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Astronomisches Praktikum in der Schule - AM BRG Kepler

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Werner Probst:<br />

<strong>Astronomisches</strong> <strong>Praktikum</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

Diplomarbeit am Inst. F. Theoretische Physik,<br />

Karl-Franzens-Universität Graz 1997<br />

Betreuer:<br />

Univ.-Prof. Heimo Latal<br />

Dr. Gerhard Rath<br />

Inhaltsübersicht<br />

Warum Astronomie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>?<br />

Internationale Projektwoche des IAAC <strong>in</strong> Krk: "Meer und Sterne"<br />

Sonnenuhren im Unterricht<br />

E<strong>in</strong>satz von Teleskopen im Unterricht<br />

Beobachtungsvorschläge<br />

1. 1 Warum Astronomie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>?<br />

Dies ist natürlich e<strong>in</strong>e Frage, die man auch bezüglich jedes an<strong>der</strong>en Unterrichtsthemas stellen könnte.<br />

Diskussionen über die S<strong>in</strong>nhaftigkeit verschiedenster Schulfächer werden immer wie<strong>der</strong> geführt. Als<br />

Beispiel sei nur die Abschaffung des Late<strong>in</strong>unterrichtes genannt. Lei<strong>der</strong> geraten aber gerade die harten<br />

Naturwissenschaften, wie die Physik, all zu oft auf die Kürzungsliste für neue Unterrichtspläne. Die<br />

Astronomie kann man ja durchaus als Teilgebiet <strong>der</strong> Physik sehen, das aber nach me<strong>in</strong>en Erfahrungen im<br />

Unterricht von den meisten Lehrern stiefmütterlich behandelt wird, was wahrsche<strong>in</strong>lich auf die mangelnde<br />

Kenntnis <strong>der</strong> Studienabgänger auf diesem Gebiet zurückzuführen ist. Dabei ist Astronomie nichts an<strong>der</strong>es als<br />

angewandte Physik. Diese Situation ist übrigens <strong>in</strong> Deutschland, vor allem <strong>in</strong> den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n,<br />

wesentlich besser als <strong>in</strong> Österreich. Da es zur Zeit unrealistisch ist, Astronomie als eigenes Unterrichtsfach<br />

zu for<strong>der</strong>n, ist es notwendig, diese fasz<strong>in</strong>ierende Wissenschaft wenigstens im Physikunterricht wie<strong>der</strong> mehr<br />

zu berücksichtigen.<br />

In früherer Zeit zählte die Astronomie zu den großen wissenschaftlichen Diszipl<strong>in</strong>en. Sie wird ja überhaupt<br />

als die älteste Wissenschaft bezeichnet. Bereits vor mehreren Jahrtausenden entdeckten Menschen die<br />

regelmäßige Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folge von Tag und Nacht, Jahreszeiten und Mondphasen. Bauwerke und schriftliche<br />

Überlieferungen von alten Kulturvölkern wie den Ägyptern, Ch<strong>in</strong>esen, Griechen, Inkas und an<strong>der</strong>en mehr<br />

enthalten Beweise für uralte astronomische Kenntnisse. Als Beispiel sei nur Stonehenge <strong>in</strong> England genannt,<br />

dessen Alter mittels Radiocarbonmethode auf 1600 v. Chr. (frühe Bronzezeit) datiert wurde (Stichwort<br />

Archäoastronomie).Von diesem Ort aus wurde <strong>der</strong> Lauf <strong>der</strong> Gestirne beobachtet. So ist die Prozessionsstraße<br />

von Stonehenge <strong>in</strong>nerhalb weniger Bogenm<strong>in</strong>uten zum damaligen Sonnenaufgang am Tag <strong>der</strong><br />

Sommersonnenwende h<strong>in</strong> orientiert. Der gestirnte Himmel war für diese Menschen noch die Welt <strong>der</strong> Götter<br />

und des Übers<strong>in</strong>nlichen.<br />

Die Griechen begannen als erstes Volk mit e<strong>in</strong>er mathematischen Beschreibung <strong>der</strong> Abläufe am Himmel.<br />

Das Wort Kosmos kommt ja aus dem griechischen und steht für Schmuck und Ordnung. So entwickelte sich<br />

aus <strong>der</strong> ästhetischen Fasz<strong>in</strong>ation bei <strong>der</strong> Betrachtung des nächtlichen Himmels die Astronomie als die Lehre<br />

von <strong>der</strong> Ordnung des gestirnten Himmels.<br />

Erst Mitte unseres Jahrtausends entwickelte sich die Astronomie weitgehend zu dem was sie heute ist-<br />

durch die bedeutenden Arbeiten von Kopernikus, <strong>Kepler</strong>, Galilei und Newton.<br />

1


Seit jeher übt <strong>der</strong> gestirnte Himmel und <strong>der</strong> Lauf von Sonne, Mond und Planeten e<strong>in</strong>e Fasz<strong>in</strong>ation auf<br />

die Menschen aus. Dieser Fasz<strong>in</strong>ation kann sich kaum jemand entziehen, <strong>der</strong> sich mehr mit <strong>der</strong> Natur<br />

und ihren Ersche<strong>in</strong>ungen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzt. So kann es durchaus als Krankheit unserer mo<strong>der</strong>nen Zeit<br />

gesehen werden, daß <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Bevölkerung ke<strong>in</strong>e offenen Augen mehr für die Schönheiten <strong>der</strong><br />

Natur hat. Was e<strong>in</strong>en guten Naturwissenschafter auszeichnet, ist die beson<strong>der</strong>e Begabung des<br />

geduldigen und aufmerksamen Beobachtens. Hier eignet sich gerade die Astronomie sehr gut, um die<br />

Jugend wie<strong>der</strong> mehr <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht zu schulen. Vor allem die Welt <strong>der</strong> jungen Menschen ist ja sehr<br />

schnelllebig, geprägt von Musik, Fernsehen, Werbung usw. Da kann natürlich so etwas Unsche<strong>in</strong>bares<br />

wie z. B. e<strong>in</strong>e partielle Sonnenf<strong>in</strong>sternis ke<strong>in</strong>e Aufmerksamkeit erwecken. Deshalb sollte e<strong>in</strong> Ziel des<br />

Astronomieunterrichtes se<strong>in</strong>, die Augen <strong>der</strong> Schüler wie<strong>der</strong> mehr auf solche unsche<strong>in</strong>baren aber<br />

immerh<strong>in</strong> doch kosmischen Ersche<strong>in</strong>ungen zu lenken. So soll es e<strong>in</strong>em Menschen doch auffallen, wie<br />

hell die Venus zur Zeit als Abendstern strahlt (und ke<strong>in</strong> UFO ist), wie nahe Jupiter heute abend beim<br />

Mond steht, morgen aber doch schon deutlich weiter entfernt ist usw. Kann man <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong><br />

Verständnis für diese Phänomene vermitteln, so wird doch bei e<strong>in</strong>igen das Interesse für weitere<br />

astronomische Ersche<strong>in</strong>ungen geweckt. In weiterer Folge bekommt <strong>der</strong> Schüler e<strong>in</strong>e Vorstellung vom<br />

Aufbau des Kosmos und von <strong>der</strong> Stellung des Menschen im Weltall. Damit hat die Astronomie auch<br />

e<strong>in</strong>e Bedeutung für den Religions- und Philosophieunterricht. So hat zum Beispiel <strong>der</strong> große Philosoph<br />

Immanuel Kant <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch "Allgeme<strong>in</strong>e Naturgeschichte und Theorie des Himmels" se<strong>in</strong>e Theorie<br />

über die Entstehung unseres Planetensystems veröffentlicht. Viele bedeutende Literaten und<br />

Philosophen haben sich durch die Fasz<strong>in</strong>ation des nächtlichen Himmels zu wichtigen Arbeiten<br />

<strong>in</strong>spirieren lassen. Vielleicht ersche<strong>in</strong>t es dann doch reizvoll, zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>ige Sternbil<strong>der</strong> am<br />

nächtlichen Firmament ausmachen zu können o<strong>der</strong> an e<strong>in</strong>em Abend im Spätherbst e<strong>in</strong>en Blick durch<br />

den Feldstecher auf die über 2 Millionen Lichtjahre entfernte Andromeda-Galaxie zu werfen.<br />

Gerade jetzt macht die Wissenschaft gewaltige Fortschritte, was die Gew<strong>in</strong>nung neuer Erkenntnisse<br />

über die Abläufe im Weltall betrifft. Dabei gibt es so spannende Themen wie e<strong>in</strong>en bemannten Flug<br />

zum Mars o<strong>der</strong> die Entdeckung ferner Planetensysteme. Aufgabe des Physiklehrers sollte es also se<strong>in</strong>,<br />

die Schüler für die Astronomie zu begeistern. Denn <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige Wissensstand <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

über Astronomie muss als katastrophal bezeichnet werden. Das Ergebnis e<strong>in</strong>er Umfrage unter<br />

Besuchern des Berl<strong>in</strong>er Zeiss-Großplanetariums soll hier kurz angeführt werden.(Zeitschrift Sterne und<br />

Weltraum, Ausgabe 8-9/98) Es g<strong>in</strong>g darum, die 3 folgenden Aussagen mit richtig o<strong>der</strong> falsch zu<br />

beurteilen:<br />

a) "Der Polarstern ist <strong>der</strong> hellste Stern des Himmels"<br />

b) "Kometen s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>e Geste<strong>in</strong>sbrocken, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erdatmosphäre verglühen."<br />

c) "Den Mars kann man von <strong>der</strong> Erde aus mit bloßem Auge sehen."<br />

Diese Aussagen s<strong>in</strong>d so gewählt, dass ihre richtige o<strong>der</strong> falsche Beurteilung repräsentativ für e<strong>in</strong>en<br />

weiten Bereich astronomischer Kenntnisse ist. a) wurde von 65 % als richtig beurteilt, b) fanden 64,3 %<br />

als wahr und c) wurde nur von 35,7 % als richtig angesehen. Nebenbei sei noch erwähnt, dass 20,5 %<br />

davon überzeugt s<strong>in</strong>d, dass die Astronomie Horoskope erstellt.<br />

Als weiterer Faktor ist noch zu berücksichtigen, dass Planetariumsbesucher zum überwiegenden Teil<br />

Personen s<strong>in</strong>d, die für astronomische Informationen offen s<strong>in</strong>d. Weiters lag <strong>der</strong> Altersschnitt bei nur 31<br />

Jahren. Fast 1/3 waren Akademiker. Deshalb ist durchaus <strong>der</strong> Schluss zugelassen, dass e<strong>in</strong>e<br />

Straßenbefragung noch schlechtere Ergebnisse geliefert hätte. Dass es <strong>in</strong> Anbetracht dieser Fakten<br />

notwendig ist, zum<strong>in</strong>dest das Interesse für die Astronomie bei den jungen Menschen zu steigern, liegt<br />

klar auf <strong>der</strong> Hand. Ich musste feststellen, dass selbst viele Physikstudenten nicht wissen, wie die<br />

Mondphasen zustande kommen. Es fehlen oft nur die Anstöße, um über solch sche<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong>fache Fragen<br />

kurz nachzudenken.<br />

Es steht außer Diskussion, dass die Jugend <strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n mit e<strong>in</strong>er sehr großen Fülle an<br />

Unterrichtsstoff konfrontiert wird, <strong>der</strong> von den jungen Leuten sehr viel abverlangt. Deshalb soll es im<br />

Astronomieunterricht nicht noch zu e<strong>in</strong>em zusätzlichen schweren Bombardement mit komplizierten<br />

Formeln und Fakten kommen. Denn dadurch wird man <strong>in</strong> den Schülern wohl kaum das Interesse an <strong>der</strong><br />

2


Astronomie wecken können. Das Befassen mit den Phänomenen des Weltalls soll den Schülern Freude<br />

bereiten. Sie sollen so viel wie möglich selbst arbeiten und selbst entdecken. Dadurch prägt sich das<br />

erhaltene Wissen besser e<strong>in</strong> und bleibt länger erhalten. Was nützt es, schwierige Formeln auswendig zu<br />

lernen, die sehr bald wie<strong>der</strong> vergessen werden. Die Fasz<strong>in</strong>ation, die ja von allen Naturwissenschaften<br />

ausgeht, war ja schon immer das Entdecken von Neuem und das Verstehen von Phänomenen aller Art.<br />

Es war ja <strong>der</strong> viel zitierte Entdeckergeist, <strong>der</strong> Galilei zur Verwendung e<strong>in</strong>es Fernrohres zur Erforschung<br />

des Himmels motivierte. Und genau diese Möglichkeit des eigenen Entdeckens soll den Schülern nahe<br />

gelegt werden. Es ist im Unterricht möglich, den historischen Verlauf <strong>der</strong> vielen Entdeckungen und<br />

Weiterentwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Astronomie sozusagen noch e<strong>in</strong>mal selbst zu erleben. Man beg<strong>in</strong>nt bei <strong>der</strong><br />

antiken Beobachtung (z. B. Untersuchung des Sonnenlaufs mit e<strong>in</strong>em Schattenstab) und endet bei <strong>der</strong><br />

theoriebeladenen mo<strong>der</strong>nen Astrophysik (z. B. Behandlung von schwarzen Löchern). Es geht also um<br />

e<strong>in</strong>e nachvollziehbare Darstellung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Forschungsmethoden und nicht um e<strong>in</strong>e bloße<br />

Schil<strong>der</strong>ung von Ergebnissen. Dadurch kann es gel<strong>in</strong>gen, den Schülern die Astronomie als<br />

fasz<strong>in</strong>ierendes Abenteuer zu präsentieren. Davon kann <strong>der</strong> gesamte Physikunterricht profitieren.<br />

Es ist bereits als schöner Erfolg anzusehen, wenn e<strong>in</strong> Schulabgänger h<strong>in</strong> und wie<strong>der</strong> freiwillig e<strong>in</strong>e<br />

populärwissenschaftliche Zeitschrift liest o<strong>der</strong> sich selbst bei Gelegenheit die Frage stellt: ..Welcher<br />

Stern ist denn das?"<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, ist es s<strong>in</strong>nvoll, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> astronomische Messungen durchzuführen.<br />

Durch <strong>der</strong>en Auswertung kann sich <strong>der</strong> Schüler se<strong>in</strong> astronomisches Weltbildselbst erarbeiten. Bei<br />

diesen Messungen kommt es nicht auf e<strong>in</strong>e möglichst hohe absolute Genauigkeit an, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Schüler soll nach se<strong>in</strong>en Möglichkeiten genau arbeiten. Zu hoher Rechenaufwand und mathematische<br />

Spitzf<strong>in</strong>digkeiten sollen vermieden werden. Sie erschweren nur die Erreichung des gewünschten Zieles.<br />

Astronomie wird oft als High-Tech-Wissenschaft angesehen, die dem Normalbürger unzugänglich ist.<br />

Genau das Gegenteil soll den Schülern nahe gelegt werden. Es ruft ja meistens schon Verblüffung<br />

hervor, dass <strong>der</strong> helle Stern am Morgenhimmel unser Nachbarplanet Venus ist, o<strong>der</strong> dass man bereits im<br />

Feldstecher die vier großen Jupitermonde erkennen kann. Durch bewusste Beobachtung rücken ferne<br />

Himmelsobjekte <strong>in</strong> fast greifbare Nähe.<br />

Ausgerüstet mit e<strong>in</strong>em Feldstecher o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Teleskop kann je<strong>der</strong> selbst am nächtlichen<br />

Himmel auf Entdeckungsreise gehen. Es soll <strong>in</strong> diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass auch<br />

heute noch e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> neuen Kometen von Hobbyastronomen mit relativ kle<strong>in</strong>en Fernrohren<br />

gefunden werden. All diese Kometen tragen nun die Namen von Amateuren, die sich <strong>in</strong> ihrer Freizeit<br />

mit Astronomie beschäftigen. Ernsthafte Hobbyastronomen können <strong>in</strong> Bereichen wie Beobachtung von<br />

verän<strong>der</strong>lichen Sternen, Meteorströmen, Sternbedeckungen und eben Kometen eng mit professionellen<br />

Astronomen zusammenarbeiten. In welcher Wissenschaft ist das heute sonst noch möglich?<br />

E<strong>in</strong> weiteres wichtiges Argument für die stärkere E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Astronomie <strong>in</strong> den Schulunterrricht ist<br />

ihre fächerübergreifende Eigenschaft. Sie ist hervorragend dazu geeignet zu demonstrieren, wie wichtig<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Arbeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft ist. Der enge Zusammenhang zwischen Astronomie,<br />

Physik (viele Spezialgebiete wie Atom-, Plasma-, Festkörperphysik, Relativitätstheorie,<br />

Quantenmechanik, Optik, usw.) und Mathematik ist e<strong>in</strong>leuchtend. Weiters f<strong>in</strong>det man im Weltraum<br />

extreme, im Labor nicht zu realisierende Bed<strong>in</strong>gungen vor. Darunter fallen Temperatur, Druck,<br />

Strahlungs<strong>in</strong>tensitäten usw. Aber auch für Chemiker und Biologen wird <strong>der</strong> Weltraum immer<br />

<strong>in</strong>teressanter. Die Entdeckung von Glyz<strong>in</strong> und ähnlich komplexen Molekülen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Molekülwolke Sgr<br />

B2 (Zeitschrift Sterne und Weltraum, Ausgabe 10/94) ist e<strong>in</strong> Beispiel dafür. Das berühmte<br />

Fußballmolekül C60 wurde ja im Weltall gefunden (Zeitschrift Sterne und Weltraum, Ausgabe 12/91)<br />

und wird heute bereits, wegen vieler technischer Anwendungsmöglichkeiten, <strong>in</strong> Massenproduktion<br />

hergestellt. Auch die Frage nach <strong>der</strong> Entstehung von Leben auf <strong>der</strong> Erde kann vielleicht im All ihre<br />

Antwort haben. Fächerübergreifendes Zusammenarbeiten mit Mathematik, Physik und Chemie bietet<br />

sich also an. Die astronomische Forschung im Verbund mit an<strong>der</strong>en Diszipl<strong>in</strong>en ist durchaus auch<br />

anwendungsorientiert. Das Gegenteil wird ja <strong>der</strong> Astronomie oft vorgeworfen. Man denke nur an Zeit-<br />

und Ortsbestimmungen, Spektroskopie, Photometrie und die Raumfahrt.<br />

3


Abschließend möchte ich noch über die E<strong>in</strong>führung des Faches Astronomie am Immanuel-<br />

Kant-Gymnasium <strong>in</strong> Le<strong>in</strong>felden (Deutschland) berichten. (Zeitschrift Sterne und Weltraum, Ausgabe<br />

10/94) Dieses Beispiel zeigt gut, wie sehr Schüler für die Astronomie begeistert werden können.<br />

Vor 14 Jahren wurde an diesem Gymnasium zum ersten Mal für die 12. Klasse <strong>der</strong> Oberstufe das Fach<br />

Astronomie angeboten. Wichtig ist zu erwähnen, dass <strong>in</strong> klaren Nächten mit den Schülern an e<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>en Refraktor und e<strong>in</strong>em C 8 (Schmidt-Cassegra<strong>in</strong> mit 8" Öffnung) astronomische Beobachtungen<br />

durchgeführt wurden. Zur gleichen Zeit wurde im Rahmen von Projekttagen erstmals das Projekt<br />

Astronomie angeboten. Schwerpunkt war die Astrophotographie. Die Begeisterung war so groß, dass<br />

beim nächsten Mal schon mehrere astronomische Themen angeboten wurden. Seither ist die Astronomie<br />

<strong>in</strong> dieser <strong>Schule</strong> und während den Projekttagen nicht mehr wegzudenken. Die Begeisterung unter den<br />

Schülern für die Astronomie wurde so groß, dass viele zu Mitglie<strong>der</strong>n an <strong>der</strong> örtlichen Sternwarte<br />

wurden und an fast je<strong>der</strong> klaren Nacht dort anzutreffen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> wichtiges Zitat aus dem Aufsatz über<br />

die Arbeit an dieser <strong>Schule</strong> möchte ich noch wie<strong>der</strong>geben:<br />

..Es ist e<strong>in</strong>facher, den Schülern Kugelsternhaufen, Galaxien, Spektrall<strong>in</strong>ien dann zu erklären,<br />

wenn sie es mit dem eigenen Auge sehen und selbst bemerken, dass die Sterne <strong>in</strong><br />

unterschiedlichen Farben leuchten, als lange, strapaziöse Vorträge zu halten."<br />

Das unterstreicht noch e<strong>in</strong>mal die Wichtigkeit <strong>der</strong> Anschaffung zum<strong>in</strong>dest kle<strong>in</strong>er Fernrohre für die<br />

<strong>Schule</strong>. Physikunterricht ohne Experimente ist undenkbar. Selbes gilt für den Astronomieunterricht und<br />

das aktive Beobachten des Himmels. Ausschlaggebend für den großen Erfolg am<br />

Immanuel-Kant-Gymnasium war sicher zu e<strong>in</strong>em großen Teil, dass die Schüler Astronomie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht<br />

am Teleskop hautnah erleben konnten.<br />

Am Ende me<strong>in</strong>es Plädoyers für die Astronomie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> möchte ich e<strong>in</strong>e Aussage aus <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>er von <strong>der</strong> Astronomischen Gesellschaft 1957 veröffentlichten Entschließung zum<br />

Astronomieunterricht wie<strong>der</strong>geben: "Wir halten es für erfor<strong>der</strong>lich und möglich, ohne zusätzliche<br />

Belastung des Unterrichtes jedem Schulk<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e knappe aber richtige Vorstellung vom Aufbau unserer<br />

Welt zu vermitteln."<br />

1.2 Internationale Projektwoche des IAAC <strong>in</strong> Krk<br />

Wertvolle Erfahrungswerte für das Arbeiten mit Schülern zu astronomischen Themen konnten bei <strong>der</strong><br />

IX. Internationalen Projektwoche des IAAC <strong>in</strong> Krk gewonnen werden. IAAC steht für Internationales<br />

Alpen-Adria College, und veranstaltete bereits zum 9. Mal e<strong>in</strong>e Projektwoche mit Lehrern und Schülern<br />

aus dem Alpen-Adria Raum. Vom 22.6. bis 30.6. 1996 nahmen Professoren und Schüler aus<br />

Tschechien, Slowakei, Polen, Slowenien, Kroatien und Österreich teil. Untergebracht wurden die<br />

Teilnehmer bei Camp<strong>in</strong>g Jezevac am Rande des Ortes Krk auf <strong>der</strong> gleichnamigen Insel <strong>in</strong> Kroatien. Das<br />

Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Zeltstadt unter P<strong>in</strong>ien auf e<strong>in</strong>em ca. 1000 ha großen Areal, nur 50 m vom Meer<br />

entfernt, sorgte bereits für e<strong>in</strong>e sehr entspannte Atmosphäre. Das Motto <strong>der</strong> Veranstaltung lautete: "Das<br />

Meer und die Sterne ".<br />

Insgesamt wurden 5 Arbeitsgruppen zu den Themenbereichen Biologie, Chemie, Kultur und<br />

Geschichte, Dokumentation/Funk und eben Astronomie gebildet. Die Schüler konnten sich aussuchen,<br />

zu welcher Gruppe sie wollten, wobei allerd<strong>in</strong>gs versucht wurde, bezüglich <strong>der</strong> Staatsangehörigkeit<br />

möglichst gemischte Gruppen zu bilden. Der Run auf die Astronomiegruppe hielt sich etwas <strong>in</strong><br />

Grenzen. Es war festzustellen, dass die Schüler nicht so recht wussten, was sie dort erwarten würde.<br />

Abgesehen von e<strong>in</strong>em 4"-Refraktor auf parallaktischer Montierung standen uns ke<strong>in</strong>e<br />

Beobachtungsgeräte zur Verfügung. Es g<strong>in</strong>g also darum, mit möglichst e<strong>in</strong>fachen Mitteln Astronomie<br />

zu betreiben. E<strong>in</strong> Umstand, <strong>der</strong> durchaus beabsichtigt war. Denn die Astronomie hat ja den Ruf, e<strong>in</strong>e<br />

High-Tech-Wissenschaft zu se<strong>in</strong>, die nur von Berufsastronomen <strong>in</strong> ihren riesigen Observatorien und mit<br />

4


Satellitene<strong>in</strong>satz betrieben werden kann. Dass aber auch e<strong>in</strong> Normalbürger sehr viel Astronomie selbst<br />

erleben kann, sollte <strong>in</strong> dieser Woche den Schülern demonstriert werden. Bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> konkreten<br />

Beobachtungs- und Messungsarbeiten war es vorerst notwendig, sich Klarheit über den Stand <strong>der</strong><br />

Gestirne <strong>in</strong> dieser Woche zu verschaffen. Aus e<strong>in</strong>em astronomischen Jahrbuch (Keller, Das<br />

Himmelsjahr 1996, Kosmos Verlag) gewann ich folgende Daten:<br />

1.2.1 Ephemeriden <strong>der</strong> beobachtbaren Himmelskörper <strong>in</strong> <strong>der</strong> Projektwoche<br />

(Zeiten <strong>in</strong> ~vMSZ)<br />

Sonne<br />

Aufgang Untergang Höhe zu Mittag<br />

5:13 21:02 68' um 13:05<br />

Sonnenwende ist am 21.6. um 4:24 . Dunkle Nacht ist ca. von 22:30 bis 3:50 Uhr. (Ende bis Anfang <strong>der</strong><br />

astronomischen Dämmerung.)<br />

Mond<br />

Datum Aufgang Kulm<strong>in</strong>ation Untergang<br />

23.6. 12:27 18:38 -----<br />

24.6. 13:30 19:23 0:44 1/4<br />

25.6. 14:35 20:10 1:12<br />

26.6. 15:40 21:00 1:43<br />

27.6. 16:49 21:53 2:17<br />

28.6. 19:57 22:50 2:58<br />

D. h. , <strong>in</strong> den ersten paar Tagen stünde <strong>in</strong> <strong>der</strong> 2. Nachthälfte e<strong>in</strong> mondloser, dunkler Himmel zur<br />

Beobachtung von lichtschwachen Objekten zur Verfügung.<br />

Venus<br />

ist Morgenstern, geht um 3:12 auf und kulm<strong>in</strong>iert um 10:33. Sie ist als sehr schmale aber große Sichel<br />

zu sehen (Durchmesser 49", -4.4 mag). Beobachtung am Taghimmel dürfte möglich se<strong>in</strong>.<br />

Jupiter<br />

nähert sich se<strong>in</strong>er Opposition (4.7.), und ist daher gut zu beobachten. Allerd<strong>in</strong>gs beträgt se<strong>in</strong>e maximale<br />

Höhe über dem Horizont nur ungefähr 22'. Se<strong>in</strong> Aufgang erfolgt ca. um 21:15 und die Kulm<strong>in</strong>ation um<br />

1:50 (25.6.). Se<strong>in</strong> Durchmesser beträgt 47" bzw. 44". Am 23.6. kommt es zu beobachtbaren<br />

Jupitermond-ersche<strong>in</strong>ungen. Um 22:47 beg<strong>in</strong>nt <strong>der</strong> Durchgang von Europa vor <strong>der</strong> Jupiterscheibe und<br />

um 22:51 kommt es auf Ganymed zu e<strong>in</strong>er Sonnenf<strong>in</strong>sternis, da <strong>der</strong> Mond vom Jupiterschatten<br />

verf<strong>in</strong>stert wird.<br />

Saturn<br />

könnte <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Nachthälfte beobachtet werden. Er geht lei<strong>der</strong> erst um 1:06 auf. Se<strong>in</strong> R<strong>in</strong>g ist jetzt<br />

wie<strong>der</strong> schön zu sehen. Saturn hat e<strong>in</strong>en Durchmesser von 15" bzw. 17".<br />

Uranus<br />

ist im Fernrohr als kle<strong>in</strong>es grünliches Scheibchen mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von nur 3.7" zu sehen. Er geht<br />

um 22:20 auf und kulm<strong>in</strong>iert um 2:30.<br />

Komet Hale-Bopp<br />

Dieser Komet soll im Frühjahr 1997 sensationelle Helligkeitswerte erreichen. Se<strong>in</strong>e diesjährige<br />

Oppositionsschleife führt ihn 1996 durch die Sternbil<strong>der</strong> Schild und Schlangenträger, was bedeutet, dass<br />

er im Juni/Juli die ganze Nacht über sichtbar se<strong>in</strong> sollte. Es besteht also die berechtigte Hoffnung, dass<br />

5


er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Projektwoche e<strong>in</strong> leichtes Feldstecherobjekt darstellt. Abgesehen von <strong>der</strong> etwas ungünstigen<br />

Mondphase würden also e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong>teressante Objekte zur Beobachtung zur Verfügung stehen. Die Auf-<br />

und Untergangszeiten im verwendeten Jahrbuch beziehen sich auf 10' östliche Länge und 50' nördliche<br />

Breite. Die Angaben wurden mit für unsere Zwecke h<strong>in</strong>reichen<strong>der</strong> Genauigkeit auf die Koord<strong>in</strong>aten von<br />

Krk korrigiert.<br />

Nun folgt e<strong>in</strong>e Auflistung <strong>der</strong> Themen, die <strong>in</strong> Erwägung gezogen wurden. Es soll gleich angemerkt<br />

werden, dass bei <strong>der</strong> Planung nicht erwartet wurde, dass auch alles durchgeführt wird. E<strong>in</strong>e gewisse<br />

Eigendynamik wäre sehr zu begrüßen. Das heißt, auf spezielle Wünsche und Neigungen <strong>der</strong> Schüler<br />

soll e<strong>in</strong>gegangen werden, und wie das Wetter wird, weiß man ja auch nicht.<br />

1.2.2 Vorschläge für astronomische Versuche <strong>in</strong> dieser Woche<br />

• Bau und Arbeiten mit e<strong>in</strong>em Gnomon (Sonnenhöhe zu Mittag und Südrichtung bestimmen)<br />

• Bau e<strong>in</strong>er äquatorialen Sonnenuhr<br />

• Bau e<strong>in</strong>es Jakobsstabes und anschließende W<strong>in</strong>kelmessungen<br />

• Beobachtung <strong>der</strong> Sonnenflecken mit dem Refraktor (Projektionsmethode)<br />

• Beobachtung von Mond, Jupiter, Saturn, Venus und e<strong>in</strong>igen Deep Sky Objekten mit dem<br />

Teleskop<br />

• Bei Schlechtwetter Informations- und Diskussionsstunden zu astronomischen Themen.<br />

• Handhabung e<strong>in</strong>er Drehbaren Sternkarte<br />

• Auff<strong>in</strong>den des Polarsterns und e<strong>in</strong>iger wichtiger Sternbil<strong>der</strong><br />

• Bestimmung <strong>der</strong> geographischen Breite am Tag und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht<br />

• Strichspuraufnahmen mit Spiegelreflexkamera<br />

• W<strong>in</strong>kelmessungen am Himmel mit Quadrant<br />

• Versuch von Eratosthenes (gleichzeitige Messung <strong>der</strong> Schattenlängen <strong>in</strong> Krk/Budweis o<strong>der</strong><br />

Torun)<br />

1.2.3 Tatsächlicher Ablauf <strong>der</strong> Projektwoche<br />

Gleich am Anreisetag mussten wir lei<strong>der</strong> feststellen, dass wir es verabsäumt hatten, Petrus von <strong>der</strong><br />

Durchführung unserer Projektwoche <strong>in</strong> Kenntnis zu setzen. Da es regnete, mussten wir die erste Nacht<br />

im Turnsaal <strong>der</strong> Sredna Skola Krk verbr<strong>in</strong>gen. Dort wurden auch die Gruppene<strong>in</strong>teilungen<br />

vorgenommen und allgeme<strong>in</strong>e organisatorische D<strong>in</strong>ge besprochen. Am nächsten Tag war es dann doch<br />

möglich, die Zelte aufzustellen und mit <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> den Gruppen zu beg<strong>in</strong>nen.<br />

1. 2.3. 1 Bau e<strong>in</strong>er äquatorialen Sonnenuhr<br />

Auf die genaueren theoretischen H<strong>in</strong>tergründe und Bauweisen von Sonnenuhren wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em späteren<br />

Kapitel e<strong>in</strong>gegangen. Her soll nur berichtet werden, wie die e<strong>in</strong>zelnen Projektarbeiten von den Schülern<br />

aufgenommen wurden.<br />

6


Natürlich war es vorerst notwendig, die Schüler über die nötigen theoretischen H<strong>in</strong>tergründe<br />

aufzuklären. Es wurde ausschließlich die äquatoriale Sonnenuhr behandelt, da sie vom Funktionspr<strong>in</strong>zip<br />

her am leichtesten zu verstehen ist. Man kann nach Behandlung <strong>der</strong> sche<strong>in</strong>baren Sonnenbahn am<br />

Himmel sehr schnell plausibel machen, warum e<strong>in</strong>e äquatoriale Sonnenuhr die Zeit misst. E<strong>in</strong> großer<br />

Vorteil ist die äquidistante Skalierung des Ziffernblattes, dass somit auch leicht von den Schülern selbst<br />

angefertigt werden kann.<br />

Die theoretische E<strong>in</strong>führung ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr angenehmen Atmosphäre verlaufen. Schüler und Lehrer<br />

setzten sich am Camp<strong>in</strong>gplatz an e<strong>in</strong>em geeigneten Ort im Halbschatten unter die Bäume, und<br />

besprachen das Thema. Der Unterricht musste zweisprachig, nämlich <strong>in</strong> Deutsch und Englisch, gehalten<br />

werden. Es gab deshalb Schüler, die die Erklärungen besser verstanden (jetzt re<strong>in</strong> fremdsprachlich<br />

geme<strong>in</strong>t) als die an<strong>der</strong>en. Das hört sich vorerst wie e<strong>in</strong> Nachteil an, entpuppte sich aber sogar als<br />

Vorteil. Denn so waren die Schüler dazu angehalten, sich die D<strong>in</strong>ge gegenseitig noch e<strong>in</strong>mal zu<br />

erklären. Behandelt wurden die sche<strong>in</strong>bare Sonnenbahn am Himmel, die Himmelskoord<strong>in</strong>aten und<br />

schließlich die Funktionsweise e<strong>in</strong>er äquatorialen Sonnenuhr.<br />

Da e<strong>in</strong>e äquatoriale Sonnenuhr, sofern sie nicht verstellbar gebaut wird, nur für e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

geographische Breite stimmt, sollte für jede <strong>Schule</strong> <strong>der</strong> Teilnehmer e<strong>in</strong>e passende Uhr gebaut werden.<br />

So war es notwendig, dass die Schüler den Breitengrad ihrer jeweiligen <strong>Schule</strong> aus dem Atlas<br />

ermittelten. Dies wurde <strong>in</strong> Gruppenarbeit durchgeführt, und entwickelte e<strong>in</strong>e hervorragende<br />

Eigendynamik. Es kam zu sehr angeregten Diskussionen über das Koord<strong>in</strong>atennetz <strong>der</strong> Erde. Die<br />

Schüler waren wirklich mit Begeisterung bei <strong>der</strong> Sache. Es wurde e<strong>in</strong>e Fülle von wirklich <strong>in</strong>telligenten<br />

Fragen gestellt.<br />

Nachdem alle Breitengrade ermittelt waren, g<strong>in</strong>g es ans Werken. Es mussten die jeweiligen Dreiecke<br />

aus den vorbereiteten Holzplatten im richtigen W<strong>in</strong>kel herausgesägt werden. Anschließend wurden noch<br />

die Ziffernblätter aufgezeichnet, wobei die Schüler ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten. Alte<br />

Klischees wurden bestätigt, da sich bei den Sägearbeiten die Burschen und beim Gestalten des<br />

Ziffernblattes die Mädchen <strong>in</strong> Szene setzten. Am Ende <strong>der</strong> Arbeiten konnten die Schüler jeweils für ihre<br />

<strong>Schule</strong> die <strong>in</strong>dividuelle Sonnenuhr präsentieren. Es war dann auch <strong>in</strong>teressant zu sehen, wie<br />

unterschiedlich die Uhren jetzt <strong>in</strong> Krk anzeigten. Der Breitengradunterschied zwischen Budweis und<br />

Krk zum Beispiel beträgt immerh<strong>in</strong> fast 4 Grad. Der Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitanzeige ist zwar kle<strong>in</strong>, aber<br />

doch erkennbar. (Er beträgt bei 4 Grad ca. 6 M<strong>in</strong>uten). Bei e<strong>in</strong>em Spaziergang entlang des Hafens von<br />

Krk konnten die Schüler dann auch e<strong>in</strong>e dort angebrachte Sonnenuhr als Jalsch gehend" entlarven,<br />

nachdem wir geme<strong>in</strong>sam überlegten, wie diese Uhr funktioniert.<br />

1. 2.3.2 Bau e<strong>in</strong>es Jakobsstabes<br />

Der Jakobsstab ist e<strong>in</strong> historisches Visier<strong>in</strong>strument zur W<strong>in</strong>kelmessung und seit dem 13. Jhdt. bekannt.<br />

In <strong>der</strong> Seefahrt wurde er noch bis <strong>in</strong>s 19. Jhdt. verwendet und ist somit als Vorläufer des allgeme<strong>in</strong><br />

bekannten Sextanten zu sehen. Auf e<strong>in</strong>em mit e<strong>in</strong>er Gradskala versehenen Stab ist e<strong>in</strong> Querholz<br />

verschiebbar angebracht, über dessen Endmarken zwei Ziele anvisiert werden, <strong>der</strong>en W<strong>in</strong>kelabstand<br />

dann abzulesen ist.<br />

Dieses Instrument mit den Schülern zu bauen, ist didaktisch sehr wertvoll, da damit demonstriert<br />

werden kann, wie mit etwas Überlegen aus e<strong>in</strong>fachen Mitteln e<strong>in</strong> effizientes W<strong>in</strong>kelmess<strong>in</strong>strument<br />

konstruiert werden kann. Weiters wird das Verständnis des W<strong>in</strong>kelbegriffes vertieft. Beim praktischen<br />

Beobachten kann dann zum Beispiel gut verfolgt werden, wie sich <strong>der</strong> Mond im Laufe e<strong>in</strong>er Nacht vor<br />

dem Fixsternhimmelh<strong>in</strong>tergrund weiterbewegt. (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Stunde ca. um 0,5 Grad)<br />

Das Funktionspr<strong>in</strong>zip konnte den Schülern schnell plausibel gemacht werden, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>fach je<strong>der</strong> mit<br />

se<strong>in</strong>em Daumen ( ca. 1,5') und <strong>der</strong> eigenen Faust (ca. 6') mit ausgestrecktem Arm W<strong>in</strong>kelabstände von<br />

unterschiedlich entfernten Objekten abschätzte. Diese Methoden zur W<strong>in</strong>kelabschätzung haben<br />

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durchaus praktische Bedeutung, wenn zum Beispiel die Länge e<strong>in</strong>er beobachteten Meteorspur<br />

angegeben werden soll o<strong>der</strong> wie groß <strong>der</strong> Abstand <strong>der</strong> Bahn zu e<strong>in</strong>em bekannten Stern war.<br />

Da es aus zeitlichen Gründen nicht möglich war und auch die nötigen Werkzeuge nicht zur Verfügung<br />

standen, wurden <strong>der</strong> Holzstab und das Querholz mit Bohrung den Schülern zur Verfügung gestellt. Sie<br />

hatten dann noch die Aufgabe, Nägel weiß zu lackieren und als Visierkimme <strong>in</strong> das Querholz zu<br />

schlagen. Grund für Diskussionen und Überlegungen war dann noch die Aufbr<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> Skalierung,<br />

die von mir bekannt gegeben wurde. Wie e<strong>in</strong>em aufmerksamen Beobachter aus Tschechien aufgefallen<br />

war, s<strong>in</strong>d die Abstände <strong>der</strong> Skalenstriche ke<strong>in</strong>esfalls äquidistant. Der Grund dafür wurde nach<br />

geme<strong>in</strong>samen Überlegungen zur genauen Funktionsweise des Stabes herausgefunden. Die<br />

Skalenabstände gehorchen natürlich e<strong>in</strong>er Tangensfunktion, die ja bekanntlich ke<strong>in</strong>esfalls l<strong>in</strong>ear<br />

verläuft. Es wurden wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>ige Exemplare von Jakobsstäben angefertigt, so dass jede <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong><br />

Exemplar mit nach Hause nehmen konnte.<br />

1. 2.3.3 Beobachtungen mit dem Refraktor<br />

Begonnen wurde mit terrestrischen Beobachtungen am Tag, um den Schülern bei dieser Gelegenheit das<br />

Funktionspr<strong>in</strong>zip des Teleskops zu erklären und die Vergrößerungsfähigkeiten zu veranschaulichen. Es<br />

war für alle Schüler das erste Mal, dass sie durch so e<strong>in</strong> Gerät blickten. Somit war die "Zoomfähigkeit"<br />

e<strong>in</strong>es Fernrohres doch e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende Erfahrung. Anvisiert wurden entfernte Häuser, Segelboote<br />

am Meer usw. Die geplante Beobachtung <strong>der</strong> Venus am Taghimmel war lei<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong> schlechten<br />

Durchsicht nicht möglich.<br />

Die Beobachtung <strong>der</strong> Sonnenflecken mittels Projektion des Sonnenbildes auf e<strong>in</strong>en weißen Schirm<br />

konnte durchgeführt werden. So war es möglich, die Bewegung <strong>der</strong> Sonne am Himmel, also die<br />

Rotation <strong>der</strong> Erde, zu demonstrieren, da das Teleskop zwar parallaktisch montiert war, aber über ke<strong>in</strong>e<br />

Nachführung verfügte. Umbra und Penumbra <strong>der</strong> Flecken waren schön zu erkennen und auch die<br />

sogenannten Fackeln am etwas dunkleren Sonnenrand waren deutlich zu sehen. Die Schüler waren<br />

somit <strong>der</strong> Sonne so nahe wie noch nie zuvor <strong>in</strong> ihrem Leben. Somit drängten sich auch zahlreiche<br />

Fragen zum Thema auf, die dann besprochen und geklärt wurden. Bei dieser Sonnenbeobachtung wurde<br />

bestätigt, wie wichtig das Experiment und die Veranschaulichung im naturwissenschaftlichen Unterricht<br />

ist. Im Klassenraum an <strong>der</strong> Tafel wäre es wesentlich schwieriger, das Interesse für das Wesen <strong>der</strong> Sonne<br />

bei den Schülern zu wecken.<br />

Das gleiche gilt für die Beobachtungen mit dem Teleskop am Nachthimmel. Lei<strong>der</strong> waren die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen nie gut genug, um Deep Sky Objekte zu zeigen. Trotzdem wurde e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong><br />

Beobachtungsterm<strong>in</strong> um 2 Uhr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht am Meeresstrand vere<strong>in</strong>bart. Es war den Schülern allerd<strong>in</strong>gs<br />

freigestellt, ob sie sich diese Nachtschicht antun wollten. Am Programm standen die Beobachtung von<br />

Jupiter, <strong>der</strong> zu dieser Zeit kulm<strong>in</strong>iert, Saturn und e<strong>in</strong>igen galaktischen Objekten.. Es war sehr erfreulich,<br />

dass fast alle Schüler, auch e<strong>in</strong>ige von an<strong>der</strong>en Arbeitsgruppen, zum vere<strong>in</strong>barten Beobachtungsort<br />

gekommen waren. Diejenigen die fehlten, hatten sich am nächsten Tag sehr darüber beschwert, dass <strong>der</strong><br />

Weckruf zu leise ausgefallen sei. Dieser wurde übrigens von e<strong>in</strong>em Lehrer mittels Jagdhorn ausgeführt.<br />

Die Atmosphäre mitten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht, direkt am Meer war wirklich außergewöhnlich schön. Die milden<br />

Temperaturen trugen ihren Teil dazu bei. Lei<strong>der</strong> war die Durchsicht mäßig, reichte aber, um zum<strong>in</strong>dest<br />

Jupiter zu beobachten. Die vier galileischen Monde, die ovale Form des Gasriesen und zwei äquatoriale<br />

Bän<strong>der</strong> waren trotz <strong>der</strong> schlechten Bed<strong>in</strong>gungen von jedem zu erkennen. Es wurde vorher nicht<br />

angekündigt, was die Schüler beim Blick durch das Okular erwarten wird, son<strong>der</strong>n sie sollten mitteilen,<br />

was sie beobachtet konnten, was die Neugier <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en erhöhte. Es bildete sich e<strong>in</strong>e Schlange vor dem<br />

Okular des Teleskops. Je<strong>der</strong> war brennend daran <strong>in</strong>teressiert, Jupiter mit den eigenen Augen sozusagen<br />

aus nächster Nähe zu betrachten. Für die Wartenden wurden die hellen Sternbil<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Polarstern<br />

am Himmel gezeigt. Drehbare Sternkarten kamen auch zum E<strong>in</strong>satz. Natürlich wurde auch e<strong>in</strong>iges<br />

Wissenswerte zum Thema Jupiter nebenbei erzählt und gestellte Fragen wurden beantwortet. E<strong>in</strong>e<br />

zusätzliche Erschwernis war das Fehlen e<strong>in</strong>er Nachführung für das Teleskop. So musste das Jupiterbild<br />

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immer wie<strong>der</strong> von Hand <strong>in</strong> die Mitte des Blickfeldes e<strong>in</strong>gestellt werden. Außer Jupiter konnten nur noch<br />

die beiden Doppelsterne Albireo im Schwan, <strong>der</strong> sich durch die unterschiedliche Farbe <strong>der</strong><br />

Komponenten (blau, rot) auszeichnet, und Mizar im großen Wagen, <strong>der</strong> sogar als Dreifachstern zu sehen<br />

ist, beobachtet werden. Saturn blieb lei<strong>der</strong> h<strong>in</strong>ter Wolken versteckt. Dann machten lei<strong>der</strong> noch mehr<br />

aufziehende Zirrusbewölkung und auch die here<strong>in</strong>brechende Dämmerung <strong>der</strong> Beobachtungstätigkeit e<strong>in</strong><br />

Ende. Trotz <strong>der</strong> schwierigen Umstände war die Beobachtung Jupiters am Teleskop <strong>der</strong> Höhepunkt für<br />

die Astronomiegruppe. Es ist gelungen, den Funken <strong>der</strong> Begeisterung für die Beobachtung des<br />

Nachthimmels auf die Schüler überspr<strong>in</strong>gen zu lassen. Durch die Freiwilligkeit <strong>der</strong> Teilnahme an <strong>der</strong><br />

Beobachtungsnacht und die ungezwungene, lockere Atmosphäre war natürlich e<strong>in</strong> krasser Unterschied<br />

zum herkömmlichen Schulalltag gegeben. Bemerkenswert war, wie die Schüler Spaß dabei hatten,<br />

etwas Neues kennenzulernen. E<strong>in</strong>e wichtige Erkenntnis für den Unterricht <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> war, dass<br />

Astronomie nur unter freiem Nachthimmel wirklich gut vermittelt werden kann, und dieser auch von<br />

den schönsten Computerprogrammen nicht ersetzt werden kann. Der Physiksaal <strong>der</strong> Astronomie ist das<br />

Himmelszelt.<br />

Am nächsten Tag konnte dann am Abend auch noch <strong>der</strong> Mond beobachtet werden. Lei<strong>der</strong> war das<br />

Mondalter (4 Tage vor Vollmond) zu e<strong>in</strong>er wirklich guten Beobachtung nicht mehr geeignet. An sich ist<br />

<strong>der</strong> Mond das dankbarste Beobachtungsobjekt für e<strong>in</strong> Fernrohr. E<strong>in</strong>e Gruppe, die e<strong>in</strong>en<br />

Dokumentationsfilm über die Woche anfertigte, versuchte das Filmen des Mondbildes durch den<br />

Refraktor. Das Ergebnis war erstaunlich gut.<br />

Abschließend kann gesagt werden, dass e<strong>in</strong> Fernrohr nahezu unerschöpflich viele Möglichkeiten für<br />

Projektarbeiten mit Schülern offen lässt. In Deutschland s<strong>in</strong>d zahlreiche <strong>Schule</strong>n mit eigenen kle<strong>in</strong>en<br />

Sternwarten ausgerüstet, was <strong>in</strong> Österreich nur zur Nachahmung empfohlen werden kann. Die<br />

Anschaffungskosten für e<strong>in</strong> universell e<strong>in</strong>setzbares Schmidt-Cassegra<strong>in</strong> Teleskop betragen ungefähr<br />

ATS 40.000,-. Als Alternative wäre noch <strong>der</strong> Besuch e<strong>in</strong>er Volkssternwarte im Rahmen e<strong>in</strong>er Exkursion<br />

möglich. Bei dieser Gelegenheit soll auch auf die vielen Beobachtungsmöglichkeiten mit e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>fachen Feldstecher h<strong>in</strong>gewiesen werden. Fast je<strong>der</strong> Schüler hat Feldstecher und Sternenhimmel zu<br />

Hause.<br />

Höhepunkt <strong>der</strong> Projektwoche war dann e<strong>in</strong> großes Abschlussfest, bei dem alle Gruppen die Ergebnisse<br />

ihrer Arbeiten präsentieren konnten. Die Astronomiegruppe zeigte die hergestellten Sonnenuhren und<br />

Jakobsstäbe sowie den auf die Sonne e<strong>in</strong>gestellten Refraktor.<br />

1.2.4 Resümee<br />

Es ist natürlich klar, dass sich die Verhältnisse bei e<strong>in</strong>er Projektwoche dieser Art völlig vom normalen<br />

Schulalltag unterscheiden.<br />

- Nur ausgewählte Schüler nahmen daran teil, d. h. die "ganze Klasse" war <strong>in</strong>teressiert und leicht<br />

zur Mitarbeit zu bewegen. Problemfälle fehlten.<br />

- Das Leben auf e<strong>in</strong>em Camp<strong>in</strong>gplatz erzeugt das Flair e<strong>in</strong>er Abenteuerwoche, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Schüler<br />

sozusagen auf Entdeckungsjagd gehen.<br />

- Leistungs- o<strong>der</strong> Notendruck war nicht vorhanden.<br />

- Der Kontakt zu Jugendlichen an<strong>der</strong>er Nationen ist e<strong>in</strong> zusätzlicher Anreiz, <strong>der</strong> die Motivation<br />

weiter hebt. Wie viel wissen Schüler an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong>?<br />

- Die Schüler konnten selbst entscheiden, <strong>in</strong> welcher Gruppe sie mitarbeiten wollten, was die<br />

Freude an <strong>der</strong> Arbeit för<strong>der</strong>t.<br />

- Es stand fast e<strong>in</strong>e ganze Woche für e<strong>in</strong> Fach zur Verfügung. Die E<strong>in</strong>schränkung durch den<br />

Stundenplan war nicht gegeben.<br />

Mit etwas Nachdenken wird je<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelne noch weitere Unterschiede f<strong>in</strong>den.<br />

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In dieser Projektwoche konnte Astronomie wirklich dort betrieben werden, wo sie passiert, nämlich im<br />

Freien unterm Himmelszelt. Die Sternkunde ist hervorragend dazu geeignet, um den jungen Menschen<br />

die Augen wie<strong>der</strong> mehr für die Schönheiten e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>takten Umwelt und die Ästhetik allgeme<strong>in</strong> zu<br />

öffnen. Dass die Bereitschaft dafür vorhanden ist, zeigte die Begeisterung für die Beobachtung des<br />

Sternenhimmels am Meer. Immanuel Kant hat mit folgendem Ausspruch sowohl die Schönheit und<br />

Erhabenheit <strong>der</strong> kosmischen Objekte und Ersche<strong>in</strong>ungen als auch die fundamentale Bedeutung<br />

astronomischen Forschens herausstellen wollen:<br />

"Zwei D<strong>in</strong>ge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmen<strong>der</strong> Bewun<strong>der</strong>ung und Ehrfurcht, je<br />

öfter und anhalten<strong>der</strong> sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der gestirnte Himmel über mir und das<br />

moralische Gesetz <strong>in</strong> mir ".<br />

Aufmerksame Hobbyastronomen konnten <strong>in</strong> den letzten 20 Jahren e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Verschlechterung <strong>der</strong><br />

Beobachtungsbed<strong>in</strong>gungen durch die Luftverschmutzung feststellen. Die zunehmende Verbauung <strong>der</strong><br />

Landschaft manifestiert sich durch e<strong>in</strong>e gewaltige Zunahme <strong>der</strong> Lichtverschmutzung, das heißt es wird<br />

immer schwieriger, wirklich Plätze zu f<strong>in</strong>den, die e<strong>in</strong>en wirklich dunklen Nachthimmel ohne störende<br />

Aufhellung durch künstliche Lichtquellen bieten. Hat die Jugend wie<strong>der</strong> ab und zu den Wunsch, e<strong>in</strong>en<br />

klaren Sternenhimmel zu betrachten, so wird auch das Bewusstse<strong>in</strong> für die Wichtigkeit des<br />

Naturschutzes geför<strong>der</strong>t.<br />

E<strong>in</strong>e persönliche Erfahrung von mir wurde bei dieser Projektwoche wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal bestätigt. Das<br />

potentielle Interesse für Astronomie ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung sehr stark vorhanden. Die anfängliche Scheu<br />

<strong>der</strong> Schüler vor dem Unbekannten wich bald großer Begeisterungsfähigkeit. Die schier unendliche<br />

Größe des Weltraums und die dar<strong>in</strong> verborgenen Geheimnisse übten seit jeher große Fasz<strong>in</strong>ation auf die<br />

Menschen aus, was auch noch heute bei Gesprächen mit Bekannten und bei <strong>der</strong> Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen festzustellen ist. Im Astronomieunterricht werden ja so vertraute D<strong>in</strong>ge, wie die<br />

Entstehung <strong>der</strong> Mondphasen behandelt, aber genauso unvorstellbar weit entfernte Quasare h<strong>in</strong>terfragt.<br />

So kann den Schülern wirklich gut vor Augen geführt werden, wie viel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen<br />

Diszipl<strong>in</strong> schon erforscht und entdeckt wurde, und wie sehr damit aber auch die Anzahl <strong>der</strong> noch<br />

offenen Fragen immer mehr angestiegen ist.<br />

Von den vorbereiteten Arbeitsthemen wurden fast alle im Laufe <strong>der</strong> Woche behandelt. Allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

so starr Punkt für Punkt, son<strong>der</strong>n die Themen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> teilweise verflossen. Der Grund dafür ist<br />

die Eigendynamik und Spontaneität, die sich entwickelt hat. So wurde nicht gesagt, heute Nachmittag<br />

behandeln wir den Jakobsstab und beenden dieses Kapitel um 16.00 Uhr, son<strong>der</strong>n es wurde den D<strong>in</strong>gen<br />

freier Lauf gelassen. Themenbereiche, die größeres Interesse hervorriefen, wurden ausführlich<br />

behandelt, bis alle zufrieden waren. Trockene und zu sehr theoretische Bereiche wurden auf das<br />

Notwendigste beschränkt.<br />

Bei dieser Vorgangsweise ist es natürlich notwendig, dass sich <strong>der</strong> Betreuer sehr umfassend vorbereitet.<br />

Es kann se<strong>in</strong>, dass gut geplante Themen <strong>in</strong>s Wasser fallen, und man sich stattdessen <strong>in</strong> Bereiche<br />

vorwagen muss, wo man nicht so sattelfest ist. Dieser Umstand kann aber als <strong>in</strong>teressanter Anreiz für<br />

den Betreuer gesehen werden.<br />

Auf jeden Fall konnte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Projektwoche den Schülern e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Astronomie gewährt<br />

werden. Wichtig ist vor allem, dass sie nicht mit zu schwierigen Themen gleich zu Beg<strong>in</strong>n vergrämt<br />

wurden, son<strong>der</strong>n dass das Hauptaugenmerk auf das Wecken des Interesses für diese Wissenschaft gelegt<br />

wurde. Der schönste Erfolg ist es, wenn die Teilnehmer <strong>in</strong> Zukunft bei <strong>der</strong> Konfrontation mit<br />

astronomischen Themen e<strong>in</strong>e positive Grunde<strong>in</strong>stellung haben, und sich gerne damit beschäftigen.<br />

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