Brüsseler 1x1 für Umweltbewegte - EU-Koordination
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Beschlussfassung im Ministerrat<br />
In den Verträgen ist festgehalten, welche Beschlüsse der Rat mit<br />
welcher Mehrheit fasst:<br />
• mit qualifizierter Mehrheit (in den meisten Fällen),<br />
• einstimmig (z. B. Steuern oder Sozialpolitik) oder<br />
• mit einfacher Mehrheit (eher selten, z. B. Verfahrensfragen,<br />
Geschäftsordnung).<br />
Einstimmigkeit bedeutet, dass jeder Mitgliedstaat ein Vetorecht<br />
besitzt. Die meisten Entscheidungen werden mit qualifizierter<br />
Mehrheit getroffen. Zur Zeit gilt eine qualifizierte Mehrheit als<br />
erreicht, wenn<br />
• die Mehrheit der Mitgliedstaaten (in einigen Fällen eine<br />
Zweidrittelmehrheit) zustimmt,<br />
• mindestens 255 be<strong>für</strong>wortende Stimmen von 345 möglichen<br />
Stimmen abgegeben werden sowie<br />
• die be<strong>für</strong>wortenden Stimmen mindestens 62 % der Gesamtbevölkerung<br />
der <strong>EU</strong> vertreten.<br />
Die Stimmen im Ministerrat werden nach der Größe der Staaten<br />
vergeben: je größer die Bevölkerung eines Landes, desto<br />
mehr Stimmen hat es. Die Anzahl steigt allerdings nicht proportional,<br />
sondern wird zugunsten der bevölkerungsschwächeren<br />
Länder angepasst.<br />
Deutschland, Frankreich, Italien,<br />
Großbritannien<br />
29<br />
Spanien, Polen 27<br />
Rumänien 14<br />
Niederlande 13<br />
Tschechische Republik, Belgien, Ungarn,<br />
Portugal, Griechenland<br />
12<br />
Österreich, Schweden, Bulgarien 10<br />
Dänemark, Irland, Litauen, Slowakei, Finnland 7<br />
Zypern, Estland, Lettland, Luxemburg,<br />
Slowenien<br />
4<br />
Malta 3<br />
insgesamt 345<br />
12<br />
Tab. 3 Stimmenverteilung im Ministerrat<br />
Ab dem 01. Juli 2013 wird Kroatien als neues Vollmitglied der<br />
<strong>EU</strong> ebenfalls über sieben Stimmen im Ministerrat verfügen.<br />
Diese bestehende Regelung wird am 1. November 2014 abgelöst<br />
durch die sogenannte „doppelte Mehrheit“, die mit dem<br />
Lissabon-Vertrag eingeführt wurde (Art. 16 <strong>EU</strong>V). Danach gilt<br />
eine qualifizierte Mehrheit als erreicht, wenn<br />
• mindestens 55 % der Mitglieder des Rates (das sind mindestens<br />
15) zustimmen und<br />
• die positiven Voten mindestens 65 % der Bevölkerung der<br />
<strong>EU</strong> repräsentieren.<br />
Eine Sperrminorität muss mindestens vier Ratsmitglieder umfassen.<br />
Allerdings ermöglicht der Vertrag bis zum 31. März 2017<br />
noch eine Übergangsregelung. In dieser Zeitspanne kann ein<br />
Mitgliedstaat beantragen, zu dem alten Entscheidungsverfahren<br />
(vor 2014) zurückzukehren.<br />
Ratspräsidentschaft<br />
Die Arbeit des Ministerrates muss koordiniert und organisiert<br />
werden. Deshalb hat immer ein Mitgliedstaat <strong>für</strong> ein halbes<br />
Jahr die Ratspräsidentschaft inne. Gewechselt wird nach einem<br />
festgelegten Turnus. Die einzelnen Sitzungen und Gipfel werden<br />
von den jeweiligen Regierungsvertretern des Mitgliedstaates<br />
geleitet, was bedeutet, dass alle <strong>EU</strong>-Staaten abwechselnd jeweils<br />
sechs Monate lang <strong>für</strong> die Tagesordnung der Ministerräte<br />
verantwortlich sind. Die einzige Ausnahme bildet der Rat <strong>für</strong><br />
Auswärtige Angelegenheiten, dem der Hohe Beauftragte <strong>für</strong> die<br />
Außen- und Sicherheitspolitik vorsteht.<br />
Die Präsidentschaft treibt nicht nur gesetzgeberische und<br />
politische Entscheidungen voran und vermittelt zwischen den<br />
Mitgliedstaaten, sie kann auch eigene Arbeitsschwerpunkte<br />
setzen und ihnen besonderen Nachdruck verleihen.<br />
Im Dezember 2004 haben die <strong>EU</strong>-Außenminister die<br />
Reihenfolge der Ratspräsidentschaften bis zum Jahr 2020 beschlossen.<br />
Festgelegt wurde, dass ab der deutschen Ratspräsidentschaft<br />
im ersten Halbjahr 2007 immer drei aufeinander<br />
folgende Staaten als sogenannte „Dreier-Gruppe“ (oder „Trio-<br />
Präsidentschaft“) zusammenarbeiten und sich eineinhalb Jahre<br />
in enger Kooperation abstimmen. Dabei sollen in einer Dreier-<br />
Gruppe immer ein großes und ein kleines <strong>EU</strong>-Land und mindestens<br />
ein neuer <strong>EU</strong>-Mitgliedstaat (Aufnahme ab Mai 2004)<br />
vertreten sein.<br />
2011 Zweites Halbjahr<br />
2012 Erstes Halbjahr<br />
2012 Zweites Halbjahr<br />
2013 Erstes Halbjahr<br />
2013 Zweites Halbjahr<br />
2014 Erstes Halbjahr<br />
2014 Zweites Halbjahr<br />
2015 Erstes Halbjahr<br />
2015 Zweites Halbjahr<br />
2016 Erstes Halbjahr<br />
2016 Zweites Halbjahr<br />
2017 Erstes Halbjahr<br />
2017 Zweites Halbjahr<br />
2018 Erstes Halbjahr<br />
2018 Zweites Halbjahr<br />
2019 Erstes Halbjahr<br />
2019 Zweites Halbjahr<br />
2020 Erstes Halbjahr<br />
Polen<br />
Dänemark<br />
Zypern<br />
Irland<br />
Litauen<br />
Griechenland<br />
Italien<br />
Lettland<br />
Luxemburg<br />
Niederlande<br />
Slowakei<br />
Malta<br />
Großbritannien<br />
Estland<br />
Bulgarien<br />
Österreich<br />
Rumänien<br />
Finnland<br />
Tab. 4 Ratspräsidentschaften bis 2020<br />
Der Ausschuss der Ständigen Vertreter – AStV (COREPER)<br />
Die Arbeit des Ministerrates wird vom Ausschuss der Ständigen<br />
Vertreter (AStV, auf frz.: COREPER, auch im Englischen gebräuchlich)<br />
vorbereitet bzw. koordiniert. Eine Ausnahme bildet<br />
der Bereich Landwirtschaft, <strong>für</strong> den der Sonderausschuss Landwirtschaft<br />
zuständig ist. Der AStV setzt sich aus den Leitern der<br />
Ständigen Vertretungen der Mitgliedstaaten in Brüssel zusam-<br />
Deutscher Naturschutzring – <strong>Brüsseler</strong> <strong>1x1</strong>