Erwerbstätigkeit und Beschäftigung - bei der Arbeitnehmerkammer ...
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40<br />
<strong>Erwerbstätigkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Beschäftigung</strong><br />
Abbildung 26<br />
Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Beschäftigung</strong>sformen im Land Bremen<br />
von 2000 bis 2009; prozentuale Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>Erwerbstätigkeit</strong><br />
SvB* insgesamt<br />
SvB Vollzeit<br />
SvB Teilzeit<br />
ausschließlich<br />
geringfügig Beschäftigte<br />
Leihar<strong>bei</strong>t<br />
-20,0 0 20 40 60 80 100<br />
-5,0<br />
-0,2<br />
Quelle: Statistisches Landesamt Bremen; Statistik Service Nordost; eigene Bear<strong>bei</strong>tung<br />
* sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
0,9<br />
Während sich die <strong>Erwerbstätigkeit</strong> im Land Bremen zwischen den<br />
Jahren 2000 <strong>und</strong> 2009 um 0,9 Prozent erhöhte, schrumpfte im<br />
Betrachtungszeitraum gleichzeitig die sozialversicherungspflichtige<br />
<strong>Beschäftigung</strong> insgesamt um 0,2 Prozent, die sozialversicherungspflichtige<br />
Vollzeitbeschäftigung sogar um stattliche 5,0 Prozent.<br />
Der <strong>Beschäftigung</strong>saufbau vollzog sich also in Bremen – genauso<br />
wie im gesamten B<strong>und</strong>esgebiet – vor allem im Bereich <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />
Teilzeitar<strong>bei</strong>t (+24,5 Prozent) <strong>und</strong> im<br />
Bereich <strong>der</strong> geringfügig entlohnten <strong>Beschäftigung</strong> (+21,7 Prozent).<br />
Mit einem Zuwachs von 90,8 Prozent wuchs <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerüberlassung<br />
am kräftigsten (vgl. Abb. 26).<br />
Längst sind es auch nicht mehr nur gering qualifizierte Ar<strong>bei</strong>tnehmer,<br />
die von prekärer <strong>Beschäftigung</strong> <strong>und</strong> niedrigen Löhnen<br />
betroffen sind: Die prekäre <strong>Beschäftigung</strong> hat Einzug in die Mitte<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft gehalten <strong>und</strong> stellt keineswegs ein Randphänomen<br />
auf dem Ar<strong>bei</strong>tsmarkt dar. Ganz im Gegenteil: In manchen Branchen<br />
gehören atypische <strong>Beschäftigung</strong>sverhältnisse bereits zur<br />
Normalität <strong>und</strong> setzen zunehmend das unbefristete sozialversicherungspflichtige<br />
Vollzeitar<strong>bei</strong>tsverhältnis mit existenzsichernden Verdiensten<br />
unter Druck. Die Einrichtung eines Niedriglohnsektors <strong>und</strong><br />
eines flexiblen Ar<strong>bei</strong>tsmarktes hat nicht wie erwartet die strukturelle<br />
Massenar<strong>bei</strong>tslosigkeit nachhaltig <strong>und</strong> signifikant gesenkt, trug<br />
aber zu einer deutlichen Spaltung <strong>der</strong> Einkommens- <strong>und</strong> Vermögensverteilung,<br />
zu in <strong>der</strong> Tendenz abnehmenden Einkommen <strong>und</strong><br />
zu einer Armutsgefährdung immer breiterer Bevölkerungsgruppen<br />
<strong>bei</strong>. Für die Ar<strong>bei</strong>tnehmer bedeutet prekäre <strong>Beschäftigung</strong> im Klartext<br />
oftmals weniger soziale Absicherung, niedrigere Verdienste<br />
<strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> zeitlicher Befristung <strong>der</strong> Stellen fehlende planbare<br />
24,5<br />
21,7<br />
90,8<br />
<strong>Erwerbstätigkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Beschäftigung</strong> 41<br />
Perspektiven. Am Ende drohen diese Entwicklungen auf dem<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmarkt zunehmend, das gesellschaftliche Sozialgefüge in<br />
Deutschland <strong>und</strong> im Land Bremen aus den Angeln zu heben.<br />
Schon heute sind die Folgen <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> vergangenen Jahre<br />
sowohl in Deutschland als auch im Land Bremen deutlich zu<br />
erkennen:<br />
In Deutschland …<br />
schrumpft die Mittelschicht (vgl. Abb. 117). Die Schere zwischen<br />
einkommensstarken <strong>und</strong> -schwächeren Personen öffnet<br />
sich: In den letzten zehn Jahren haben die untersten zehn<br />
Prozent <strong>der</strong> Einkommensbezieher im zweistelligen Bereich<br />
Einkommensverluste erlitten. Die oberen zehn Prozent erhöhten<br />
hingegen ihre Einkommen deutlich.<br />
ist ein unbefristeter Job längst keine Selbstverständlichkeit<br />
mehr: R<strong>und</strong> 2,7 Millionen (8,9 Prozent) aller abhängig Beschäftigten<br />
hatten nach Ergebnissen des Mikrozensus 2009 einen<br />
Vertrag auf Zeit. Vor allem junge Menschen sind hiervon betroffen:<br />
In <strong>der</strong> Altersgruppe <strong>der</strong> 20- bis 25-Jährigen ar<strong>bei</strong>tete gut<br />
je<strong>der</strong> Vierte mit Befristung.<br />
nimmt die Bedeutung <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />
<strong>Beschäftigung</strong> ab: Der Anteil <strong>der</strong> vollzeit-sozialversicherungspflichtigen<br />
<strong>Beschäftigung</strong> an allen Erwerbstätigen sank von<br />
2000 bis 2009 von r<strong>und</strong> 61 Prozent auf 55 Prozent.<br />
ar<strong>bei</strong>teten nach Angaben des Mikrozensus im Jahr 2009 r<strong>und</strong><br />
21,9 Prozent aller Erwerbstätigen in einem atypischen <strong>Beschäftigung</strong>sverhältnis.<br />
In Bremen …<br />
sind r<strong>und</strong> 4,0 Prozent <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen Bremer<br />
Ar<strong>bei</strong>tnehmer (Wohnortprinzip) aufgr<strong>und</strong> zu niedriger Einkommen<br />
auf staatliche Hilfen (Aufstockung) angewiesen.<br />
steigt die Anzahl <strong>der</strong> geringfügig Beschäftigten rasant. Bremen<br />
ist im Stadtstaatenvergleich im Bereich <strong>der</strong> ›geringfügigen<br />
<strong>Beschäftigung</strong>‹ Spitzenreiter. Auf 1.000 Einwohner kommen im<br />
Land Bremen mittlerweile 93 Minijobber.<br />
befinden sich r<strong>und</strong> 20,1 Prozent <strong>der</strong> ausschließlich geringfügig<br />
entlohnten Beschäftigten trotz Ar<strong>bei</strong>t im gleichzeitigen SGB-II-<br />
Bezug.<br />
beträgt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Leihar<strong>bei</strong>t an <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />
<strong>Beschäftigung</strong> 3,4 Prozent. R<strong>und</strong> 9.500 Personen