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Betriebsbezogene Kinderbetreuung in Bremen Dokumentation einer ...

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Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

und Zeitkonten, Langzeiturlaub, die Vielfalt des Jobshar<strong>in</strong>g, Telearbeit zu Hause, <strong>in</strong>dividuelle<br />

Absprachen am Arbeitsplatz, gesetzlich verankerte Elternzeit (um nur e<strong>in</strong>ige<br />

zu nennen) tragen wesentlich zum Abbau der Zeitnot bei und bieten Möglichkeiten<br />

e<strong>in</strong>er Zeitsouveränität für junge Eltern.<br />

Andererseits führt die Auflösung der Normalarbeitszeit zu e<strong>in</strong>em Mehr an Wochenendarbeit,<br />

tarifrechtlich vere<strong>in</strong>barte Arbeitszeitkorridore führen zu Arbeitszeit auf Abruf,<br />

die die Stabilität des Tages- und Wochenrhythmus der Familie <strong>in</strong>frage stellen.<br />

Eltern wünschen sich mehr Möglichkeiten selbstbestimmter Arbeitszeite<strong>in</strong>teilung, vor<br />

allem im Bereich der oft zermürbenden Schicht – und Nachtarbeit. Lange und variable<br />

Betreuungszeiten, das heißt vielerorts neun bis elf Stunden Öffnungszeiten, wie<br />

Dreiviertel-, Zweidrittel – und Halbtagsplätze, Samstagsbetreuung reduzieren die <strong>in</strong><br />

vielen Regele<strong>in</strong>richtungen anzutreffenden Zeitkonflikte zwischen Erziehern und Müttern.<br />

In diesem Zusammenhang stellt die Betreuungsform des Platz-Shar<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e spezifische<br />

sozialpädagogische Antwort auf die strukturelle Anforderungen variabler Teilzeiten<br />

dar.<br />

Die Ausdifferenzierung von Öffnungszeiten stellt die pädagogische Frage nach veränderten<br />

Gruppenzusammensetzungen. Aus den Beobachtungen der K<strong>in</strong>der und den<br />

Interviews der befragten Erzieher<strong>in</strong>nen gelangen wir zu folgender k<strong>in</strong>derpychologischen<br />

Schlussfolgerung: K<strong>in</strong>der benötigen zwar e<strong>in</strong>e bestimmte Kont<strong>in</strong>uität und Erfahrung<br />

mit stabilen sozialen Gruppierungen. Dies schließt jedoch das Zusammenleben<br />

<strong>in</strong> offenen Gruppen mit wechselnden Spielfreunden nicht aus. Im Gegenteil: Verschiedene<br />

Br<strong>in</strong>g- und Abholzeiten ermöglichen vielfältige Erfahrungen mit neuen Gruppenkonstellationen.<br />

Die Fähigkeiten von K<strong>in</strong>dern, sich neuen und oft schwierigen Situationen zu stellen,<br />

s<strong>in</strong>d weit größer, als sie von Erwachsenen e<strong>in</strong>geschätzt werden. Die Forderung nach<br />

möglichst weitgehender Kont<strong>in</strong>uität auf allen Ebenen kann daher nicht als Idealkonzeption<br />

gelten. Es ist zweifellos anzustreben, zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>ige der wichtigen Faktoren<br />

konstant zu halten und gleitende Übergänge zu ermöglichen. Aber die Konstanz aller<br />

oder zu vieler Bed<strong>in</strong>gungen wäre für das K<strong>in</strong>d im S<strong>in</strong>ne neuer Erfahrungsmöglichkeiten<br />

sogar h<strong>in</strong>derlich.<br />

Bemerkenswerterweise verändert sich mit e<strong>in</strong>em arbeitszeitorientierten Betreuungsangebot<br />

auch das pädagogische Selbstverständnis von Erzieher<strong>in</strong>nen: es entwickelt sich<br />

e<strong>in</strong>e differenzierte und <strong>in</strong>dividuellere Wahrnehmung von Familienrealitäten, K<strong>in</strong>dern<br />

und Eltern und e<strong>in</strong> Mehr an Kommunikation und Kooperation im Team wie auch mit<br />

den Familien. Auch als Konsequenz hieraus haben sich offenere Konzepte entwickelt,<br />

die Möglichkeiten für e<strong>in</strong> autonomes Spiel, z.B. <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen wie auch Rückzugsmöglichkeiten<br />

bieten. Wesentlicher Bestandteil dieser Konzepte s<strong>in</strong>d die Erfüllung<br />

des Bildungsauftrags von <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>se<strong>in</strong>richtungen und das E<strong>in</strong>gehen auf e<strong>in</strong>zelne<br />

K<strong>in</strong>der.<br />

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