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Die Griechisch-Katholische Kirche Heute - Max-Planck-Institut für ...

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die <strong>Griechisch</strong>-<strong>Katholische</strong>n, obwohl sie mit verschiedenen nationalen Bewegungen<br />

verbunden werden können, weder akkurat auf eine einzige säkulare Identität festgelegt, noch<br />

einer der beiden großen Traditionen, westlich (katholisch) oder östlich (orthodox),<br />

deckungsgleich zugeordnet werden können. <strong>Die</strong>se Komplexität ist exakt das, was diese<br />

Thematik auch <strong>für</strong> einen Ethnologen so interessant macht.<br />

Ich werde in einer Weise beginnen, die typisch <strong>für</strong> die Ethnologie ist und von Burkhard<br />

Schnepel neulich überzeugend gerechtfertigt wurde, nämlich mit einigen anekdotischen<br />

Reminiszenzen, um zu erklären, wie ich diese Gruppe während eines Feldprojekts, das völlig<br />

andere Ziele hatte, <strong>für</strong> mich "entdeckt" habe. Im weiteren Teil folgt dann eine Darstellung der<br />

jüngeren "gelebten Geschichte" der <strong>Griechisch</strong>- <strong>Katholische</strong>n in dem weit reichenden Gebiet,<br />

welches früher als Galizien bekannt war (es ist mir in dieser Vorlesung nicht möglich, den<br />

anderen Teilen Mitteleuropas oder gar den <strong>Griechisch</strong>-<strong>Katholische</strong>n in anderen Regionen und<br />

Kontinenten gerecht zu werden). Da ich kein Historiker bin, werde ich die Vergangenheit der<br />

<strong>Griechisch</strong>-<strong>Katholische</strong>n nicht anhand wissenschaftlicher Quellen vorstellen, sondern auf<br />

dieselbe Art, wie mir während der postsozialistischen Jahre in einem bestimmten Ort davon<br />

erzählt wurde. Am Ende werde ich erläutern, wie die <strong>Griechisch</strong>-<strong>Katholische</strong>n eine<br />

einflussreiche Klassifizierung von Samuel Huntington (1996) möglicherweise in Frage stellen.<br />

<strong>Die</strong> Ethnologie kann uns hier hoffentlich helfen, die gegenwärtigen Debatten über westliche<br />

Kultur und die vage Bestimmung ihrer östlichen Grenzen hinter uns zu lassen. Da<strong>für</strong> reichen<br />

klassische strukturalistische Theorien nicht aus; es ist notwendig, hinter die kognitiven<br />

Dichotomien zu schauen, wenn wir die Komplexität der realen Welt verstehen und ihre<br />

Spannungen mildern wollen.<br />

Anekdoten aus Wisłok Wielki<br />

Wisłok Wielki (Groß-Wisłok) ist eine Ansiedlung von etwa sechzig Haushalten im Gebiet der<br />

Niederen Beskiden der Karpaten in Süd-Ostpolen. Ich wohnte dort ungefähr ein Jahr, nämlich<br />

zwischen Februar 1979 und September 1981, und habe den Ort seitdem während vieler<br />

Gelegenheiten wieder besucht. Das die Wahl gerade auf dieses bestimmte Dorf gefallen ist,<br />

war, wie oft in der Ethnologie, zufällig. Ein Freund von mir in Paris hatte Freunde in<br />

Warschau, und diese wiederum kannten einen jungen Mann, der der Wissenschaft und dem<br />

Großstadtleben den Rücken gekehrt hatte, um ein neues Leben als unabhängiger Landwirt in<br />

Wisłok zu beginnen. Bezeichnend ist, dass er selbst dieses Gebiet 'das polnische Texas'<br />

nannte! Es war ein ungewöhnlicher Weg, um auf dem Land Fuß zu fassen, aber <strong>für</strong> dieses<br />

Gebiet in Süd-Ostpolen, welches bis 1947 vorrangig von einer ostslawischen Minderheit<br />

bewohnt wurde, doch wiederum nicht so außergewöhnlich. <strong>Die</strong> Angehörigen dieser<br />

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