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Einführung in den Umgang mit Umweltsystemen<br />
Departement Umweltsystemwissenschaften<br />
Musterlösung zur Übung 5: Qualitative Systemanalyse<br />
1. Systemgrenzen<br />
Zeitlich: Planungshorizont 5-10 Jahre<br />
Dies reicht aus um Änderungen im System zu erkennen. Es gibt keinen Bezug<br />
zur Klimaerwärmung da es sich dabei um eine systemexterne Variable handelt.<br />
Räumlich: Gemeindegebiet aller Gemeinden im Oberengadin.<br />
2. Einflussmatrix<br />
Zur Erinnerung:<br />
Wirkung 0 = kein bis kleiner Einfluss<br />
Wirkung 1 = mittlerer Einfluss<br />
Wirkung 2 = starker Einfluss<br />
Positive Zahlen: gleichgerichtete Wirkungen<br />
Negative Zahlen: entgegengerichtete Wirkungen<br />
Achtet darauf, dass ihr bei der Diskussion der Einflüsse nicht nur den Titel der Variablen im<br />
Kopf habt, sondern auch die genaue Definition. Es besteht sonst die Gefahr, dass ihr<br />
Einflüsse beachtet, die nichts mit der Variablen und ihrem Wirken in unserem System zu tun<br />
haben. Deshalb ist es wichtig, dass ihr auch während dem Erstellen der Einflussmatrix<br />
immer wieder nachschaut, wie die Variablen nun genau definiert sind. So verhindert ihr auch<br />
das Miteinbeziehen von indirekten Einflüssen!<br />
Wirkung von auf 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 AS<br />
1 Grösse der Bevölkerung 0 1 1 0 1 -1 0 2 0 6<br />
2 Risikowahrnehmung -1 0 0 -1 2 0 0 0 0 4<br />
3 Finanzkraft der Gemeinden 0 0 0 1 1 0 0 2 0 4<br />
4 Wirtschaftliche Lage<br />
Gewerbebetriebe 1 2 1 0 0 0 0 0 0<br />
5 Wirtschaftliche Lage Tourismus 2 0 2 2 0 0 1 2 0 9<br />
6 Technischer Katastrophenschutz 0 -1 -1 1 0 -1 0 0 -2 6<br />
7 Landwirtschaftl. Flächennutzung 0 0 0 0 0 1 1 0 -1 3<br />
8 Höhe landwirtschaftl. Einkommen 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
9 Ausbaustand Basisinfrastruktur 2 0 -2 1 2 1 -1 0 2 11<br />
10 Schadensausmass 0 2 -2 -1 0 2 0 0 0 7<br />
Passivsumme 6 5 9 6 4 8 3 2 6 5 54<br />
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Musterlösung Übung 5 Einführung in den Umgang mit Umweltsystemen<br />
Qual. Systemanalyse Departement Umweltsystemwissenschaften<br />
Als Hilfe, und damit ihr mit unserer Einflussmatrix überhaupt etwas anfangen könnt, haben<br />
wir euch nachstehend unsere Diskussion der Einflüsse protokolliert:<br />
„Wirtschaftliche Lage Tourismus“ auf:<br />
„Grösse der Bevölkerung“: Der Tourismus ist im Oberengadin von zentraler<br />
wirtschaftlicher Bedeutung. Je besser die wirtschaftliche Lage des Tourismus, desto mehr<br />
Arbeitsplätze sind vorhanden, d.h. umso mehr Leute lassen sich im Oberengadin nieder. Der<br />
Verlust von Arbeitsplätzen im Tourismus kann zu Abwanderung führen.<br />
„Risikowahrnehmung“: Je besser der Tourismus finanziell dasteht, umso eher wird er<br />
Mittel aufwenden können, um auf Risiken hinzuweisen und um die Touristen über korrektes<br />
Verhalten zu informieren und zu schulen.<br />
„Finanzkraft der Gemeinden“: Die Tourismusbranche schafft Arbeitsplätze und kurbelt<br />
somit die Wirtschaft an, was sich positiv auf die Steuereinnahmen der Gemeinden auswirkt.<br />
Zudem fliessen bei florierendem Tourismus mehr Kurtaxen in die Gemeindekassen.<br />
Gleichzeitig steigt durch das touristische Wachstum auch die Nachfrage nach Ferienhäusern<br />
und Wohnungen, was wiederum Einkommen und entsprechende Steuereinnahmen schafft.<br />
„Wirtschaftliche Lage der Gewerbebetriebe“: Gewerbebetriebe hängen von der<br />
wirtschaftlichen Lage des Tourismus ab, da die Tourismusbranche Auftraggeber und Kunde<br />
des Gewerbes ist.<br />
„Technischer Katastrophenschutz“: Je intensiver die Gegend durch den Tourismus<br />
„bevölkert“ wird, desto mehr Schutzbauten müssen realisiert werden, z.B.<br />
Lawinenverbauungen.<br />
„Höhe landwirtschaftl. Einkommen“: Eine florierende Hotellerie kann <strong>als</strong><br />
Direktabnehmerin der landwirtschaftlichen Betriebe fungieren und somit deren<br />
Wertschöpfung erhöhen. Der Einfluss ist jedoch schwach, da die Landwirtschaft im<br />
Oberengadin unbedeutend ist.<br />
„Ausbaustand der Basisinfrastruktur“: Je besser die wirtschaftliche Lage, d.h. je<br />
intensiver der Tourismus in der Region betrieben wird, desto mehr Infrastrukturbauten (z.B.<br />
Strassen, Bahnen, Wanderwege usw.) werden benötigt oder müssen modernisiert werden.<br />
Nach unseren Überlegungen hat die Variable "Wirtschaftliche Lage Tourismus" keinen<br />
Einfluss auf die Variablen "Landwirtschaftl. Flächennutzung" und "Schadensausmass".<br />
Einfluss folgender Variablen auf „wirtschaftliche Lage Tourismus“:<br />
„Risikowahrnehmung“: Nehmen die Leute die Risiken ernst, die von Naturgefahren<br />
ausgehen, kann sich dies negativ auf die wirtschaftliche Lage des Tourismus auswirken, weil<br />
weniger Leute ihre Ferien im Engadin verbringen.<br />
„Finanzkraft der Gemeinde“: Die Höhe Steuerabgaben der Tourismusbranche hängt von<br />
der finanziellen Lage der Gemeinde ab. Steht diese finanziell gut dar, wird der Steuersatz<br />
eher tief sein. Zudem können Gemeinden auch touristische Projekte fördern (z.B. die<br />
Gemeinde St. Moritz welche die defizitären gemeindeeigenen Bergbahnen<br />
quersubventionieren).<br />
„Ausbaustand Basisinfrastruktur“: Die Infrastruktur (Strassen, ÖV etc.) ist eine<br />
Grundvoraussetzung für den Tourismus und wirkt sich somit auf die wirtschaftliche Lage des<br />
Tourismus aus.<br />
Die anderen Variablen haben keinen Einfluss auf die Variable "Wirtschaftliche Lage<br />
Tourismus".<br />
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Musterlösung Übung 5 Einführung in den Umgang mit Umweltsystemen<br />
Qual. Systemanalyse Departement Umweltsystemwissenschaften<br />
3. System Grid<br />
Nicht korrekt? Überprüfe folgende Punkte:<br />
• Sind die Aktiv- und Passivsumme korrekt zusammengezählt?<br />
• Wurde die Anordnung der Achsen vertauscht?<br />
• Wurden die Werte für die einzelnen Punkte korrekt übertragen?<br />
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Musterlösung Übung 5 Einführung in den Umgang mit Umweltsystemen<br />
Qual. Systemanalyse Departement Umweltsystemwissenschaften<br />
4. Rollen der Variablen 2, 3, 5, 6:<br />
Variable 3: „Finanzkraft der Gemeinde“<br />
Rolle: Passive Variable<br />
geringer Einfluss auf andere Variablen<br />
wird stark und/oder von vielen Einflussgrössen beeinflusst<br />
Indikator für den Systemzustand und dessen Änderung<br />
Interpretation: Die beobachtete Finanzlage der Gemeinde zeigt den Zustand des<br />
Systems "Wirtschaftskraft und Schadensprävention im Oberengadin" auf.<br />
Variable 5: „Wirtschaftliche Lage Tourismus“<br />
Rolle: Aktive Variable<br />
grosser Einfluss auf andere Variablen<br />
wird selbst nur wenig beeinflusst<br />
Schalthebel um das System zu verändern<br />
Hier angesetzte Massnahmen zeigen Wirkung im System, ohne dass eine grosser<br />
Rückkopplungseffekt erwartet werden muss (je nachdem wie stark und von welchen<br />
Grössen die Variable selbst beeinflusst wird).<br />
Interpretation: Geht es dem Tourismus gut, sind viele Arbeitsplätze vorhanden, die<br />
Steuereinnahmen der Gemeinde hoch, die Auftragsbücher des Gewerbes voll.<br />
Ob der Tourismus floriert hängt nur beschränkt von unseren anderen Einflussgrössen im<br />
System ab.<br />
Allgemeine Bemerkung: Die Rolle der Einflussgrössen hängt von den anderen<br />
Systemvariablen ab, die bei der Analyse berücksichtigt werden. Zusätzliche Variablen führen<br />
zu weiteren Wirkungen und somit zu Änderung der Passivitäten und Aktivitäten. Die<br />
Vergrösserung/Verkleinerung eines Variablensatzes hat – v.a. bei kleinen Variablensätzen –<br />
meist eine Verschiebung einzelner Einflussgrössen im Systemgrid zur Folge.<br />
Rolle „Risikowahrnehmung“ (Variable 2): Puffernd. Die Risikowahrnehmung ist ein<br />
Stabilisator des Systems, da sie auf andere Variablen eine schwache Wirkung hat und<br />
wenig beeinflusst wird.<br />
Der Kenntnisstand im Hinblick auf potentielle Risiken beeinflusst v.a. den technischen<br />
Katastrophenschutz. Der Stand des bestehenden Schutzes wirkt wiederum auf die<br />
Risikowahrnehmung. Zudem wird diese vom Ausmass eines Schadens beeinflusst.<br />
Rolle „Finanzkraft der Gemeinden“ (Variable 3): Passiv. Passive Grössen haben einen<br />
geringen Einfluss auf das System, werden aber stark und/oder von vielen Einflussgrössen<br />
beeinflusst. Diese Variablen sind gute Indikatoren für eine Systemänderung.<br />
Aufgrund der beobachteten Finanzlage der Gemeinde kann man auf den Zustand des<br />
Systems - Wirtschaftskraft und Schadensprävention im Oberengadin – schliessen.<br />
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Musterlösung Übung 5 Einführung in den Umgang mit Umweltsystemen<br />
Qual. Systemanalyse Departement Umweltsystemwissenschaften<br />
Rolle „wirtschaftliche Lage Tourismus“ (Variable 5): Aktiv. Diese Variable ist ein<br />
Schalthebel im System mit grossem Einfluss auf andere Variablen, wobei diese<br />
Einflussgrösse selbst nur wenig beeinflusst wird.<br />
Geht es dem Tourismus gut, sind viele Arbeitsplätze vorhanden, die Steuereinnahmen der<br />
Gemeinde hoch, die Auftragsbücher des Gewerbes voll. Ob der Tourismus floriert hängt nur<br />
beschränkt von unseren anderen Einflussgrössen im System ab.<br />
Rolle „Technischer Katastrophenschutz“ (Variable 6): Kritisch. Diese Variable wird stark<br />
von anderen Variablen beeinflusst und hat selbst einen grossen Einfluss auf andere<br />
Variablen. Sie ist ein Katalysator und Beschleuniger für Prozesse im System. Die Folge<br />
einer Manipulation an kritischen Variablen ist oft schwierig vorauszusehen.<br />
Der technische Katastrophenschutz nimmt eine wichtige Stellung in unserem System ein, da<br />
er mit vielen Variablen verknüpft ist. So schlägt sich z.B. ein aufwändiger Katastrophenschutz<br />
stark im Budget der Gemeinde nieder und bestimmt auch das Schadensausmass im<br />
Falle einer Katastrophe. Andererseits ist der Ausbau des Katastrophenschutzes nur<br />
erforderlich wenn ein Risiko wahrgenommen wird und Infrastrukturanlagen und genutzte<br />
Flächen geschützt werden müssen.<br />
5. Wirkungsgefüge<br />
Im Folgenden sind die aus der Tabelle abgeleiteten Wechselwirkungen im System<br />
dargestellt.<br />
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Musterlösung Übung 5 Einführung in den Umgang mit Umweltsystemen<br />
Qual. Systemanalyse Departement Umweltsystemwissenschaften<br />
6. Regelkreise<br />
Ob ein Regelkreis verstärkend oder dämpfend ist kann anhand der Anzahl umgekehrt<br />
proportionaler Wirkungen im Regelkreis ermittelt werden. Ist deren Zahl ungerade, besteht<br />
ein dämpfender, ist sie gerade, ein verstärkender Regelkreis.<br />
Wichtig bei der Beurteilung der Regelkreise ist ein gesunder Menschenverstand: Regelkreise<br />
geben Anhaltspunkte müssen aber auch kritisch hinterfragt werden. Eine wichtige<br />
Komponente bei der Interpretation von Regelkreisen ist die Zeit. Einige Regelkreise drehen<br />
sich innerhalb von Wochen, andere über Jahrzehnte.<br />
Daumenregel: Je länger ein Regelkreis ist, desto länger wird es dauern bis er vollzogen ist.<br />
Zudem kann sich der Effekt auf dem Weg "verlieren" und eine Prognose schwierig werden,<br />
da mit zunehmender Zahl Variablen im Regelkreis auch der Einfluss von äusseren<br />
Einflüssen und Störgrössen zunimmt.<br />
Dämpfende bzw. stabilisierende Regelkreise:<br />
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Qual. Systemanalyse Departement Umweltsystemwissenschaften<br />
Beschleunigender bzw. wachsender Regelkreis:<br />
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