Uni on 58 - European University Viadrina Frankfurt (Oder)
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[UNI<strong>on</strong>]<br />
Tagungen<br />
Deutsch-japanisch-polnisches Strafrechtskolloquium<br />
an der <strong>Frankfurt</strong>er und der Poznańer <str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität<br />
Vom 13. bis zum 16. Mai 2010 fand das vierte<br />
deutsch-japanisch-polnische Strafrechtskolloquium<br />
der Stipendiaten der Alexander v<strong>on</strong> Humboldt-Stiftung<br />
in Deutschland und Polen statt.<br />
Die Tagung wurde v<strong>on</strong> Prof. Dr. Dr. h.c. Andrzej<br />
Szwarc v<strong>on</strong> der Adam Mickiewicz <str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität<br />
Poznań und Prof. Dr. Jan C. Joerden v<strong>on</strong> der<br />
Europa-<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität <strong>Viadrina</strong> <strong>Frankfurt</strong> (<strong>Oder</strong>) unter<br />
Mitwirkung v<strong>on</strong> Prof. Dr. Dr. h.c. Keiichi Yamanaka<br />
v<strong>on</strong> der Kansai-<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität in Osaka (Japan)<br />
veranstaltet, und zwar sowohl im Collegium Pol<strong>on</strong>icum<br />
in Słubice als auch in der <strong>Viadrina</strong> in<br />
<strong>Frankfurt</strong> (<strong>Oder</strong>).<br />
Es war bereits das vierte Kolloquium in der Reihe<br />
der deutsch-polnisch-japanischen Strafrechtskolloquien<br />
der Stipendiaten der Alexander v<strong>on</strong><br />
Humboldt-Stiftung. Diesen liegt die Idee zugrunde,<br />
dass den japanischen und polnischen Stipendiaten<br />
der Stiftung die Möglichkeit gegeben werden<br />
soll, einen Vergleich der gegenwärtigen<br />
strafrechtlichen Probleme in Japan und Polen sowie<br />
einen Vergleich der zugrunde liegenden<br />
Rechtssysteme hinsichtlich des im jeweiligen<br />
Land geltenden Strafrechts zu ermöglichen, und<br />
zwar unter Berücksichtigung gerade auch des<br />
deutschen Strafrechts, mit dem sich die Stipendiaten<br />
während ihres Aufenthaltes in Deutschland<br />
vertraut machten. An dem Kolloquium beteiligte<br />
sich eine große Gruppe v<strong>on</strong> Nachwuchswissenschaftlern.<br />
Die Kosten trugen die Alexander-v<strong>on</strong>-Humboldt-Stiftung<br />
und die Haniel-Stiftung<br />
Duisburg.<br />
Nach der Eröffnung der Tagung durch die Veranstalter<br />
des Kolloquiums hielten Prof. Dr. Br<strong>on</strong>isław<br />
Marciniak (Rektor der Adam-Mickiewicz-<br />
<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität Poznań), Dr. Gunter Pleuger (Präsident<br />
der Europa-<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität <strong>Viadrina</strong> <strong>Frankfurt</strong>/<strong>Oder</strong>),<br />
Prof. Dr. Robert Zawłocki (Prodekan der Fakultät<br />
für Recht und Verwaltung, Adam-Mickiewicz-<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>-<br />
versität Poznań) und Prof. Dr. Ulrich Häde (Prodekan<br />
der Juristischen Fakultät der Europa-<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität)<br />
ihre Begrüßungsreden. Dr. Wolfgang Holl, Generalsekretär<br />
a.i. der Alexander-v<strong>on</strong>-Humboldt-<br />
Stiftung, hielt einen Informati<strong>on</strong>svortrag über die<br />
Förderprogramme der Stiftung.<br />
Das Programm des vierten Strafrechtskolloquiums<br />
umfasste insgesamt vier allgemeine Themenstellungen:<br />
- die Expansi<strong>on</strong> des Strafrechts,<br />
- ausgewählte Fragen des Strafprozessrechts,<br />
- Probleme des Fahrlässigkeitsdelikts und<br />
- aktuelle Entwicklungen des Medizinstrafrechts.<br />
Den einleitenden Vortrag zu der ersten Sekti<strong>on</strong><br />
hielt Prof. Dr. Michael Heghmanns (Westfälische<br />
Wilhelms-<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität Münster), der die strafprozessualen<br />
Themen erläuterte, die zur Zeit in<br />
Deutschland intensiv diskutiert werden.<br />
In seinem anschließenden Vortrag zum Thema<br />
„Neue Entwicklungen des japanischen Strafprozessrechts“<br />
widmete sich Prof. Dr. Morikazu Taguchi<br />
(Waseda-<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität Tokyo) detailliert dem gegenwärtigen<br />
System des japanischen Strafverfahrens.<br />
Im Mittelpunkt seines Vortrags stand die<br />
Darstellung und Bewertung der Einflüsse moderner<br />
Prozessgrundsätze auf das gesamte Strafprozessrecht.<br />
In diesem Zusammenhang erläuterte<br />
Taguchi insbes<strong>on</strong>dere die Änderungen im Bereich<br />
der Beweisaufnahme, des Ermittlungsverfahrens<br />
sowie der Berufungsinstanz. Ferner bet<strong>on</strong>te er<br />
die wachsende Bedeutung des Mündlichkeitsund<br />
des Unmittelbarkeitsprinzips in der Hauptverhandlung<br />
sowie die Bes<strong>on</strong>derheit der Einführung<br />
eines sog. Laienrichtersystems in Japan,<br />
dessen Kernbereich darin besteht, „durch die Teilnahme<br />
des Volkes sein Verständnis und seinen<br />
Glauben an die Strafjustiz zu befördern“ (vgl. § 1<br />
des japanischen Laienrichtergesetzes).<br />
Prof. Dr. Jan C. Joerden v<strong>on</strong> der <strong>Viadrina</strong> (stehend) – einer der Organisatoren des Kolloquiums – während<br />
einer angeregten Diskussi<strong>on</strong> im Senatssaal der Europa-<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Mit dem Thema „Ausgewählte aktuelle Probleme<br />
des polnischen Strafprozessrechts“ lenkte Prof.<br />
Dr. Zbigniew Ćwiąkalski (Jagiell<strong>on</strong>en-<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität<br />
Kraków) den Blick auf den derzeitigen Stand des<br />
polnischen Strafverfahrens. Er hob zunächst hervor,<br />
dass der wichtigste Vorwurf, dem sich das<br />
polnische Strafprozesssystem in den Augen der<br />
Öffentlichkeit stellen müsse, seine Ineffizienz sei.<br />
Einen weiteren Gegenstand der gegenwärtigen<br />
und meist auch kritischen Diskussi<strong>on</strong> in Polen bildet<br />
die Anordnung v<strong>on</strong> sog. vorbeugenden Maßnahmen,<br />
darunter insbes<strong>on</strong>dere der Untersuchungshaft.<br />
Eine weitere Instituti<strong>on</strong>, die in den<br />
letzten Jahren viel zu Bedenken Anlass gibt, ist –<br />
laut Ćwiąkalski – das sog. beschleunigte Verfahren.<br />
In der zweiten Sekti<strong>on</strong> über die „Expansi<strong>on</strong> des<br />
Strafrechts“ identifizierte Prof. Dr. Dr. h.c. Günther<br />
Jakobs (<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität B<strong>on</strong>n) in seinem einleitenden<br />
Referat einige wichtige Problembereiche, die die<br />
gegenwärtige Situati<strong>on</strong> des Strafrechts in der Gesellschaft<br />
am deutlichsten kennzeichnen.<br />
Im nachfolgenden Vortrag zu dem Thema „Probleme<br />
der Ausweitung und Verschärfung des<br />
Strafrechts aus japanischer Sicht“ erörterte Prof.<br />
Dr. Dr. h.c. Makoto Ida (Keio-<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität Tokyo),<br />
dass sich derzeit in der japanischen Gesetzgebung<br />
und Gerichtspraxis eine Tendenz zum verstärkten<br />
Einsatz der Strafe feststellen lasse.<br />
In den Problemkreis der Repressivität des polnischen<br />
Strafrechts führte der Vortrag v<strong>on</strong> Prof. Dr.<br />
Dr. h.c. Andrzej J. Szwarc (Adam-Mickiewicz-<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität<br />
Poznań) ein. Bes<strong>on</strong>dere Aufmerksamkeit<br />
widmete Szwarc dabei der Untersuchung der statistischen<br />
Daten bezüglich der Kriminalität in Polen,<br />
unter Berücksichtigung der Struktur v<strong>on</strong><br />
Strafen und anderen v<strong>on</strong> den Gerichten angeordneten<br />
Maßnahmen. Diese Analyse mache deutlich,<br />
dass die Forderungen nach einer Verschärfung<br />
der Repressivität des Strafrechts den fundamentalen<br />
Grundsatz missachteten, dass der Grad<br />
einer derartigen Repressivität empirische Angaben<br />
zur Dynamik der Kriminalität sowie zur möglichen<br />
Beeinflussung der Kriminalität durch<br />
Strafsankti<strong>on</strong>en berücksichtigen müsste.<br />
Im Rahmen der dritten Sekti<strong>on</strong> wurde die Problematik<br />
der Fahrlässigkeitsdelikte behandelt. In seinen<br />
einleitenden Bemerkungen k<strong>on</strong>zentrierte<br />
sich Prof. Dr. Klaus Geppert (Freie <str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität Berlin)<br />
darauf, welche Grundzüge der modernen<br />
Fahrlässigkeitsdogmatik im deutschen Strafrecht<br />
inzwischen als weithin gesichert gelten können.<br />
Zudem erläuterte Geppert einige Punkte, die in<br />
ihren strafrechtsdogmatischen Systemzusammenhängen<br />
und vor allem in ihren praktischen<br />
Lösungen – jedenfalls aus deutscher Sicht – noch<br />
nicht abschließend geklärt seien.<br />
Prof. Dr. Soichiro Shimada (Jochi-<str<strong>on</strong>g>Uni</str<strong>on</strong>g>versität Tokyo)<br />
unternahm es, in seinem Referat über den „Begriff<br />
der Fahrlässigkeit im japanischen Strafrecht“<br />
die Fahrlässigkeitsprobleme aus japanischer Sicht<br />
näher zu erläutern.<br />
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