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Die Griechisch-Katholische Kirche Heute - Max-Planck-Institut für ...

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ebensolche sozialen Trennungslinien wie die, die zwischen Katholiken und orthodoxen<br />

Gläubigen oder Römisch- und <strong>Griechisch</strong>-<strong>Katholische</strong>n bestehen, verursacht. Warum neigen<br />

wir dazu, nur bei den letztgenannten oder im Fall christlich-muslimischer Interaktion von<br />

kulturellen Unterschieden zu reden? Ist es wirklich sinnvoll, die drei verschiedenen<br />

Traditionen in Bosnien als drei miteinander kämpfende Kulturen anzusehen? Wie bei den<br />

<strong>Griechisch</strong>-<strong>Katholische</strong>n Mitteleuropas ist es auch hier wichtig, interkonfessionelle<br />

Beziehungen vergangener Jahrhunderte nicht durch das anachronistische Aufzwingen<br />

heutiger Modelle von Multikulturalismus bewirken zu wollen. 10<br />

<strong>Die</strong> Erfahrungen eines friedvollen Zusammenlebens verschiedener Gruppen mit hohem<br />

Niveau kultureller Interaktionen zeigen, dass die Ähnlichkeiten zwischen den verschiedenen<br />

religiösen Traditionen, die diese so genannten Kulturen untermauern, oft so bedeutend sind<br />

wie deren Unterschiede. Wenn man nur ein wenig die Perspektive erweitert, kann man auch<br />

Ähnlichkeiten mit anderen Weltreligionen feststellen, und nicht nur mit denen, deren<br />

Herkunft von Abraham ausgeht. <strong>Die</strong> führenden vorindustriellen Imperien Eurasiens hatten<br />

vieles gemeinsam (nicht "genetisch", aber vergleichbare Strukturen, die auf denselben<br />

Technologien basierten). 11 Daraus folgt, dass wir Eurasien als zivilisatorische Einheit<br />

betrachten müssen und nicht immer wieder versuchen sollten, vertikale Grenzen zu ziehen,<br />

weder zwischen West und Ost innerhalb Europas noch zwischen Europa und Asien.<br />

<strong>Heute</strong> (2002-2004)<br />

Der lokale Kontext Wisłok Wielkis weckte mein Interesse an der Problematik der <strong>Griechisch</strong>-<br />

<strong>Katholische</strong>n <strong>Kirche</strong>. Meine Informanten, mit denen ich 1979 sprach, sind mittlerweile fast<br />

alle gestorben. Ich bezweifle, dass heute noch jemand aus Wisłok die Schwierigkeiten auf<br />

sich nimmt, um an dem griechisch-katholischen Gottesdienst in Komańcza teilzunehmen. <strong>Die</strong><br />

alte tserkva im unteren Dorf von Wisłok dient weiterhin als römisch-katholische kościół. Das<br />

Dorf ist nicht gewachsen, aber es hat nun seinen eigenen Pfarrer, der im nahe gelegenen<br />

rekonstruierten Pfarrhaus lebt. <strong>Die</strong> alte griechisch-katholische Pfarrei wird nicht länger als<br />

Schule genutzt, sondern ist heute das Ferienhaus eines polnischen Geschäftmanns, der nicht<br />

aus dieser Gegend stammt.<br />

10 Hayden, R. 2002. Intolerante Souveränitäten und "multi-multi"-Protektorate: Der Kampf um heilige Stätten und<br />

(In)toleranz auf dem Balkan. In C. Hann (Hg.), Postsozialismus: Transformationsprozesse in Europa und Asien aus<br />

ethnologischer Perspektive, S. 237-263. Frankfurt/ Main: Campus Verlag.<br />

11 Goody, J. 2004. Islam in Europe. Cambridge: Polity.<br />

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