Medikamente zur Alkohol-Entzugsbehandlung und zur Rückfall ...
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Curriculum Suchtmedizin für medizinische Fachangestellte, Krankenpflegeberufe,<br />
Berater der Suchtkrankenpflege<br />
Ort / Zeit: Halberstadt / 28.05.2010 – 29.05.2010, 11.06.2010 – 12.06.2010<br />
Seminarleitung: Dr. med. Gabriele Jungbluth-Strube<br />
DM Peter Jeschke<br />
<strong>Medikamente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Alkohol</strong>-<br />
<strong>Entzugsbehandlung</strong> <strong>und</strong> <strong>zur</strong><br />
<strong>Rückfall</strong>-Prophylaxe<br />
01.08.2010
„<strong>Alkohol</strong> ist der einzige Feind,<br />
den der Mensch wirklich lieben gelernt hat“<br />
(Robert Lembke)<br />
Laut Angaben des Deutschen Roten Kreuzes leiden in Deutschland circa 2,5 Millionen<br />
Menschen an <strong>Alkohol</strong>abhängigkeit, von denen jährlich etwa 40 000 an den direkten <strong>und</strong><br />
indirekten Folgen des übermäßigen <strong>Alkohol</strong>konsums sterben. Die <strong>Alkohol</strong>abhängigkeit ist<br />
seit 1968 als Krankheit anerkannt <strong>und</strong> zieht zum Teil schwerwiegende Folgen im<br />
psychischen, physischen <strong>und</strong> sozialen Bereich nach sich. Stellvertretend sind ein<br />
verringertes Selbstwertgefühl, Konzentrations- <strong>und</strong> Gedächtnisstörungen, Leberzirrhose,<br />
Entzugserscheinungen, Polyneuropathie zu nennen. Auch führt sie oft zu sozialer Isolation,<br />
Verlust des Arbeitsplatzes <strong>und</strong> sozialen Absturz.<br />
Die Behandlung <strong>und</strong> Integration von <strong>Alkohol</strong>abhängigen erstreckt sich meistens über Jahre<br />
<strong>und</strong> lässt sich in vier nicht immer scharf voneinander abgrenzbare Phasen einteilen. Zu<br />
unterscheiden sind die Kontaktphase, die sich im Idealfall im ambulanten Bereich abspielt,<br />
die Entgiftungsphase, die in der Regel stationär mittels <strong>Medikamente</strong>n <strong>zur</strong> Reduktion der<br />
Entzugserscheinungen <strong>und</strong> Vermeidung von Krampfanfällen erfolgt. Die Entwöhnungsphase<br />
erfolgt bis zu sechs Monaten in speziellen Rehabilitationskliniken <strong>und</strong> trägt <strong>zur</strong> Festigung der<br />
schon bestehenden Motivation zu einem suchtfreien Leben bei. Zur Stabilisierung der in der<br />
Entwöhnungsphase erlernten Fähigkeiten <strong>und</strong> deren Umsetzung im Alltag dient die meist<br />
ambulant erfolgende Nachsorgephase. Ich möchte auf ein spezielles Glied der<br />
Behandlungskette eingehen, mit dem Schwerpunkt der medikamentös gestützten,<br />
qualifizierten Entgiftung <strong>und</strong> im Anschluss die Möglichkeiten der <strong>Rückfall</strong>prophylaxe mit<br />
„Anticravingsubstanzen“ näher beleuchten. Eine stationäre Entgiftung ist immer dann nötig,<br />
wenn mit dem Auftreten von beträchtlichen Entzugserscheinungen <strong>und</strong> deren<br />
Komplikationen gerechnet werden muss. Diese äußern sich in Tachykardie, Hypertonie,<br />
Tremor in Händen, Augenlidern <strong>und</strong> der Zunge, erhöhter Atemfrequenz, erhöhter<br />
Körpertemperatur, Hyperhidrosis, Parästhesien, bis hin zu epileptischen Anfällen, oder dem<br />
Delirium Tremens. Dieses führt unbehandelt in über 10% der Fälle zum Tod <strong>und</strong> äußert sich<br />
neben den oben genannten vegetativen Entzugserscheinungen in Halluzinationen <strong>und</strong><br />
Wahnvorstellungen. Obwohl viele unserer Patienten bekannt sind, ist nicht immer davon<br />
auszugehen, dass der Entzug immer komplikationslos verläuft. Nachstehend möchte ich die<br />
im St. Joseph-Krankenhaus Dessau gebräuchlichstem <strong>Medikamente</strong> vorstellen.<br />
2
In Deutschland gilt Clomethiazol (Distraneurin®) als Mittel der ersten Wahl <strong>zur</strong><br />
<strong>Alkohol</strong>entzugsbehandlung. Des Weiteren wird es bei Schlafstörungen, Delirium tremens<br />
<strong>und</strong> Eklampsie angewandt. Es wirkt sedierend, antikonvulsiv, hypnotisch <strong>und</strong> vegetativ<br />
stabilisierend. Zu beachten ist, dass es bei zu hoher Dosierung zu Atemdepressionen,<br />
Bradykardie <strong>und</strong> Hypotonie kommen kann. Gelegentlich klagen Patienten auch über erhöhte<br />
Sekretionen der oberen Atemwege oder allergische Reaktionen wie Gesichtsrötungen,<br />
Nasen- <strong>und</strong> Augenbrennen. Kontraindiziert ist Distraneurin® bei Asthmatikern oder bei<br />
Patienten mit anderen Erkrankungen der Atemwege. Clomethiazol sollte laut Hersteller erst<br />
bei 0,0‰ Atemalkohol angewandt werden, bei massiver <strong>Alkohol</strong>entzugssymptomatik 1 kann<br />
auch schon eine Gabe bei 1,0‰ Atemalkohol erfolgen. Distraneurin® kann als Kapsel<br />
(192mg) oder Mixtur (31,5mg/ml) verabreicht werden. Bei beginnender AES werden initial<br />
zwei Kapseln gegeben. Dies kann bis zu zwei Kapseln im zweistündigen Rhythmus<br />
fortgeführt werden, sodass eine Gesamtdosis von 24 Kapseln pro Tag nicht überschritten<br />
wird. Die Behandlungsdauer sollte so kurz wie möglich sein, da ein erhöhtes Suchtpotenzial<br />
besteht. Bei rückläufiger AES wird das Medikament ausschleichend abgesetzt. 2<br />
In den USA gelten Benzodiazepine als Mittel der ersten Wahl <strong>und</strong> werden mittlerweile auch<br />
in Deutschland erfolgreich <strong>zur</strong> Behandlung von AES verwendet. Sie werden vorwiegend bei<br />
Angst <strong>und</strong> Panik, starker innerer Unruhe, Epilepsien, affektiven Erkrankungen <strong>und</strong><br />
Persönlichkeitsstörungen angewandt. Während der medikamentösen <strong>Alkohol</strong>entgiftung wird<br />
die sedierende Wirkung dieser <strong>Medikamente</strong> genutzt. Ein weiterer Vorteil ist ihre<br />
antikonvulsive, antiaggressive, muskelrelaxierende <strong>und</strong> antidelirante Wirkung. Als<br />
Nebenwirkung muss bei Überdosierung die Gefahr der Atemdepression genannt werden,<br />
außerdem kann es zu Ataxie <strong>und</strong> Schwindel kommen. Da Benzodiazepine ein hohes<br />
Suchtpotenzial haben, sollte die Behandlung so kurz wie möglich gehalten <strong>und</strong> das<br />
Medikament ausschleichend abgesetzt werden. Aufgr<strong>und</strong> der Gefahr einer<br />
Wirkungspotenzierung sollte keine Kombination mit anderen sedierenden <strong>Medikamente</strong>n<br />
erfolgen <strong>und</strong> eine Behandlung erst bei einem Blutalkohol unter 1,0‰ begonnen werden. Der<br />
gängigste Vertreter der Benzodiazepine ist Diazepam. Dieses kann in Form von Tabletten,<br />
Tropfen, als Injektionslösung oder Rektiole verabreicht werden. Bei schwerer AES werden<br />
initial maximal 10mg Diazepam gegeben, welches dann in mehreren kleineren Einzeldosen<br />
auf maximal 80mg pro Tag gesteigert werden kann, wobei schon bei einer Dosis von 40 mg<br />
gute Therapieerfolge auftreten. Weitere Vertreter der in der Praxis verwendeten<br />
Benzodiazepine sind Lorazepam <strong>und</strong> Oxazepam. 3<br />
1 Im Folgenden als AES bezeichnet<br />
2 Vgl. Tretter, 2008 S. 203 ff<br />
3 Vgl. Tretter, 2008 S. 192 ff<br />
3
Haloperidol (Haldol®-Janssen) gehört zu den hochpotenten Neuroleptika, der Gruppe der<br />
Butyrophenone. Anwendung findet es bei der Behandlung von psychotischen Syndromen mit<br />
Wahn, Halluzinationen, Ich-Störungen <strong>und</strong> Psychosen. Wegen seiner guten<br />
antipsychotischen Wirkung wird es im Rahmen der <strong>Alkohol</strong>entzugsbehandlung bei<br />
psychotischen Symptomen während prädeliranten oder deliranten Zuständen angewendet.<br />
Ebenfalls wirkt Haloperidol antiemetisch <strong>und</strong> kann aufgr<strong>und</strong> seiner wenig sedierenden<br />
Wirkung gut mit Diazepam oder Clomethiazol kombiniert werden. Haloperidol kann allerdings<br />
extrapyramidalmotorische Symptome 4 hervorrufen. Patienten wirken dabei parkinsonoid. Als<br />
weitere Nebenwirkungen sind Akathisien <strong>und</strong> Frühdyskenesien bekannt. Ebenfalls zeigen<br />
Patienten gelegentlich kardiovaskuläre Nebenwirkungen wie Tachykardie <strong>und</strong> Hypertonie.<br />
Dabei ist bekannt, dass Patienten, die im Rahmen einer <strong>Alkohol</strong>entzugstherapie mit<br />
Haloperidol behandelt werden, weniger anfällig für EPMS sind <strong>und</strong> dass auch keine Senkung<br />
der Krampfschwelle eintritt. Bei der Behandlung von AES werden bis zu 15mg Haloperidol<br />
täglich gegeben, Dosen von bis zu viermal 8mg sollten jedoch nicht überschritten werden,<br />
da es zu erheblichen kardiovaskulären Nebenwirkungen kommen kann. Haldol® kann als<br />
Tablette, in Form von Tropfen oder Injektionslösung verabreicht werden. 5<br />
Carbamazepin (Finlepsin®) ist ein Iminostilben-Derivat, das bei Epilepsien, Trigeminus -<br />
Neuralgie, diabitscher Neuropathie angewendet wird. Hauptindikation bei einem<br />
<strong>Alkohol</strong>entzug ist die Anfallprophylaxe sowohl bei epileptischen Anfällen, die in der<br />
Anamnese bekannt sind, als auch bei einer Kombination von <strong>Alkohol</strong>- <strong>und</strong><br />
Benzodiazepinabhängigkeit <strong>und</strong> bei besonders hohen Mengen an hochprozentig<br />
konsumiertem <strong>Alkohol</strong>. Es wirkt antikonvulsiv, leicht vegetativ stabilisierend <strong>und</strong> gering<br />
sedierend. Carbamazepin gilt als gut verträglich, dennoch kann es unter anderem zu<br />
reversiblen Leukozytopenien kommen, weshalb eine wöchentliche Blutbildkontrolle<br />
erforderlich ist. Kontraindiziert ist dieses Medikament unter anderen bei kardialen<br />
Überleitungsstörungen <strong>und</strong> Leberfunktionsstörungen. Als Verabreichungsform haben sich<br />
Tabletten <strong>und</strong> Suspensionen etabliert. Initial werden dem Patienten dreimal pro Tag 200mg<br />
verabreicht bis die kritische Phase überstanden ist, anschließend wird Carbamazepin täglich<br />
um 100mg reduziert <strong>und</strong> ausschleichend abgesetzt. 6<br />
Als Co-Medikation wird stets ein Vitamin-B1-<strong>und</strong>-B6-Komplexpräparat verabreicht. 7 Dieses<br />
ist ein neurotropes Vitaminpräparat, welches bei neurologischen Systemerkrankungen durch<br />
Vitamin-B1- <strong>und</strong> Vitamin-B6-Mangel indiziert ist. Patienten erhalten bis zu 14 Tage viermal<br />
je zwei Tabletten.<br />
4 Auch EPMS<br />
5 Vgl. Tretter, 2008 S. 208 ff<br />
6 Vgl. Tretter, 2008 S. 198 ff<br />
7 Beispielsweise Neuro-ratiopharm®<br />
4
„Dem Trockenen macht es Gott immer schwerer“<br />
( Horaz )<br />
Um eine bessere Prognose bei der Behandlung der <strong>Alkohol</strong>abhängigkeit zu erzielen, werden<br />
inzwischen <strong>Medikamente</strong> <strong>zur</strong> Verlängerung der Abstinenzphase eingesetzt. Die sogenannten<br />
Anticraving Substanzen vermindern den Suchtdruck (craving) <strong>und</strong> sollen so einen <strong>Rückfall</strong><br />
verhindern. Durch deren Einsatz kann das speziell in den ersten Monaten nach der<br />
Entlassung auftretende Verlangen nach <strong>Alkohol</strong> erheblich vermindert werden. Anticraving<br />
Substanzen werden bei uns eher selten angesetzt, da die Zeit der Entgiftung nicht ausreicht,<br />
um die nötige Abstinenzmotivation ausreichend zu beurteilen. Eine Empfehlung wird bei der<br />
Entlassung – auf Wunsch des Patienten – an den weiterbehandelnden Arzt ausgesprochen.<br />
Acamprosat (Campral®) ist ein acetyliertes Homotaurin-Derivat <strong>und</strong> hat eine<br />
rückfallprophylaktische Wirkung. Es wird <strong>zur</strong> Minderung des Craving <strong>und</strong> somit <strong>zur</strong><br />
Unterstützung der Abstinenz eingesetzt. In Deutschland ist es das einzig zugelassene<br />
Medikament für diese Indikation. Die Behandlung beginnt unmittelbar nach der<br />
<strong>Alkohol</strong>entgiftung <strong>und</strong> wird auch bei einem <strong>Rückfall</strong> nicht abgesetzt. Gr<strong>und</strong>voraussetzung für<br />
den Einsatz von Campral® ist eine gute Patientencompliance. In der Regel dauert die<br />
Behandlungszeit zwölf Monate, wobei der Effekt regelmäßig kontrolliert werden sollte.<br />
Acamprosat ist gut verträglich. Kontraindikationen sind Hyperkalzämie, Nieren- oder<br />
Leberinsuffizienz <strong>und</strong> Schwangerschaft. Patienten erhalten – je nach Körpergewicht –<br />
zweimal zwei Tabletten zu je 333mg (60kg). Laut PRAMA-Studie ist die Abstinenzrate nach einem Jahr doppelt so hoch als bei<br />
mit Placebos behandelten Patienten. 8<br />
Zusammenfassend möchte ich erwähnen, dass wir im St. Joseph-Krankenhaus Dessau sehr<br />
gute Erfahrungen mit diesen <strong>Medikamente</strong>n gemacht haben <strong>und</strong> bisher kaum epileptische<br />
Anfälle oder Delire zu behandeln hatten. Die Medikation wird zeitnah an die aktuelle<br />
Entzugssymptomatik der Patienten angepasst. Wir haben uns für dieses Jahr zum Ziel<br />
gesetzt, das Scoren auf unserer Station einzuführen, um die medikamentös gestützte<br />
<strong>Alkohol</strong>entgiftung weiter zu optimieren. Leider mussten wir in der Vergangenheit feststellen,<br />
dass einzelne Hausärzte recht großzügig mit der Verschreibung dieser <strong>Medikamente</strong><br />
umgehen, sodass eine optimale Therapie oft erschwert wird.<br />
8 Vgl. Tretter, 2008 S. 191 f<br />
5
Anschließend werden in der Tabelle 9 <strong>Medikamente</strong> aufgeführt, die bei der<br />
<strong>Alkohol</strong>entzugsbehandlung auch <strong>zur</strong> Anwendung kommen können.<br />
Medikament Indikation Wirkung Nebenwirkungen Arznei-<br />
Clonidin <strong>Alkohol</strong>entzugssyndrom<br />
Mit schweren vegetativen<br />
Komplikationen<br />
Intensivmedizinische<br />
Überwachung erforderlich,<br />
leichte bis schwere<br />
Hypertonie<br />
Doxepin Depressionen, Angst,<br />
leichte<br />
Entzugssymptomatik<br />
bei <strong>Alkohol</strong>abhängigkeit,<br />
Unruhe, Angst<br />
sedierend,<br />
analgetisch,<br />
RR / HF<br />
senkend<br />
anti-<br />
depressiv,<br />
sedierend,<br />
anxiolytisch<br />
u.a.<br />
Hypotonie, Bradykardie,<br />
Übelkeit, Erbrechen,<br />
Obstipation, Parästhesien<br />
Müdigkeit, Benommenheit,<br />
Tremor, Schwitzen,<br />
Verwirrtheit,<br />
Leukopenie,<br />
mittelform<br />
Tabletten<br />
Injektions-<br />
lösung<br />
Dragees,<br />
Kapseln,<br />
Tabletten,<br />
Tropfen,<br />
Injektions-<br />
lösung<br />
Dosierung<br />
initial 0,15 bis 0,6 mg,<br />
Weiterbehandlung<br />
mit täglich 1,8mg,<br />
anschließend<br />
stufenweises Absetzen<br />
innerhalb von 3 Tagen<br />
Im Rahmen der<br />
<strong>Alkohol</strong>entzugs-<br />
behandlung :<br />
3 x 25 bis 75 mg / Tag<br />
Höchstdosis von<br />
300 mg / Tag sollte nicht<br />
überschritten werden<br />
Disulfiram (Antabus®) ist ebenfalls <strong>zur</strong> Behandlung der <strong>Alkohol</strong>abhängigkeit indiziert. Es ist<br />
bei zuverlässigen <strong>und</strong> complianten Patienten einsetzbar, die mittels Antizipation der<br />
aversiven Effekte die <strong>Alkohol</strong>-Disulfiram Reaktion vermeiden wollen. Disulfiram hemmt die<br />
Acetaldehyddehydrogenase, dadurch erhöht sich der Acetaldehydspiegel, wodurch eine<br />
Unverträglichkeitsreaktion ausgelöst wird. Trinkt der Patient bei gleichzeitiger Einnahme von<br />
Disulfiram <strong>Alkohol</strong> kommt es zum Acetaldehyd-Syndrom. Dies zeigt sich unmittelbar in<br />
Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Parästhesien, Atemnot, Schwindel <strong>und</strong> Kopfschmerz. Bei<br />
einem leichten bis mittelschweren Acetaldehyd-Syndrom klingen die Symptome von allein<br />
ab, ein schweres hingegen bedarf intensivmedizinischer Betreuung <strong>und</strong> kann durch Gabe<br />
eines Antidots 10 unterbrochen werden. Um ein Acetaldehyd-Syndrom auszulösen, reichen<br />
bereits 3g reiner <strong>Alkohol</strong>, wie zum Beispiel in 80ml fünfprozentigen Bieres.<br />
Kontraindikationen der Behandlung mit Disulfiram sind eine koronare Herzkrankheit,<br />
Herzrhythmusstörungen, Ösophagusvarizen <strong>und</strong> Kardiomyopathie. Die Patienten erhalten<br />
am ersten Tag 0,5g – 1,5g, am zweiten Tag 0,5g – 1,0 g <strong>und</strong> am dritten Tag 0,5g der<br />
Antabus® Dispergetten, ab dem vierten Tag beträgt die Maximaldosis 0,5g pro Tag. 11<br />
9 Vgl. Krausz / Haasen 2004, S. 54 f<br />
10 Beispielsweise Formeprizol<br />
11 Vgl. Tretter, 2008 S. 205 f<br />
6
Literaturverzeichnis<br />
Hofmann, W. / Réthy, S. (Hg.): Medikamentös gestützte Suchtbehandlung,<br />
Regensburg 1996<br />
Krausz, M. / Haasen, C. (Hg.): Kompendium Sucht, Stuttgart 2004<br />
Lindenmeyer, J.: Lieber schlau als blau – Informationen <strong>zur</strong> Entstehung <strong>und</strong><br />
Behandlung von <strong>Alkohol</strong>- <strong>und</strong> <strong>Medikamente</strong>nabhängigkeit, Bad Langensalza<br />
1996<br />
Tretter, F. (Hg.): Suchtmedizin kompakt – Suchtkrankheiten in Klinik <strong>und</strong><br />
Praxis, Stuttgart 2008<br />
Watzl,l H. / Rockstroh, B. (Hg.): Abhängigkeit <strong>und</strong> Mißbrauch von <strong>Alkohol</strong> <strong>und</strong><br />
Drogen, Göttingen 1997<br />
Mann, K. / Loeber S. / Croissant B. / Kiefer F. (Hg.): Qualifizierte<br />
<strong>Entzugsbehandlung</strong> von <strong>Alkohol</strong>abhängigen, Köln 2006<br />
7