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ARCHIVAR 109 - Archive in Nordrhein-Westfalen

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22<br />

AUFSÄTZE<br />

e<strong>in</strong>fache Farbkorrekturen. Mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten Pa<strong>in</strong>tbox wurde<br />

für jeden e<strong>in</strong>zelnen Fehler e<strong>in</strong>e Key-Maske erstellt und diese mit<br />

e<strong>in</strong>em fehlerfreien, vorherigen oder nachfolgenden Bild<strong>in</strong>halt<br />

durch das „key and fill“-Tool aufgefüllt. Die Performance des iQ-<br />

Systems ermöglicht es ferner, durch e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation des sog.<br />

„zipper and glow“-Tools, das Bild zunächst pixelgetreu heranzuzoomen,<br />

um damit Laufschrammen, welche meistens nur e<strong>in</strong> bis<br />

drei Pixel breit s<strong>in</strong>d, sowie weitere Fehler wie „Spratzer“ digital<br />

zu korrigieren. 42<br />

Um die Ergebnisse der visuellen Bearbeitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zwischenfazit<br />

festzuhalten, lässt sich an dieser Stelle konstatieren, dass die<br />

Farbstichigkeit bei allen Werbefilmen (bis auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum bei<br />

den Zeichentrickfilmen) reduziert und die ursprüngliche Farbbalance<br />

wiederhergestellt werden konnte. Durch den E<strong>in</strong>satz digitaler<br />

Filtersysteme konnte die digitalisierte Arbeits- bzw. Sichtungskopie<br />

an Schärfe und Kontrast gegenüber dem analogen Ausgangsmaterial<br />

gew<strong>in</strong>nen. Des Weiteren wurden an ausgewählten<br />

Beispielen E<strong>in</strong>zelbildretuschen vorgenommen, um Verfremdungen<br />

und Gebrauchsspuren am Material zu entfernen und den<br />

Orig<strong>in</strong>alzustand möglichst genau zu rekonstruieren.<br />

AUDITIVE BEARBEITUNG<br />

Die auditive Restaurierung der Tonspuren gestaltete sich ebenso<br />

facettenreich wie die visuelle Rekonstruktion. Da die Audio-<br />

Qualität des analogen Ausgangsmaterials starken Schwankungen<br />

im Klangbild unterlag, erfolgte nach der Digitalisierung der<br />

Lichttonspur e<strong>in</strong>e Korrektur der Störgeräusche mit Hilfe e<strong>in</strong>es<br />

Audio-Software-Pakets, das für die Signalverarbeitung neben der<br />

Rechenleistung des Host-Computers <strong>in</strong>sbesondere auf spezielle<br />

DSP-Chips zurückgreift.<br />

Um e<strong>in</strong>e orig<strong>in</strong>algetreue Sound-Wiedergabe durch die digitale<br />

Tonabtastung zu gewährleisten, wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Schritt<br />

(Preset) die Hard- bzw. Software gemäß der Tapesheet-Vorgabe<br />

e<strong>in</strong>gestellt. 43 Nachdem die bereits gere<strong>in</strong>igten historischen Filmrollen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en entsprechenden 35-mm-Projektor e<strong>in</strong>gelegt s<strong>in</strong>d,<br />

wird die Tonspur mit Hilfe e<strong>in</strong>es Laserkopfes des Lichttonkonverters<br />

ausgelesen und digitalisiert. Dabei wird die Audio-Informa -<br />

tion durch Fotozellen erfasst und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Decoder <strong>in</strong> elektroakustische<br />

Signale umgewandelt. Je nach Verwendungszweck<br />

bzw. Archivsystem liegt die Audio-Spur nach der Digitalisierung<br />

hoch aufgelöst als 24 Bit 96 kHz AIFF- bzw. WAV-Datei vor. Bei<br />

audiovisuellen Materialien erfolgt nun die Synchronisation von<br />

Bild und Ton. Dabei wird der Audio-Datenstrom an die DigiBeta-<br />

Bildkopie als Referenz nach den Vorgaben des Timecodes auf der<br />

Mazkarte angelegt.<br />

Für die vorgesehene Teil- bzw. Vollrestaurierung wird der digitale<br />

Audio-Stream zunächst akustisch analysiert. Durch e<strong>in</strong>en Audio-<br />

Analyser wird das Frequenzspektrum des abgetasteten Signals<br />

ermittelt. In e<strong>in</strong>em graphischen Wellenform-Editor werden so die<br />

diskreten Samples der Audiodaten als kont<strong>in</strong>uierliche Kurve ge -<br />

zeigt. Vorab werden die Rohdaten von Störfrequenzen (und<br />

Phasenverschiebungen bei Mehrkanal-Tonsystemen) bere<strong>in</strong>igt. 44<br />

Die nötige Reduktion bzw. Entfernung von Rausch-, Knister- und<br />

Knack-Geräuschen geschieht typischerweise <strong>in</strong> den nachfolgend<br />

skizzierten Bearbeitungsschritten, welche sich analog zur Bildkorrektur<br />

von allgeme<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griffen bis h<strong>in</strong> zum E<strong>in</strong>satz spezieller<br />

Filtersysteme steigern.<br />

In e<strong>in</strong>em ersten Schritt nach der pauschalen Rauschreduktion<br />

werden führende und nachfolgende Leerräume entfernt. Dem<br />

<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 01 Februar 2009<br />

schließt sich e<strong>in</strong>e Unterdrückung störender Klick- und Krackler-<br />

Geräusche an. Solche Verzerrungen s<strong>in</strong>d meist als scharfe Spitzen<br />

im Signalverlauf erkennbar. Ferner unterlaufen die Audiodaten<br />

e<strong>in</strong>e Normierung, <strong>in</strong>dem der vorgegebene Dynamikumfang des<br />

Datenformats voll ausgenutzt wird. Durch die Reduktion hoher<br />

Frequenzanteile kommt es zu e<strong>in</strong>er Signalglättung. Für die Eli -<br />

m<strong>in</strong>ierung von Rauschanteilen durch Rauschm<strong>in</strong>derer <strong>in</strong> beispielsweise<br />

leisen Passagen oder zwischen den Fritz und Otto-<br />

Dialogen werden alle Signalpegel, die kle<strong>in</strong>er als e<strong>in</strong> bestimmter<br />

Schwellenwert s<strong>in</strong>d, auf Null gesetzt. Das bere<strong>in</strong>igte Rohmaterial<br />

wird daraufh<strong>in</strong> <strong>in</strong> weiteren Schritten modifiziert. Im Fall der<br />

Werbefilme wurde durch e<strong>in</strong> digitales Filtersystem, welches aus<br />

Hochpass-, Bandpass- und Tiefpassfilter besteht (ggf. auch <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation als Equalizer), die frequenzselektive Anpassung <strong>in</strong><br />

ausgewählten Teilbereichen vorgenommen. E<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung<br />

bzw. Maximierung der Signalflanken bei extremen Übergängen<br />

zwischen den Signalzuständen high (H) und low (L), auch<br />

Kompression genannt, ergänzt die Filterbearbeitung. So wurden<br />

im Rahmen der Restaurierung der Mono-Signale je nach Verhältnis<br />

von Stör- und Nutzsignal Klangunterschiede ausgeglichen.<br />

Des Weiteren wurden technische Störungen wie Netzbrummen<br />

oder Kamerasirren behoben sowie Materialfehler wie Klebestellen<br />

und die damit verbundenen Lichtton-Knackser entfernt bzw.<br />

editiert. Nach der Beseitigung der Störsignale folgt der „kreative<br />

Teil“ (Marcel Schleibaum) der auditiven Bearbeitung, <strong>in</strong> dem das<br />

Material nach heutigem Standard sendefähig „gemastert“ bzw.<br />

pegeltechnisch „gelevelt“ wird. Da ke<strong>in</strong> Normpegel zu Beg<strong>in</strong>n<br />

jeder Tonspur auf den Filmen vorhanden war, wurde zunächst<br />

e<strong>in</strong> Pegelangleich des Gesamtsignals entsprechend des Normpegels<br />

durchgeführt. Das Ziel ist hierbei die Angleichung der<br />

Stimmen, damit sie gleich verständlich s<strong>in</strong>d.<br />

Als Ergebnis der Audio-Bearbeitung kann festgehalten werden,<br />

dass durch die Beseitigung des Grundrauschens bei allen Werbefilmen<br />

das Klangbild klarer ersche<strong>in</strong>t. Besonders bei den Dialogen<br />

zwischen Fritz und Otto ist die Restaurierung der Tonspur<br />

deutlich hörbar. Als Hörbeispiel s<strong>in</strong>d stellvertretend ihre Gespräche<br />

im „Hamburger-Hafen-Film“ zu nennen, da dort die<br />

Aufnahmen im Freien auf dem Hafen-Gelände mit entsprechender<br />

Geräuschkulisse teilweise nur schwer verständlich waren. Die<br />

Zeichentrickfilme h<strong>in</strong>gegen zeigten e<strong>in</strong>e deutlich bessere Klangqualität,<br />

weil die Texte vermutlich im Studio direkt vor Mikrofon<br />

e<strong>in</strong>gesprochen wurden. Aber auch hier musste an e<strong>in</strong>igen Stellen<br />

lautes Kamerasirren akustisch reduziert werden.<br />

Nachdem das digitalisierte Audio-Material die verschiedenen<br />

grob skizzierten Bearbeitungsschritte durchlaufen hat, wurde<br />

abschließend e<strong>in</strong> „weiterverwertbares Endergebnis erzielt, mit<br />

welchem je nach Kunden- bzw. Archivwunsch verschiedene<br />

Formate erzeugt werden können.“ 45<br />

FERTIGSTELLUNG UND DARLEGUNG<br />

DER AUFGETRETENEN PROBLEME<br />

Es ist e<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe der Filmarchive, zu kommunizieren,<br />

dass der Film, so wie er ausgesehen hat, tatsäch lich nur auf der<br />

K<strong>in</strong>ole<strong>in</strong>wand so gesehen werden kann und dass die Neuen Medien<br />

ihre eigenen Gesetze haben und das Aussehen der Filme verändern.<br />

46<br />

Die von Stefan Drößler, Filmhistoriker und Leiter des Filmmuseums<br />

München, po<strong>in</strong>tiert zusammengefasste Problematik greift<br />

die e<strong>in</strong>leitend erwähnte Thematik des Authentizitäts- bzw. Histo -

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