ARCHIVAR 109 - Archive in Nordrhein-Westfalen
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20<br />
AUFSÄTZE<br />
Theoretische Funktionsweise e<strong>in</strong>es Charge-Coupled-Device (CCD)-Filmabtasters. Quelle: Case: Filmtechnik, S. 169<br />
anschließend zur digitalen Bildbearbeitung zur Verfügung stellt.<br />
Im Zuge der technologischen Entwicklung standen ab Anfang<br />
der 1980er Jahre CCD-Sensoren zur Verfügung, welche auch im<br />
Bereich der Filmabtastung e<strong>in</strong>gesetzt wurden. Bei CCD-Abtastern<br />
dient als Lichtquelle e<strong>in</strong>e Halogenlampe. Das Licht leuchtet da -<br />
bei durch e<strong>in</strong>e Spaltoptik auf das Filmbild. Durch e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>se<br />
wird das Bild des kont<strong>in</strong>uierlich weitertransportierten Filmmaterials<br />
über e<strong>in</strong> strahlenteilendes Prisma durch rote, grüne und<br />
blaue Filter auf drei e<strong>in</strong>zeilige CCD-Elemente projiziert. Als<br />
Empfänger dienen e<strong>in</strong>e oder mehrere CCD-Zeilen mit e<strong>in</strong>er<br />
Auflösung von bis zu 4096 Pixeln. Das elektronische Abbild der<br />
Zeile wird digital weiterverarbeitet und steht am Ausgang des<br />
Filmabtasters als analoges oder digitales Video- bzw. Datensignal<br />
zur Verfügung. 33<br />
Pr<strong>in</strong>zipiell ist die Qualität der Digitalisierung historischen Film -<br />
materials maßgeblich abhängig vom verwendeten Abtastverfahren.<br />
Deshalb wurden die Werbefilme mit dem z. Zt. bestmöglichen<br />
High-End Gerät, e<strong>in</strong>em CCD-Filmabtaster mit e<strong>in</strong>er Auf -<br />
lösung von bis zu 4K, abgetastet.<br />
Die Farbkorrektur bzw. das Color Grad<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> entscheidender<br />
Teil des Produktionsablaufs bei Postproduktion und Digital In -<br />
termediate (DI). Generell versteht man unter Farbkorrektur e<strong>in</strong>e<br />
„Angleich[ung] unterschiedlicher Belichtungs- und Farbverhältnisse,<br />
die bei der szenenweisen Produktion e<strong>in</strong>es Films zwangs -<br />
läufig auftreten“ 34 . Dies bezieht sich bei der Restauration historischen<br />
Filmmaterials hauptsächlich auf alterungsbed<strong>in</strong>gte Farbstiche.<br />
Wenn ke<strong>in</strong> Vergleichsmaterial oder vorgegebene Farb kon -<br />
zepte – wie es bei den Werbefilmen der Fall ist – zur Verfügung<br />
stehen, obliegt es dem geschulten Auge des Operator bzw. Coloristen,<br />
die Farbkorrektur e<strong>in</strong>es Films so zu gestalten, dass sie der<br />
Intention des Orig<strong>in</strong>als entspricht bzw. der „Look“ 35 des Films<br />
bewahrt bleibt.<br />
Das <strong>in</strong>tegrierte 4K-Farbkorrektursystem des CCD-Filmabtasters<br />
steuert den Rechner parallel als Wiedergabe- und Aufnahmemasch<strong>in</strong>e.<br />
So werden bei jeder e<strong>in</strong>zelnen Filme<strong>in</strong>stellung die Farb-,<br />
Helligkeits- und Dichteänderungen bzw. -sprünge angepasst und<br />
die Korrekturen automatisch gespeichert. Dafür werden alle<br />
Mög lichkeiten des Systems von der dynamischen Korrektur über<br />
vektorielle Änderungen im RGB-Farbraum (primäre Farbkorrektur)<br />
bis h<strong>in</strong> zum gleichzeitigen E<strong>in</strong>satz mehrerer Powerw<strong>in</strong>dows,<br />
<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 01 Februar 2009<br />
Das CCD-Gerät liest den Film<br />
zeilenweise e<strong>in</strong>, während dieser<br />
an e<strong>in</strong>er Anordnung<br />
lichtempf<strong>in</strong>dli cher Fotozellen<br />
vorbei läuft.<br />
die Farbänderungen für frei def<strong>in</strong>ierte Bildausschnitte ermöglichen<br />
(sekundäre Farbkorrektur), ausgeschöpft.<br />
Da sich der alterungsbed<strong>in</strong>gte chemische Zersetzungsprozess bei<br />
den K<strong>in</strong>ospots <strong>in</strong> ei ner bereits erwähnten Grün- bzw. Rotstichigkeit<br />
niederschlug, wird deren digitale Restauration durch die pri -<br />
märe und sekundäre Farbkorrektur detailliert dargestellt. In der<br />
primären Farbkorrektur wird die Gesamtfarbigkeit des Bildes im<br />
RGB-Farbraum durch drei Regler bestimmt, von denen jeder<br />
jeweils nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige oder alle Farben steuern kann. Der RGB-<br />
Farbraum ist e<strong>in</strong> additives Farbmodell, bei dem sich im sog.<br />
Lichtmischungsprozess die Grundfarben zu Weiß addieren. 36 E<strong>in</strong>e<br />
Farbe wird dabei durch drei Werte beschrieben: den Rot-, den<br />
Grün- und den Blauanteil. Durch die separaten Steuerknöpfe<br />
können Schatten und Mitteltöne sowie Lichter und Farben re -<br />
guliert werden. Die sekundäre Farbkorrektur ermöglicht die Ver -<br />
änderung der sechs Grundfarbenbereiche unabhängig vone<strong>in</strong>ander<br />
<strong>in</strong> Helligkeit und Sättigung, ohne dabei andere Farben zu<br />
bee<strong>in</strong>flussen. 37<br />
Dem bei allen Schwarzweißfilmen vorgefundenen Grünstich<br />
wurde durch e<strong>in</strong>e Reduzie rung des grünen Farbraums entgegengewirkt.<br />
Nach Aussage von Andreas Fröhlich folgt die anschlie -<br />
ßende Fe<strong>in</strong>justierung gemäß dem Motto „schwarz soll schwarz<br />
se<strong>in</strong>, weiß soll weiß se<strong>in</strong>, dann erledigt sich das <strong>in</strong> der Mitte meist<br />
von alle<strong>in</strong>e. Beim Frisörfilm orientiert man sich beispielsweise<br />
am Frisörkittel, der ja eigentlich weiß se<strong>in</strong> soll. Deshalb wird das<br />
Bild zunächst so korrigiert, dass der Kittel weiß ist, dementsprechend<br />
werden die anderen Farben angepasst.“ 38<br />
Analog wurde bei den schwarzweißen Werbefilmen die Steuerung<br />
für den Weißwert verwendet, um Weiß und Spitzlichter<br />
heller bzw. dunkler zu regulieren oder ihre Farbbalance zu<br />
verändern. Mitteltöne und Schatten wurden durch diesen Regler<br />
relativ wenig bee<strong>in</strong>flusst. Für den Schwarzwert gibt es e<strong>in</strong>e ähn -<br />
liche Regulierung. Bei der Veränderung dieses Wertes können<br />
dünne Schatten komprimiert oder zu e<strong>in</strong>heitlichem Schwarz<br />
vertieft bzw. tiefe Schwärzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Grauton „aufgezogen“ wer -<br />
den. Durch die Manipulation des Schwarzwertes können folglich<br />
Farbstiche der Schattenpartien erzeugt bzw. entfernt werden,<br />
wobei die Mitteltöne verhältnismäßig unverändert bleiben.<br />
Damit wurde vor allem im „Hamburger-Hafen-Film“ gearbeitet,<br />
da sich <strong>in</strong> fast allen E<strong>in</strong>stellungen dieses Films um die Protago -