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Betriebsbezogene Kinderbetreuung in Bremen Dokumentation einer ...

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Prof. Dr. Helga Krüger, Universität <strong>Bremen</strong><br />

Verändertes Erwerbsverhalten junger Frauen –<br />

veränderte Bedarfe der Betriebe<br />

5<br />

Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />

Dass wir uns heute mit e<strong>in</strong>em Thema befassen – betriebsbezogene <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong><br />

von unter 3-Jährigen – , das noch vor e<strong>in</strong> paar Jahren exotisch erschienen wäre, und<br />

dass dieses Thema auf e<strong>in</strong> so breites Interesse trifft, hat se<strong>in</strong>e Ursache <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gesellschaftlichen Entwicklung, die mit dem veränderten Erwerbsverhalten der<br />

Frauen und <strong>in</strong>sbesondere der jungen Frauen und Mütter zusammenhängt.<br />

Wir haben die bestausgebildete Generation junger Frauen aller Zeiten. Das ist schon<br />

etwas, oder? Was Bildungsabschlüsse angeht, haben die jungen Frauen die jungen<br />

Männer bereits überholt. Und wer gut ausgebildet ist, möchte die erworbenen Qualifikationen<br />

auch anwenden – und nicht schlicht verlieren. Denn während um die Jahrhundertwende<br />

das Frauenleben zu rund 4,5teln noch durch die <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> bestimmt<br />

war – die Mütter überlebten oft nicht, bis das älteste K<strong>in</strong>d das Hausverlassen<br />

hatte -, macht die <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> heute nur noch 1,5tel aus. Aber diese 1,5tel<br />

strahlt immer noch negativ auf die 4,5tel des Frauenlebens aus – auf Bildung, Erwerbsarbeit,<br />

Ruhestand. Das sollte/darf aber nicht so se<strong>in</strong>!<br />

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) warnt, dass Deutschland die<br />

Bildungsexpansion der Frauen vertue. Zwar ist <strong>in</strong> den letzten Jahren die Erwerbsbeteiligung<br />

von Frauen kont<strong>in</strong>uierlich gestiegen, <strong>in</strong>sbesondere die von Müttern mit K<strong>in</strong>dern<br />

unter 18 Jahren (1996 bis 2001 von 55% auf 60%, so das Statistische Bundesamt).<br />

Gleichwohl liegt Deutschland im europäischen Vergleich mit se<strong>in</strong>er Frauenerwerbsquote<br />

relativ weit h<strong>in</strong>ten, weit h<strong>in</strong>ter vergleichbar entwickelten Ländern wie Dänemark,<br />

Schweden, Holland oder Frankreich.<br />

Als e<strong>in</strong>e wesentliche Ursache dafür wird das völlig unzureichende <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong>ssystem<br />

<strong>in</strong> Deutschland angesehen. So stellte Rosemarie Nave-Herz <strong>in</strong> ihrer repräsentativen<br />

Studien zu „Ehepaare ohne K<strong>in</strong>der“ fest, dass der K<strong>in</strong>derwunsch sich nicht<br />

verr<strong>in</strong>gert hat, aber weil K<strong>in</strong>der zeitlich-lebensbiographisch nicht unterzubr<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d,<br />

wird die K<strong>in</strong>derplanung so lange h<strong>in</strong>ausgezogen, bis die biologische Uhr dem Dilemma<br />

e<strong>in</strong> Ende setzt. Anders als <strong>in</strong> den genannten Ländern, <strong>in</strong> denen bereits e<strong>in</strong> Großteil<br />

der 1- bis 3-Jährigen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derkrippe geht und die <strong>K<strong>in</strong>derbetreuung</strong> ab 3 Jahren<br />

ganztags und teilweise sogar kostenlos ist, fehlen <strong>in</strong> Deutschland-West K<strong>in</strong>derkrippen<br />

fast völlig.<br />

Wir haben <strong>in</strong> Westdeutschland e<strong>in</strong>e Betreuungsquote bei unter 3-Jährigen von gerade<br />

mal 5%, hier <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> von 7,3% (wobei zwei- bis dreimal wöchentlich stundenweise<br />

stattf<strong>in</strong>dende Spielkreise schon mitgerechnet s<strong>in</strong>d), <strong>in</strong> Bremerhaven sogar nur von<br />

1,3%. In Ostdeutschland sieht die Situation durch das Erbe der ehemaligen DDR an<br />

K<strong>in</strong>derkrippen erheblich besser aus: hier werden etwa 20% der unter 3-Jährigen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>derkrippe betreut (s. Felix Büschel (MPI) / Kathar<strong>in</strong>a Spieß (DIW): Form der

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