführung <strong>in</strong>itiierte<br />

Fachdiskussion will die „familienfreundliche Personalpolitik aus der Sozialkostenecke<br />

herausholen“. Die Diskussion um die Kosten-Nutzen-Analyse von betrieblich geförderter<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> erhält ihren Stellenwert <strong>in</strong> den Beziehungen zwischen betrieblicher<br />

Familienpolitik und Arbeitsproduktivität (vgl. Seehausen/Urban 1999, S.39f.).<br />

Sozialleistungen werden von Unternehmen als Investitionen <strong>in</strong> das Humankapital bewertet.<br />

Dabei ist zu beobachten, wie die Sozialpolitik der Unternehmen durch Anpassung<br />

an die wirtschaftliche Entwicklung entsteht und zugleich die Dynamik <strong>in</strong> der<br />

staatlichen Sozialpolitik bee<strong>in</strong>flusst.<br />

E<strong>in</strong> dritter Trend b<strong>in</strong>det die betriebliche Förderung von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> die Frage<br />

nach der Bewertung und Verwertbarkeit von Familienqualifikationen <strong>in</strong> der Arbeitswelt<br />

e<strong>in</strong> (Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und<br />

Gesundheit/Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut 1994; Hertie-Stiftung 1996).<br />

Zum Abschluss dieses Kapitels möchte ich auf e<strong>in</strong> besonderes Interesse von Unternehmen<br />

h<strong>in</strong>weisen, die im weltweiten Wettbewerb stehen und beim E<strong>in</strong>satz von modernen<br />

Produktionsweisen und Dienstleistungsverhältnissen von ihren Beschäftigten<br />

e<strong>in</strong> Höchstmaß an Flexibilität erwarten. Die Flexibilität des Arbeitskräftee<strong>in</strong>satzes wird<br />

durch die familiären und betrieblichen Zeitbedarfe bee<strong>in</strong>flusst. So erfordern Entlastungen<br />

für die Familie gleichzeitig die Bereitschaft, kurzfristig und flexibel für den Betrieb<br />

verfügbar zu se<strong>in</strong>: Schichtarbeit, Arbeit am Wochenende und Feiertagen, Mehrarbeit,<br />

Freistellungen aufgrund von Erkrankungen e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des oder der Betreuungsperson,<br />

Regelungen des Wiedere<strong>in</strong>stiegs <strong>in</strong> den Beruf nach der Familienphase, aber auch regionale<br />

Versetzungen, längere Dienstreisen oder Auslandsaufenthalte und Weiterbildungsaktivitäten<br />

außerhalb der Arbeitszeit. So ist das betrieblich unterstützte Projekt<br />

Kids & Co. der Commerzbank e<strong>in</strong>e passende Antwort auf gesellschaftliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> der Wissensgesellschaft zu werten, um Strukturen für e<strong>in</strong>e bessere<br />

Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf herzustellen (Seehausen 2000).


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

3. Steuerliche Behandlung von betrieblichen Aufwendungen<br />

für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

Das Engagement für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> rechnet sich für die Betriebe. Im Rahmen des<br />

bundesweiten Modellversuchs „Betriebliche Förderung der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>“ wurde<br />

für die steuerliche Behandlung von betrieblichen Aufwendungen die Broschüre „<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

lohnt sich“ (Mai 1997) entwickelt. Diese Veröffentlichung hat für die<br />

Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Wirtschaft e<strong>in</strong>en wertvollen Beitrag zur Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Familie und Beruf geleistet. Seit 1.1.1992 gibt es e<strong>in</strong>e generelle Steuerfreiheit<br />

für alle Leistungen des Arbeitgebers zur Unterbr<strong>in</strong>gung (e<strong>in</strong>schließlich Unterkunft<br />

und Verpflegung) und Betreuung von nicht schulpflichtigen K<strong>in</strong>dern der Arbeitnehmer<br />

<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten oder vergleichbaren E<strong>in</strong>richtungen (§ 3 Nr. 33EStG). Hierzu<br />

zählen auch Barzuschüsse, die der Arbeitgeber zu den Aufwendungen des Arbeitnehmers<br />

für e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dergartenplatz erbr<strong>in</strong>gt.<br />

Unsere Erfahrung <strong>in</strong> der Beratung von Unternehmen zeigt, dass die Broschüre „<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

lohnt sich“ wenig bekannt ist. Dazu kommt, dass den Verantwortlichen<br />

<strong>in</strong> den Unternehmen (und auch <strong>in</strong> den Kommunen) über die Varianten der betrieblich<br />

unterstützten <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> differenzierte Informationen fehlen.<br />

Die Beantwortung der Ausgangsfragen<br />

• Welche Varianten der betrieblich unterstützten <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> gibt es?<br />

• Welcher f<strong>in</strong>anzielle und organisatorische Aufwand ist damit verbunden?<br />

• Wie rechnet sich die betriebliche Förderung von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>?<br />

bildet die Grundlage zur Berechnung der Steuerm<strong>in</strong>derung durch Investitionen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>.<br />

Die Kooperationsmodelle mit privaten Trägervere<strong>in</strong>en ermöglichen e<strong>in</strong>e Mischf<strong>in</strong>anzierung:<br />

Landesmittel, Mittel der Geme<strong>in</strong>de, Unternehmenszuschüsse, Mittel des Trägervere<strong>in</strong>s<br />

und Elternbeiträge bilden oft die Grundlage, um unterschiedliche Lösungen<br />

verwirklichen zu können. Die Fördermittel der Länder s<strong>in</strong>d unterschiedlich hoch und<br />

können bis zu 50% der Investitionskosten betragen.<br />

Aus der Innovationsberatung zahlreicher Unternehmen und Kommunen haben sich<br />

e<strong>in</strong>e Reihe weiterer Möglichkeiten für Betriebe ergeben, sich an den Kosten für die<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> zu beteiligen:<br />

• Räumlichkeiten, Grundstücke, Verpflegung zur Verfügung stellen<br />

• Übernahme von Mietkosten<br />

• Beteiligung an den laufenden Betriebskosten<br />

• Beteiligung an den Investitionskosten<br />

• Übernahme von Personalkosten<br />

Beauftragung von K<strong>in</strong>derbüros mit entsprechenden Dienstleistungen.<br />

14


4. Gesetzliche Vorgaben für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

15<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Im Rahmen des bundesweiten Modellversuchs „Betriebliche Förderung der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>“<br />

wurde e<strong>in</strong>e bundesweite Bestandsaufnahme der rechtlichen, organisatorischen<br />

und f<strong>in</strong>anziellen Aspekte durchgeführt (vgl. Hagemann 1999, S. 128-147).<br />

Mehrere Befragungen der obersten Landesjugendbehörden der 16 Bundesländer, der<br />

18 Landesjugendämter sowie der 570 örtlichen Landesämter (<strong>in</strong> Kooperation mit der<br />

Bundesvere<strong>in</strong>igung der Kommunalen Spitzenverbände) im Zeitraum von 1995-1996<br />

ergaben zahlreiche Informationen zu den gesetzlichen Vorgaben für die betriebliche<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>. Wir skizzieren die wichtigsten Ergebnisse:<br />

• Die Hälfte der Bundesländer verfügt über gesetzliche Regelungen bezüglich der<br />

betrieblichen Förderung von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>.<br />

• Es existiert e<strong>in</strong> außergewöhnliches buntes Bild von Fördermaßnahmen, das Ausdruck<br />

förderaler Verfassung und regionalen Eigenheiten geschuldet ist.<br />

• In den neuen Bundesländern gibt es außer <strong>in</strong> dem Land Sachsen ke<strong>in</strong>e spezifischen<br />

gesetzlichen Regelungen.<br />

• Unterhalb der gesetzlichen Vorgaben gibt es e<strong>in</strong>e Reihe von Richtl<strong>in</strong>ien, Regelungen,<br />

Empfehlungen h<strong>in</strong>sichtlich der betrieblichen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>. Entwicklungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Ballungszentren werden durch spezifische Regelungen zwischen Betrieben<br />

und Jugendämtern geprägt.<br />

• Etliche Betriebsvere<strong>in</strong>barungen sehen e<strong>in</strong>e mittelfristige Überprüfung auf Fortschreibung<br />

bzw. Kündigung der betrieblich geförderten <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> vor.<br />

Zusammenfassend kommt die damalige Bestandsaufnahme zu dem Ergebnis, dass<br />

die Landes- und Kommunalregelungen <strong>in</strong> Fragen der Mittelzuwendungen für betrieblich<br />

geförderte <strong>in</strong>stitutionelle <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> von Land zu Land und von Stadt zu<br />

Stadt erheblich variieren; zum Teil existieren ke<strong>in</strong>e Regelungen.<br />

5. Zur sozialpädagogischen Qualität von betrieblich geförderter<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

Seit Anfang der 90er Jahre steht die sozialpädagogische Qualität von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtungen<br />

von allem im Kontext e<strong>in</strong>es bedarfsgerechten, an die regionale Infrastruktur<br />

angepassten und allen Altersstufen und unterschiedlichen Lebenslagen entsprechenden<br />

Angebots im Mittelpunkt der Diskussion (Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut<br />

1994). Dabei wurde die Forderung aufgestellt, „neue Modelle“ der betrieblichen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

zu entwickeln, „die die unterschiedlichen Zeitstrukturen von Schule,<br />

Arbeit und Familie <strong>in</strong> angemessener Weise aufe<strong>in</strong>ander beziehen" ( BMJFFG 1990, S.<br />

41). Darüber h<strong>in</strong>aus wurde e<strong>in</strong>e Reihe von Aspekten benannt, nach denen auch die<br />

Qualität von betriebsnahen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangeboten betrachtet werden sollten.


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Hierzu zählen u.a.<br />

• die Wahl des Standorts (betriebsnahe und wohnortnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>),<br />

• die soziale Mischung von Betriebs- und Stadtteil-K<strong>in</strong>dern,<br />

• die Vielfalt von angebotenen Betreuungszeiten,<br />

• altersübergreifende Angebote,<br />

• die Beteiligung von Eltern und Unterstützung von Selbsthilfe sowie<br />

• e<strong>in</strong>e bedarfsgerechte Planung von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangeboten.(Hagemann/Seehausen<br />

1999, 59-76)<br />

Die Standortfrage<br />

Eltern wählen betriebsnahe E<strong>in</strong>richtungen vor allem dann, wenn das wohnortnahe<br />

Angebot nicht dem Bedarf entspricht. Dies gilt häufig für die Betreuung von K<strong>in</strong>dern<br />

unter drei Jahren und für arbeitszeitkompatible Öffnungszeiten. Schließt e<strong>in</strong> Betrieb<br />

hier mit se<strong>in</strong>em Angebot e<strong>in</strong>e bestehende Lücke im kommunalen Angebot, nehmen<br />

Eltern dies gerne an.<br />

Der Anspruch der Jugendhilfe besteht <strong>in</strong> der Forderung, dass K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> wohnungsnahen<br />

Lern- und Handlungsräumen aufwachsen sollen. Bei betriebsnahen E<strong>in</strong>richtungen<br />

werden als Gefahren gesehen:<br />

• die seelisch-körperliche Belastungen durch die langen Anfahrtswege vom Wohnort<br />

zur Tagese<strong>in</strong>richtung,<br />

• der Verlust von Kontakten und Freundschaften aus dem Wohngebiet,<br />

• die Isoliertheit außerhalb der Betreuungszeiten der E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Die betroffenen Eltern schätzen die betriebliche Nähe der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> für die<br />

K<strong>in</strong>der und für sich selbst positiv e<strong>in</strong>. Sie betonen die Konstanz von Bezugspersonen<br />

und -gruppen, die Zeitersparnis durch das Wegfallen zusätzlicher Wege, verweisen auf<br />

die Erfahrungen bei kurzfristig anfallenden Problemen und gew<strong>in</strong>nen der längeren geme<strong>in</strong>samen<br />

Anfahrtszeit mit den K<strong>in</strong>dern zahlreiche gute Seiten ab. Die Trennung <strong>in</strong><br />

zwei Spiel-Welten wird von den Eltern und Erziehern grundsätzlich nicht als negativ<br />

für die Entwicklung ihres K<strong>in</strong>des empfunden.<br />

Schwieriger gestaltet es sich, wenn e<strong>in</strong> Schule<strong>in</strong>tritt bevorsteht. Hier wird oft seitens<br />

der Eltern die wohnortnahe Lösung bevorzugt, um dem K<strong>in</strong>d die Entwicklung von stabilen<br />

sozialen Beziehungen im unmittelbaren Wohnumfeld und selbständiges Agieren<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vertrauten Umgebung zu ermöglichen. Forschung und Praxis konnten <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren zeigen, dass K<strong>in</strong>der bei entsprechender pädagogischer Begleitung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em betriebsnahen Hort auch an zwei Orten beständige Kontakte aufbauen konnten.<br />

E<strong>in</strong>e Berücksichtigung des sozialpädagogischen Plädoyers für die wohnortnahe Lösung<br />

(ger<strong>in</strong>geres Unfallrisiko, Identifikation mit dem Quartier, Kont<strong>in</strong>uität der sozialen<br />

Kontakte im Wohnumfeld etc.) und ggf. gezielte Differenzierung der mit betrieblichen<br />

Unterstützung für „beide Schienen“ käme hierbei sicherlich allen Beteiligten zugute.<br />

16


17<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Die Mitarbeiterk<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den an beiden Orten Spielfreunde und entwickeln verlässliche<br />

Kontakte. Eltern und pädagogisches Personal sehen ke<strong>in</strong>e gravierenden Unterschiede<br />

<strong>in</strong> der Persönlichkeitsentwicklung zwischen Stadtteilk<strong>in</strong>dern und Mitarbeiterk<strong>in</strong>dern.<br />

Aber: Eltern plädieren mit E<strong>in</strong>schulung ihres K<strong>in</strong>des für e<strong>in</strong>e wohnortnahe Betreuung,<br />

damit e<strong>in</strong>e altersgemäße Integration <strong>in</strong> der Nachbarschaft erfolgen kann.<br />

Mischung von Betriebs- und Stadtteilk<strong>in</strong>dern<br />

Die Frage der „sozialen Mischung“ <strong>in</strong> Betriebsk<strong>in</strong>dergärten muss auch vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

des Rechtsanspruchs auf e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dergartenplatz und der Probleme, die<br />

Kommunen mit se<strong>in</strong>er umfassenden Umsetzung haben, gesehen werden. Betriebliche<br />

E<strong>in</strong>richtungen werden <strong>in</strong> aller Regel eher von großen Betrieben realisiert, <strong>in</strong> denen<br />

auch die Arbeitnehmervertretung dezidiert darauf achtet, dass alle ArbeitnehmerInnen<br />

<strong>in</strong> ausgewogener Weise bei e<strong>in</strong>er Platzvergabe berücksichtigt werden. Zudem werden<br />

pädagogisches Konzept und professionelle Kompetenz des Personals sehr gefordert,<br />

wenn sowohl auf die Erfordernisse der k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung <strong>in</strong> der unmittelbaren<br />

Nachbarschaft als auch Pendlersituationen der Eltern e<strong>in</strong>gegangen werden muss. Von<br />

e<strong>in</strong>er kategorischen Forderung nach e<strong>in</strong>er Öffnung zum Stadtteil sollte eher abgesehen<br />

werden, denn die jüngste Umfrage für diese Broschüre zeigte, dass es beide Formen<br />

gibt, e<strong>in</strong>e Öffnung schon dann oft praktiziert wird, wenn Betriebsplätze nicht genutzt<br />

werden, aber Bedarf vorhanden ist.<br />

Zeitwohlstand für Familien: Familienfreundliche Arbeits- und Öffnungszeiten<br />

Die „Zeitfrage“ markiert den zentralen Schnittpunkt verschiedener Lebensfelder. Moderne<br />

Arbeitszeitflexibilisierung greift unmittelbar <strong>in</strong> das Familienleben und <strong>in</strong> die Betreuungsformen<br />

der öffentlichen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> e<strong>in</strong> und prägt ihnen ihren unmissverständlichen<br />

Stempel auf.<br />

Die betrieblich unterstützte <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> berücksichtigt die Zeitfrage <strong>in</strong> besonderer<br />

Weise. Es existieren lange und variable Öffnungs- und Betreuungszeiten, die <strong>in</strong> der<br />

Regel mit den flexiblen Arbeitszeiten der beteiligten Unternehmen korrespondieren.<br />

Die „Zeitbrücken“, verstanden als betriebliche Angebote für Arbeitszeitbedürfnisse von<br />

Eltern und bewegliche Betreuungszeiten <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen, sollen die<br />

täglichen Stresssituationen abmildern und mehr Zeit für das Zusammenleben mit den<br />

K<strong>in</strong>dern ermöglichen<br />

Mütter und Väter benötigen flexible Arbeits- und Betreuungszeiten, um für die Überraschungen<br />

und Wechselfälle des Familienlebens gewappnet zu se<strong>in</strong>.<br />

Die <strong>in</strong>novativen Verbundlösungen betrieblich geförderter <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> ermöglichen<br />

mehr Zeit für das Zusammenleben zwischen Eltern und K<strong>in</strong>dern. Eltern nutzen den<br />

Zeitgew<strong>in</strong>n für geme<strong>in</strong>same Spielaktivitäten mit ihren K<strong>in</strong>dern, <strong>in</strong>sbesondere dann,<br />

wenn Erzieher<strong>in</strong>nen Anregungen zur kreativen Spielfähigkeit von Erwachsenen und<br />

K<strong>in</strong>dern beitragen.<br />

Die Möglichkeiten selbstbestimmter Arbeitszeite<strong>in</strong>teilung von Eltern haben sich im<br />

Vergleich zu früheren Zeiten erhöht. Flexible Teilzeitarbeit und Schichtarbeit, Gleitzeit


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

und Zeitkonten, Langzeiturlaub, die Vielfalt des Jobshar<strong>in</strong>g, Telearbeit zu Hause, <strong>in</strong>dividuelle<br />

Absprachen am Arbeitsplatz, gesetzlich verankerte Elternzeit (um nur e<strong>in</strong>ige<br />

zu nennen) tragen wesentlich zum Abbau der Zeitnot bei und bieten Möglichkeiten<br />

e<strong>in</strong>er Zeitsouveränität für junge Eltern.<br />

Andererseits führt die Auflösung der Normalarbeitszeit zu e<strong>in</strong>em Mehr an Wochenendarbeit,<br />

tarifrechtlich vere<strong>in</strong>barte Arbeitszeitkorridore führen zu Arbeitszeit auf Abruf,<br />

die die Stabilität des Tages- und Wochenrhythmus der Familie <strong>in</strong>frage stellen.<br />

Eltern wünschen sich mehr Möglichkeiten selbstbestimmter Arbeitszeite<strong>in</strong>teilung, vor<br />

allem im Bereich der oft zermürbenden Schicht – und Nachtarbeit. Lange und variable<br />

Betreuungszeiten, das heißt vielerorts neun bis elf Stunden Öffnungszeiten, wie<br />

Dreiviertel-, Zweidrittel – und Halbtagsplätze, Samstagsbetreuung reduzieren die <strong>in</strong><br />

vielen Regele<strong>in</strong>richtungen anzutreffenden Zeitkonflikte zwischen Erziehern und Müttern.<br />

In diesem Zusammenhang stellt die Betreuungsform des Platz-Shar<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e spezifische<br />

sozialpädagogische Antwort auf die strukturelle Anforderungen variabler Teilzeiten<br />

dar.<br />

Die Ausdifferenzierung von Öffnungszeiten stellt die pädagogische Frage nach veränderten<br />

Gruppenzusammensetzungen. Aus den Beobachtungen der K<strong>in</strong>der und den<br />

Interviews der befragten Erzieher<strong>in</strong>nen gelangen wir zu folgender k<strong>in</strong>derpychologischen<br />

Schlussfolgerung: K<strong>in</strong>der benötigen zwar e<strong>in</strong>e bestimmte Kont<strong>in</strong>uität und Erfahrung<br />

mit stabilen sozialen Gruppierungen. Dies schließt jedoch das Zusammenleben<br />

<strong>in</strong> offenen Gruppen mit wechselnden Spielfreunden nicht aus. Im Gegenteil: Verschiedene<br />

Br<strong>in</strong>g- und Abholzeiten ermöglichen vielfältige Erfahrungen mit neuen Gruppenkonstellationen.<br />

Die Fähigkeiten von K<strong>in</strong>dern, sich neuen und oft schwierigen Situationen zu stellen,<br />

s<strong>in</strong>d weit größer, als sie von Erwachsenen e<strong>in</strong>geschätzt werden. Die Forderung nach<br />

möglichst weitgehender Kont<strong>in</strong>uität auf allen Ebenen kann daher nicht als Idealkonzeption<br />

gelten. Es ist zweifellos anzustreben, zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>ige der wichtigen Faktoren<br />

konstant zu halten und gleitende Übergänge zu ermöglichen. Aber die Konstanz aller<br />

oder zu vieler Bed<strong>in</strong>gungen wäre für das K<strong>in</strong>d im S<strong>in</strong>ne neuer Erfahrungsmöglichkeiten<br />

sogar h<strong>in</strong>derlich.<br />

Bemerkenswerterweise verändert sich mit e<strong>in</strong>em arbeitszeitorientierten Betreuungsangebot<br />

auch das pädagogische Selbstverständnis von Erzieher<strong>in</strong>nen: es entwickelt sich<br />

e<strong>in</strong>e differenzierte und <strong>in</strong>dividuellere Wahrnehmung von Familienrealitäten, K<strong>in</strong>dern<br />

und Eltern und e<strong>in</strong> Mehr an Kommunikation und Kooperation im Team wie auch mit<br />

den Familien. Auch als Konsequenz hieraus haben sich offenere Konzepte entwickelt,<br />

die Möglichkeiten für e<strong>in</strong> autonomes Spiel, z.B. <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen wie auch Rückzugsmöglichkeiten<br />

bieten. Wesentlicher Bestandteil dieser Konzepte s<strong>in</strong>d die Erfüllung<br />

des Bildungsauftrags von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtungen und das E<strong>in</strong>gehen auf e<strong>in</strong>zelne<br />

K<strong>in</strong>der.<br />

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19<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Täglich verlängerte und auch ganzjährige Öffnungszeiten unter Wahrung oder Verbesserung<br />

der sozialpädagogischen Qualität – im Interesse von K<strong>in</strong>dern, Eltern und Unternehmen<br />

– s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel mit Mehrkosten verbunden, die z.B. durch betriebliche<br />

Zuwendungen abgedeckt werden können. Um bedarfsgerechte Öffnungszeiten mit<br />

e<strong>in</strong>er Flexibilisierung <strong>in</strong> der Anwesenheit der K<strong>in</strong>der sowie den persönlichen Zeitrhythmen<br />

und -präferenzen der Erzieher<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen, bedarf es e<strong>in</strong>es<br />

differenzierten Personale<strong>in</strong>satzmanagements (vgl. Colberg-Schrader / Krug 1999,<br />

143-163). Dies kann unterstützt werden durch e<strong>in</strong>e Altersmischungen <strong>in</strong> Teams, wodurch<br />

zugleich e<strong>in</strong> größerer Erfahrungsreichtum gegeben ist.<br />

Altersübergreifende Angebote<br />

Dem zunehmenden Trend e<strong>in</strong>er früheren Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit von<br />

Müttern (vgl. Sass/Jaeckel 1996) auch mit <strong>in</strong>stitutionellen Betreuungsangeboten<br />

Rechnung zu tragen, müssen sich zukünftig mehr der bestehenden E<strong>in</strong>richtungen öffnen.<br />

Von e<strong>in</strong>er wachsenden Zahl von Trägern wird daher das Konzept des „K<strong>in</strong>derhaus“<br />

unterstützt: Je mehr Jahrgänge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tagese<strong>in</strong>richtung betreut werden, desto<br />

größer ist die Kont<strong>in</strong>uität für die K<strong>in</strong>der selbst, desto höher ist die Planungssicherheit<br />

für die Familien, die Betriebe, die E<strong>in</strong>richtungsträger und die Erzieher<strong>in</strong>nen. Es zeichnet<br />

sich zudem ab, dass die Nachfrage nach derartigen E<strong>in</strong>richtungen wächst und<br />

diese weniger von Schließungen bedroht s<strong>in</strong>d als traditionelle Regelk<strong>in</strong>dergärten (vgl.<br />

Haberkorn 1994; Kebbe 1995).<br />

Die betriebliche Förderung der Betreuung von kle<strong>in</strong>eren K<strong>in</strong>dern ist auch <strong>in</strong> der Jugendhilfe<br />

nicht unumstritten. Allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t die Akzeptanz der <strong>in</strong>stitutionellen Betreuung<br />

von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern unter dem Vorzeichen „K<strong>in</strong>derhaus“ und / oder „Familiengruppe“<br />

zuzunehmen, da es dem Wunsch vieler Eltern nach baldiger Teilzeiterwerbstätigkeit,<br />

der Möglichkeit der Aufstockung von Arbeitszeit und der Mitbetreuung von<br />

Geschwisterk<strong>in</strong>dern entgegenkommt.<br />

Teilweise noch „<strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen“ stecken Ansätze, der Kooperation von K<strong>in</strong>dertagesstätten<br />

mit flexiblen und ergänzenden Angeboten wie Eltern-K<strong>in</strong>d-Gruppen und<br />

Tagespflege. Diese bieten jedoch zum e<strong>in</strong>en Gelegenheiten, mit anderen Müttern, Vätern<br />

und K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Kontakt zu kommen, und zum anderen stellen sie e<strong>in</strong>e ideale Ergänzung<br />

zu K<strong>in</strong>dertagesstätten dar. Verbundmodelle bieten daher<br />

• für Eltern-K<strong>in</strong>d-Gruppen die Chance<br />

• e<strong>in</strong>er optimalen Nutzung von (räumlichen) Ressourcen,<br />

• e<strong>in</strong>es für alle bruchlosen Übergangs und<br />

• für die Tagespflege die Möglichkeit<br />

• e<strong>in</strong>er qualifizierten Fachberatung und e<strong>in</strong>er öffentlichen Anlaufstelle sowie<br />

• e<strong>in</strong>er Professionalisierung und Stabilisierung (Erler 1996)


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Impulse zur Förderung von Selbsthilfe und Familiennetzen<br />

Das Angebot der betrieblich unterstützten Eltern<strong>in</strong>itiativen enthält e<strong>in</strong>e wichtige sozialpolitische<br />

Perspektive: Eltern anzustiften zum „Sich-E<strong>in</strong>mischen“. Die von den Betrieben<br />

unterstützte Selbsttätigkeit und Eigenverantwortung gew<strong>in</strong>nt an Bedeutung für<br />

das Geme<strong>in</strong>wesen. Es regt wichtige Impulse zur Förderung von Selbsthilfe und Familiennetzwerken<br />

an. Die beschleunigte Entwicklung neuer Technologien wird weitere<br />

Arbeitsersparnisse und Zeitgew<strong>in</strong>ne hervorbr<strong>in</strong>gen, die für die Bildung des örtlichen<br />

und regionalen Humanvermögens e<strong>in</strong>e wichtige Grundlage darstellen werden (vgl.<br />

BMFuS 1994).<br />

Die Zusammenarbeit von Laien aus dem Familien-Selbsthilfebereich und den professionellen<br />

Kräften der Tagese<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong>der eröffnet die Chance vielfältiger<br />

Formen von Betreuungsmöglichkeiten und Entlastungsangeboten für Familien. Diese<br />

Mischformen zwischen Institutionen, Selbsthilfe und Elternöffentlichkeit s<strong>in</strong>d als Ergänzung<br />

und Anregung für das vorhandenen Angebot von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> zu sehen.<br />

Die damit verbundenen Kont<strong>in</strong>uitätserfahrungen werden von den beteiligten Personen<br />

hoch bewertet. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere mit Blick auf die Konstanz von Familienbeziehungen<br />

und die Auswirkungen auf die Qualität der Atmosphäre am Arbeitsplatz. Nicht<br />

selten s<strong>in</strong>d dichte, eng geknüpfte Netze entstanden, <strong>in</strong> denen geme<strong>in</strong>schaftliche Interessen<br />

zwischen Familien bedeutsam geworden s<strong>in</strong>d.<br />

Aber auch weitmaschige, locker verbundene Beziehungen existieren, <strong>in</strong> denen eher<br />

<strong>in</strong>dividuelle Interessen von K<strong>in</strong>dern und Eltern im Vordergrund stehen. Damit werden<br />

wichtige Voraussetzungen für soziale Kontakt- und Beziehungsnetzwerke der Familien<br />

untere<strong>in</strong>ander hergestellt und unterstützt.<br />

K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen als Nachbarschaftszentren mit breit gestreuten Angeboten<br />

und Unterstützungsleistungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> richtungsweisendes Konzept dafür, Verb<strong>in</strong>dungen<br />

zwischen professionellen sozialen Dienstleistungen und nachbarschaftlichen und<br />

betrieblichen Hilfeleistungen anzubahnen.<br />

Eltern werden mit Unterstützung und Rückenstärkung der Unternehmen am Wohnort<br />

aktiv und mischen sich dort mit neuen Ideen <strong>in</strong> die Jugendhilfelandschaft e<strong>in</strong>.<br />

Die Experimentierbereitschaft bei der Gestaltung vielfältiger Betreuungsangebote junger<br />

Eltern steigt an, wenn Betriebe materielle und immaterielle Ressourcen zur Verfügung<br />

stellen.<br />

Die Frage, <strong>in</strong>wieweit die <strong>in</strong> den betrieblich unterstützten Eltern<strong>in</strong>itiativen erworbenen<br />

sozialen Kompetenzen die Umstrukturierungsprozesse <strong>in</strong> der Arbeitswelt bee<strong>in</strong>flussen,<br />

wird von Vorgesetzten und Eltern als positiv e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

Elternöffentlichkeit und -beteiligung<br />

Sehr deutlich hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahren gezeigt, dass die Konzeption und Organisation<br />

von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangeboten besonders gut gel<strong>in</strong>gt, wenn Eltern e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden. Die konsequenteste Form ist die Ermutigung zur Gründung und Unterstüt-<br />

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21<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

zung von Eltern<strong>in</strong>itiativen: materielle und immaterielle Hilfe wie z.B. geeignete Räumen<br />

und Spenden <strong>in</strong> der Startphase aber auch als Zuschuss zu den Betriebskosten,<br />

damit die f<strong>in</strong>anziellen Belastung der Eltern nicht überproportional wird. So verändern<br />

betrieblich geförderte Eltern<strong>in</strong>itiativen mit <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangeboten auch die Trägerlandschaft.<br />

Als Träger zumeist e<strong>in</strong>zelner E<strong>in</strong>richtungen mit durchschnittlich weniger<br />

Plätzen als bei Regele<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d sie geeignet, Lücken im Betreuungsangebot<br />

von Kommunen zu schließen.<br />

Aber auch die Kooperation von kommunaler Jugendhilfe, Trägern der freien Jugendhilfe<br />

und Unternehmen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Erkundung von familiären<br />

Lebensumständen (z.B. im Rahmen von Eltern(-Kunden-)Befragungen und klassischer<br />

Bedarfsermittlung) wird zunehmend und effektiv für Konzeption und Weiterentwicklung<br />

von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangebote genutzt. Der Aufbau vertrauensvoller, kont<strong>in</strong>uierlicher<br />

Beziehungen zu den Eltern und der Eltern untere<strong>in</strong>ander wird von den beteiligten<br />

Familien geschätzt. Diese positive Bewertung durch die Eltern bezieht sich vor<br />

allem auf die Konstanz von Familienkontakten am Ort. Eltern wünschen sich die Weiterentwicklung<br />

von „Orte für K<strong>in</strong>der“ zu e<strong>in</strong>em „Orte für Familien“ (Seehausen 1995).<br />

In diesem Zusammenhang s<strong>in</strong>d auch verstärkt Tendenzen dah<strong>in</strong>gehend auszumachen,<br />

dass unter Wahrung und sogar Verbesserung sozialpädagogischer Qualitätsstandards<br />

die Zusammenarbeit von Laien und Fachkräften mit dem Effekt des Zusammenführens<br />

unterschiedlicher Kompetenzen und Qualifikationen erfolgt: z.B. können Laien-<br />

Eltern durchaus als Experten <strong>in</strong> bestimmten Bereichen Bildungs- und Spielangebote<br />

für K<strong>in</strong>der entwickeln, die über die Schwerpunkte der ErzieherInnen h<strong>in</strong>ausgehen Gerzer-Sass<br />

1994).<br />

Bedarfsgerechte Planung von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangeboten<br />

Das zuständige Jugendamt hat nach §79, KJHG die Gesamtverantwortung für die<br />

Grundausstattung mit <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>. Dort s<strong>in</strong>d auch die relevanten Planungsunterlagen<br />

auf Kommunal- bzw. Landesebene vorhanden. In diesem S<strong>in</strong>n hat es auch e<strong>in</strong>e<br />

Moderations-funktion für alle an der Angebotsgestaltung beteiligten Gruppen (vgl. Hagemann/Ledig<br />

1994): nach § 80, KJHG soll die Jugendhilfeplanung u.a. auch <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit E<strong>in</strong>richtungen der beruflichen Aus- und Weiterbildung und den<br />

Stellen der Bundesanstalt für Arbeit sowie der Industrie- und Handelskammer und der<br />

Handwerkskammer erfolgen.<br />

In Ergänzung dazu empfiehlt es sich auch für betrieblich angebundene E<strong>in</strong>richtungen<br />

im Vorfeld den konkreten Bedarf genau zu ermitteln, z.B. mittels Befragung, die von<br />

den unterschiedlichsten betrieblichen Ebenen <strong>in</strong>itiiert werden können: Frauen- bzw.<br />

Gleichstellungsbeauftragte, Betriebs- bzw. Personalräte oder Vertreter des Personalmanagements,<br />

aber auch erwerbstätige Eltern selbst.<br />

Dabei können folgende Themenkreise angesprochen werden: Familien- und Haushaltsstrukturen,<br />

aktuelle <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>swünsche, Erwartungen an das betrieblich<br />

geförderte Angebot, Standortfrage der Betreuungse<strong>in</strong>richtung, akzeptierte Höhe des<br />

Elternbeitrages, mögliche Auswirkungen <strong>in</strong> Familien und am Arbeitsplatz, Bewertung


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

der örtlichen Infrastruktur für K<strong>in</strong>der und Familien (vgl. im Anhang „Fragenkatalog zur<br />

Bedarfserhebung“). Die aktive Beteiligung von beschäftigten Eltern an der Entwicklung<br />

des Fragebogens hat sich als s<strong>in</strong>nvoll erwiesen, da es immer wieder e<strong>in</strong>e enge Beziehung<br />

zwischen Arbeitszusammenhängen und Betreuungsbedarf gibt. E<strong>in</strong>e solche<br />

Wahrnehmung von Wechselwirkungen kann auch dazu führen, dass Eltern nicht mehr<br />

als Bittsteller auftreten (müssen).<br />

6. Modelle betrieblichen Engagements<br />

Seit Anfang der 90er Jahre s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Vielfalt von Organisationsmodellen betrieblich<br />

unterstützter <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> entstanden. Die Lücken der öffentlichen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

fordern e<strong>in</strong>e neuartige Zusammenarbeit zwischen Betrieben, Kommunen, Verbänden<br />

und Eltern heraus. Die Betriebe suchen <strong>in</strong>novative Verbundlösungen geme<strong>in</strong>sam<br />

mit der Jugendhilfe, um Lösungen für die unterschiedlichen regionalen Bedarfe zu<br />

entwickeln. Wir beobachten e<strong>in</strong>e neue Vielfalt von Konzepten, sowohl h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

Trägerschaften als auch der F<strong>in</strong>anzierungsmodelle und der Angebote.<br />

Wir stellen e<strong>in</strong>e Reihe unterschiedlicher Modelle der betrieblichen Förderung von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

vor. Diese Modelle plädieren für e<strong>in</strong>e bedarfsgerechte Gestaltung und<br />

Betreuung an verschiedenen Betreuungsorten. Zahlreiche Projekte gehen von folgenden<br />

praxisbezogenen Kriterien aus:<br />

• Öffnungszeiten von 7.00 bis 17.30 Uhr, ganzjähriges Betreuungsangebot ohne<br />

Unterbrechung durch Schulferien<br />

• Betreuungsmöglichkeiten für K<strong>in</strong>der von e<strong>in</strong>s bis zwölf Jahren<br />

• Wohnortnahe oder/und betriebsnahe Standorte zur Vermeidung langer Wegezeiten<br />

für Eltern und K<strong>in</strong>der<br />

• Möglichkeiten zu kurzfristiger und vorübergehender Notaufnahme<br />

• Anb<strong>in</strong>dung des Konzepts an die aktuelle sozialpädagogische Diskussion.<br />

Hierbei haben sich unterschiedliche Organisationsmodelle von betrieblich unterstützter<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> herauskristallisiert:<br />

• Betriebseigene K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtung<br />

• Betriebliche Beteiligung an e<strong>in</strong>er Stadtteil Kita<br />

• Förderung e<strong>in</strong>er Eltern<strong>in</strong>itiative<br />

• Überbetriebliche Kooperation mehrerer Unternehmen<br />

• F<strong>in</strong>anzierung von Belegplätzen<br />

• Betreuung <strong>in</strong> besonderen Situationen<br />

• Information/Beratung/Vermittlung<br />

• Angebotserweiternde Maßnahmen.<br />

Wir haben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von Veröffentlichungen die Vielfalt dieser Organisationsmodelle<br />

mit ihren unterschiedlichen Merkmalen beschrieben und analysiert. Dabei nahmen<br />

vor allem folgende Faktoren e<strong>in</strong>en wichtigen Stellenwert e<strong>in</strong>:<br />

22


• Trägerschaft<br />

• E<strong>in</strong>flussnahme des Betriebes<br />

• Organisatorischer Aufwand für den Betrieb<br />

• Kosten- und Nutzenanalyse<br />

• <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sbedarf und Realisierungsgrad<br />

• Standortfrage<br />

• Vorteile für das Unternehmen<br />

• Vorteile für die Beschäftigten<br />

• Vorteile für die Kommunen<br />

23<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

(vgl. u.a. Busch/Dörfler/Seehausen 1991; Seehausen 1990;1994;1996; Hagemann/Kreß/Seehausen<br />

1999; Seehausen 2000; Seehausen/Wüst 2002. In Kooperation<br />

mit Elena de Graat ist 2002 im Auftrage des Bundesfamilienm<strong>in</strong>isteriums e<strong>in</strong>e<br />

Handreichung für Unternehmen und Kommunen erstellt worden, die kurz vor der Veröffentlichung<br />

steht).<br />

Das Modell: Betriebseigene K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtung<br />

Der klassische Betriebsk<strong>in</strong>dergarten dient ausschließlich der Betreuung von MitarbeiterInnen-K<strong>in</strong>der.<br />

Das Unternehmen ist Träger der K<strong>in</strong>dertagesstätte und stellt pädagogische<br />

Fachkräfte e<strong>in</strong>. Die Betriebserlaubnis wird aufgrund der länderspezifischen<br />

Vorgaben und Standards erteilt, <strong>in</strong> der Regel von der Jugendbehörde. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltlichkonzeptionelle<br />

Unterstützung kann durch das örtliche Jugendamt oder externe Personen<br />

sichergestellt werden. Für die E<strong>in</strong>richtung selbst ist zumeist die betriebliche Sozial-<br />

und Personalabteilung des Unternehmens zuständig.<br />

In den letzten Jahren haben sich neue Organisationsformen für betriebseigene K<strong>in</strong>dere<strong>in</strong>richtungen<br />

entwickelt, bei denen die Trägerschaft an e<strong>in</strong>en anerkannten Jugendhilfeträger<br />

übergeben wird.<br />

Interessante <strong>in</strong>novative Beispiele:<br />

• K<strong>in</strong>derhaus Kiwi der W<strong>in</strong>tershall AG <strong>in</strong> Kassel<br />

- Träger: Gesellschaft zur Förderung von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> e.V., GFK<br />

• K<strong>in</strong>dertagesstätte der Merck AG <strong>in</strong> Darmstadt<br />

- Träger: Merck`scher K<strong>in</strong>dertagesstätten-Vere<strong>in</strong> e.V.<br />

• K<strong>in</strong>dertagesstätte der Kreditanstalt für Wiederaufbau <strong>in</strong> Frankfurt<br />

- Träger: Kreditanstalt für Wiederaufbau


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Das Modell: Betriebliche Beteiligung an „Kita“ im Stadtteil<br />

Die betriebliche Beteiligung an e<strong>in</strong>er Stadtteil-Kita ist vor allem die dauerhafte Kooperation<br />

mit e<strong>in</strong>em Träger bei gleichzeitiger Öffnung für K<strong>in</strong>der aus dem unmittelbaren<br />

Umfeld. Dieses Organisationsmodell führt oft zu neuen Platzkapazitäten. Die Betriebe<br />

s<strong>in</strong>d häufig von Anfang an <strong>in</strong> Planung und Bau der K<strong>in</strong>dertagesstätte e<strong>in</strong>bezogen und<br />

engagieren sich z.B. durch die Bereitstellung von Immobilien (z. B. Grundstück, Gebäude,<br />

Außenfläche) und durch die Übernahme von Betriebs- bzw. Personalkosten.<br />

Die Gründungs<strong>in</strong>itiative geht nicht selten von den Unternehmen und Beschäftigten<br />

aus. Aufgrund dieses Engagements erhält das Unternehmen das Recht, anteilig Plätze<br />

für K<strong>in</strong>der von MitarbeiterInnen zu besetzen. Die Trägerschaft liegt <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> den<br />

Händen e<strong>in</strong>es freien oder kommunalen Trägers. Diese Betreuungse<strong>in</strong>richtung liegt <strong>in</strong><br />

Betriebsnähe. Vertragliche Regelungen bestimmen die wechselseitigen Leistungen.<br />

Interessante <strong>in</strong>novative Beispiele:<br />

• K<strong>in</strong>dertagesstätte beim Hessischen Rundfunk <strong>in</strong> Frankfurt<br />

- Träger: Gesellschaft zu Förderung betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> e.V.<br />

• Vaude K<strong>in</strong>derhaus der Vaude Sport GmbH & Co. KG mit der Stadt<br />

Tettnang/Oberschwaben – Träger: Vaude Sport GmbH & Co. KG<br />

Das Modell: Förderung von Eltern<strong>in</strong>itiativen<br />

Bei der betrieblichen Förderung e<strong>in</strong>er Eltern<strong>in</strong>itiative ist der Träger e<strong>in</strong>er Betreuungse<strong>in</strong>richtung<br />

immer e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>getragener Vere<strong>in</strong>, der sich <strong>in</strong> der Regel zu e<strong>in</strong>em großen<br />

Teil aus Eltern der K<strong>in</strong>der zusammensetzt, die <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung betreut werden. Dieser<br />

Elternvere<strong>in</strong> tritt als freier Träger der Jugendhilfe bei allen Verhandlungen und als<br />

Vertragspartner auf. Für die zur Beantragung von öffentlichen Geldern erforderliche<br />

Anerkennung als freier Träger der Jugendhilfe bedarf es darüber h<strong>in</strong>aus vor allem der<br />

Öffnung der E<strong>in</strong>richtung auch für Nichtmitarbeiter-K<strong>in</strong>der und e<strong>in</strong>es Antrages an das<br />

örtliche Jugendamt. Das Modell wird von sehr unterschiedlichen Gruppen favorisiert:<br />

Sehr oft s<strong>in</strong>d engagierte betroffene Eltern die Initiatoren des Vere<strong>in</strong>s. Auffällig ist neuerd<strong>in</strong>gs,<br />

dass Wirtschaftsjunioren mit Eltern und Arbeitsamt aus der Kooperation dieses<br />

Organisationsmodell bevorzugen.<br />

Interessante <strong>in</strong>novative Beispiele:<br />

• K<strong>in</strong>dertagesstätte „Kle<strong>in</strong>e Stromer“ e.V. <strong>in</strong> Kooperation mit der Energie-<br />

Aktiengesellschaft Mitteldeutschland <strong>in</strong> Kassel<br />

– Träger: Eltern<strong>in</strong>itiative „Kle<strong>in</strong>e Stromer“ e.V.<br />

• „Die kunterbunte K<strong>in</strong>derkiste e.V.“ <strong>in</strong> Kooperation mit Dräger Werke AG <strong>in</strong> Lübeck<br />

– Träger: Elternvere<strong>in</strong> „Kunterbunte K<strong>in</strong>derkiste“ e.V.<br />

24


Das Modell: Überbetriebliche Kooperation mehrerer Unternehmen<br />

25<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Dieses Modell zeichnet sich durch die Kooperation von mehreren Unternehmen aus,<br />

die an e<strong>in</strong>em Standort geme<strong>in</strong>sam und anteilig e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dertagesstätte f<strong>in</strong>anzieren. Die<br />

betrieblichen Initiatoren gründen <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>en pädagogischen Vere<strong>in</strong>, der die<br />

Trägerschaft übernimmt. Nicht selten schließen sich engagierte Personen aus Dienstleistungsunternehmen<br />

verschiedener Branchen zusammen (vgl. „Die Wichtel“, Heidelberg).<br />

Das trifft <strong>in</strong>sbesondere auch für sehr viele kle<strong>in</strong>e und mittelständische Unternehmen<br />

zu (vgl. Junior Welt e.V. Velbert und Regenbogen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> e.V.,<br />

Iserlohn). Die Unternehmen unterstützen die E<strong>in</strong>richtung mit regelmäßigen Zahlungen,<br />

Spenden und häufig mit e<strong>in</strong>em Investitionskostenzuschuss. Je nach Absprachen<br />

zwischen den Unternehmen und dem Jugendamt werden auch K<strong>in</strong>der aus dem benachbarten<br />

Wohngebiet aufgenommen.<br />

Innovative Beispiele:<br />

• Junior Welt e.V. <strong>in</strong> Kooperation mit 16 kle<strong>in</strong>eren Unternehmen und Stadt<br />

<strong>in</strong> Velbert – Träger: „Junior Welt“ e.V.<br />

• K<strong>in</strong>dertagesheim Hünefeldstrasse e.V. mit vier Firmen unterschiedlicher Branchen<br />

Das Modell: F<strong>in</strong>anzierung von Belegplätzen <strong>in</strong> bestehenden E<strong>in</strong>richtungen<br />

Unternehmen legen mit dem E<strong>in</strong>richtungsträger e<strong>in</strong>er oder mehrerer K<strong>in</strong>dertagesstätten<br />

die Bereitstellung und Reservierung e<strong>in</strong>er bestimmten Anzahl von Betreuungsplätzen<br />

fest. Nicht selten beabsichtigen die Träger, über die Kooperation mit e<strong>in</strong>em oder<br />

mehreren Betrieben neue Platzkapazitäten zu schaffen. Jedoch können Kooperationen<br />

sich auch an bestehenden Betreuungskapazitäten ausrichten. Der Träger erhält als<br />

Gegenleistung vom Betrieb e<strong>in</strong>e Förderung <strong>in</strong> unterschiedlicher Art. Beim AWO-<br />

Projekt <strong>in</strong> Kiel geben die Unternehmen z.B. pro Betreuungsplatz e<strong>in</strong>en Zuschuss zu<br />

den Investitionskosten. E<strong>in</strong>e solche Förderung kann aber auch als monatlicher oder<br />

jährlicher Anteil an den Betriebs- und Personalkosten erfolgen. Geld- oder Sachspenden<br />

(z.B. zur Gestaltung des Außengeländes oder der Küche) oder die Kostenübernahme<br />

für Dienstleistungen (Mittagessen aus der Kant<strong>in</strong>e) oder Miete s<strong>in</strong>d andere<br />

Formen der Unterstützungsleistung. Belegplätze <strong>in</strong> Tagese<strong>in</strong>richtungen gibt es sowohl<br />

<strong>in</strong> Kooperation mit kommunalen als auch mit freien Trägern von E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Innovative Beispiele:<br />

• Arbeiterwohlfahrt im Verbund mit vier Unternehmen <strong>in</strong> Kiel<br />

• K<strong>in</strong>derhaus Kipf e.V. mit Wella AG und Wendeln-Brot-Süd-West und Stadt <strong>in</strong><br />

Pfungstadt bei Darmstadt – Träger: K<strong>in</strong>dertagesstätten Pfungstadt. e.V.<br />

• Kita im Columbuscenter mit Alfred -Wegener-Institut <strong>in</strong> Bremerhaven<br />

- Träger: Stadtgeme<strong>in</strong>de Bremerhaven; Amt für Jugend.<br />

• Evangelisches K<strong>in</strong>dertagesheim <strong>in</strong> Pfullendorf mit der Firma Gerberit<br />

- Träger: Ev. Kirchengeme<strong>in</strong>de Pfullendorf


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Das Modell: Betreuung <strong>in</strong> besonderen Situationen<br />

Unternehmen bieten zunehmend ihren MitarbeiterInnen betrieblich unterstützte oder<br />

ganzf<strong>in</strong>anzierte Betreuungsplätze für Ausnahme-, Notfälle und für außergewöhnlichen<br />

Betreuungsbedarf an. Selbst bei den <strong>in</strong> der Bundesrepublik bisher noch nicht sehr<br />

zahlreichen Angeboten dieser Art variiert die organisatorische Konstruktion erheblich.<br />

So hält e<strong>in</strong>e vollkommen betriebseigene oder von e<strong>in</strong>em Teilbereich des Betriebes<br />

getragene E<strong>in</strong>richtung konstant für e<strong>in</strong>e bestimmte Platzzahl vor (Ford-Pänz, Köln;<br />

s.u.). Oder e<strong>in</strong> freier Träger erhält e<strong>in</strong> Budget, um für e<strong>in</strong> Unternehmen e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Anzahl von Ausnahmebetreuungsplätzen kont<strong>in</strong>uierlich bereitzustellen, (Kids & Co<br />

der Commerzbank, Frankfurt). Oder e<strong>in</strong>e sehr flexible Betreuungse<strong>in</strong>richtung verkauft<br />

an Unternehmen „Notbetreuungskont<strong>in</strong>gente“– z.B. 50, 100 oder mehr Tage/ Jahr,<br />

die dann von unterschiedlichen K<strong>in</strong>dern tageweise <strong>in</strong> Anspruch genommen werden<br />

(pme Familienservice, Frankfurt, K<strong>in</strong>der<strong>in</strong>sel, Berl<strong>in</strong>). In allen diesen Fällen werden so<br />

MitarbeiterInnen-K<strong>in</strong>der für e<strong>in</strong>ige Stunden, e<strong>in</strong>en oder auch wenige Tage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

k<strong>in</strong>dgerechten E<strong>in</strong>richtung von ausgebildeten Fachkräften betreut. Bei dieser Art der<br />

Betreuung wird e<strong>in</strong> größeres Gewicht auf e<strong>in</strong>e pädagogisch orientierte „Animation“<br />

gelegt. Dies schließt durchaus auch kurzfristige, <strong>in</strong>dividuell fördernde Ansätze e<strong>in</strong>.<br />

Innovative Beispiele:<br />

• Kids & Co. K<strong>in</strong>derhaus der Commerzbank AG <strong>in</strong> Frankfurt<br />

- Träger: Familienservice Frankfurt<br />

Das Modell: Beratung / Information / Vermittlung<br />

Unterschiedliche Organisationen bieten Unternehmen Beratungs-, Informations- und<br />

Vermittlungs-Dienstleistungen <strong>in</strong> Fragen von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangeboten an. Die Trägerschaft<br />

ist vielfältig: Vere<strong>in</strong>e, Mütterzentren, Träger der Wohlfahrtspflege aber auch<br />

privatwirtschaftlich ausgerichtete Unternehmen engagieren sich <strong>in</strong> diesem Feld durch<br />

ergänzende Betreuungsarrangements. Die Betreuungs-Beratung bezieht sich auf sehr<br />

unterschiedliche Aspekte der Betreuungslandschaft: Zusammentragen von Informationen<br />

über die lokale und regionale Betreuungssituation; Datenpflege auf dem aktuellen<br />

Stand; Qualifizierung und Betreuung von Tagesmütter, K<strong>in</strong>derfrauen und Au-pairs;<br />

Beratung von Eltern bei der Vermittlung e<strong>in</strong>es passenden Betreuungsplatzes; Unterstützung<br />

des Unternehmens bei der Bedarfsanalyse, betriebs<strong>in</strong>terner und -externer<br />

Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Innovatives Beispiel:<br />

• Familienservice Frankfurt<br />

Das Modell: Angebotserweiternde Maßnahmen<br />

Betriebe bieten mit unterschiedlichen Partnern unkonventionelle zusätzliche Betreuungsarrangements<br />

an. Oft s<strong>in</strong>d diese spezifische Antworten auf lokal passende und<br />

flexible Situationen von Eltern, und dies <strong>in</strong> Unternehmen unterschiedlichster Branchen<br />

und Größen sowie verschiedener Regionen. So erhalten erwerbstätige Eltern e<strong>in</strong>en<br />

Zuschuss zu <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>skosten ( <strong>in</strong> Jena), Nachmittagsangebote für Schulk<strong>in</strong>der<br />

26


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

(Rehazentrum Lübben), Unterstützung im ländlichen Raum bei Hol- und Br<strong>in</strong>gdiensten<br />

(Kurkl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Bad Sulza). Oder Unternehmen fördern Tagespflegebörse (Bensheim,<br />

Wolfsburg, Hanau), <strong>in</strong>dem sie z.B. Kosten für die Qualifizierung des Personals übernehmen.<br />

Zu den angebotserweiternden Maßnahmen gehören auch betriebliche Leistungen<br />

zur Gestaltung der Ferienbetreuung (Hessischer Rundfunk <strong>in</strong> Frankfurt und<br />

Ford AG <strong>in</strong> Köln). Stundenweise Betreuung, auch am Wochenende, für Kle<strong>in</strong>st- und<br />

Schulk<strong>in</strong>der durch private Kle<strong>in</strong>bieter (Kiddies Parkhaus <strong>in</strong> Lübeck.<br />

Innovatives Beispiel:<br />

• Kiddies Parkhaus <strong>in</strong> Lübeck.<br />

7. Abschließende Gedanken<br />

Den Schnittstellen von Arbeitswelt, Familie und öffentlicher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> kommt<br />

sowohl <strong>in</strong> sozialpolitischer als auch <strong>in</strong> unternehmerischer H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong> wachsender<br />

Stellenwert zu. An den vielfältigen Projekten lassen sich Entwicklungstrends erkennen,<br />

von denen die Eigendynamik der strukturellen Wirtschaftskrise mit ihren Auswirkungen<br />

auf Familie und öffentliche <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> zukünftig geprägt se<strong>in</strong> wird. So beobachten<br />

wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von Modellstandorten enorme Rationalisierungsschübe mit<br />

hoher Innovationsgeschw<strong>in</strong>digkeit, die zur Ausdehnung der Schichtarbeit und neuen<br />

Arbeitszeitmodellen jenseits der Fünf-Tage-Woche führen. Die Arbeitsverdichtung<br />

nimmt zu. Unter diesen Bed<strong>in</strong>gungen verschärft sich für erwerbstätige Eltern der<br />

Problemdruck <strong>in</strong> der Frage der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>.<br />

Wenn der höchste Wert im globalisierten Zeitalter Flexibilität darstellt, wenn gleichzeitig<br />

Stabilität durch feste berufliche Karriere und e<strong>in</strong> gleichbleibende soziales Umfeld<br />

immer seltener zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong> werden, dann gew<strong>in</strong>nt die Frage nach der Konstanz von<br />

Eltern-K<strong>in</strong>d-Beziehungen an Bedeutung. Denn: Die ökonomische Stabilität ist ohne<br />

flexible, vertrauensvolle soziale Beziehungen nicht leistbar. Dies gilt <strong>in</strong> besonderer<br />

Weise für die Flexibilisierung von Arbeits- und Betreuungszeiten mit ihren Wechselwirkungen<br />

auf Familie, <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> und Arbeitswelt.<br />

Gezielte betriebliche Familienpolitik muss also über Effizientsbetrachtungen h<strong>in</strong>ausgehen.<br />

Sie benötigt als Grundvoraussetzung die Wertentscheidung der Verantwortlichen<br />

an der Spitze des Unternehmens. Das generelle Bekenntnis zur Familienorientierung<br />

gilt zukünftig als e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur. In diesem Zusammenhang<br />

setzt sich die E<strong>in</strong>sicht allmählich durch, dass gleiche Chancen für Frauen<br />

und Männer gesellschaftlich und wirtschaftlich für alle vorteilhaft s<strong>in</strong>d. Chancengleiche<br />

Personalpolitik und die Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Beruf tragen zur Überw<strong>in</strong>dung<br />

der „Unsichtbarkeit“ der Väter <strong>in</strong> der Familie und am Arbeitsplatz bei.<br />

Jugendhilfeplanung und Personalmanagement werden herausgefordert, auf vielfältige<br />

Lebensstile und Familienformen mit bedarfsgerechten Zeit- und <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangeboten<br />

zu antworten. Die öffentliche <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> wird <strong>in</strong> der sozialpolitischen<br />

Rangskala steigen, wenn sie sich nicht an die alten familienideologischen Leitbilder<br />

klammert und K<strong>in</strong>der nicht <strong>in</strong> pädagogische Schonräume e<strong>in</strong>zäunt. Die Beantwortung<br />

27


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

der Kont<strong>in</strong>uitätsfrage hängt vor allem mit der pädagogischen Qualität der aufe<strong>in</strong>anderfolgenden<br />

Betreuungs-Situationen zusammen.<br />

Die Verbundmodelle der betrieblich geförderten <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> stehen grundsätzlich<br />

der gesamten Öffentlichkeit erwerbstätiger Eltern zur Verfügung. Die Handlungsfähigkeit,<br />

Benutzerfreundlichkeit, Qualitätssicherung und Kosten-Nutzen-Rechnung dieser<br />

Modelle setzt neue Standards und bee<strong>in</strong>flusst die Weiterentwicklung und Gestaltungsräume<br />

von K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der Region.<br />

Verfolgen wir gegenwärtig die Diskussion um das widersprüchliche Verhältnis von<br />

„Individualismus und Solidarität“, so gew<strong>in</strong>nt die von den Betrieben unterstützte<br />

Selbsttätigkeit und Eigenverantwortung der Familie an Bedeutung für das Geme<strong>in</strong>wesen.<br />

Die beschleunigte Entwicklung neuer Technologien wird weitere Arbeitsersparnisse<br />

und Zeitgew<strong>in</strong>ne hervorbr<strong>in</strong>gen, die für die Bildung des örtlichen und regionalen<br />

Humanvermögens e<strong>in</strong>e wichtige Grundlage darstellen. Wenn die freie Zeit geme<strong>in</strong>schaftliche<br />

Werte befördern soll, ist es an der Zeit, dass Eltern mehr Zeit für ihre K<strong>in</strong>der<br />

zur Verfügung gestellt wird.<br />

Die strukurelle Rücksichtslosigkeit gegenüber Familien wird angesichts abnehmender<br />

Geburtenraten zunehmend <strong>in</strong> Frage gestellt werden. E<strong>in</strong>e wachsende Gruppe von Ökonomen<br />

äußert die Überzeugung, dass im famlienfreundlichen Umbau unserer Industriegesellschaft<br />

e<strong>in</strong>e der ganz großen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen<br />

des 21. Jahrhunderts liegt – <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Stellenwert durchaus vergleichbar mit der Ökologieproblematik.<br />

Dies begünstigt e<strong>in</strong>e vorausschauende betriebliche Personalplanung,<br />

die dem Gesichtspunkt der Vere<strong>in</strong>barkeit von Beruf und Familie stärker als bisher<br />

Rechnung trägt, <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong>er Vielfalt von K<strong>in</strong>derbetreungsmodellen.<br />

Die aktuelle gesellschaftliche Frage nach der Bildungsqualität der Tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

für K<strong>in</strong>der fordert uns heraus, zwischen dem „Wirtschaftsstandort Deutschland“ und<br />

dem „K<strong>in</strong>derstandort Deutschland“ Brücken zu bauen, die tragfähig s<strong>in</strong>d. Hierzu bedarf<br />

es nicht nur kompetenter Vermessungsspezialisten, die diese Brücken zwischen<br />

Familie, Jugendhilfe und Wirtschaft bauen. Vielfältige Formen des lokalen und bundesweiten<br />

Dialogs müssen entworfen werden, damit neue Wege der Kommunikation<br />

zustande kommen.<br />

28


Literatur<br />

29<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

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Arbeit. Am Beispiel der betrieblichen Förderung von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>. In: Hagemann/<br />

Kreß/Seehausen. A.a.O., S. 39-57<br />

Seehausen, Harald: Das Modellprojekt Kids & Co. E<strong>in</strong>e Initiative der Commerzbank AG,<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> Ausnahmefällen – E<strong>in</strong>e Evaluationsstudie. Frankfurt, 2000<br />

Seehausen, H.: Global Player, Familie und <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>. In: Mückenberger/Menzl (Hrsg.):<br />

Der Global Player und das Territorium, Opladen, 2002<br />

30


Regenbogen-<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> KJU – Peter Wulf<br />

Überbetriebliche <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtung<br />

Regenbogen e. V., Iserlohn<br />

31<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Unter der Führung des Kreis Junger Unternehmer, Iserlohn, KJU, wurde 1990 der<br />

Trägervere<strong>in</strong> „Regenbogen-<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> KJU e.V.“ gegründet, der zahlreiche kle<strong>in</strong>ere<br />

Unternehmen, aber auch e<strong>in</strong>ige Konzernbetriebe vere<strong>in</strong>igte. Mit Hilfe der Mitglieder<br />

und des Arbeitsamtes gelang es, die E<strong>in</strong>richtung und laufende Betriebskosten e<strong>in</strong>es<br />

K<strong>in</strong>dergartens zu f<strong>in</strong>anzieren.<br />

Nach Anerkennung als K<strong>in</strong>dergartengruppe durch das Landesjugendamt im Jahre<br />

1994 können heute 25 K<strong>in</strong>der betreut werden. Seit 01.09.2001 gibt es e<strong>in</strong>e Nachmittagsbetreuung<br />

<strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergartenräumen. Dieses Angebot richtet sich an berufstätige<br />

Mütter und Väter, die e<strong>in</strong>er Teilzeitarbeit am Nachmittag nachgehen. Es werden<br />

zur Zeit 15 K<strong>in</strong>der im Alter von 2 bis 10 Jahren <strong>in</strong> der Zeit von 11.30 Uhr bis 19 Uhr<br />

betreut. Dieses geme<strong>in</strong>same Projekt des Arbeitsamtes, der Südwestfälischen IHK, der<br />

Stadt Iserlohn und des Regenbogen-<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> KJU e.V. ist leider nur bis zum<br />

31.07.2003 befristet und e<strong>in</strong>e Anschlussf<strong>in</strong>anzierung ist noch nicht sichergestellt.<br />

Der K<strong>in</strong>dergarten verfügt über e<strong>in</strong>e Fläche von ca. 180 m² und umfasst den Gruppenraum,<br />

Nebenraum mit Frühstücksecke, volle<strong>in</strong>gerichtete Küche, K<strong>in</strong>dertoilette mit<br />

Waschraum, Personaltoilette, E<strong>in</strong>gangsbereich mit Garderobe, Mehrzweckraum mit<br />

Bewegungsbereich, Büro, Außenterrasse mit Rasenfläche sowie e<strong>in</strong>en Lagerkeller.<br />

Wie bereits erwähnt werden zur Zeit 25 K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Zeit von 7.30 Uhr bis 14 Uhr<br />

und 15 K<strong>in</strong>der im Zeitfenster 11.30 Uhr bis 19 Uhr betreut. Die Anzahl der <strong>in</strong> der<br />

Überschneidungszeit anwesenden K<strong>in</strong>der darf jedoch 25 nicht übersteigen.<br />

Aktuell beschäftigen wir die K<strong>in</strong>dergartenleiter<strong>in</strong> <strong>in</strong> Vollzeit, fünf pädagogische Teilzeitkräfte<br />

mit jeweils 25 Wochenstunden sowie e<strong>in</strong>e Jahrespraktikant<strong>in</strong>.<br />

Der Trägervere<strong>in</strong> hat e<strong>in</strong> verschobenes Geschäftsjahr vom 01.08. bis zum 31.07. Für<br />

das Geschäftsjahr 2001/2002 s<strong>in</strong>d Kosten <strong>in</strong> Höhe von 173.803,- Euro angefallen.<br />

Dabei waren Mietkosten mit 19.806,- Euro sowie Personalkosten mit 137.541,- Euro<br />

die wichtigsten Positionen.<br />

Auf der E<strong>in</strong>nahmenseite stehen die Betriebskostenbeiträge der Eltern bzw. Mitglieder<br />

mit 18.661,- Euro, Betriebskostenzuschüsse der Stadt Iserlohn <strong>in</strong> Höhe von 94.112,-<br />

Euro sowie Zuschüsse des Arbeitsamtes <strong>in</strong> Höhe von 37.066,- Euro. Weitere Positionen<br />

s<strong>in</strong>d Spenden und Aufnahmegebühren. E<strong>in</strong>e Unterdeckung im abgeschlossenen<br />

Geschäftsjahr resultiert aus den erhöhten Kosten bed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong>e notwendige<br />

Standortverlagerung zum Jahreswechsel 2001/2002 und wird aus Reserven gedeckt.<br />

Der Trägervere<strong>in</strong> zählt zur Zeit 52 Mitglieder, davon s<strong>in</strong>d 25 Firmenmitglieder. Lt.<br />

Satzung ist jedes Mitglied berechtigt, K<strong>in</strong>der zu benennen, die am Geschehen der<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtung teilnehmen dürfen, ohne jedoch e<strong>in</strong>en Anspruch auf


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Aufnahme des K<strong>in</strong>des zu haben. In der Praxis werden die verfügbaren K<strong>in</strong>dergartenplätze<br />

zunächst an Mitglieder sowie an Mitarbeiter der Mitgliedsfirmen vergeben. Sollten<br />

noch weitere Plätze verfügbar se<strong>in</strong>, können diese an andere bedürftige Familien<br />

vergeben werden. Diese Familien oder ggf. Firmen müssen dann jedoch Mitglied im<br />

Trägervere<strong>in</strong> werden.<br />

Die Aufnahmegebühr beträgt zur Zeit 256,- Euro für Privatmitglieder und 1.023,-<br />

Euro für Firmenmitglieder. Der monatliche Mitgliedsbeitrag beläuft sich auf 52,- Euro<br />

und wird aktuell nur für <strong>in</strong> Anspruch genommene Betreuungsplätze erhoben. Dieser<br />

Betrag fließt als Betriebskostenbeitrag <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergartenetat e<strong>in</strong>. Zusätzlich müssen<br />

die Eltern den von den Jugendämtern erhobenen K<strong>in</strong>dergartenbeitrag entrichten, der<br />

sich nach der Höhe der Elterne<strong>in</strong>kommen richtet.<br />

Überbetriebliche <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtung „Regenbogen“<br />

1. Ausgangssituation<br />

a) Unzureichende Möglichkeiten der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

– flächendeckender Mangel an <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>splätzen im Stadtgebiet<br />

Iserlohn (Mittelzentrum mit 100.000 E<strong>in</strong>wohnern)<br />

– alle<strong>in</strong> im K<strong>in</strong>dergartenbereich (K<strong>in</strong>der im Alter von 3 bis 6 Jahren) ist<br />

e<strong>in</strong>e Unterdeckung von über 1.000 Plätzen zu konstatieren<br />

– f<strong>in</strong>anzielle Situation der öffentlichen Hand (Bund und Land) lässt nicht<br />

erwarten, dass Fehlbestand kurz- oder mittelfristig abgestellt werden<br />

könnte<br />

b) Fachkräfte-(Führungskräfte-)Mangel<br />

– trotz hoher Arbeitslosigkeit ist e<strong>in</strong> permanenter Fachkräfte-<br />

(Führungskräfte-)Mangel <strong>in</strong> der Region zu beklagen<br />

c) Zunehmendes Potential an Berufsrückkehrwilligen<br />

– enormer Qualifikations- und Bildungsschub der Frauen<br />

(„Nie s<strong>in</strong>d Frauen so qualifiziert <strong>in</strong> den Beruf gestartet wie heute!“)<br />

– gesellschaftliche Veränderungen (traditionelle Vorurteile werden<br />

abgebaut!)<br />

– soziale Notwendigkeit<br />

32


2. Folgen für die Beteiligten<br />

a) Konsequenzen für die Unternehmen<br />

33<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

– Rekrutierung qualifizierter ehemaliger Mitarbeiter nicht möglich<br />

– Rekrutierung qualifizierter neuer Mitarbeiter nicht möglich<br />

– Ausbildungs<strong>in</strong>vestitionen gehen verloren<br />

– Neue Ausbildungs-/E<strong>in</strong>arbeitungskosten entstehen<br />

b) Konsequenzen für die Eltern<br />

– Rückkehr <strong>in</strong> das Berufsleben wird (zeitweise) verh<strong>in</strong>dert<br />

– Qualifikationen gehen verloren („werden verlernt“)<br />

– Materielle E<strong>in</strong>schränkungen und somit soziale Probleme<br />

– Negative Persönlichkeitsveränderungen<br />

c) Konsequenzen für die K<strong>in</strong>der<br />

– für die Persönlichkeitsentwicklung notwendige familienergänzende<br />

Erziehung fehlt<br />

– Kontakte mit Gleichaltrigen nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>geschränkten Rahmen möglich<br />

– notwendiges Sozialverhalten <strong>in</strong> der Gruppe wird nicht vermittelt<br />

3. Motive für die Realisierung der überbetrieblichen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>s-<br />

e<strong>in</strong>richtung „Regenbogen“<br />

a) Beseitigung der zuvor genannten negativen Konsequenzen<br />

b) der wachsenden wirtschaftlichen Forderung nach Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />

Familie und Beruf entsprechen<br />

c) Zufriedenheit und Identifikation mit dem Unternehmen seitens der<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen steigern<br />

d) der sozialen Verantwortung der Unternehmen entsprechend ihrer<br />

gesellschaftlichen Bedeutung entsprechend<br />

e) durch unternehmerische Privat<strong>in</strong>itiative der öffentlichen Hand zur Seite<br />

stehen<br />

f) Imageverbesserung des Wirtschaftsstandortes Iserlohn


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

4. Wer und was ist der „Regenbogen-<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> e. V.?<br />

a) e<strong>in</strong> Zusammenschluss kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen mit dem<br />

Ziel, ihren MitarbeiterInnen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>smöglichkeiten zu bieten<br />

b) e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>getragener Vere<strong>in</strong>, der zudem geme<strong>in</strong>nützig ist<br />

c) er hat sich entwickelt aus dem Arbeitskreis „Betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>“<br />

des Kreises Junger Unternehmer Iserlohn (KJU) – e<strong>in</strong>er lokalen Organisation<br />

der Wirtschaftsjunioren Deutschland<br />

Gegründet wurde der Arbeitskreis im September 1990. Die Überführung <strong>in</strong><br />

den Vere<strong>in</strong> erfolgte e<strong>in</strong> Jahr später. Die E<strong>in</strong>richtung öffnete am 2. März<br />

1992.<br />

d) Mitglieder s<strong>in</strong>d Betriebe von drei Mitarbeitern (E<strong>in</strong>zelhandelsgeschäft /<br />

Handwerksbetrieb), über 35 Mitarbeiter (Düngemittelproduktion / Federnherstellung)<br />

bis h<strong>in</strong> zu 900 Mitarbeitern (Entsorgungsunternehmen) sowie<br />

Privatpersonen<br />

e) Es gibt ordentliche Mitglieder (Nutzer) – derzeit 12 –,<br />

Fördermitglieder – derzeit 20 –.<br />

5. Was leistet die überbetriebliche <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtung „Regenbogen“<br />

a) Qualifiziert Betreuung<br />

b) für 20 K<strong>in</strong>der im Alter von 3 bis 6 Jahren<br />

c) durch 2 ½ Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

d) auf 240 Quadratmetern Nutzfläche<br />

e) <strong>in</strong> der Zeit von 7:30 bis 14:00 Uhr<br />

f) das ganze Jahr durchgehend geöffnet<br />

g) im Iserlohner Ortsteil Oestrich optimal verkehrsgünstig gelegen<br />

6. Was kostet „Regenbogen“? Wie ist bzw. wird es f<strong>in</strong>anziert?<br />

a) Investitionen<br />

– Es s<strong>in</strong>d bis dato <strong>in</strong>sgesamt 50.000 DM an Investitionen getätigt worden<br />

– die Erstanschaffungen <strong>in</strong> Höhe von 35.000 DM für die E<strong>in</strong>richtungsgegenstände<br />

s<strong>in</strong>d durch Spenden der beteiligten Unternehmen aufgebracht<br />

worden<br />

– weitere Investitionen wurden durch Aufnahmegebühren (m<strong>in</strong>destens<br />

2.000 DM für juristische Personen bzw. 500 DM für natürliche<br />

Personen – siehe Geschäftsordnung –) sowie Beiträge der Fördermitglieder<br />

und sonstige Spenden f<strong>in</strong>anziert<br />

34


35<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

b) Betriebskosten<br />

DM/Monat DM/Jahr<br />

Personalkosten 9.000 108.000<br />

Miete/Nebenkosten 2.000 24.000<br />

Re<strong>in</strong>igung 500 6.000<br />

Spielmaterialien 500 6.000<br />

Versicherungen/Berufsgenossenschaft 300 3.600<br />

Sonstiges 500 6.000<br />

Gesamt 12.800 153.600<br />

c) E<strong>in</strong>nahmen<br />

DM/Monat DM/Jahr<br />

20* x 350** 7.000 84.000<br />

Zuschuss Arbeitsamt 5.800 69.600<br />

Gesamt 12.800 153.600<br />

* Maximale K<strong>in</strong>derbelegung lt. Genehmigungsbescheid<br />

**Betriebskostenpauschale pro Monat, die anteilig von Eltern und Unternehmen<br />

getragen wird<br />

7. Voraussetzungen für die Realisierung e<strong>in</strong>es solchen Vorhabens<br />

a) Konstruktive, entschlossene Teamarbeit mit maximal 4 bis 6 beteiligten<br />

Personen. Ke<strong>in</strong>e Delegierte, sondern Entscheidungsträger müssen e<strong>in</strong>gebunden<br />

se<strong>in</strong><br />

b) Gesellschaftsrechtliche Voraussetzungen schaffen: Hier ist die Form des<br />

Vere<strong>in</strong>s gewählt worden. Vorteile: personen- und unternehmensunabhängig,<br />

eigene Rechtspersönlichkeit, offen für neue Mitglieder, demokratisch organisiert,<br />

ke<strong>in</strong>e hohen Gründungskosten, unter dem Aspekt der Geme<strong>in</strong>nützigkeit<br />

steuerlich besonders <strong>in</strong>teressant<br />

c) Geeignete Räumlichkeiten suchen/schaffen/f<strong>in</strong>den<br />

d) F<strong>in</strong>anzierbarkeit sicherstellen<br />

e) Interne Organisation klar festlegen und abgrenzen<br />

f) Frühzeitig und ständige Beteiligung aller Entscheidungsträger<br />

8. Probleme bei der Realisierung des Regenbogen-Vorhabens<br />

a) F<strong>in</strong>den geeigneter Räumlichkeiten<br />

b) Enorme Regelungsdichte<br />

c) Viele Vorbehalte auf allen Ebenen<br />

d) Zu wenig Beweglichkeit und Pragmatismus<br />

e) E<strong>in</strong>arbeitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Arbeitsfeld, das allen Beteiligten fremd war und das<br />

durch völlig andere Denkstrukturen und Mentalitäten geprägt ist


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

9. Zukunftsperspektiven der überbetrieblichen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtung<br />

„Regenbogen“<br />

a) Betriebserlaubnis für e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dergarten<br />

b) Erweiterung der Öffnungszeiten – „Place-shar<strong>in</strong>g“<br />

(E<strong>in</strong>zelhandel belegt Nachmittag)<br />

c) Vergrößerung der Zahl der Betreuungsplätze<br />

d) Weiterverbreitung des „Iserlohner Modells“ zur Nachahmung<br />

(Plagiate s<strong>in</strong>d gefordert!)<br />

36


Gabi Krämer, Leiter<strong>in</strong> / Hartmut Krenzer, Betriebsrat Airbus<br />

37<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Betriebsnahe K<strong>in</strong>dertagesstätte Hünefeldstraße e. V., <strong>Bremen</strong><br />

Der Aufbau unserer Tagesstätte ist e<strong>in</strong> Beispiel für soziales Engagement und Kampfgeist<br />

se<strong>in</strong>er Gründer<strong>in</strong>nen und Gründer, zu denen ich leider nicht gehörte. Daher berichte<br />

ich Ihnen zum Teil nur aus zweiter Hand.<br />

Die Leiter<strong>in</strong> unserer E<strong>in</strong>richtung, Frau Krämer, wird Ihnen anschließend über die organisatorische<br />

und pädagogischen Aspekte e<strong>in</strong>er betriebsnahen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> berichten.<br />

Da wir ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der unter 3 Jahren betreuen, können wir auf die daraus entstehenden<br />

speziellen Schwierigkeiten leider nicht e<strong>in</strong>gehen.<br />

Wer von Ihnen ebenfalls e<strong>in</strong>e solche betriebsnahe K<strong>in</strong>dertagesstätte <strong>in</strong>s Leben rufen<br />

will, dem will ich im Folgenden darstellen, wie es zum Aufbau der K<strong>in</strong>dertagesstätte<br />

Hünefeldstraße kam, wie wir heute arbeiten und .......... gerade das will ich nicht verschweigen,<br />

mit welchen Problemen bei e<strong>in</strong>em solchen Projekt zu rechnen ist.<br />

Gründungsphase<br />

Gründung des Vere<strong>in</strong>s am 31.03.1993, Initiative der ERNO und STN-Belegschaft,<br />

Unterstützung der Gewerkschaft DAG.<br />

E<strong>in</strong> Bedarf wurde anfänglich nur bei ERNO – heute ASTRIUM – gesehen. E<strong>in</strong>e Fragebogenaktion<br />

im Juni 1992 zeigte großes Interesse und ergab e<strong>in</strong>en Bedarf von 20<br />

Plätzen.<br />

Mehrere Treffen mit den Eltern, die Interesse an e<strong>in</strong>er Betreuung ihrer K<strong>in</strong>der bekundet<br />

hatten, zur Ermittlung der konkreten Anforderungen.<br />

Verhandlungen mit Arbeitgebern: Sie wollten nur dabei se<strong>in</strong>, wenn mehrere Unternehmen<br />

mitmachen.<br />

Verhandlungen mit der Senator<strong>in</strong> für Soziales.<br />

Gesetzliches Ziel e<strong>in</strong>er 100% K<strong>in</strong>dergartenversorgung erleichterte die Zusage zur Übernahme<br />

v. 30% der Investitionskosten. Billiger lassen sich wohl ke<strong>in</strong>e Kita-Plätze<br />

schaffen.<br />

Gebäude und Umbau<br />

Anmietung e<strong>in</strong>es Gebäudes von der Firma Astrium am Rande des Werksgeländes mit<br />

ca. 150 qm zu e<strong>in</strong>er günstigen Warmmiete.<br />

Beg<strong>in</strong>n der Querelen und der tägliche Kampf mit den Behörden um Betriebserlaubnis,<br />

Baugenehmigung, Bauabnahme (– Lärmschutz).


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Jeder, der e<strong>in</strong> solches Projekt realisiert, wird auf se<strong>in</strong>e Problembereiter treffen! Im<br />

Dschungel der Vorschriften wird sich immer e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>den, die nicht beachtet wurde.<br />

Kostenschätzung der Umbaumaßnahmen: 250.000 DM für Material, 750.000 DM<br />

für Arbeit.<br />

Als geme<strong>in</strong>nützige E<strong>in</strong>richtung konnte e<strong>in</strong>e Beschäftigungs<strong>in</strong>itiative für die Umbauarbeiten<br />

gefunden werden, so dass ke<strong>in</strong> Aufwand für Arbeitslohn anfiel. Die Zusammenarbeit<br />

war leider nicht unproblematisch – es fehlte den Planern und Handwerkern die<br />

Erfahrung für e<strong>in</strong>e solche E<strong>in</strong>richtung, das führte letztlich zur Verschiebung des geplanten<br />

Eröffnungsterm<strong>in</strong>s.<br />

Vere<strong>in</strong>barung der Mitgliedsfirmen am 25.05.1994<br />

Satzung mit juristischer Hilfe erarbeitet und beschlossen.<br />

E<strong>in</strong>e vorherige Absprache mit dem Registergericht ist dabei s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Aktiver Betrieb<br />

Start<br />

Gut 3 Jahre nach den ersten Umfragen endlich Eröffnung Dezember 1995 mit der<br />

erste Gruppe, 1996 im April die zweite Gruppe, im August 1996 die dritte Grupp,<br />

anfangs auch mit K<strong>in</strong>dern aus dem Stadtteil.<br />

1998 E<strong>in</strong>stieg von Airbus mit zunächst 10 Plätzen.<br />

2000 wegen gestiegenen Bedarfes Erweiterung der E<strong>in</strong>richtung um 5 Plätze.<br />

Heute<br />

50 Plätze: 15 Astrium, 15 BSAG, 15 Airbus, 5 STN,<br />

Belegung nur mit K<strong>in</strong>dern von Firmenangehörigen. Die Anmeldung erfolgt oft schon<br />

im ersten Lebensjahr. Das Angebot deckt zur Zeit knapp die Nachfrage.<br />

Betreuung<br />

Öffnungszeiten: Montag – Freitag 6:30 – 17:00<br />

Ke<strong>in</strong>e Schließung während der Schulferien<br />

Schließung an den Brückentagen von AIRBUS wg. Essen<br />

Arbeitszeiten der Eltern:<br />

Mütter vielfach <strong>in</strong> Teilzeitbeschäftigungen<br />

– AIRBUS Gleitzeit ohne Kernzeit 06:00 – 19:00<br />

– ASTRIUM Gleitzeit mit Kernzeit 07:00 (08:30 – 14:25)19:00<br />

– BSAG unregelmäßige Wechselschicht Fahrdienst<br />

– Gleitzeit <strong>in</strong> Büros und Werkstätten (<strong>in</strong> Schicht)<br />

– STN Vertrauensarbeitszeit mit Funktionszeit (unterschiedl. Kernzeiten)<br />

Wir schließen mit den Eltern e<strong>in</strong>en Vertrag über die Aufnahme der K<strong>in</strong>dern mit beiderseitigem<br />

Kündigungsrecht (e<strong>in</strong> Monat zum Monatsende).<br />

38


39<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

K<strong>in</strong>der, deren Eltern aus e<strong>in</strong>em der Mitgliedsunternehmen Ausscheiden können<br />

selbstverständlich im K<strong>in</strong>dergarten bleiben, die Eltern zahlen dann aber den Beitrag<br />

für Externe.<br />

Organisation<br />

Der Vere<strong>in</strong><br />

• ist e<strong>in</strong> selbständiges Unternehmen (Vere<strong>in</strong>srecht)<br />

• trägt das wirtschaftliche Risiko<br />

• ist als geme<strong>in</strong>nützig anerkannt – Spendenbesche<strong>in</strong>igungen<br />

• ist Arbeitgeber<br />

• ist deshalb unabhängig von Weisungen der Mitgliedsfirmen<br />

• Mitglieder des Vorstandes und Mitgliederversammlung arbeitet vertrauensvoll mit<br />

den Mitgliedsfirmen zusammen<br />

Vorstand (m<strong>in</strong>destens 5 Mitglieder)<br />

Delegierte der Unternehmen, Betriebsräte, 2 Elternvertreter. Der Vorstand führt die<br />

Geschäfte des Vere<strong>in</strong>s, regelt se<strong>in</strong>e Aufgabenverteilung <strong>in</strong>tern, beschließt über: Personalangelegenheiten,<br />

berät die Mitglieder (Beschlussvorlagen).<br />

Die Leiter<strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung berichtet dem Vorstand und der Mitgliederversammlung.<br />

Mitgliederversammlung<br />

Delegierte der Unternehmen und der Betriebsräte s<strong>in</strong>d nicht das klassische Parlament<br />

des Vere<strong>in</strong>s, sondern eher der Aufsichtsrat.<br />

Beschließen über:<br />

– Aufnahme und Ausschluss von Mitgliedern<br />

– Bestellung und Abberufung des Vorstandes<br />

– Haushalt und F<strong>in</strong>anzplanung<br />

– Feststellung der Jahresrechnung<br />

– Festlegung der Elternbeiträge<br />

– Entlastung des Vorstandes<br />

– Wahl von 2 Kassenprüfern<br />

– Satzungsänderungen<br />

– Investitionen über 5000 Euro<br />

– Erwerb und Veräußerung von Grundstücken<br />

– Auflösung des Vere<strong>in</strong>s


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Elternbeirat<br />

Besteht aus max. 6 Mitgliedern (möglichst 2 Vertreter pro Gruppe). Er wirkt beratend<br />

<strong>in</strong> folgenden Fragen mit:<br />

– Betreuung der K<strong>in</strong>der<br />

– Ausgestaltung der Tagesstätte<br />

– Er hat e<strong>in</strong> Anhörungsrechte durch den Vorstand bei:<br />

– Veränderungen <strong>in</strong> der Personalstruktur<br />

– Beschaffung neuer E<strong>in</strong>richtungsgegenstände<br />

– Änderung des pädagogischen Konzeptes<br />

– Erweiterung od. Verkle<strong>in</strong>erung der Gruppen bzw. der Tagesstätte<br />

– Öffnungszeiten<br />

– Elternbeiträge<br />

F<strong>in</strong>anzen<br />

In der Satzung ist festgelegt:<br />

E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Zeichnungsrecht von 2 Vorstandsmitgliedern, die Prüfung durch 2<br />

Revisoren. Das Geschäftsjahr ist 01.07. bis 30.06. des Jahres. Die Jahresrechnung<br />

und die Buchführung wird durch e<strong>in</strong>en Steuerberater erstellt. Belege werden von e<strong>in</strong>em<br />

Mitglied des Vorstandes gesammelt<br />

E<strong>in</strong>nahmen<br />

• Elternbeiträge (unabhängig vom E<strong>in</strong>kommen)<br />

Erstmalig ist zum 01.072002 e<strong>in</strong>e Erhöhung um 6-7% notwendig!<br />

Zeitkontigent Interne Externe<br />

Ganztags max. 40 Std. 179,-- Euro 190,-- Euro<br />

Teilzeit max. 30 Std. 153,-- Euro 160,-- Euro<br />

Halbtags max. 20 Std. 102,-- Euro 110,-- Euro<br />

Sozialklausel: 2. K<strong>in</strong>d = 30 % Ermäßigung, 3. K<strong>in</strong>d = 50 % Ermäßigung<br />

• Unternehmenszuschuss:<br />

pro K<strong>in</strong>d direkt an den K<strong>in</strong>dergarten 1.486 Euro/Jahr<br />

(Erhöhung um 6 – 7% ist wünschenswert)<br />

123,80 Euro pro K<strong>in</strong>d/Monat<br />

• Zuschüsse der Stadtgeme<strong>in</strong>de <strong>Bremen</strong>:<br />

(für 30 Bremer K<strong>in</strong>der – Bewilligungszeitraum 01.01. – 31.07.2002)<br />

Sachausgaben 203,25 Euro pro K<strong>in</strong>d/Monat<br />

Miete 42,60 Euro pro K<strong>in</strong>d/Monat<br />

Leiterzuschuss 20,44 Euro pro K<strong>in</strong>d/Monat<br />

266,29 Euro pro K<strong>in</strong>d/Monat<br />

Für dieses Geld kann <strong>Bremen</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en kommunalen K<strong>in</strong>dergärten sicher ke<strong>in</strong>en Platz<br />

f<strong>in</strong>anzieren!<br />

40


41<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Zuschüsse niedersächsischer Geme<strong>in</strong>den werden nicht gezahlt! Deshalb haben wir<br />

Unterschriften für e<strong>in</strong>e Petition an den Niedersächsischen Landtag und die Bremische<br />

Bürgerschaft gesammelt. Ziel ist e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung zwischen <strong>Bremen</strong> und Niedersachsen<br />

(wie z.B. der Staatsvertrag Berl<strong>in</strong>/Brandenburg) zur F<strong>in</strong>anzierung der von uns<br />

betreuten niedersächsischen K<strong>in</strong>der durch Niedersachsen.<br />

Bei 20 niedersächsischen K<strong>in</strong>dern fehlen monatliche E<strong>in</strong>nahmen von 5.325 Euro oder<br />

mehr als 10.000 DM!<br />

Zusammenarbeit mit den Unternehmen am Standort<br />

Mittagessen, Geschirr, Abwasch,<br />

Müll- und Altpapierabfuhr, ärztliche Notfallbetreuung,<br />

Gebäude<strong>in</strong>standhaltung,<br />

Brandschutz durch die Feuerwehr,<br />

(auch im pädagogischen Bereich z. B. bei dem Projekt Feuer und Sicherheit),<br />

Bewachung durch den Werksschutz.<br />

Leistungen und Regelungen der Unternehmen<br />

– Laufender Zuschuss pro Platz (1486 Euro jährlich),<br />

wird halbjährlich im Voraus gezahlt.<br />

– Günstige Lieferung der Verpflegung<br />

– Günstige Mietbed<strong>in</strong>gungen für den K<strong>in</strong>dergarten (warm)<br />

– Betreuung durch den Arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen Dienst<br />

– Investitionskostenzuschuss für den Umbau von DM 3000,-- pro Platz<br />

– Sicherung durch den Werksschutz AIRBUS<br />

– Betriebsvere<strong>in</strong>barung für den Wiedere<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Beruf nach der Elternzeit<br />

– Innerhalb von 8 Jahren nach Geburt des K<strong>in</strong>des / bei mehreren K<strong>in</strong>dern<br />

max. 10 Jahre<br />

– Flexible Arbeitszeitregelungen <strong>in</strong> allen Unternehmen<br />

– Beteiligung an Krippenplätzen – trotzdem zögerlich<br />

FAZIT<br />

E<strong>in</strong> solches Projekt braucht:<br />

• Idealisten, die ständig am Ball bleiben und sich durch<br />

zeitweilige Rückschläge nicht entmutigen lassen dürfen.<br />

• Die f<strong>in</strong>anzielle und ideelle Unterstützung der Kommunen<br />

(Behörden und Verwaltungen) und Mitgliedsunternehmen.<br />

• Engagierte und flexible Mitarbeiter, deren Ziel es ist den Bedürfnissen<br />

von K<strong>in</strong>dern und Eltern weitgehend nachzukommen.


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Noch e<strong>in</strong>e politische Bemerkung:<br />

„Für K<strong>in</strong>der von 3 – 6 Jahren gibt es e<strong>in</strong>e gesetzlich geregelte hundertprozentige<br />

staatliche Dase<strong>in</strong>svorsorge unter E<strong>in</strong>satz erheblicher öffentlicher Mittel.<br />

Für K<strong>in</strong>der unter 3 Jahren – gerade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit <strong>in</strong> der Familien besondere Unterstützung<br />

benötigen – gibt es nichts Vergleichbares. Hier s<strong>in</strong>d der Bundesgesetzgeber sowie<br />

die Bundesländer und Kommunen gefordert umgehend Regelungen zu schaffen.<br />

Die von der Bundesregierung zugesagten Mittel (4 Mrd. Euro <strong>in</strong> den nächsten 4 Jahren)<br />

reichen nicht e<strong>in</strong>mal für die Schulen. Für die Betreuung der 0- bis 6-Jährigen<br />

wird da wahrsche<strong>in</strong>lich nichts übrig bleiben!“ .<br />

42


Anhang<br />

Alice Bachmann<br />

43<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt für<br />

K<strong>in</strong>der unter 3 Jahren – e<strong>in</strong>e Machbarkeitsstudie<br />

1. Bedarfsanalyse<br />

1.1 Potentieller InteressentInnenkreis<br />

Obwohl sich <strong>in</strong> Deutschland etwa e<strong>in</strong> Drittel aller Akademiker<strong>in</strong>nen entscheiden ke<strong>in</strong>e<br />

K<strong>in</strong>der zu bekommen um im Beruf den Anschluss nicht zu verlieren und auf der anderen<br />

Seite ArbeitgeberInnen zunehmend den Verlust gut ausgebildeter Angestellter beklagen,<br />

die für Jahre oder ganz aus dem Beruf ausscheiden, um K<strong>in</strong>der zu erziehen,<br />

werden fehlende Betreuungsmöglichkeiten längst noch nicht überall als Problem aufgefasst.<br />

Die Arbeitnehmerkammer sieht e<strong>in</strong>en großen Mangel an <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>smöglichkeiten,<br />

die den Bedürfnissen berufstätiger Eltern – besonders von K<strong>in</strong>dern unter<br />

drei Jahren – entsprechen. Daher hat sie diese Machbarkeitsstudie über betriebsnahe<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt <strong>in</strong>itiiert. Auf das überschaubare Gebiet<br />

der Innenstadt wurde sich beschränkt um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen Zeitspanne e<strong>in</strong>e<br />

gründliche Studie mit aussagefähigen Ergebnissen erreichen zu können.<br />

„Bei uns gibt es das Problem der fehlenden <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> nicht.“ Diese Antwort<br />

war auf e<strong>in</strong>e erste telefonische Anfrage bezüglich des Interesses an betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

<strong>in</strong> der Bremer Innenstadt zu hören. „ Denn bei uns arbeiten nur ältere<br />

Kollegen und Kolleg<strong>in</strong>nen, die haben ke<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der.“ Diese schlichte Begründung<br />

wurde nachgereicht. Jedoch kam dann von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen noch e<strong>in</strong>e weitere<br />

Erklärung dazu: „In die Abteilung geht ke<strong>in</strong>e, die K<strong>in</strong>der haben will, weil sie, wenn sie<br />

<strong>in</strong> Elternzeit ist, dort ihren Arbeitsplatz verliert und wieder zurückgestuft wird.“<br />

„Ich bef<strong>in</strong>de mich zur Zeit <strong>in</strong> Elternzeit. B<strong>in</strong> also nicht berufstätig“, schreibt e<strong>in</strong> Vater,<br />

„weil ich ke<strong>in</strong>e Unterbr<strong>in</strong>gung für me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d habe. Sobald die betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

besteht, kann ich auch wieder arbeiten gehen. Ansonsten müsste ich mich<br />

beurlauben lassen...“<br />

„Ich f<strong>in</strong>de diese Initiative sehr gut und wünsche ihr großen Erfolg“, antwortet e<strong>in</strong>e Angestellte<br />

auf dem Fragebogen. „Da ich persönlich aber K<strong>in</strong>dergärten als Betreuungsangebot<br />

sehe und wir den Luxus haben, unsere K<strong>in</strong>der bis zum Schulalter <strong>in</strong>nerfamiliär<br />

durch die Eltern betreuen zu lassen, b<strong>in</strong> ich generell nicht an K<strong>in</strong>dergärten o. ä.<br />

<strong>in</strong>teressiert.“<br />

„Der Aufbau betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> kommt für mich zu spät. Me<strong>in</strong>e zwei K<strong>in</strong>der<br />

s<strong>in</strong>d im Juni 1995 bzw. November 1997 geboren. Ich wäre gern bereits im


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Sommer 1996 an me<strong>in</strong>en alten Arbeitsplatz zurück gekehrt. Mangels <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>smöglichkeiten<br />

entschied ich im Verlauf der Zeit, <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Beruf erst zurückzukehren,<br />

wenn die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>geschult s<strong>in</strong>d und im Rahmen der verlässlichen Grundschule<br />

betreut werden“, schreibt e<strong>in</strong>e andere.<br />

Im Sachstandsbericht „Tagese<strong>in</strong>richtungen und andere Angebote für K<strong>in</strong>der unter 3<br />

Jahren <strong>in</strong> der Stadtgeme<strong>in</strong>de <strong>Bremen</strong>, Sachstandsbericht III – Januar 2003“ des Senators<br />

für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, Amt für Soziale Dienste<br />

<strong>Bremen</strong> heißt es hierzu: „Seit 1995 wird jährlich festgestellt, dass die Plätze <strong>in</strong> allen<br />

Tagese<strong>in</strong>richtungen mit K<strong>in</strong>dern unter 3 Jahren zu 98 bis 100% belegt s<strong>in</strong>d.<br />

Für Tagese<strong>in</strong>richtungen mit K<strong>in</strong>dern unter 3 Jahren wurde wegen des begrenzten Angebotes<br />

nie Werbung betrieben, und es wurde auch nicht öffentlich zur Anmeldung<br />

von K<strong>in</strong>dern aufgefordert. Trotzdem konnten jedes Jahr erhebliche zusätzliche Nachfragen<br />

nach Plätzen registriert werden. Und zwar für alle Angebotsarten. Die erstmalige<br />

namentliche Registrierung von Absagen an Eltern im Jahr 2002 <strong>in</strong> Tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

mit 25 bis 40 Betreuungsstunden pro Woche hat ergeben, dass rund 400<br />

Absagen erteilt werden mussten.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong>e nennenswerte Zahl von Eltern, die ihre K<strong>in</strong>der nicht förmlich <strong>in</strong> den<br />

Tagese<strong>in</strong>richtungen anmelden, sondern nur <strong>in</strong> den Tagese<strong>in</strong>richtungen, beim Verbund<br />

Bremer Krabbelgruppen oder bei den Initiativberatungen des Amtes für Soziale Dienste<br />

mündlich nachfragen und dann bei e<strong>in</strong>er negativen Auskunft resignieren.“<br />

Für die Feststellung des Bedarfs an betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt<br />

wurden die größeren Firmen, e<strong>in</strong>ige senatorische Behörden <strong>in</strong> der City und<br />

die Rechtsanwälte und Rechtsanwält<strong>in</strong>nen über den Bremer Anwaltsvere<strong>in</strong> (mit Ausnahme<br />

der Kanzleien <strong>in</strong> Bremerhaven) um Mitarbeit gebeten. Und zwar s<strong>in</strong>d entweder<br />

die Betriebsleitungen oder die Frauenbeauftragten und/ oder Personalräte angesprochen<br />

oder angeschrieben worden, mit der Bitte die Fragebögen an Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen, die Eltern von kle<strong>in</strong>eren K<strong>in</strong>dern s<strong>in</strong>d oder es demnächst werden<br />

könnten, auszugeben.<br />

Von den Firmenleitungen wurde mit e<strong>in</strong>em gesonderten Fragebogen das Interesse an<br />

e<strong>in</strong>er Beteiligung – <strong>in</strong> Form von Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Trägervere<strong>in</strong> oder durch den<br />

Kauf von Betreuungsplätzen oder andere f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung – abgefragt.<br />

Im folgenden s<strong>in</strong>d die Firmen und Stellen aufgeführt, die die Fragebögen erhalten haben.<br />

Es s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e konkreten Zahlen über die Verbreitung der Umfrage bekannt, weil<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Firmen nicht den Umfang ihrer Beteiligung und die Resonanz darauf<br />

zurück meldeten. Aber alle<strong>in</strong> die Frauenbeauftragte bei der Oberf<strong>in</strong>anzdirektion, die<br />

über die <strong>in</strong>nerbetriebliche EDV-Vernetzung die Umfrage verbreitete, bekam über 700<br />

Rückmeldungen. Allerd<strong>in</strong>gs enthält diese große Zahl auch all jene, die den Fragebogen<br />

nur angesehen aber nicht ausgefüllt zurück gesandt haben. Über die Vernetzung<br />

der Frauenbeauftragten der senatorischen Behörden gelangte die Umfrage auch zur<br />

Performa Nord und zur fidatas und <strong>in</strong> andere Dienststellen des F<strong>in</strong>anzsenators. Auch<br />

44


45<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

im Staatsarchiv und im Überseemuseum wurde die Befragung durch die Frauenbeauftragten<br />

dort verbreitet.<br />

Wie viele Eltern, die sich gerade <strong>in</strong> Elternzeit bef<strong>in</strong>den, die Fragebögen erhalten haben,<br />

ist nicht bekannt. Aber auch hier kann von der Oberf<strong>in</strong>anzdirektion e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende<br />

Zahl genannt werden: 100 Fragebögen wurden an <strong>in</strong> Elternzeit bef<strong>in</strong>dliche<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen verschickt.<br />

An folgende Adressen wurden die Umfrageunterlagen gesandt:<br />

Bankhaus Carl F. Plump & Co, Bankhaus Neelmeyer AG, Bremer Bank Niederlassung<br />

der Dresdner Bank AG, Bremer Landesbank, Bremische Volksbank eG, Commerzbank<br />

AG, Deutsche Bank AG, KBC Bank Deutschland AG, Norisbank AG, Kaufhof Warenhaus<br />

AG, Oviesse GmbH, ÖVB <strong>Bremen</strong>, Allianz Versicherungs-AG, Kühne & Nagel,<br />

Hanseatische Naturentwicklung GmbH, Bundesverband Sekretariat und Büromanagement<br />

e. V, Die Unternehmerverbände im Lande <strong>Bremen</strong> e.V., Handwerkskammer,<br />

Ingenieurkammer der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>, ee- Berufsgenossenschaft Bezirksverwaltung,<br />

Pensum Gesellschaft für Personaldienstleistungen mbH, Bremer Investitionsgesellschaft<br />

mbH, AXA, Versicherung AG, Kulturmanagement <strong>Bremen</strong> GmbH,<br />

Deutsche Telekom, Bremer Investitionsgesellschaft mbH, City Initiative <strong>Bremen</strong>,<br />

Stadtbibliothek, Deutsche Post AG, Securitas – Personalrat, hkk – Personalrat, TKK –<br />

Personalrat, AOK – Personalrat, BfA – Dienststellenleiter<strong>in</strong>, Sen. für F<strong>in</strong>anzen – Frauenbeauftragte,<br />

Mitglieder des Bremer Anwaltsvere<strong>in</strong>s (ohne die Bremerhavener).<br />

1.2 Bedarfsanfragen<br />

Da es <strong>in</strong> der Bremer City bereits e<strong>in</strong>e Initiative gibt, die aus Mangel an bestehenden<br />

Betreuungsmöglichkeiten noch <strong>in</strong> diesem Sommer mit e<strong>in</strong>er oder zwei Betreuungsgruppen<br />

für K<strong>in</strong>der von Eltern, die <strong>in</strong> der Innenstadt arbeiten, starten will und diese<br />

Initiative noch e<strong>in</strong> paar <strong>in</strong>teressierte Eltern sucht, bot es sich an, für die Bedarfsanalyse<br />

zusammen zu arbeiten.<br />

Deshalb wurde geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong> Anschreiben entwickelt, dem e<strong>in</strong>e Projektbeschreibung<br />

des Vorhabens der Initiative beilag und die beiden Fragebögen, e<strong>in</strong>er für die Betriebsleitungen<br />

und e<strong>in</strong> Vordruck für die Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen. Und zwar ist es<br />

erstens von Interesse, wie viel Bedarf <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt an betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

überhaupt besteht. Dann <strong>in</strong> welchem zeitlichen Umfang der Bedarf besteht.<br />

Weil die Kommune <strong>Bremen</strong> nur Förderung für K<strong>in</strong>der, deren erster Wohnsitz<br />

sich <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> bef<strong>in</strong>det, zuschießt, ist auch die Frage nach dem Wohnsitz relevant.<br />

Dieses wurde an die unter Punkt 1.1. Potentieller InteressentInnenkreis aufgeführten<br />

Adressen versandt. Alle<strong>in</strong> über den Bremer Anwaltsvere<strong>in</strong> ist die Anfrage mit den Erhebungsbögen<br />

an etwa 900 Adressen gesandt worden. Über die Frauenbeauftragte <strong>in</strong><br />

der Oberf<strong>in</strong>anzdirektion beim Senator für F<strong>in</strong>anzen s<strong>in</strong>d die Fragebögen an etwa 1000<br />

potentielle InteressentInnen gemailt oder geschickt worden, und zwar auch an die<br />

Performa Nord, die verschiedenen Dienststellen des F<strong>in</strong>anzamtes, das Überseemuseum,<br />

das Staatsarchiv, fidatas. In der Handelskrankenkasse, der hkk wurden fast 280


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Fragebögen ausgegeben. Im folgenden s<strong>in</strong>d das Anschreiben, die Projektbeschreibung<br />

und die beiden Fragebögen aufgeführt. Im Anhang der Projektbeschreibung bef<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong>e Liste von Firmen und Personen, die mit ihrer Unterschrift die Unterstützung<br />

des Vorhabens bekunden.<br />

Anschreiben an Firmen, Dienststellen und Betriebe <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt:<br />

Wolfgang Golasowski Margareta Ste<strong>in</strong>rücke<br />

Präsident des Landgerichts <strong>Bremen</strong> Referent<strong>in</strong> für Frauenforschung<br />

Für die Initiative „Betriebsnahe Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt“<br />

Bedarf an betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

da es e<strong>in</strong>en großen Mangel an Betreuungsplätzen besonders für unter 3-jährige<br />

K<strong>in</strong>der gibt, kehren viele Frauen erst nach jahrelanger Erziehungszeit <strong>in</strong> ihren Beruf<br />

zurück. Dies hat mancherorts bereits zu e<strong>in</strong>em Mangel an gut ausgebildeten<br />

Fachkräften geführt. Auch s<strong>in</strong>d die Kosten für die Wiedere<strong>in</strong>arbeitung der Kräfte<br />

hoch.<br />

Außerdem bedeutet e<strong>in</strong>e mehrjährige „K<strong>in</strong>derpause“ <strong>in</strong> der Berufstätigkeit noch<br />

immer für viele Eltern, dass ihre geplante Laufbahn erschwert oder verzögert wird.<br />

So entscheiden sich mittlerweile fast e<strong>in</strong> Drittel der Frauen <strong>in</strong> Deutschland gegen<br />

K<strong>in</strong>der.<br />

Um e<strong>in</strong> betriebsnahes <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangebot <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt zu<br />

schaffen, haben sich Eltern und <strong>in</strong>teressierte Unternehmen und Organisationen zu<br />

e<strong>in</strong>er Initiative zusammen geschlossen. In Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmerkammer<br />

führt diese e<strong>in</strong>e Erhebung des Bedarfs an betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

<strong>in</strong> der Bremer Innenstadt durch, weil sie zum Sommer mit e<strong>in</strong>er Krabbelgruppe<br />

(gerade <strong>in</strong> Gründung) für unter 3-Jährige starten will. Hierfür werden noch K<strong>in</strong>der<br />

gesucht und Eltern und Betriebe, die sich an der Organisation und auch F<strong>in</strong>anzierung<br />

beteiligen wollen.<br />

In der Anlage f<strong>in</strong>den Sie dazu zwei Fragebögen zur Erhebung des Bedarfs <strong>in</strong> Ihrem<br />

Unternehmen und die Projektbeschreibung der Initiative.<br />

Die Senator<strong>in</strong> für Soziales, Jugend, Arbeit und Frauen beabsichtigt neben bereits<br />

laufenden Fördermöglichkeiten betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> mit e<strong>in</strong>er Anschubf<strong>in</strong>anzierung<br />

zu unterstützen.<br />

Wenn Sie die Fragen 5 und 6 des Erhebungsbogens 1 mit Ja beantwortet haben,<br />

werden wir Sie über unsere weitere Arbeit auf dem Laufenden halten bzw. Sie <strong>in</strong><br />

die weiteren Vorbereitungen mit e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Vielen Dank im Voraus für Ihre Mühe und<br />

mit freundlichem Gruß<br />

Wolfgang Golasowski Margareta Ste<strong>in</strong>rücke<br />

46


Projektbeschreibung der geplanten betriebsnahen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>:<br />

Projekt – Betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt<br />

47<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Die Unterzeichnenden unterstützen die Gründung e<strong>in</strong>es Trägervere<strong>in</strong>s, der für K<strong>in</strong>der<br />

von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern privater Unternehmen und öffentlicher E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> der Innenstadt e<strong>in</strong>e Betreuung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krabbelgruppe (bis 3 Jahre), e<strong>in</strong>em<br />

K<strong>in</strong>dergarten (3 Jahre bis zur E<strong>in</strong>schulung) und <strong>in</strong> der schulfreien Zeit anbietet. Dazu<br />

sollen geeignete <strong>in</strong>nenstadtnahe Räume angemietet werden. Wegen der kurzen Anb<strong>in</strong>dung<br />

an Wohnviertel (F<strong>in</strong>dorff, Schwachhausen, Ostertor/Ste<strong>in</strong>tor, Peterswerder<br />

und Neustadt), der Nähe von Grünanlagen und der vorhandenen Konzentration von<br />

Arbeitsplätzen ziehen wir als Standort den Bereich der Bremer Justizdüne (Altes und<br />

Neues Gerichtshaus, ehemaliges Polizeihaus/Stadtbibliothek) <strong>in</strong> Betracht.<br />

Die schnelle Wiederaufnahme der Berufstätigkeit nach der Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des liegt<br />

im Interesse der Arbeitgeber wie auch von immer mehr berufstätigen Frauen und<br />

Männern. Unser Ziel ist es, e<strong>in</strong> attraktives Betreuungsangebot <strong>in</strong> der Nähe zahlreicher<br />

Arbeitsplätze zu schaffen und damit die Vere<strong>in</strong>barkeit von Beruf und Familie zu erleichtern.<br />

Das Angebot richtet sich an Eltern, die <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>er<br />

Eltern<strong>in</strong>itiative organisiertes Krabbelgruppen- und K<strong>in</strong>dergartenangebot <strong>in</strong> der Innenstadt<br />

mitzugestalten. Wir möchten private Unternehmen und öffentliche E<strong>in</strong>richtungen<br />

gew<strong>in</strong>nen, die unser Vorhaben unterstützen. Die Schaffung e<strong>in</strong>es betriebsnahen Betreuungsangebotes<br />

für K<strong>in</strong>der erhöht zudem die Attraktivität der Innenstadt als Arbeitsplatz<br />

und stärkt den Wirtschaftsstandort <strong>Bremen</strong>.<br />

Die Eltern<strong>in</strong>itiative wird <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>nützigen e<strong>in</strong>getragenen Vere<strong>in</strong>s organisiert,<br />

<strong>in</strong> dem die Eltern der betreuten K<strong>in</strong>der Mitglieder s<strong>in</strong>d. Fördernde Mitgliedschaften<br />

durch private und öffentliche Arbeitgeber s<strong>in</strong>d möglich und erwünscht. Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter von fördernden Mitgliedern sollen bei der Vergabe von Plätzen<br />

vorrangig berücksichtigt werden. Die F<strong>in</strong>anzierung erfolgt im übrigen durch Beiträge<br />

der Eltern und Zuschüsse. Der Senator für Justiz und Verfassung soll für e<strong>in</strong>e Unterstützung<br />

bei der Anmietung von geeigneten Räumen im Bereich der Bremer Justizdüne<br />

gewonnen werden. Der Betrieb kann ggf. <strong>in</strong> Kooperation mit e<strong>in</strong>em erfahrenen Träger<br />

vergleichbarer E<strong>in</strong>richtungen organisiert werden.<br />

Ab Sommer 2003 soll mit e<strong>in</strong>em Krabbelgruppenangebot begonnen werden. In e<strong>in</strong>er<br />

zweiten Stufe wird das Angebot um e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dergartengruppe und die Betreuung auf<br />

die schulfreie Zeit erweitert.<br />

Die Gründungs<strong>in</strong>itiative führt <strong>in</strong> diesen Tagen Gespräche mit <strong>in</strong>teressierten Firmen<br />

und öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen. Wir führen weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Bedarfsumfrage durch und<br />

suchen nach geeigneten Räumlichkeiten.<br />

Dieses Projekt hilft Arbeitgebern, <strong>Bremen</strong> als Arbeits- und zugleich Wohnort attraktiver<br />

zu gestalten. Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger bekommen e<strong>in</strong> wichtiges Angebot zur Steigerung<br />

ihrer Lebens- und Wohnqualität <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> – als Metropole im norddeutschen<br />

Raum.


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Projekt – Betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt<br />

Dr. Britta Gustafsson Petra Schäffer<br />

Cornelia Holsten Geschäftsführer<strong>in</strong> der<br />

Richter<strong>in</strong>nen Hanseatische Naturentwicklung GmbH<br />

Dieter Janßen Wolfgang Golasowski<br />

Vorsitzender des Präsident des Landgerichts <strong>Bremen</strong><br />

Bremischen Anwaltsvere<strong>in</strong>s Tatjana Kle<strong>in</strong>-Hartmann<br />

Personalentwicklung/Organisation<br />

Anna Katr<strong>in</strong> Gerhard Bremer Investitions-Gesellschaft mbH<br />

Manuela Günther<br />

Elke Opielka Tammo Ordemann<br />

Cornelia Dirks für die Niederlassung der KPMG <strong>Bremen</strong><br />

Dr. Anja Eckhardt<br />

Anja Kalski Stefan von Seggern, Inge M<strong>in</strong>dermann,<br />

Maren Schreier Iris Milewski, Johnny Kipka und<br />

Verband berufstätiger Mütter Marcus Rosebrock<br />

Regionalstelle <strong>Bremen</strong> - Betriebsrat der KPMG <strong>Bremen</strong> -<br />

Sven Janßen Alice Dölvers<br />

Pensum Gesellschaft für Alfons Kröner<br />

Personaldienstleistungen mbH Hans Tibert<br />

Susanne Helms<br />

Bärbel Luttmann Olaf Temmen<br />

Betriebsratsvorsitzende Udo Bloss<br />

Securitas Vers. AG Katr<strong>in</strong> Flügger<br />

Claus Post<br />

Re<strong>in</strong>er Dudek Roger Petersen<br />

HKK-Personalleitung Jörg Schell<strong>in</strong><br />

BR-Mitglieder Securitas Vers. AG<br />

Peter Kruse<br />

Personalratsvorsitzender HKK Ralf Held<br />

Stellvertr. Verdi Bezirksvorsitzender HB Manuela Seidel<br />

Michael Miethl<strong>in</strong>g<br />

Ulrike Hauffe Andreas Thomsen<br />

Landesbeauftragte Petra Gilles<br />

Bremische Zentralstelle für die Mitarbeiter Securitas Vers. AG<br />

Verwirklichung der Gleichberechtigung<br />

der Frau (ZGF)<br />

Barbara Lison Helga Ziegert<br />

Direktor<strong>in</strong> der Stadtbibliothek <strong>Bremen</strong> Regionsvorsitzende<br />

des DGB <strong>Bremen</strong> / Bremerhaven<br />

48


Fragenbogen für die Betriebsleitungen:<br />

49<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Initiative „Betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt Bogen 1<br />

Machbarkeitsstudie der Arbeitnehmerkammer<br />

1. Hat Ihr Unternehmen bzw. Ihre Dienststelle grundsätzliches Interesse an e<strong>in</strong>er<br />

betriebsnahen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt?<br />

Ja O Ne<strong>in</strong> O<br />

2. Besteht konkreter Bedarf an e<strong>in</strong>er solchen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>?<br />

(Bitte die Anzahl der K<strong>in</strong>der angeben.)<br />

Ja O Und zwar für: ......K<strong>in</strong>der, davon ......bis 3 Jahre:<br />

von 3 Jahren bis zum Schulalter: ......<br />

im Hortalter: ......<br />

Ne<strong>in</strong> O zur Zeit nicht.<br />

3. Wir s<strong>in</strong>d an e<strong>in</strong>em Kauf von Betreuungsplätzen <strong>in</strong>teressiert.<br />

Ja O Ne<strong>in</strong> O<br />

4. Wir s<strong>in</strong>d an e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>anziellen Beteiligung <strong>in</strong> anderer Weise <strong>in</strong>teressiert.<br />

Ja O Ne<strong>in</strong> O<br />

5. Wir s<strong>in</strong>d an e<strong>in</strong>er Mitgliedschaft bei e<strong>in</strong>em Träger für e<strong>in</strong>e betriebsnahe<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Innenstadt <strong>in</strong>teressiert.<br />

Ja O Ne<strong>in</strong> O<br />

6. Wir unterstützen e<strong>in</strong>e Initiative für betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong><br />

der Bremer Innenstadt.<br />

Ja O Ne<strong>in</strong> O


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Fragebogen für die Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen:<br />

Initiative „Betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt Bogen 2<br />

Machbarkeitsstudie der Arbeitnehmerkammer<br />

1. Ich habe K<strong>in</strong>der und b<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>er betriebsnahen Betreuung <strong>in</strong>teressiert<br />

Ja O<br />

Ne<strong>in</strong> O<br />

Später O Zur Zeit habe ich ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der im Alter zwischen 1 u. 6 Jahren,<br />

b<strong>in</strong> aber grundsätzlich an betriebsnaher Betreuungsmöglichkeit<br />

<strong>in</strong>teressiert.<br />

2. Betreuungsbedarf für me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d / me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der besteht ab folgendem Datum:<br />

1. K<strong>in</strong>d:<br />

2. K<strong>in</strong>d:<br />

3. K<strong>in</strong>d:<br />

Monat Jahr<br />

3. Me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d / me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der haben dann folgendes Alter:<br />

1. K<strong>in</strong>d:<br />

2. K<strong>in</strong>d:<br />

3. K<strong>in</strong>d:<br />

4. Gewünschte Betreuungszeit:<br />

Beg<strong>in</strong>n: .......... Uhr Ende: .......... Uhr<br />

Anzahl der Wochenstunden <strong>in</strong>sgesamt: ..........<br />

5. Wir haben unseren ersten Wohnsitz:<br />

<strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> O<br />

nicht <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> O<br />

50


1.3 Rücklauf – MitarbeiterInnen<br />

51<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Es kamen 211 Fragebögen von Angestellten zurück. Auf etwas mehr als der Hälfte<br />

(117: 55,6 %) ist als Wohnsitz <strong>Bremen</strong> angegeben. Gar nicht ausgefüllt s<strong>in</strong>d 3 (1,4<br />

%) Fragebögen. Bei 25 (11,8 %) fehlt die Angabe des ersten Wohnsitzes. Auf 66<br />

(31,3 %) ist e<strong>in</strong> Wohnort außerhalb <strong>Bremen</strong>s angegeben. Die Prozentzahlen beziehen<br />

sich jeweils auf die Anzahl der Antworten.<br />

Nicht ausgefüllt<br />

Ohne<br />

Wohnsitzangabe<br />

Wohnsitz nicht <strong>in</strong><br />

HB<br />

Wohnsitz <strong>in</strong> HB Gesamt<br />

3 25 66 117 211<br />

Konkretes Interesse gaben 63 (29,9 %) Eltern an. Davon haben 42 (19,9 %) ihren<br />

ersten Wohnsitz <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>. Interesse <strong>in</strong> der Zukunft ist auf 81 Fragebögen bekundet.<br />

Darauf haben 47 (22,3 %) ihren ersten Wohnsitz <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> angegeben. Etwa e<strong>in</strong><br />

Drittel der Antworten (64: 35 %) haben ke<strong>in</strong> Interesse an betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

<strong>in</strong> der Bremer Innenstadt erklärt.<br />

Konkretes Interesse Später Interesse Ke<strong>in</strong> Interesse<br />

Wohnort HB 42 47 28<br />

Wohnort nicht HB 20 29 17<br />

ohne Angabe 1 5 19<br />

Von den <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> wohnenden s<strong>in</strong>d als Bedarf für die Öffnungszeiten Spannen von<br />

morgens um 7 Uhr bis abends um 18 Uhr angegeben. Die gewünschte Stundenzahl<br />

der Betreuung geht von 19 Std./Woche bis zu 40 Wochenstunden.<br />

Gewünschte Anfangszeiten:<br />

7.00 Uhr 7.30 Uhr 7.45 Uhr 8.00 Uhr 8.30 Uhr 9.00 Uhr Nach Bedarf<br />

7 3 1 18 1 5 7<br />

Gewünschte Öffnungszeit bis:<br />

12.30<br />

Uhr<br />

13.00<br />

Uhr<br />

13.30<br />

Uhr<br />

14.00<br />

Uhr<br />

14.30<br />

Uhr<br />

15.00<br />

Uhr<br />

15.30<br />

Uhr<br />

16+16.30<br />

Uhr<br />

17+18<br />

Uhr<br />

4 5 2 7 2 3 2 6 4 7<br />

Gewünschte Anzahl der Wochenstunden:<br />

nach<br />

Bedarf<br />

19 20 21 22,5 20–25 25 25–30 30 32,5 35 38 30–45<br />

3 4 1 1 1 7 4 7 1 2 1 5


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Die Angaben zum Startterm<strong>in</strong> und dem Alter der K<strong>in</strong>der für die betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

von Eltern mit dem ersten Wohnsitz <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> weisen ebenfalls e<strong>in</strong>e große<br />

Spanne auf und zeigen, wie weit im voraus manche Eltern planen. Von sofortiger Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des bis zum Beg<strong>in</strong>n im Juli 2006 reichen die Wünsche.<br />

Sofort<br />

08/<br />

2003<br />

09/<br />

2003<br />

10/<br />

2003<br />

Ab<br />

2004<br />

52<br />

07/<br />

2004<br />

08+09/<br />

2004<br />

Ab<br />

2005<br />

08/<br />

2005<br />

Anzahl 15 4 2 4 2 4 9 4 2 3<br />

Alter<br />

5 Mt.<br />

– 9 J.<br />

2 – 6<br />

Jahre<br />

2 – 4<br />

Jahre<br />

1 – 6<br />

Jahre<br />

6 Mt.<br />

+ 1 J.<br />

1 – 3<br />

Jahre<br />

1 – 7<br />

Jahre<br />

3 – 6<br />

Jahre<br />

3 – 5<br />

Jahre<br />

Ab<br />

2006<br />

6 Mt.<br />

3 Jahre<br />

Von den nicht <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> Wohnenden s<strong>in</strong>d als Bedarf für die Öffnungszeiten Spannen<br />

von morgens um 6.30 Uhr bis abends um 18 Uhr angegeben. Die gewünschte Stundenzahl<br />

der Betreuung geht von 16 Std./Woche bis zu 30 Wochenstunden.<br />

Gewünschte Anfangszeiten:<br />

6.30 Uhr 7.00 Uhr 7.30 Uhr 8.00 Uhr 8.30 Uhr 9.00 Uhr Nach Bedarf<br />

2 2 4 6 2 1 3<br />

Gewünschte Öffnungszeit bis:<br />

12.30 Uhr 13 – 14 Uhr 14.00 Uhr 15.00 Uhr 17 – 18 Uhr Nach Bedarf<br />

3 3 2 6 3 4<br />

Gewünschte Anzahl der Wochenstunden:<br />

6 – 16 19 – 20 25 – 30 Über 40 Nach Bedarf<br />

4 6 7 2 1


53<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Die Angaben zum Startterm<strong>in</strong> und dem Alter der K<strong>in</strong>der für die betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

von Eltern mit erstem Wohnsitz nicht <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> weisen ebenfalls e<strong>in</strong>e große<br />

Spanne auf und zeigen, wie weit im voraus manche Eltern planen. Von dem<br />

Wunsch nach sofortiger Unterbr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des bis zum Beg<strong>in</strong>n im August 2005<br />

reichen die Wünsche.<br />

Sofort 8/2003 11+12/2003 Ab 2004 6/2004 8+9/2004 2005 2006<br />

Anzahl 7 2 2 3 1 3 2 1<br />

Alter<br />

+ 9 Mt.<br />

bis 8 J.<br />

1 Jahr 2 Jahre<br />

1 – 2<br />

Jahre<br />

3 Jahre<br />

2 – 3<br />

Jahre<br />

6 Mt.+<br />

3 Jahre<br />

3 Jahre<br />

Im Folgenden ist dargestellt, welcher konkrete Bedarf an betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

<strong>in</strong> der Bremer Innenstadt sich noch für dieses Jahr aus den Antworten ergibt.<br />

Wobei noch e<strong>in</strong>mal darauf h<strong>in</strong>gewiesen wird, dass manche Eltern, die sich gerade <strong>in</strong><br />

Elternzeit bef<strong>in</strong>den, womöglich über die benutzten Verteiler ke<strong>in</strong>en Fragebogen bekommen<br />

haben. Dass also wahrsche<strong>in</strong>lich der konkrete Bedarf entschieden höher<br />

liegt. Aufgeschlüsselt s<strong>in</strong>d die Bedarfszahlen nach dem Alter der K<strong>in</strong>der.<br />

5+9 Monate 2<br />

Sofort 08/2003 09/2003 10/2003 11/2003 12/2003<br />

1 Jahr 3 2 2<br />

1,5 Jahre 1<br />

2 Jahre 5 2 1 1<br />

3 Jahre 2 1 1<br />

4 Jahre 3 1<br />

5 Jahre<br />

6 Jahre 2 1 2<br />

7 Jahre<br />

8 + 9 Jahre 3


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

1.4 Rücklauf – Betriebsleitungen<br />

Von Seiten der Betriebsleitungen kamen 65 Antworten. Davon bekundeten etwa die<br />

Hälfte (31: 47,7 %) gar ke<strong>in</strong> Interesse. Das Anliegen lediglich unterstützen wollen 10<br />

(15,4 %) Geschäftsleitungen. Grundsätzliches Interesse gaben 5 (7,7 %) an. Grundsätzliches<br />

Interesse und die Absicht, das Anliegen zu unterstützen haben 8 (12,3 %)<br />

Betriebsleitungen. E<strong>in</strong>e Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Trägerverbund ziehen 10 (15,4 %) <strong>in</strong><br />

Betracht. Den Kauf e<strong>in</strong>es Platzes ziehen 8 (12,3 %) Geschäftsleitungen <strong>in</strong> Erwägung.<br />

An e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>anziellen Beteiligung zeigten sich 7 (10,8 %) Betriebe <strong>in</strong>teressiert. Die<br />

Prozentzahlen beziehen sich auf die Anzahl der Antworten.<br />

Ke<strong>in</strong><br />

Interesse<br />

Nur<br />

Interesse<br />

Interesse +<br />

Unterstützung<br />

Nur<br />

Unterstützung<br />

54<br />

Mitgliedschaft<br />

Mitgliedschaft<br />

+ Beteiligung<br />

Kauf-<br />

<strong>in</strong>teresse<br />

31 5 8 10 10 7 8<br />

Zum Rücklauf aus den Betriebsleitungen ist zu bemerken, dass <strong>in</strong> manchen Unternehmen<br />

die Personalangelegenheiten zentral für ganz Deutschland geleitet und entschieden<br />

werden, so dass die Leitungen der Niederlassungen vor Ort <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> nicht<br />

über die Befugnis verfügen, sich zu den gestellten Fragen zu äußern.<br />

Außerdem war die Laufzeit für die Studie und damit die Bekanntgabe des Anliegens <strong>in</strong><br />

den Firmen der Bremer Innenstadt mit nicht e<strong>in</strong>mal drei Monaten recht kurz, vielleicht<br />

zu kurz für <strong>in</strong>nerbetriebliche Entscheidungswege.<br />

Es gibt Firmen, die an eigenen Planungen für e<strong>in</strong>e betriebsbezogene <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

arbeiten und andere, die eigene Förderprogramme für die Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie<br />

und Beruf haben, <strong>in</strong> denen die Schwerpunkte anders gesetzt werden, zum Beispiel<br />

große Flexibilität <strong>in</strong> der Wahl der Wochenstundenzahl.<br />

1.5 Auswertung<br />

Die Erhebung hat ergeben, dass Bedarf an betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> für unter<br />

Dreijährige aber auch für ältere K<strong>in</strong>der besteht. Jetzt sofort und <strong>in</strong> den kommenden<br />

Jahren. Alle<strong>in</strong> für 2003 ist für 37 K<strong>in</strong>der Bedarf angemeldet. Davon s<strong>in</strong>d 19 unter<br />

Dreijährige. Insgesamt ergibt sich bis zum Jahre 2007 für <strong>in</strong>sgesamt 70 K<strong>in</strong>der Bedarf.<br />

Diese Zahlen und dazu noch die Angaben, später Bedarf an betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

<strong>in</strong> der Bremer Innenstadt zu haben (<strong>in</strong>sgesamt 81) zeigen, dass E<strong>in</strong>richtungen,<br />

die jetzt aufgebaut werden, mit Kont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong> der Nachfrage auch <strong>in</strong> den folgenden<br />

Jahren rechnen können.


55<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Der hohe Anteil Eltern aus dem Bremer Umland macht dr<strong>in</strong>genden Handlungsbedarf<br />

der beiden Bundesländer <strong>Bremen</strong> und Niedersachsen deutlich, schnell geme<strong>in</strong>sam<br />

Lösungen im Bereich der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> unter Dreijähriger und auch älteren K<strong>in</strong>der<br />

zu f<strong>in</strong>den.<br />

Offensichtlich wohnt etwa die Hälfte der Antwortenden <strong>in</strong> Niedersachsen und arbeitet<br />

<strong>in</strong> der Bremer Innenstadt. E<strong>in</strong>e Tendenz, die allgeme<strong>in</strong> als anhaltender und sich noch<br />

verstärkender Trend betrachtet wird. Senator<strong>in</strong> Kar<strong>in</strong> Röpke erwähnte jüngst dieses<br />

Phänomen auf ihrer Rück- und Vorschau anlässlich ihres ersten Jahres im Amt der<br />

Familiensenator<strong>in</strong>.<br />

Die differenzierten Angaben über den erwünschten Beg<strong>in</strong>n der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>, die<br />

täglichen Öffnungszeiten und die Wochenstunden, die <strong>in</strong> Anspruch genommen werden<br />

sollen, machen klar, dass e<strong>in</strong> flexibles <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sangebot benötigt wird.<br />

Und zwar <strong>in</strong> allen Bereichen: Ke<strong>in</strong>e festen Anmeldefristen, lange tägliche Öffnungszeiten<br />

mit Früh- und Spätdiensten und <strong>in</strong>dividuelle Wochenstundenkont<strong>in</strong>gente werden<br />

erwartet.<br />

Dies umzusetzen erfordert sorgfältige Arbeit <strong>in</strong> der Ausgestaltung des pädagogischen<br />

Konzeptes und bei der Aufstellung e<strong>in</strong>er realisierbaren F<strong>in</strong>anzierung.<br />

Der gewünschten Flexibilität steht der pädagogische Ansatz der Kont<strong>in</strong>uität, des gewohnten<br />

Rahmens, den <strong>in</strong>sbesondere kle<strong>in</strong>ere K<strong>in</strong>der benötigen, gegenüber.<br />

Hohe Kosten s<strong>in</strong>d die Folge jeder Ausdehnung der Öffnungszeiten, mit Früh- und<br />

Spätdiensten, die sehr wohl nötig s<strong>in</strong>d, wenn die <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> e<strong>in</strong>e Berufstätigkeit<br />

mit der jeweils <strong>in</strong>dividuell notwendigen und gewünschten Wochenstundenzahl ermöglichen<br />

soll.<br />

Der Rücklauf von den Betriebsleitungen hat das erfreuliche Ergebnis, dass alle<strong>in</strong> 8<br />

Betriebe an e<strong>in</strong>em Kauf von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>splätzen <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d. Wenn jeder<br />

Betrieb nur e<strong>in</strong>en Platz übernimmt, wäre damit bereits e<strong>in</strong>e Gruppe unter Dreijähriger<br />

abgesichert.<br />

Auch das Interesse an e<strong>in</strong>er Mitgliedschaft oder anderweitiger f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung,<br />

das von 25 Betrieben erklärt wurde, macht Mut. E<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong> mit 25 zahlenden<br />

Mitgliedern, der noch mit Firmenspenden unterstützt wird, sollte e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzkraft<br />

entwickeln, die mehrere Gruppen für K<strong>in</strong>der ermöglicht.<br />

2. Recherche geeigneter Räumlichkeiten<br />

2.1 Anforderungen an geeignete Räumlichkeiten<br />

Die Räume, die für betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt geeignet<br />

s<strong>in</strong>d, müssen bestimmte Merkmale erfüllen. Grundsätzliche Anforderungen s<strong>in</strong>d vorgegeben<br />

durch das Amt für Soziale Dienste, das die für den Betrieb e<strong>in</strong>er regelmäßigen<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> notwendige Betriebserlaubnis erteilt.


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Die für dieses spezielle Projekt nötige Voraussetzung, nämlich e<strong>in</strong>e Innenstadt-Lage,<br />

ergibt sich aus der Zielsetzung der Nähe zu den Betrieben <strong>in</strong> der Bremer City.<br />

Der kurze Weg zwischen dem Arbeitsplatz der Eltern und dem Ort der Betreuung für<br />

die K<strong>in</strong>der gehört zum Konzept. So werden lange Fahrtzeiten zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Orten, an denen die Familienmitglieder den Tag verbr<strong>in</strong>gen, vermieden.<br />

Dies ist wichtig für den Umfang der Betreuungszeit, der so verr<strong>in</strong>gert werden kann.<br />

Was wiederum besonders für kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der aus pädagogischen Gründen wichtig se<strong>in</strong><br />

kann; sich aber auch auf die Kosten der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> m<strong>in</strong>dernd auswirkt.<br />

Der Abschnitt 3 dieser Studie, der sich mit den Berechnungen befasst, zeigt anschaulich,<br />

<strong>in</strong> welchem Maße die Kosten für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> durch Früh- und Spätdienste<br />

steigen.<br />

Außerdem br<strong>in</strong>gen kurze Wege mehr Familienzeit im Alltag und es lassen sich leichter<br />

Projekte wie etwa e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Mittagstisch von K<strong>in</strong>dern und Eltern verwirklichen.<br />

Der Aspekt der Verkürzung der Fahrtzeit zwischen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sort und Arbeitsplatz<br />

ist e<strong>in</strong> weiterer Grund, auch K<strong>in</strong>der aus dem Umland mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Für e<strong>in</strong>e Betriebserlaubnis müssen folgende Punkte beachtet werden:<br />

Die Räume dürfen e<strong>in</strong>e bestimmte Größe nicht unterschreiten und es muss e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Anzahl Räume vorhanden se<strong>in</strong>. So s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e Krabbelgruppe mit 8 K<strong>in</strong>dern<br />

unter 3 Jahren m<strong>in</strong>destens Räume mit 52 qm und Sanitäranlagen für K<strong>in</strong>der und Erwachsene<br />

getrennt, sowie e<strong>in</strong> ausreichend großer Flur, <strong>in</strong> dem auch K<strong>in</strong>derwagen<br />

Platz haben, vorgeschrieben. So dass für e<strong>in</strong>e Gruppe mit 8 K<strong>in</strong>dern etwa 70 qm benötigt<br />

werden. Für zwei Gruppen mit jeweils 8 K<strong>in</strong>dern s<strong>in</strong>d es dann ungefähr 145<br />

qm, die benötigt werden.<br />

Auch an die Ausstattung der Räumlichkeiten werden besondere Anforderungen gestellt.<br />

Es muss e<strong>in</strong>e Dusche oder Wanne vorhanden se<strong>in</strong> und für die K<strong>in</strong>der passende<br />

Toiletten. Für K<strong>in</strong>derwagen muss ausreichend Abstellfläche se<strong>in</strong>. Tageslicht und die<br />

Belüftung s<strong>in</strong>d wichtig. An die Fenster und Heizkörper werden bestimmte Sicherheitsanforderungen<br />

gestellt. Sie dürfen nicht zu Quellen für Verletzungen werden. Die<br />

Fenster dürfen nicht von den K<strong>in</strong>dern zu öffnen se<strong>in</strong>. Liegen die Räume nicht im Erdgeschoss,<br />

so muss e<strong>in</strong> Fahrstuhl vorhanden se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem K<strong>in</strong>derwagen Platz haben.<br />

Der Fahrstuhl muss so groß se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e Gruppe mit Erzieher<strong>in</strong> zusammen dar<strong>in</strong><br />

fahren kann. Es muss e<strong>in</strong>en Fluchtweg geben. Die Räume dürfen weder überhitzen<br />

noch kalt oder feucht se<strong>in</strong>.<br />

In der Nähe der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sräume muss es Außengelände geben, <strong>in</strong> dem K<strong>in</strong>der<br />

sich ohne Gefahr spielend aufhalten können und das schnell und leicht zu erreichen<br />

ist. Hier müssen Bäume oder e<strong>in</strong> anderer Schutz vor Sonnenlicht vorhanden se<strong>in</strong>. Diese<br />

s<strong>in</strong>nvolle Vorgabe ist <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt nur dann zu erfüllen, wenn die<br />

Räume <strong>in</strong> der Nähe der Wallanlagen liegen. Die Bestimmungen für die Erteilung e<strong>in</strong>er<br />

56


57<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Betriebserlaubnis sehen aber vor, wenn e<strong>in</strong> passendes Außengelände nicht <strong>in</strong> direkter<br />

Nachbarschaft der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtung liegt oder gleich dazu gehört, kann<br />

e<strong>in</strong>e Betriebserlaubnis erteilt werden, wenn zusätzlicher Innenaum als Ausgleich zur<br />

Verfügung steht.<br />

Die Umgebung der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sstätte darf weder mit Lärm, noch mit Luftverschmutzung<br />

belastet se<strong>in</strong>. Auch dürfen die Räume nicht an e<strong>in</strong>er großen, viel befahrenen<br />

Straße liegen.<br />

2.2 Mieten oder Kaufen?<br />

Die Frage Mieten oder Kaufen sche<strong>in</strong>t auf den ersten Blick aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen<br />

schnell entschieden: Da sich für die Ansätze von betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der<br />

Bremer Innenstadt als großes Problem die F<strong>in</strong>anzierung darstellt, wirkt die Idee,<br />

Räume nicht zu mieten, sondern zu kaufen, zunächst schwer realisierbar.<br />

Aber es gibt e<strong>in</strong>ige Punkte, die für den Erwerb e<strong>in</strong>er Immobilie sprechen. Da ist zum<br />

e<strong>in</strong>en die Unabhängigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er eigenen Immobilie. Denn e<strong>in</strong>e <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtung<br />

mit dem unweigerlich dazu gehörenden Lärmpegel und der Lebhaftigkeit<br />

kann <strong>in</strong> der Nachbarschaft schon mal zu Irritationen und auch Beschwerden führen.<br />

Bef<strong>in</strong>den sich die Räume im Besitz des Trägers, kann flexibel und schnell reagiert<br />

werden. Zum Beispiel mit kle<strong>in</strong>en baulichen Maßnahmen wie Sicht- und oder Lärmschutzwänden.<br />

Bei längerfristiger Planung ist Kaufen günstiger als regelmäßige Mietzahlungen zu leisten.<br />

Diese haben konsumtiven Charakter, während der Erwerb e<strong>in</strong>er Immobilie <strong>in</strong>vestiv<br />

ist.<br />

Betriebe <strong>in</strong>vestieren lieber als sich auf langfristige Dauerförderung festzulegen. Auch<br />

die Bremische Haushaltspolitik stärkt den Investitionsbereich und meidet den konsumtiven.<br />

Der Investitionsbereich ist erklärtermaßen der, <strong>in</strong> dem sich Bremische Politik<br />

engagiert, was im H<strong>in</strong>blick auf Zuschüsse und Fördermöglichkeiten jenseits des<br />

knappen Etats im Sozial- und Familienressort Alternativen eröffnen kann.<br />

So wurde bereits vor fünf Jahren aus dem Wirtschaftsressort e<strong>in</strong>e <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> für<br />

Kundschaft der City-Geschäfte unterstützt.<br />

Es ist empfehlenswert, dass sich auch für die Steigerung der Attraktivität der Bremer<br />

Innenstadt als Standort für Firmen das Wirtschaftsressort im Bereich betrieblicher<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> f<strong>in</strong>anziell engagiert.<br />

Auch die Stiftung Wohnliche Stadt (f<strong>in</strong>anziert zum größten Teil aus E<strong>in</strong>nahmen des<br />

Bremer Spielcas<strong>in</strong>os) fördert Investitionen im Bereich <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>: Die Senatspressestelle<br />

meldete am 12. 03.2003: „Der Stiftungsrat der Stiftung Wohnliche Stadt<br />

hat gestern (11.03.2003) das Förderprogramm 2003 beschlossen. Die Zuschüsse,<br />

die für e<strong>in</strong>e Vielzahl von Projekten bereitgestellt werden, kommen ausschließlich aus<br />

Spielbankabgaben des Cas<strong>in</strong>os <strong>Bremen</strong>. Erwartet wird, dass diese Mittel, die das Cas<strong>in</strong>o<br />

<strong>Bremen</strong> seit drei Jahren schon auf dem hohen Niveau von jährlich mehr als 10


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Mio. Euro halten konnte, auch <strong>in</strong> diesem Jahr die 10 Mio.-Grenze erreichen. Hiervon<br />

erhalten die Stadt <strong>Bremen</strong> 80 Prozent und Bremerhaven 20 Prozent. ... Hervorzuheben<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> die Spielmöglichkeiten auf Schulhöfen, auf Außenflächen von<br />

K<strong>in</strong>dertagesheimen und auf Spielplätzen. Hier werden 30 Plätze mit e<strong>in</strong>em Volumen<br />

von 1 Mio. Euro direkt gefördert und weitere 190 000 Euro für die Unterstützung von<br />

Spielplatz<strong>in</strong>itiativen und für Geräte auf verschiedenen Spielplätzen zur Verfügung gestellt.<br />

Damit werden alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> 2003 ebenso viele Plätze neu gestaltet wie <strong>in</strong> den drei<br />

Jahren 2000 bis 2002 zusammen. Die Initiative von Schulvere<strong>in</strong>en, Elternvere<strong>in</strong>en <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>dertagesheimen und auf Spielplätzen zeigt sich besonders dar<strong>in</strong>, dass von ihnen<br />

für 15 der Plätze Eigenmittel und Spenden e<strong>in</strong>gesetzt werden. ...“ Es sollte daher<br />

geprüft werden, <strong>in</strong>wieweit sich die Stiftung Wohnliche Stadt beteiligen kann.<br />

Spenden s<strong>in</strong>d wegen ihrer unverb<strong>in</strong>dlichen E<strong>in</strong>maligkeit, beliebig festzulegender Höhe<br />

und Steuerabzugsfähigkeit für viele Firmen e<strong>in</strong>e attraktive Form der Unterstützung.<br />

Für den Erwerb e<strong>in</strong>er Immobilie lassen sich eventuell leichter Spenden e<strong>in</strong>werben, als<br />

dass sich Betriebsleitungen auf die regelmäßige Zahlung von Mieten e<strong>in</strong>lassen.<br />

Auch können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er im Besitz des Trägervere<strong>in</strong>s der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> sich bef<strong>in</strong>denden<br />

Immobilie Projekte nach den Wünschen, Möglichkeiten und Planungen des Vere<strong>in</strong>s,<br />

der Eltern realisiert werden. Etwa e<strong>in</strong> ganzes K<strong>in</strong>derhaus, <strong>in</strong> dem verschiedene<br />

Formen der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> angeboten werden und <strong>in</strong> dem auch e<strong>in</strong> Treffpunkt für<br />

Familien entstehen kann. In dem sich e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Mittagstisch von Eltern und<br />

K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>richten ließe.<br />

Der Landesverband Evangelischer Tagese<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong>der, der größte Träger<br />

von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtungen im Lande <strong>Bremen</strong>, hat e<strong>in</strong> solches Projekt bereits<br />

angedacht.<br />

In anderen Städten, zum Beispiel Buxtehude, ist es bereits verwirklicht. In e<strong>in</strong>em solchen<br />

Haus ließe sich das Konzept der familienfreundlichen, betriebsnahen <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

weiter ausarbeiten.<br />

2.3 Ergebnis der „Raumpatrouille“<br />

2.3.1 Räume mieten<br />

Ehemaliges Polizeihaus Am Wall<br />

Die Zech Immobilien GmbH bietet im ehemaligen Polizeihaus Am Wall zwei Varianten<br />

als Mietobjekte für betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> der Innenstadt an, die für den<br />

beabsichtigten Zweck e<strong>in</strong>e hervorragende Lage bieten. E<strong>in</strong>e Mietfläche von ungefähr<br />

170 qm und e<strong>in</strong>e von etwa 265 qm. Erstere entspricht <strong>in</strong> etwa sowohl den Anforderungen<br />

für zwei Gruppen unter Dreijähriger, wie auch für zwei Gruppen mit kle<strong>in</strong>er<br />

Altersmischung oder e<strong>in</strong>er Gruppe unter Dreijähriger plus e<strong>in</strong>er Gruppe für K<strong>in</strong>der von<br />

3-6 Jahren.<br />

58


59<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Allerd<strong>in</strong>gs liegt das Angebot der Zech Immobilien GmbH mit e<strong>in</strong>em Mietpreis <strong>in</strong>klusiver<br />

aller Nebenkosten und der Heizkosten von etwa 15 Euro zu hoch, um e<strong>in</strong>e realisierbare<br />

Kostenrechnung für die <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> zu erreichen. Hier wäre zu prüfen,<br />

wie groß der Verhandlungsspielraum bezüglich des Mietpreises ist.<br />

Des weiteren ist die Fertigstellung dieser Räume für Mitte 2004 geplant. Was für den<br />

Start <strong>in</strong> diesem Jahr selbstredend zu spät ist, auf der anderen Seite aber für e<strong>in</strong>e längerfristige<br />

Planung attraktiv ist. Da sich die Räumlichkeiten noch im Umbau bef<strong>in</strong>den,<br />

wäre es möglich, die Räume gleich nach den Richtl<strong>in</strong>ien für die Erteilung e<strong>in</strong>er Betriebserlaubnis<br />

und nach den Wünschen des Trägervere<strong>in</strong>s herzurichten.<br />

St. Pauli Stift<br />

Im St. Pauli Stift, direkt am Deich der kle<strong>in</strong>en Weser gelegen, lassen sich die Räume<br />

e<strong>in</strong>es Restaurants im Erdgeschoss umwidmen. Nach leichteren Umbauarbeiten können<br />

hier zwei Gruppen für K<strong>in</strong>der unter 3 Jahren mit <strong>in</strong>sgesamt 16 K<strong>in</strong>dern untergebracht<br />

werden. In diesem Stift wohnen SeniorInnen, so dass sich hier e<strong>in</strong> Model von<br />

ganz jungen und ganz alten Menschen unter e<strong>in</strong>em Dach mit Begegnungsmöglichkeiten<br />

<strong>in</strong> der geme<strong>in</strong>samen Halle verwirklichen ließe.<br />

Die Lage des Stifts ist e<strong>in</strong>erseits sehr günstig durch die gute Anb<strong>in</strong>dung: Westerstraße,<br />

Friedrich-Ebert-Straße und Wilhelm-Kaisen-Brücke treffen quasi direkt vor der Tür<br />

aufe<strong>in</strong>ander. Mehrere Straßenbahn- und Busl<strong>in</strong>ien halten <strong>in</strong> direkter Nähe zum Haus.<br />

Außerdem bef<strong>in</strong>det sich mit der kle<strong>in</strong>en Weser und der Park ähnlichen Anlage, die sie<br />

umgibt, viel Grün <strong>in</strong> der Nähe.<br />

Andererseits bedeuten diese beiden Punkte aber auch, dass die Räume direkt an stark<br />

befahrenen Straßen liegen und sich seitlich unbefestigte Uferanlagen bef<strong>in</strong>den. Hier<br />

müsste die Sicherung <strong>in</strong> Richtung Straßen und <strong>in</strong> Richtung Weserarm bedacht werden.<br />

Der Mietpreis liegt bei etwa 11,4 Euro warm.<br />

Räume <strong>in</strong> der Carl-Ronn<strong>in</strong>g-Straße 2<br />

Der Frauen-Erwerbs- und Ausbildungsvere<strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> hat se<strong>in</strong>en Sitz <strong>in</strong> der Carl-<br />

Ronn<strong>in</strong>g-Straße 2. Hier steht die komplette fünfte Etage zur Vermietung zur Verfügung.<br />

Der Mietpreis liegt bei 8 Euro plus 2,5 Euro Nebenkosten pro qm. Es gibt e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>heit von etwa 92 qm, die von der Größe her für e<strong>in</strong>e Gruppe von 8 K<strong>in</strong>dern passend<br />

wäre. Es gibt die Möglichkeit zwei weitere Räume von etwa 46 qm auf derselben<br />

Etage zu mieten. Damit wären dann von der Raumgröße her die Voraussetzungen<br />

für zwei Gruppen gegeben. Das Amt für Soziale Dienste würde e<strong>in</strong>e Betriebserlaubnis<br />

erteilen, allerd<strong>in</strong>gs mit der Auflage, dass die Fenster besser gesichert werden.


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Für diese Räume spricht besonders auch die Anb<strong>in</strong>dung im Haus des Frauen-<br />

Erwerbs- und Ausbildungsvere<strong>in</strong>s. Dieser hat auch e<strong>in</strong>e Lehrküche und weitere Räume<br />

<strong>in</strong> den unteren Etagen zur Verfügung. Sollte sich das Projekt der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

ausdehnen, zum Beispiel auf e<strong>in</strong> Mittagstischangebot auch für die Eltern, so wäre<br />

dies hier leicht möglich.<br />

Die Lage <strong>in</strong> der Carl-Ronn<strong>in</strong>g-Straße ist e<strong>in</strong>erseits ideal, weil sehr zentral und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Entfernung zu den Wallanlagen gelegen, die auch für kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der zu schaffen ist.<br />

Andererseits liegt das Haus selbst an der E<strong>in</strong>fahrt zu e<strong>in</strong>er Hochgarage. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

bef<strong>in</strong>det sich h<strong>in</strong>ter dem Haus e<strong>in</strong> von drei Seiten her durch Gebäude geschützter Innenhof,<br />

der sich im Besitz der Stadt bef<strong>in</strong>det. Es ist zu prüfen, ob sich diese Fläche,<br />

die zur Zeit von den anliegenden Geschäften als Zuliefererzufahrt genutzt wird, zu<br />

e<strong>in</strong>em begrünten Außengelände umwandeln lässt. Das wäre nicht nur für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>smöglichkeiten<br />

gut, sondern auch e<strong>in</strong>e deutliche Aufwertung e<strong>in</strong>er mitten im<br />

E<strong>in</strong>kaufs- und Flanierbereich gelegenen „Schmuddelecke“. Es ergebe sich hier auch<br />

die Möglichkeit, mittelfristig dort die vom Innenstadt-E<strong>in</strong>zelhandel gewünschte KundInnen-<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

anzusiedeln – etwa <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Pavillons auf dem Innenhof<br />

– die dann mit den K<strong>in</strong>dergruppen zusammen arbeitet.<br />

Kontorhaus <strong>in</strong> der Langenstraße<br />

Auch im Kontorhaus <strong>in</strong> der Langenstraße s<strong>in</strong>d noch Mietflächen frei, die mit e<strong>in</strong>em<br />

Quadratmeterpreis von 10 Euro Kaltmiete im oberen Bereich des F<strong>in</strong>anzierbaren liegen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs müsste für das Kontorhaus gründlich geprüft werden, ob sich der<br />

Komplex für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sräume eignet, denn „K<strong>in</strong>der machen Krach“ ist die auf<br />

e<strong>in</strong>en Satz reduzierte Erfahrung von K<strong>in</strong>dertagesstättenleitungen. Die Geräuschkulisse,<br />

die e<strong>in</strong> bis zwei K<strong>in</strong>dergruppen erzeugen, hat schon an vielen Orten zu Beschwerden,<br />

Klagen und auch sogar gerichtlichen Ause<strong>in</strong>andersetzungen geführt. Das mögliche<br />

Auftreten solcher Probleme sollte bei der Auswahl von Räumen berücksichtigt werden.<br />

Ehemaliges K<strong>in</strong>derhaus „Saus und Braus“ im Lloydhof<br />

Die AMB Generali Immobilien GmbH verwaltet den Lloydhof, e<strong>in</strong>e Geschäfts- und<br />

Büroanlage zwischen Ansgari-Kirchhof und Hanseatenhof gelegen. Hier bef<strong>in</strong>det sich<br />

das ehemalige K<strong>in</strong>derhaus „Saus und Braus“. Das s<strong>in</strong>d etwa 135 qm, die bereits für<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> – mit allen notwendigen Sanitäranlagen und Naturl<strong>in</strong>oleumboden –<br />

e<strong>in</strong>gerichtet s<strong>in</strong>d. Die Immobiliengesellschaft hat großen Verhandlungsspielraum <strong>in</strong><br />

der Frage der Mietkosten und -konditionen signalisiert. Allerd<strong>in</strong>gs verfügen die Räume<br />

nicht über ausreichend Tageslichtzufuhr, um e<strong>in</strong>e Betriebserlaubnis für K<strong>in</strong>dergruppen<br />

zu bekommen.<br />

„Saus und Braus“ arbeitete drei Jahre als <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtung für kurzzeitige<br />

Aufenthalte von K<strong>in</strong>dern der Kundschaft der Innenstadtgeschäfte. Weil die e<strong>in</strong>zelnen<br />

K<strong>in</strong>der dort nicht länger als 10 Stunden <strong>in</strong> der Woche betreut wurden, bedurfte es<br />

60


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

ke<strong>in</strong>er Betriebserlaubnis durch das Amt für Soziale Dienste. Das Wirtschaftsressort<br />

beteiligte sich an der F<strong>in</strong>anzierung von „Saus und Braus“. Laut hauseigener Evaluierung<br />

besuchten <strong>in</strong> den drei Jahren des Bestehens fast 10 000 K<strong>in</strong>der die E<strong>in</strong>richtung.<br />

Es gilt zu prüfen, <strong>in</strong>wieweit sich bauliche Maßnahmen durchführen lassen, die die<br />

Räume mit Tageslichtquellen versorgen, um so die Möglichkeit für die Erteilung e<strong>in</strong>er<br />

Betriebserlaubnis <strong>in</strong> diesen Räumen zu gewährleisten. Vielleicht lassen sich die Räume<br />

durch e<strong>in</strong> Glasdach und e<strong>in</strong>en Lichthof mit Tageslicht versorgen.<br />

Da die Räume bereits für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> e<strong>in</strong>gerichtet s<strong>in</strong>d, jetzt aber als Lagerfläche<br />

genutzt werden und die Immobiliengesellschaft Entgegenkommen signalisiert hat, besteht<br />

dort vielleicht die Bereitschaft, durch e<strong>in</strong>en Umbau, die Räume für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

mit Betriebserlaubnis durch das Amt für Soziale Dienste nutzbar zu machen.<br />

Contrescarpe<br />

An der Contrescarpe 8, etwa gegenüber dem Spielplatz „Rob<strong>in</strong>sönchen“, stehen<br />

Räume zur Vermietung, die für e<strong>in</strong>e Gruppe mit 8 K<strong>in</strong>dern gut Platz bieten. Sanitäranlagen,<br />

ausreichend Abstellräume und e<strong>in</strong>e Terrasse zum Spielen s<strong>in</strong>d vorhanden. Auf<br />

der gegenüberliegenden Straßenseite bef<strong>in</strong>den sich die Wallanlagen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> paar<br />

Gehm<strong>in</strong>uten – auch für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der – liegt der Spielplatz. Der Mietpreis liegt bei etwa<br />

9 Euro warm.<br />

Justizdüne Am Wall<br />

Die als „Justizdüne“ bezeichneten Gebäude Am Wall neben dem ehemaligen Polizeihaus<br />

werden für den Senator für Justiz umgebaut und modernisiert. Hier könnten<br />

Räume für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>smöglichkeiten mit e<strong>in</strong>geplant werden. Baubeg<strong>in</strong>n ist für<br />

2005 anvisiert.<br />

2.3.2 Räume kaufen<br />

Ehemaliges Teerhofcafe<br />

Die Immobilienabteilung der Bremischen Volksbank ist zuständig für die Räume des<br />

ehemaligen Cafes auf dem Teerhof. Hier stehen 200 qm auf zwei Ebenen zur Verfügung.<br />

Außerdem gehört noch e<strong>in</strong> Kellerraum von etwa 25 qm dazu und e<strong>in</strong> PKW-<br />

Stellplatz. Bereits e<strong>in</strong>gebaut s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Küche und ausreichend Sanitäranlagen. Die<br />

Räume liegen City-nah auf der Teerhof<strong>in</strong>sel, die e<strong>in</strong>e gute Anb<strong>in</strong>dung an das Naherholungsgebiet<br />

an der kle<strong>in</strong>en Weser hat. Auf dem Teerhof selbst gibt es ke<strong>in</strong>en KfZ-<br />

Verkehr.<br />

Der Kaufpreis wird mit 393 000 Euro angegeben. Aber es besteht Verhandlungsspielraum.<br />

Auch kann der PKW-Stellplatz vermietet oder verkauft werden.<br />

Da die recht kurzfristige Befragung der Betriebe bereits ergeben hat, dass sich 25 zu<br />

e<strong>in</strong>er Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Trägervere<strong>in</strong> und/oder f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung bereit<br />

erklärten, sollte es möglich se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e solche Immobilie zu f<strong>in</strong>anzieren.<br />

61


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Durch den Verhandlungsspielraum und mit Veräußerung des PKW-Stellplatzes blieben<br />

etwa 330 000 Euro, die für den Erwerb aufzubr<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d. Wenn 30 Betriebe und<br />

Institutionen für e<strong>in</strong>e Beteiligung gefunden werden, entfiele auf die e<strong>in</strong>zelnen e<strong>in</strong> Anteil<br />

von 11 000 Euro. Die dann auch noch ergebnism<strong>in</strong>dernd bei der Steuerberechnung<br />

e<strong>in</strong>gebracht werden können.<br />

Auch sollte angesichts der Summen, die für die Neugestaltung der Bremer Innenstadt<br />

um diese für Betriebe und Geschäfte attraktiver zu machen, die Möglichkeit der Teilhabe<br />

des Wirtschaftsressorts erkundet werden. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derhaus auf der Teerhof<strong>in</strong>sel<br />

würde auch hier zu e<strong>in</strong>er entschiedenen Aufwertung und stärkerem Publikumsverkehr<br />

führen, was sicherlich im Interesse des Wirtschaftsressorts liegt.<br />

Ehemaliges Stern-K<strong>in</strong>o <strong>in</strong> der Carl-Ronn<strong>in</strong>g-Straße<br />

Das Gebäude <strong>in</strong> dem bis vor e<strong>in</strong> paar Jahren das Stern-K<strong>in</strong>o untergebracht war, steht<br />

vollkommen leer. Es liegt sehr zentral, gleich neben dem Frauen-Erwerbs- und Ausbildungsvere<strong>in</strong>.<br />

Mit se<strong>in</strong>er Größe und Lage böte sich dieses Haus für e<strong>in</strong> größeres Modell für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

oder e<strong>in</strong> Familienhaus an.<br />

Es ist bis Redaktionsschluss für diese Studie nicht gelungen, die Besitzverhältnisse zu<br />

dieser Immobilie zu klären und den etwaigen Veräußerungspreis oder falls es vermietet<br />

werden soll, den Mietpreis <strong>in</strong> Erfahrung zu br<strong>in</strong>gen.<br />

3. F<strong>in</strong>anzierungs- und Organisationsvarianten<br />

3.1 Berechnungsgrundlagen<br />

Die unten aufgeführten Berechnungsbeispiele basieren auf M<strong>in</strong>deststandards und dem<br />

massiven E<strong>in</strong>satz ehrenamtlicher Arbeit: Es wurde ohne eigene Küche und Küchenpersonal<br />

gerechnet. Vom pädagogischen-konzeptionellen Ansatz gesehen, ließe sich<br />

e<strong>in</strong>e eigene Küche <strong>in</strong> der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtung durchaus rechtfertigen, aber<br />

unter der Maxime der Kostenm<strong>in</strong>imierung ist sie hier nicht veranschlagt. Über die<br />

wert- und s<strong>in</strong>nvolle E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er eigenen Küche gibt es <strong>in</strong> der Fachwelt ke<strong>in</strong>e<br />

divergierenden Me<strong>in</strong>ungen. Alle<strong>in</strong> aus Kostengründen lassen sich k<strong>in</strong>dgerechte Mahlzeiten<br />

von e<strong>in</strong>em Zulieferer zu e<strong>in</strong>em Preis von 2,5 Euro pro Essen (zum Beispiel von<br />

quirl) rechtfertigen.<br />

Das gleiche gilt für die Verwaltungsarbeit. Es wurde ke<strong>in</strong>e Pauschale für Verwaltungsarbeit<br />

e<strong>in</strong>gerechnet, sondern von ehrenamtlich tätigen Vorständen ausgegangen, wie<br />

es <strong>in</strong> vielen Vere<strong>in</strong>en praktiziert wird. Der Verbund der Krabbelgruppen rechnet für<br />

e<strong>in</strong>e Gruppe von acht K<strong>in</strong>dern mit etwa zehn Stunden Arbeit für e<strong>in</strong> Vorstandsmitglied.<br />

Der Arbeitsaufwand steigt proportional zu der K<strong>in</strong>derzahl.<br />

62


63<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Diese beiden Punkte – Verzicht auf e<strong>in</strong>e eigene Küche und ehrenamtliche Vorstandsarbeit<br />

– senken die errechneten Kosten für die <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> erheblich. Wobei noch<br />

anzuführen ist, dass die ehrenamtliche Vorstandsarbeit <strong>in</strong> den Anteil an eigenen Leistungen<br />

durch den Träger der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>, der explizit gefordert und nicht zw<strong>in</strong>gend<br />

monetär geleistet werden muss, e<strong>in</strong>zurechnen ist. Die gängige Praxis, solche<br />

ehrenamtliche Arbeit mit e<strong>in</strong>em Kostenfaktor von 5 Euro pro Stunde anzusetzen, sollte<br />

überprüft werden.<br />

Weitere Kostenm<strong>in</strong>imierungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den beiden Hauptfaktoren – den Raumkosten<br />

und den Personalkosten – möglich. Die Raumkosten bieten sich an für e<strong>in</strong> Engagement<br />

von beteiligten Betrieben oder Sponsoren. Alle für betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

ausgegebenen Mittel, Raumüberlassungen werden wie die Übernahme von Mieten<br />

gerechnet, werden den Betriebsausgaben zugerechnet und wirken so Ergebnis m<strong>in</strong>dernd<br />

und damit Steuer m<strong>in</strong>dernd.<br />

Bei den Personalkosten s<strong>in</strong>d durch arbeitsmarktpolitische Instrumente, wie zum Beispiel<br />

das Berufsrückkehrer<strong>in</strong>nenprogramm und E<strong>in</strong>gliederungshilfen, E<strong>in</strong>sparungen<br />

möglich.<br />

E<strong>in</strong>e Krippengruppe mit K<strong>in</strong>dern unter drei Jahren darf bis zu acht K<strong>in</strong>der haben.<br />

Die Angaben zum Personalschlüssel beziehen sich auf acht Stunden Öffnungszeit,<br />

also hier von 8 – 16 Uhr. Die Früh- und Spätöffnung wurde mit der Anwesenheit e<strong>in</strong>er<br />

Erzieher<strong>in</strong> gerechnet. S<strong>in</strong>d mehr als vier K<strong>in</strong>der im Früh- oder Spätdienst müssen<br />

zwei Erzieher<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>gerechnet werden.<br />

Die Berechnungen zum Raumbedarf ergeben sich – wie der Personalschlüssel – <strong>in</strong> der<br />

Größe aus den Richtl<strong>in</strong>ien zur Vergabe e<strong>in</strong>er Betriebserlaubnis. Der Mietpreis ist auf<br />

der Basis von 10 Euro Warmmiete pro Quadratmeter errechnet. Dies ist <strong>in</strong> etwa der<br />

Durchschnittspreis, der <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt für geeignete Räume gezahlt werden<br />

muss.<br />

An die Berufsgenossenschaft muss pro Beschäftigter 200 Euro im Jahr bezahlt werden.<br />

Diese s<strong>in</strong>d hier auf e<strong>in</strong>en Monat umgerechnet.<br />

Die Versicherung ist nach Erfahrungswerten des Verbundes Bremer Krabbelgruppen<br />

geschätzt. Entscheidend für die Höhe s<strong>in</strong>d die Glasflächen, weil diese sehr teuer <strong>in</strong><br />

der Versicherung s<strong>in</strong>d.<br />

Die Kosten für Verpflegung s<strong>in</strong>d mit 2,5 Euro pro Essen ungefähr am Angebot des<br />

quirl e.V. orientiert. Dieser bietet k<strong>in</strong>dgerechte Mahlzeiten <strong>in</strong>klusive Transportkosten.<br />

Durch die Mitgliedschaft im Verbund Bremer Krabbelgruppen kann der Bedarf an Beratung<br />

und Fortbildungen gedeckt werden. Auch übernimmt der Verbund zu günstigen<br />

Konditionen die Buchführung.<br />

Die Euro-Angaben s<strong>in</strong>d auf volle Euro gerundet.


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

3.2 Berechnungen<br />

1 Gr. u. 3 2 Gr. u. 3 2 Gr. u. 3-6 1 Gr. u. 3/1 Gr. 3-6<br />

Anzahl 8 K<strong>in</strong>der 16 K<strong>in</strong>der 30 K<strong>in</strong>der 28 K<strong>in</strong>der<br />

Räume/qm<br />

Leitung<br />

Sanitär K<strong>in</strong>der<br />

Sanitär Erw.<br />

Abstellraum<br />

Flur<br />

Gesamt<br />

x 10 Euro<br />

Leitung<br />

Erzieher<strong>in</strong><br />

Fachkraft<br />

Berufsgen.<br />

Versicherung<br />

Sicherheitstr.<br />

52<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

72<br />

720 Euro<br />

2 900 Euro<br />

3 834 Euro<br />

25 Euro<br />

40 Euro<br />

10 Euro<br />

104<br />

10<br />

10<br />

5<br />

10<br />

10<br />

149<br />

1 490 Euro<br />

928 Euro<br />

5 800 Euro<br />

7 668 Euro<br />

83 Euro<br />

60 Euro<br />

10 Euro<br />

64<br />

125<br />

10<br />

10<br />

5<br />

10<br />

10<br />

170<br />

1 700 Euro<br />

1 139 Euro<br />

5 800 Euro<br />

3 780 Euro<br />

67 Euro<br />

60 Euro<br />

10 Euro<br />

102<br />

10<br />

10<br />

5<br />

10<br />

10<br />

147<br />

1 470 Euro<br />

1 023 Euro<br />

5 800 Euro<br />

3 780 Euro<br />

67 Euro<br />

60 Euro<br />

10 Euro<br />

Telefon 30 Euro 50 Euro 70 Euro 70 Euro<br />

Buchhaltung 92 Euro 184 Euro 184 Euro 184 Euro<br />

Verbund 16 Euro 16 Euro 16 Euro 16 Euro<br />

Verpflegung 400 Euro 800 Euro 1 500 Euro 1 400 Euro<br />

Material 25 Euro 50 Euro 50 Euro 50 Euro<br />

Re<strong>in</strong>igung 160 Euro 320 Euro 320 Euro 320 Euro<br />

Kosten/Monat 8 252 Euro 17 459 Euro 14 696 Euro 14 250 Euro<br />

In der Tabelle f<strong>in</strong>den sich die Kosten für vier Modelle:<br />

– e<strong>in</strong>e Krabbelgruppe für K<strong>in</strong>der unter 3 Jahren<br />

– zwei Krabbelgruppen für K<strong>in</strong>der unter 3 Jahren<br />

– zwei Gruppen mit kle<strong>in</strong>er Altersmischung für K<strong>in</strong>der<br />

– zwischen 18 Monaten und 6 Jahren<br />

– e<strong>in</strong>e Krabbelgruppe für K<strong>in</strong>der unter 3 Jahren und<br />

– e<strong>in</strong>e Gruppe für K<strong>in</strong>der von 3 – 6 Jahren


65<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Durch die unterschiedliche Alterszusammensetzung ergeben sich aus den Richtl<strong>in</strong>ien<br />

zur Erteilung e<strong>in</strong>er Betriebserlaubnis für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sgruppen des Amts für Soziale<br />

Dienste die verschiedenen Raum- und Personalschlüssel und die mögliche Anzahl<br />

der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den Gruppen.<br />

E<strong>in</strong>e Vollzeit-Erzieher<strong>in</strong>nenstelle wurde mit 2 900 Euro pro Monat gerechnet. E<strong>in</strong>e<br />

Vollzeit-Fachkraftstelle mit 2 700 Euro pro Monat. Dies s<strong>in</strong>d durchschnittliche Werte,<br />

mit denen der Verbund der Bremer Krabbelgruppen arbeitet.<br />

Sicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g ist für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>sgruppen vorgeschrieben.<br />

Über die Mitgliedschaft im Verbund Bremer Krabbelgruppen (<strong>in</strong> der Tabelle unter:<br />

Verbund) können der Fortbildungs- und der Beratungsbedarf abgedeckt werden. Dies<br />

ersche<strong>in</strong>t die kostengünstigste Möglichkeit, die qualitativ hochwertige Beratung und<br />

Fortbildung bietet. Das Arbeitnehmerkammer-eigene K<strong>in</strong>derhaus Panama bezahlt für<br />

3 Gruppen mit <strong>in</strong>sgesamt 56 K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>en Jahresbeitrag von etwa 8 000 Euro (etwa<br />

667 Euro im Monat) an den Landesverband Evangelischer Tagese<strong>in</strong>richtungen für<br />

K<strong>in</strong>der für Fortbildung, Beratung und Teilnahme an Arbeitskreisen und –gruppen.<br />

Die Tabelle auf Seite 23 zeigt die Gesamtkosten pro Monat bei e<strong>in</strong>er Öffnungszeit von<br />

8 bis 16 Uhr. In der folgenden Tabelle auf Seite 24 s<strong>in</strong>d die Kosten pro Monat und<br />

pro K<strong>in</strong>d aufgeschlüsselt für zwei Öffnungszeitenmodelle: mit e<strong>in</strong>er Stunde Früh- und<br />

Spätdienst, sowie für e<strong>in</strong>e Öffnung von 8 bis 16 Uhr. Die Berechnungen gehen von<br />

e<strong>in</strong>er Ferienschließzeit von 3 Wochen im Jahr aus und davon, dass sich jeweils nicht<br />

mehr als vier K<strong>in</strong>der im Früh- und Spätdienst bef<strong>in</strong>den. Bei mehr als vier K<strong>in</strong>dern<br />

müsste e<strong>in</strong>e zweite Erzieher<strong>in</strong> anwesend se<strong>in</strong>.<br />

8 – 16 Uhr<br />

gesamt/Monat<br />

pro K<strong>in</strong>d<br />

7 – 17 Uhr<br />

gesamt/Monat<br />

pro K<strong>in</strong>d<br />

1 Gruppe<br />

unter 3 J.<br />

8 252<br />

1 032<br />

8 977<br />

1 122<br />

2 Gruppen<br />

unter 3 J.<br />

17 459<br />

1 091<br />

18 184<br />

1 137<br />

2 Gruppen<br />

unter 3 – 6 J.<br />

(kle<strong>in</strong>e Altersmischung)<br />

14 696<br />

490<br />

15 421<br />

514<br />

1 Gruppe<br />

unter 3 J. und<br />

1 Gruppe 3 – 6 J.<br />

14 250<br />

509<br />

14 975<br />

535<br />

Die Tabelle zeigt, dass die teuerste Variante zwei Krabbelgruppen unter 3-Jähriger ist.<br />

Das kostengünstigste Modell s<strong>in</strong>d zwei Gruppen mit kle<strong>in</strong>er Altersmischung, also für<br />

K<strong>in</strong>der von 18 Monaten bis zu 6 Jahren.<br />

Durch Früh- und Spätdienste erhöhen sich die Kosten besonders deutlich bei e<strong>in</strong>er<br />

Krabbelgruppe. Allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>in</strong> dieser Rechnung auch nur von 4 K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> der Früh-


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

oder Spätbetreuung ausgegangen worden. Das wären bei nur e<strong>in</strong>er Krabbelgruppe die<br />

Hälfte der K<strong>in</strong>der. Bei zwei Krabbelgruppen nur e<strong>in</strong> Viertel, bei zwei Gruppen mit kle<strong>in</strong>er<br />

Altersmischung etwas mehr als e<strong>in</strong> Achtel und bei e<strong>in</strong>er Gruppe für K<strong>in</strong>der unter 3<br />

Jahren <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>er Gruppe für 3-6-Jährige e<strong>in</strong> Siebtel der K<strong>in</strong>der.<br />

3.3 Kostenreduzierung<br />

Die beiden größten Kostenfaktoren s<strong>in</strong>d die Gehaltskosten und die Miete, wie den vorangegangenen<br />

Tabellen zu entnehmen ist. Deshalb s<strong>in</strong>d hier zur leichteren F<strong>in</strong>anzierbarkeit<br />

Sparmöglichkeiten zu prüfen.<br />

Zunächst wären da die Raumkosten, die sich als Beteiligungsmöglichkeit <strong>in</strong> nichtmonetärer<br />

Form für Betriebe anbieten, will sagen: <strong>in</strong> Form von Raum-Überlassung.<br />

Denkbar wäre die mietfreie Überlassung von Räumen, wobei sich dieses für den betreffenden<br />

Betrieb steuerlich günstig auswirkt, weil die nicht e<strong>in</strong>geforderte Miete als<br />

Spende oder als Beitrag für <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> <strong>in</strong> voller Höhe Ergebnis-m<strong>in</strong>dernd und<br />

damit E<strong>in</strong>kommenssteuer-verr<strong>in</strong>gernd angesetzt werden kann. Als Durchschnittswert<br />

wird allgeme<strong>in</strong> gerechnet, dass 60 Prozent der Zuwendung für den Betrieb als Nettokosten<br />

anfallen.<br />

Für die Gehaltskosten existieren verschiedene Möglichkeiten der Reduzierung. Zwei<br />

Programme des Arbeitsamtes und der § BSHG-19 können genutzt werden:<br />

E<strong>in</strong>stellungszuschuss bei Neugründung<br />

– 50 Prozent des regulären Gehaltes bis zu 12 Monate<br />

– muss e<strong>in</strong> neu geschaffener Arbeitsplatz se<strong>in</strong><br />

– der Arbeitgeber darf höchstens seit 24 Monaten bestehen und höchstens 5 Beschäftigte<br />

haben<br />

– die e<strong>in</strong>zustellende Person muss aus Weiterbildung, ABM oder SGB III kommen<br />

oder m<strong>in</strong>destens drei Monate vom Arbeitsamt Leistungen bezogen haben<br />

Diese Leistung ist an den Betrieben orientiert und ist e<strong>in</strong>e Pflichtleistung des Arbeitsamtes,<br />

kann also nicht verweigert werden.<br />

Berufsrückkehrer<strong>in</strong>nen-Programm<br />

– wird zur Hälfte von der EU bezahlt und zur Hälfte vom Arbeitsamt<br />

– Gehaltskostenzuschuss für 6 bis 12 Monate<br />

– ist Personen-orientiert für Berufsrückkehrer<strong>in</strong>nen<br />

– ist e<strong>in</strong> Pflichtleistung und kann daher nicht vom Arbeitsamt verweigert werden,<br />

wenn die Frau die Voraussetzungen erfüllt<br />

66


BSHG-§-19<br />

67<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Nach diesem Paragraphen können für SozialhilfeempfängerInnen für e<strong>in</strong> Jahr die Gehaltskosten<br />

vom Amt für Soziale Dienste übernommen werden, um e<strong>in</strong>e Wiedere<strong>in</strong>gliederung<br />

<strong>in</strong> den Arbeitsmarkt zu erleichtern.<br />

Mit BSHG-§-19-Kräften dürfen nur Stellen besetzt werden, die zusätzlich s<strong>in</strong>d. Im<br />

Bereich der Elternvere<strong>in</strong>e und Krabbelgruppen ist es nicht unüblich, e<strong>in</strong>e BSHG-§-19-<br />

Kraft pro Gruppe zu haben.<br />

In der folgenden Tabelle f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e Kostenrechnung mit reduzierten Gehaltskosten<br />

durch e<strong>in</strong>e BSHG-§19-Kraft als Fachkraft.<br />

1 Gr. u. 3 J. 2 Gr. u. 3 J. 2 Gr. u. 3–6 J. 1 Gr. u. 3/1 Gr. 3–6<br />

Anzahl 8 K<strong>in</strong>der 16 K<strong>in</strong>der 30 K<strong>in</strong>der 28 K<strong>in</strong>der<br />

Räume/qm<br />

Leitung<br />

Sanitär K<strong>in</strong>der<br />

Sanitär Erw.<br />

Abstellraum<br />

Flur<br />

Gesamt<br />

x 10 Euro<br />

Leitung<br />

Erzieher<strong>in</strong><br />

Fachkraft<br />

Berufsgen.<br />

Versicherung<br />

Sicherheitstr.<br />

52<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

72<br />

720 Euro<br />

2 900 Euro<br />

1 134 Euro<br />

25 Euro<br />

40 Euro<br />

10 Euro<br />

104<br />

10<br />

10<br />

5<br />

10<br />

10<br />

149<br />

1 490 Euro<br />

928 Euro<br />

5 800 Euro<br />

2 268 Euro<br />

83 Euro<br />

60 Euro<br />

10 Euro<br />

125<br />

10<br />

10<br />

5<br />

10<br />

10<br />

170<br />

1 700 Euro<br />

1 139 Euro<br />

5 800 Euro<br />

1 080 Euro<br />

67 Euro<br />

60 Euro<br />

10 Euro<br />

102<br />

10<br />

10<br />

5<br />

10<br />

10<br />

147<br />

1 470 Euro<br />

1 023 Euro<br />

5 800 Euro<br />

1 080 Euro<br />

67 Euro<br />

60 Euro<br />

10 Euro<br />

Telefon 30 Euro 50 Euro 70 Euro 70 Euro<br />

Buchhaltung 92 Euro 184 Euro 184 Euro 184 Euro<br />

Verbund 16 Euro 16 Euro 16 Euro 16 Euro<br />

Verpflegung 400 Euro 800 Euro 1 500 Euro 1 400 Euro<br />

Material 25 Euro 50 Euro 50 Euro 50 Euro<br />

Re<strong>in</strong>igung 160 Euro 320 Euro 320 Euro 320 Euro<br />

Kosten/Monat 5 562 Euro 12 059 Euro 11 996 Euro 11 550 Euro


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Diese Kostenreduzierung wirkt sich auf die Kosten pro Platz wie folgt aus:<br />

8 – 16 Uhr<br />

gesamt/Monat<br />

pro K<strong>in</strong>d<br />

7 – 17 Uhr<br />

gesamt/Monat<br />

pro K<strong>in</strong>d<br />

1 Gruppe<br />

unter 3 J.<br />

5 562<br />

695<br />

6 287<br />

786<br />

2 Gruppen<br />

unter 3 J.<br />

12 059<br />

754<br />

12 784<br />

799<br />

3.4 Verschiedene Organisationsmodelle<br />

3.4.1 Elternvere<strong>in</strong><br />

68<br />

2 Gruppen<br />

unter 3-6<br />

(kle<strong>in</strong>e Altersmischung)<br />

11 996<br />

400<br />

12 721<br />

424<br />

1 Gruppe<br />

unter 3 J. und<br />

1 Gruppe 3 – 6 J.<br />

11 550<br />

413<br />

12 275<br />

438<br />

Der Modellentwurf des Amtes für Soziale Dienste sieht vor, dass die Elternbeiträge<br />

und der Zuschuss <strong>Bremen</strong>s auf 795 Euro kommen. Die Tabelle unten zeigt, wie viel<br />

noch über diesen Betrag h<strong>in</strong>aus aufgebracht werden muss. Diese Summe wäre der<br />

Anteil, der für die Betriebe bliebe, wenn e<strong>in</strong> Elternvere<strong>in</strong> als Träger die <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

übernimmt. Die Werte beruhen auf den Berechnungen <strong>in</strong> Punkt 3.2.<br />

8 – 16 Uhr<br />

gesamt/Monat<br />

pro K<strong>in</strong>d<br />

7 – 17 Uhr<br />

gesamt/Monat<br />

pro K<strong>in</strong>d<br />

1 Gruppe unter 3 J. 2 Gruppen unter 3 J.<br />

1 896<br />

237<br />

2 616<br />

327<br />

4 736<br />

296<br />

5 472<br />

342


3.4.2 Anerkannter Träger der Jugendarbeit<br />

69<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Der ökumenische Vere<strong>in</strong> – e<strong>in</strong>e Körperschaft vom Landesverband Evangelischer Tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

für K<strong>in</strong>der und dem Katholischen Geme<strong>in</strong>deverband <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> – hat<br />

e<strong>in</strong> Angebot für zwei Gruppen unter 3-Jähriger, also für 16 K<strong>in</strong>der, vorgelegt. Dieses<br />

entspricht <strong>in</strong> etwa dem Wert, der sich <strong>in</strong> der Vorlage des Amts für Soziale Dienste (1<br />

520 Euro) f<strong>in</strong>det. Und zwar liegt dieser Wert entschieden höher als die Berechnungen<br />

für e<strong>in</strong>en Elternvere<strong>in</strong>, weil hier mit eigener Küche mit Küchenpersonal und ohne ehrenamtliche<br />

Arbeit <strong>in</strong> der Verwaltung und Regie der K<strong>in</strong>dergruppen gerechnet wurde.<br />

Beides s<strong>in</strong>d empfehlenswerte Qualitätsstandards für K<strong>in</strong>dergruppen. Außerdem liegt<br />

dem Angebot e<strong>in</strong>e 10-stündige Öffnungszeit während des ganzen Jahres zugrunde.<br />

Der ökumenische Vere<strong>in</strong> rechnet mit etwa 34000 Euro Investitionskosten. Diese wären<br />

gedeckt durch die Anschubf<strong>in</strong>anzierung aus dem Programm der Senator<strong>in</strong> für Soziales.<br />

Dieses stellt e<strong>in</strong>e Anschubf<strong>in</strong>anzierung von 40 000 Euro <strong>in</strong> Aussicht.<br />

Kosten pro Monat gesamt Kosten pro K<strong>in</strong>d/Monat<br />

Pädagogisches Personal 18 111 1 132<br />

Raumpflege 415 26<br />

Küche (Personal + Material) 2 207 138<br />

Miete 1 568 98<br />

Nebenkosten 363 23<br />

Regiekosten (<strong>in</strong>cl. Versicherungen) 3 162 198<br />

Sonstiges 265 17<br />

Rückstellungen 265 17<br />

Gesamt 23 356 1 649<br />

Der ökumenische Vere<strong>in</strong> geht ebenfalls davon aus, dass 795 Euro über Elternbeiträge<br />

und e<strong>in</strong>en Zuschuss vom Amt für Soziale Dienste aufgebracht werden. So dass pro<br />

Platz Kosten von 854 Euro verbleiben.<br />

Wenn der Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Trägeranteil von etwa 54 Euro pro Platz übernimmt, bleiben<br />

letztlich 800 Euro, die auf die Betriebe und die Stadt <strong>Bremen</strong> verteilt werden müssen.<br />

Als realisierbar wird e<strong>in</strong> Betriebsanteil von 200 bis maximal 300 Euro angesehen. So<br />

dass die Stadt <strong>Bremen</strong> noch 500 bis 600 Euro dazu geben müsste. Der Trägeranteil<br />

kann auch <strong>in</strong> nicht-f<strong>in</strong>anzieller Form erbracht werden, was der ökumenische Vere<strong>in</strong><br />

anstrebt.


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

3.4.3 Kooperationsvertrag mit e<strong>in</strong>em anerkannten Träger<br />

Es gibt auch die Möglichkeit, als Elternvere<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em anerkannten Träger der Jugendarbeit<br />

e<strong>in</strong>en Kooperationsvertrag zu schließen.<br />

Der Landesverband Evangelischer Tagese<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong>der hat hierfür e<strong>in</strong> Angebot<br />

vorbereitet. Und zwar gilt dies für zwei Gruppen zu je 8 K<strong>in</strong>dern unter 3 Jahren.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist die Summe berechnet für die Folgejahre nach dem ersten E<strong>in</strong>stiegsjahr.<br />

Denn <strong>in</strong> der Aufbauphase e<strong>in</strong>er <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtung gibt es erfahrungsgemäß<br />

mehr Beratungsbedarf, so dass das erste Jahr nach Bedarf abgerechnet werden soll.<br />

Der Landesverband würde 170 Euro pro K<strong>in</strong>dergartenjahr pro K<strong>in</strong>d berechnen. Das<br />

ergibt die Summe von etwa 2 724 Euro pro Jahr, die die Kosten pro Platz im Monat<br />

um 14 Euro erhöhen würden.<br />

3.4.4 Elternvere<strong>in</strong> mit betrieblicher Unterstützung<br />

E<strong>in</strong> Elternvere<strong>in</strong> kann auch juristische Personen als Mitglieder aufnehmen, zum Beispiel<br />

Betriebe, die an der kont<strong>in</strong>uierlichen Möglichkeit auf Betreuungsplätze zurückgreifen<br />

zu können, <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d. Die betrielbiche Unterstützung kann auch <strong>in</strong> nicht<br />

f<strong>in</strong>anzieller Weise geleistet werden. Zum Beispiel durch Raumüberlassungen, durch<br />

Mitnutzen betrieblicher Leistungen wie der Versorgung mit Mahlzeiten durch Betriebskant<strong>in</strong>en<br />

oder der Übernahme von Buchhaltungs- und Abrechnungsarbeiten für den<br />

Elternvere<strong>in</strong>.<br />

Betriebe können auch die f<strong>in</strong>anzielle Situation e<strong>in</strong>es <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>svere<strong>in</strong>es stabilisieren,<br />

<strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong> festes Kont<strong>in</strong>gent an Plätzen kaufen oder e<strong>in</strong>en erhöhten Beitrag<br />

zahlen.<br />

Diese Varianten, die <strong>in</strong> anderen Kommunen praktiziert werden, s<strong>in</strong>d mit Betrieben <strong>in</strong><br />

der Bremer Innenstadt noch nicht konkret verhandelt worden. In der Erhebung (siehe<br />

1.3. Rücklauf von Betriebsleitungen) haben e<strong>in</strong>ige Betriebe allgeme<strong>in</strong>es Interesse an<br />

solchen Modellen bekundet.<br />

4. Empfehlungen<br />

Die Erhebung hat gezeigt, dass großer Bedarf jetzt und auch <strong>in</strong> den folgenden Jahren<br />

für betriebsnahe <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> unter 3-Jähriger <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt besteht.<br />

Womit Kont<strong>in</strong>uität zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der Anforderung gewährleistet ist. Auch fanden sich<br />

Betriebe, die bereit s<strong>in</strong>d, sich <strong>in</strong> gewisser Form zu beteiligen.<br />

Da diese Erhebung nur wenig Vorbereitungszeit hatte und für Überzeugungsarbeit bei<br />

und <strong>in</strong> den Betrieben kaum Zeit und Möglichkeit blieb, s<strong>in</strong>d die Ergebnisse nicht nur<br />

re<strong>in</strong> quantitativ empirisch zu werten, sondern qualitativ: Bereits nach e<strong>in</strong> paar Wochen<br />

ist e<strong>in</strong> solch großer Rücklauf mit konkretem Interesse auf e<strong>in</strong>e Anfrage, die zu-<br />

70


71<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

nächst nur die Idee e<strong>in</strong>es Projekts zur Basis hatte, zu verzeichnen. Es besteht also<br />

dr<strong>in</strong>gender Handlungsbedarf!<br />

Auch <strong>in</strong> der Raumfrage konnten <strong>in</strong> der kurzen Zeitspanne der Erstellung dieser Studie<br />

Ergebnisse erzielt werden. Es konnten mehrere Möglichkeiten für Räume gefunden<br />

werden. Wobei durch die Lage, nämlich betriebsnah also <strong>in</strong> der Bremer City, die<br />

Raumkosten erheblich s<strong>in</strong>d.<br />

Als offener Punkt für die Realisierung betriebsnaher <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> für unter 3-<br />

Jährige <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt bleibt die Frage der F<strong>in</strong>anzierung.<br />

Die Berechnungen haben ergeben, dass die Ausgestaltung der <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> – die<br />

Frage der Öffnungszeiten, der eigenen Küche, der ehrenamtlichen Mitarbeit von Eltern<br />

– maßgeblich die Kosten bestimmt. Die Ausgestaltung ist die Frage nach der Qualität.<br />

Wenn Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der betriebsnah <strong>in</strong> der Bremer Innenstadt betreut werden sollen, um<br />

den Eltern Berufstätigkeit zu ermöglichen, müssen längere Öffnungszeiten und weniger<br />

Schließungszeiten als üblich angeboten werden.<br />

Auch e<strong>in</strong>e eigene Küche ist empfehlenswert. Die tarifliche Bezahlung des Personals<br />

sollte e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit se<strong>in</strong>.<br />

Wenn die <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> billig se<strong>in</strong> soll, lässt sie sich für etwa 800 Euro pro K<strong>in</strong>d<br />

und Monat durchführen, kostet aber dann die Eltern ehrenamtliche Arbeit, also Zeit<br />

und kann nicht mit eigener Küche und Küchenpersonal ausgestattet se<strong>in</strong>.<br />

Qualitativ gute <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> kostet zwischen 1 200 und 1 600 Euro pro K<strong>in</strong>d und<br />

Monat. Hiervon br<strong>in</strong>gen etwa 15 Prozent die Eltern durch ihre Beiträge auf. E<strong>in</strong> Anteil<br />

von 200 bis 300 Euro als Beitrag der Betriebe ist realistisch. Den Rest teilen sich <strong>in</strong><br />

anderen Bundesländern jeweils die Kommune und das Land. So sollte es das Bundesland<br />

<strong>Bremen</strong> und die Stadt <strong>Bremen</strong> auch handhaben.


Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

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