ARCHIVAR 109 - Archive in Nordrhein-Westfalen
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AUFSÄTZE<br />
e<strong>in</strong>fache Farbkorrekturen. Mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten Pa<strong>in</strong>tbox wurde<br />
für jeden e<strong>in</strong>zelnen Fehler e<strong>in</strong>e Key-Maske erstellt und diese mit<br />
e<strong>in</strong>em fehlerfreien, vorherigen oder nachfolgenden Bild<strong>in</strong>halt<br />
durch das „key and fill“-Tool aufgefüllt. Die Performance des iQ-<br />
Systems ermöglicht es ferner, durch e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation des sog.<br />
„zipper and glow“-Tools, das Bild zunächst pixelgetreu heranzuzoomen,<br />
um damit Laufschrammen, welche meistens nur e<strong>in</strong> bis<br />
drei Pixel breit s<strong>in</strong>d, sowie weitere Fehler wie „Spratzer“ digital<br />
zu korrigieren. 42<br />
Um die Ergebnisse der visuellen Bearbeitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zwischenfazit<br />
festzuhalten, lässt sich an dieser Stelle konstatieren, dass die<br />
Farbstichigkeit bei allen Werbefilmen (bis auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum bei<br />
den Zeichentrickfilmen) reduziert und die ursprüngliche Farbbalance<br />
wiederhergestellt werden konnte. Durch den E<strong>in</strong>satz digitaler<br />
Filtersysteme konnte die digitalisierte Arbeits- bzw. Sichtungskopie<br />
an Schärfe und Kontrast gegenüber dem analogen Ausgangsmaterial<br />
gew<strong>in</strong>nen. Des Weiteren wurden an ausgewählten<br />
Beispielen E<strong>in</strong>zelbildretuschen vorgenommen, um Verfremdungen<br />
und Gebrauchsspuren am Material zu entfernen und den<br />
Orig<strong>in</strong>alzustand möglichst genau zu rekonstruieren.<br />
AUDITIVE BEARBEITUNG<br />
Die auditive Restaurierung der Tonspuren gestaltete sich ebenso<br />
facettenreich wie die visuelle Rekonstruktion. Da die Audio-<br />
Qualität des analogen Ausgangsmaterials starken Schwankungen<br />
im Klangbild unterlag, erfolgte nach der Digitalisierung der<br />
Lichttonspur e<strong>in</strong>e Korrektur der Störgeräusche mit Hilfe e<strong>in</strong>es<br />
Audio-Software-Pakets, das für die Signalverarbeitung neben der<br />
Rechenleistung des Host-Computers <strong>in</strong>sbesondere auf spezielle<br />
DSP-Chips zurückgreift.<br />
Um e<strong>in</strong>e orig<strong>in</strong>algetreue Sound-Wiedergabe durch die digitale<br />
Tonabtastung zu gewährleisten, wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Schritt<br />
(Preset) die Hard- bzw. Software gemäß der Tapesheet-Vorgabe<br />
e<strong>in</strong>gestellt. 43 Nachdem die bereits gere<strong>in</strong>igten historischen Filmrollen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en entsprechenden 35-mm-Projektor e<strong>in</strong>gelegt s<strong>in</strong>d,<br />
wird die Tonspur mit Hilfe e<strong>in</strong>es Laserkopfes des Lichttonkonverters<br />
ausgelesen und digitalisiert. Dabei wird die Audio-Informa -<br />
tion durch Fotozellen erfasst und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Decoder <strong>in</strong> elektroakustische<br />
Signale umgewandelt. Je nach Verwendungszweck<br />
bzw. Archivsystem liegt die Audio-Spur nach der Digitalisierung<br />
hoch aufgelöst als 24 Bit 96 kHz AIFF- bzw. WAV-Datei vor. Bei<br />
audiovisuellen Materialien erfolgt nun die Synchronisation von<br />
Bild und Ton. Dabei wird der Audio-Datenstrom an die DigiBeta-<br />
Bildkopie als Referenz nach den Vorgaben des Timecodes auf der<br />
Mazkarte angelegt.<br />
Für die vorgesehene Teil- bzw. Vollrestaurierung wird der digitale<br />
Audio-Stream zunächst akustisch analysiert. Durch e<strong>in</strong>en Audio-<br />
Analyser wird das Frequenzspektrum des abgetasteten Signals<br />
ermittelt. In e<strong>in</strong>em graphischen Wellenform-Editor werden so die<br />
diskreten Samples der Audiodaten als kont<strong>in</strong>uierliche Kurve ge -<br />
zeigt. Vorab werden die Rohdaten von Störfrequenzen (und<br />
Phasenverschiebungen bei Mehrkanal-Tonsystemen) bere<strong>in</strong>igt. 44<br />
Die nötige Reduktion bzw. Entfernung von Rausch-, Knister- und<br />
Knack-Geräuschen geschieht typischerweise <strong>in</strong> den nachfolgend<br />
skizzierten Bearbeitungsschritten, welche sich analog zur Bildkorrektur<br />
von allgeme<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griffen bis h<strong>in</strong> zum E<strong>in</strong>satz spezieller<br />
Filtersysteme steigern.<br />
In e<strong>in</strong>em ersten Schritt nach der pauschalen Rauschreduktion<br />
werden führende und nachfolgende Leerräume entfernt. Dem<br />
<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 01 Februar 2009<br />
schließt sich e<strong>in</strong>e Unterdrückung störender Klick- und Krackler-<br />
Geräusche an. Solche Verzerrungen s<strong>in</strong>d meist als scharfe Spitzen<br />
im Signalverlauf erkennbar. Ferner unterlaufen die Audiodaten<br />
e<strong>in</strong>e Normierung, <strong>in</strong>dem der vorgegebene Dynamikumfang des<br />
Datenformats voll ausgenutzt wird. Durch die Reduktion hoher<br />
Frequenzanteile kommt es zu e<strong>in</strong>er Signalglättung. Für die Eli -<br />
m<strong>in</strong>ierung von Rauschanteilen durch Rauschm<strong>in</strong>derer <strong>in</strong> beispielsweise<br />
leisen Passagen oder zwischen den Fritz und Otto-<br />
Dialogen werden alle Signalpegel, die kle<strong>in</strong>er als e<strong>in</strong> bestimmter<br />
Schwellenwert s<strong>in</strong>d, auf Null gesetzt. Das bere<strong>in</strong>igte Rohmaterial<br />
wird daraufh<strong>in</strong> <strong>in</strong> weiteren Schritten modifiziert. Im Fall der<br />
Werbefilme wurde durch e<strong>in</strong> digitales Filtersystem, welches aus<br />
Hochpass-, Bandpass- und Tiefpassfilter besteht (ggf. auch <strong>in</strong><br />
Komb<strong>in</strong>ation als Equalizer), die frequenzselektive Anpassung <strong>in</strong><br />
ausgewählten Teilbereichen vorgenommen. E<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung<br />
bzw. Maximierung der Signalflanken bei extremen Übergängen<br />
zwischen den Signalzuständen high (H) und low (L), auch<br />
Kompression genannt, ergänzt die Filterbearbeitung. So wurden<br />
im Rahmen der Restaurierung der Mono-Signale je nach Verhältnis<br />
von Stör- und Nutzsignal Klangunterschiede ausgeglichen.<br />
Des Weiteren wurden technische Störungen wie Netzbrummen<br />
oder Kamerasirren behoben sowie Materialfehler wie Klebestellen<br />
und die damit verbundenen Lichtton-Knackser entfernt bzw.<br />
editiert. Nach der Beseitigung der Störsignale folgt der „kreative<br />
Teil“ (Marcel Schleibaum) der auditiven Bearbeitung, <strong>in</strong> dem das<br />
Material nach heutigem Standard sendefähig „gemastert“ bzw.<br />
pegeltechnisch „gelevelt“ wird. Da ke<strong>in</strong> Normpegel zu Beg<strong>in</strong>n<br />
jeder Tonspur auf den Filmen vorhanden war, wurde zunächst<br />
e<strong>in</strong> Pegelangleich des Gesamtsignals entsprechend des Normpegels<br />
durchgeführt. Das Ziel ist hierbei die Angleichung der<br />
Stimmen, damit sie gleich verständlich s<strong>in</strong>d.<br />
Als Ergebnis der Audio-Bearbeitung kann festgehalten werden,<br />
dass durch die Beseitigung des Grundrauschens bei allen Werbefilmen<br />
das Klangbild klarer ersche<strong>in</strong>t. Besonders bei den Dialogen<br />
zwischen Fritz und Otto ist die Restaurierung der Tonspur<br />
deutlich hörbar. Als Hörbeispiel s<strong>in</strong>d stellvertretend ihre Gespräche<br />
im „Hamburger-Hafen-Film“ zu nennen, da dort die<br />
Aufnahmen im Freien auf dem Hafen-Gelände mit entsprechender<br />
Geräuschkulisse teilweise nur schwer verständlich waren. Die<br />
Zeichentrickfilme h<strong>in</strong>gegen zeigten e<strong>in</strong>e deutlich bessere Klangqualität,<br />
weil die Texte vermutlich im Studio direkt vor Mikrofon<br />
e<strong>in</strong>gesprochen wurden. Aber auch hier musste an e<strong>in</strong>igen Stellen<br />
lautes Kamerasirren akustisch reduziert werden.<br />
Nachdem das digitalisierte Audio-Material die verschiedenen<br />
grob skizzierten Bearbeitungsschritte durchlaufen hat, wurde<br />
abschließend e<strong>in</strong> „weiterverwertbares Endergebnis erzielt, mit<br />
welchem je nach Kunden- bzw. Archivwunsch verschiedene<br />
Formate erzeugt werden können.“ 45<br />
FERTIGSTELLUNG UND DARLEGUNG<br />
DER AUFGETRETENEN PROBLEME<br />
Es ist e<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe der Filmarchive, zu kommunizieren,<br />
dass der Film, so wie er ausgesehen hat, tatsäch lich nur auf der<br />
K<strong>in</strong>ole<strong>in</strong>wand so gesehen werden kann und dass die Neuen Medien<br />
ihre eigenen Gesetze haben und das Aussehen der Filme verändern.<br />
46<br />
Die von Stefan Drößler, Filmhistoriker und Leiter des Filmmuseums<br />
München, po<strong>in</strong>tiert zusammengefasste Problematik greift<br />
die e<strong>in</strong>leitend erwähnte Thematik des Authentizitäts- bzw. Histo -