Übung 5 - Ökobilanz - EUUS
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<strong>Übung</strong> 5 - <strong>Ökobilanz</strong><br />
1 Organisatorisches<br />
- 1 -<br />
Einführung in den Umgang mit Umweltsystemen<br />
Departement Umweltwissenschaften<br />
Diese <strong>Übung</strong> ist nicht obligatorisch, aber wir empfehlen sie Euch in Hinblick auf das Seminar und<br />
die Prüfung. Löst sie in 4er Gruppen (!).<br />
Wir schätzen den Zeitrahmen für die Bearbeitung dieser <strong>Übung</strong> auf etwa 2 Stunden.<br />
<strong>Übung</strong>skorrektur: Für das Lösen der <strong>Übung</strong> Nr. 5 habt ihr zwei Wochen Zeit.<br />
Ab Donnerstag, 24.11.2011 ist die Musterlösung einsehbar unter:<br />
http://www.euus.ethz.ch/euus/uebungen<br />
Bei spezifischen Fragen, Unklarheiten und Hinweisen zur <strong>Übung</strong> kontaktiert<br />
Barbara Schmied<br />
Weiterführende Literatur: Zu finden auf der Homepage www.euus.ethz.ch/docs/2011.<br />
2 Aufgaben<br />
In dieser <strong>Übung</strong> könnt Ihr die im Skript in Kapitel 9.3 “<strong>Ökobilanz</strong>” beschriebene Methode vertiefen<br />
und auf einen konkreten Fall anwenden.<br />
Der Fall stammt aus dem Baugewerbe. Für den Bau einer Siedlung von Minergie-Häusern möchte<br />
ein Bauunternehmer die Umweltauswirkungen von verschiedenen Isolationsmaterialien<br />
vergleichen. Neben dem gebräuchlichsten Material, der Steinwolle, sind in den letzten Jahren<br />
auch neue Isolationsmaterialien auf den Markt gekommen, welche aus biologischen Ressourcen<br />
hergestellt wurden. Dazu zählt etwa die Papierwolle, welche aus alten Zeitungen hergestellt wird<br />
oder Flachs, eine Pflanze die in Europa angebaut wird. Viele Leute denken, dass die biologischen<br />
Alternativen umweltfreundlicher sind als ein Produkt, welches aus mineralischen Ressourcen<br />
gewonnen wird. Mit einer <strong>Ökobilanz</strong> können die verschiedenen Isolationsmaterialien systematisch<br />
untersucht werden.<br />
Für den Vergleich der Isolationsmaterialien wird die funktionelle Einheit als thermische Resistenz<br />
(R = m 2 * Kelvin/Watt) bestimmt. Die thermische Resistenz ist ein Mass für die Isolationsfähigkeit<br />
verschiedener Materialien. In Tabelle 1 seht ihr, wie viele kg Isolationsmaterial gebraucht werden,<br />
um eine thermische Resistenz von 1m 2 K/W über einen Zeitraum von 50 Jahren zu gewährleisten.<br />
Tabelle 1: Funktionelle Einheit in kg die für R = 1 über einen Zeitraum von 50 Jahren benötigt wird<br />
Isolationsmaterial Funktionelle Einheit (kg) Isolationsdicke (mm)<br />
Steinwolle 1.184 37<br />
Papierwolle 1.280 40<br />
Flachs 1.260 42
2.1 Teilschritte einer <strong>Ökobilanz</strong><br />
- 2 -<br />
Einführung in den Umgang mit Umweltsystemen<br />
Departement Umweltwissenschaften<br />
Um den Ablauf der Methode der <strong>Ökobilanz</strong>ierung nochmals in Erinnerung zu rufen, sollen die<br />
einzelnen Schritte kurz besprochen werden.<br />
Nennt und beschreibt zu diesem Zweck kurz die vier Schritte einer <strong>Ökobilanz</strong> am Beispiel der<br />
Produktionsalternativen für Isolationsmaterialien.<br />
2.2 Funktionelle Einheit<br />
Die Wahl der Einheit ist für den Verlauf und die Resultate von Bewertungsverfahren sehr<br />
entscheidend.<br />
Erklärt deshalb warum für den <strong>Ökobilanz</strong>vergleich die funktionelle Einheit „thermische Resistenz“<br />
besser geeignet ist, als die funktionelle Einheit „1kg Isolationsmaterial“.<br />
2.3 Berechnung der potentiellen Umweltschäden<br />
Zur Herstellung einer funktionellen Einheit eines Isolationsmaterials wird eine gewisse Menge<br />
verschiedener Produktionsgüter gebraucht (z.B. Steine, Papier, Flachs, Erdöl,...). Die<br />
Umwelteinwirkungen, die daraus entstehen (z.B. wie viel CO2 dabei freigesetzt wird oder wie viel<br />
Energie gebraucht wird) sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Um die Umweltauswirkungen zu<br />
berechnen, werden die Umwelteinwirkungen zu verschiedenen Wirkungskategorien<br />
zusammengefasst.<br />
Ergänzt nun die fehlenden Zeilen der Umwelteinwirkungen in Tabelle 3 für die Wirkungskategorien<br />
„Klimawandel“, „Fossile Energieträger“ und „Gesamter Energieverbrauch“. Die Informationen dazu<br />
findet ihr in Tabelle 2 und 4 (Angaben zur Energie und zu CO2-Äquivalenten verschiedener<br />
Treibhausgase).<br />
2.4 Schadensmodellierung<br />
In der Tabelle 5 sind für jede Wirkungskategorie die spezifischen Charakterisierungsfaktoren<br />
aufgeführt, welche angeben, wie stark die Schutzgüter geschädigt werden.<br />
Berechnet für jedes Isoliermaterial die Schäden an den drei Schutzgütern mineralische und<br />
fossile Ressourcen, menschliche Gesundheit und Ökosystemqualität und fügt sie direkt in Tabelle<br />
6 ein.<br />
Berechnet auch die Schäden für den Fall, dass gar nicht isoliert wird. Aufgeführt ist die<br />
Umweltauswirkung, welche die Menge Heizöl hätte, die in 50 Jahren mit einer Einheit thermischer<br />
Resistenz eingespart werden kann.
2.5 Berechnung des potentiellen Gesamtschadens<br />
- 3 -<br />
Einführung in den Umgang mit Umweltsystemen<br />
Departement Umweltwissenschaften<br />
Um am Ende die vier Optionen (keine Isolation, Isolation mit je einem der 3 Materialtypen) anhand<br />
je eines Wertes direkt vergleichen zu können, braucht es eine Berechnung des Gesamtschadens.<br />
Dieser setzt sich aus den Teilschäden an den einzelnen Schutzgütern zusammen, welche mittels<br />
einer Gewichtung miteinander verrechnet werden.<br />
Berechnet nun also den gewichteten Gesamtschaden für die drei Materialtypen und das Heizöl (für<br />
den Fall, dass nicht isoliert würde). Geht davon aus, dass mineralische und fossile Ressourcen<br />
20%, menschliche Gesundheit 40% und Ökosystemqualität 40% zum Gesamtschaden beitragen.<br />
Tragt die Resultate ebenfalls direkt in Tabelle 6 ein.<br />
2.6 Wichtigkeit der Wirkungsbilanz<br />
Neben der Sachbilanz wird jeweils auch eine Wirkungsbilanz erstellt.<br />
Warum ist es wichtig die Ergebnisse der Sachbilanz in einer solchen Wirkungsbilanz zu<br />
analysieren?<br />
2.7 Interpretation<br />
Nun kommt noch der vierte und letzte Schritt einer <strong>Ökobilanz</strong> – die Interpretation der Ergebnisse.<br />
Welches der drei Isolationsmaterialien ist nach der Berechnung aus Teilschritt 2.5 am<br />
umweltfreundlichsten? Ist das Ergebnis eindeutig? Wie sieht der Schaden aus, wenn gar nicht<br />
isoliert wird? Was sind eure Schlüsse, die ihr daraus zieht?<br />
2.8 Fossiler Energieverbrauch<br />
Der Verbrauch fossiler Energie ist für die verschiedenen Isolationsmaterialien unterschiedlich.<br />
Diskutiert die möglichen Gründe für diese Unterschiede bei den Verbrauchswerten der fossilen<br />
Energie für Steinwolle, Flachs und Papierwolle. Weshalb ist bei Flachs der Verbrauch deutlich<br />
höher?<br />
3 Bemerkungen<br />
Habt ihr Bemerkungen oder Fragen zur <strong>Übung</strong>, zum Zeitaufwand, etc? Lasst es uns wissen!
4 Tabellen<br />
Tabelle 2: Umwelteinwirkungen pro Funktionelle Einheit für 3 verschiedene Isolationsmaterialien (Auszug aus<br />
Schmidt et al. 2004)<br />
Umwelteinwirkungen pro Funktionelle Einheit Masseinheit Steinwolle Flachs Papierwolle<br />
Energie Fossile Energieträger MJ 16.61 27.84 6.75<br />
Erneuerbare Energieträger MJ 1.07 15.31 15.35<br />
Elektrizität MJ 3.07 6.58 4.14<br />
Ressourcenverbrauch Wasser g 3907 5771 822<br />
Biomasse (inkl. Holz) g 42 945 1259<br />
Mineralien g 920 210 205<br />
Erdgas g 131 341 61<br />
Erdöl g 77 293 106<br />
Kohle g 564 471 101<br />
Ammoniak (NH3) g 5 0 0<br />
Emissionen (Luft) CO2 g 1421 2142 805<br />
CO g 105 2 1<br />
SOx g 6.08 11.57 2.88<br />
NOx g 2.47 7.44 3.74<br />
N2O g 0.02 0.41 0.01<br />
Methan (CH4) g 1.04 4.19 0.57<br />
HCl g 0.06 0.04 0.00<br />
HF g 0.01 0.00 0.00<br />
Ammoniak (NH3) g 2.37 0.02 0.00<br />
Kohlenwasserstoffe g 0.21 2.20 1.22<br />
Flüchtige organische<br />
Verbindungen g 0.70 0.85 0.39<br />
Feinstaub (PM10) g 1.19 1.54 5.08<br />
Emissionen (Wasser) Gelöste Feststoffe g 0.02 0.09 0.82<br />
BOD g 0.00 0.19 0.84<br />
COD g 0.05 0.37 6.66<br />
N-haltige Verbindungen g 0.01 0.56 0.09<br />
Phosphate g 0.00 0.00 0.00<br />
Abfälle (fest) Gefährliche Abfälle g 0.5 0.4 1.7<br />
Ungefährliche Abfälle g 53 122 30<br />
- 4 -
Tabelle 3: Umwelteinwirkungen von Isolationsmaterialien pro funktionelle Einheit (Auszug aus Schmidt et al.<br />
2004).<br />
Wirkungskategorie Einheit Steinwolle Flachs Papierwolle Heizöleinsparung<br />
Klimawandel g CO2-Äquivalente 1 ................. ................... ................... 460625<br />
Versauerung g SO2- Äquivalente 2 12.3 17 5.5 218.75<br />
Eutrophierung g PO4 3- - Äquivalente 3 1.16 1.22 0.7<br />
Photochemische Ozonbildung g C2H4- Äquivalente 4 4.6 0.5 0.2<br />
Fossile Energieträger MJ ................... ................... ................... 6250<br />
Erneuerbare Energieträger MJ 1.1 15.3 15.4<br />
Gesamter Energieverbrauch MJ ................... ................... ...................<br />
Wasserverbrauch g Wasser 3907 5771 822<br />
Feste Abfälle g Abfälle 53 122 30<br />
Gefährliche Abfälle g Abfälle 0.5 0.4 1.7<br />
Tabelle 4: Treibhauspotential verschiedener Treibhausgase. Das Treibhauspotential gibt an, wie stark ein Gas<br />
zum Treibhauseffekt beiträgt, verglichen mit CO2. (IPCC, 2001)<br />
Chemische Verbindung Formel Treibhauspotential (in<br />
CO2-Äquivalenten)<br />
Kohlendioxid CO2 1<br />
Methan CH4 23<br />
Lachgas N2O 296<br />
Perfluormethan CF4 5700<br />
Perfluorethan C2F6 11900<br />
Schwefelhexafluorid SF6 22200<br />
HFC-23 CHF3 12000<br />
HFC-134a CF3CH2F 1300<br />
HFC 152a CH3CHF2 120<br />
CFC-11 CFCl3 4600<br />
Kohlenmonoxid CO -<br />
Tabelle 5: Charakterisierungsfaktoren in Ecoindicator-Punkten für den Schaden pro Wirkungskategorie und<br />
Schutzgut (Goedkoop and Spriensma 1999). Charakterisierungsfaktoren geben an welches Schadenspotenzial<br />
eine Einheit einer spezifischen Wirkungskategorie für ein Schutzgut hat.<br />
Schutzgut mineralische und Schutzgut menschliche<br />
Schutzgut<br />
Wirkungskategorie<br />
fossile Ressourcen<br />
Gesundheit<br />
Ökosystemqualität<br />
Klimawandel – 1.40E-02 –<br />
Versauerung – 3.64E+00 2.03E-01<br />
Eutrophierung – – 1.11E+00<br />
Photochemische Ozonbildung – 5.53E-03 –<br />
Fossile Energieträger 1.78E-05 – –<br />
Erneuerbare Energieträger – – –<br />
Gesamter Energieverbrauch – – –<br />
Wasserverbrauch – – –<br />
Feste Abfälle – – –<br />
Gefährliche Abfälle – – –<br />
Bemerkung: Für erneuerbare Energieträger, Gesamter Energieverbrauch, Wasserverbrauch und Abfälle sind keine<br />
Charakterisierungsfaktoren verfügbar.<br />
1<br />
Bezeichnung für die Wirkung einer für den Treibhauseffekt relevanten (Gas-) Emission, zur äquivalenten Wirkung einer<br />
Menge CO2. Andere Gase als CO2 (z. B. CH4, CO) werden so auf CO2 umgerechnet.<br />
2<br />
Versauerungspotenzial, ausgedrückt in wirkungsäquivalenten Menge SO2. In das Versauerungspotenzial gehen z.B. die<br />
Luftschadstoffe NOx, HCl, HF, NH3 und H2S mit ihrer auf SO2 bezogenen Wirkung ein.<br />
3<br />
Phosphat-Äquivalent auch Eutrophierungs- oder Überdüngungspotential. Die Bezugsgröße für das Eutrophierungspotenzial<br />
ist Phosphat (PO4 3- )<br />
4<br />
Photochemisches Oxidantienbildungspotential in kg C2H4-Äquivalent, ist das massebezogenes Äquivalent der Bildung<br />
von bodennahem (troposphärischen) Ozon durch Vorläufersubstanzen, die für die bodennahe O3-Bildung verantwortlich<br />
sind und so zum Sommersmog beitragen<br />
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