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Leuchtfeuer und kleine Lichter - Evangelische Kirche Stuttgart

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türkheim, dass ich die „Nachtschicht“<br />

in Obertürkheim mache.<br />

Zum Verhältnis von Ortsgemeinde<br />

Die Ortsgemeinde steht für Nähe<br />

<strong>und</strong> Gastfre<strong>und</strong>schaft.<br />

<strong>und</strong> Sonderprojekt möchte ich noch<br />

sagen: Die Ortsgemeinde hat auch<br />

für die „Nachtschicht“ eine große<br />

Be deutung. Sie legt die Basis. Sie<br />

steht für menschliche Nähe <strong>und</strong> für<br />

Gastfre<strong>und</strong>schaft. Wenn du in eine<br />

Gemeinde kommst, wo du denkst:<br />

Menschenskinder, die Leute identifizieren<br />

sich damit, die bemühen<br />

sich für mich, obwohl ich gar nicht<br />

von hier bin, dann kann ich mich<br />

auch als Besucher mit dieser <strong>Kirche</strong><br />

identifizieren. Ich werde dann<br />

vielleicht auch inspiriert, zu sagen:<br />

Und was haben wir anderen zu<br />

bieten? So wächst ein gegenseitiges<br />

Bereichern.<br />

Ebinger: Die Frage ist nur, ob ich<br />

dafür eine Profilgemeinde brauche,<br />

oder ob nicht die Angebote ausreichen,<br />

die es ja längst gibt. Wenn<br />

jemand beispielsweise an der Männerarbeit<br />

Interesse hat, kann er in<br />

der bezirksweiten Männergruppe<br />

teilnehmen. Dafür bündeln die<br />

<strong>Kirche</strong>nbezirke sol che Arbeitsbereiche.<br />

Wenn jetzt auch noch die<br />

Gemeinden Profile entwickeln, dann<br />

sehe ich die Gefahr, dass diejenigen<br />

vor Ort aus dem Blick geraten, die<br />

mit diesem Profil nichts anfangen<br />

können. Wenn ich beispielsweise<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit vernachlässige,<br />

dann gefährde ich die<br />

nächste Generation dieser <strong>Kirche</strong>ngemeinde.<br />

Für mich ist die Ortsgemeinde<br />

eine Garantie dafür, dass<br />

jedes Gemeindeglied ein Stück weit<br />

im Blick bleibt.<br />

Vogel: Da liegt der größte Dissens<br />

– dass du sagst, die sollen zur Männerarbeit<br />

im Bezirk gehen, <strong>und</strong> ich<br />

sage: nein, der besondere Gottesdienst,<br />

der Gospelchor müssen an die<br />

Gemeinde angeb<strong>und</strong>en sein. Das ist<br />

eine Lebensform von Gemeinde, das<br />

kann man nicht an andere delegieren.<br />

Aber du hast recht: Ich muss anderes<br />

lassen, wenn ich als Gemeinde einen<br />

Arbeitsschwerpunkt setze. Aber es<br />

gibt zentrale Punkte, die kann ich<br />

nicht lassen – etwa Jugendarbeit,<br />

Kindergottesdienst.<br />

Ebinger: Das Problem ist, dass das<br />

Standbein, die Pflichtaufgaben, im<br />

Pfarrdienst immer größer wird,<br />

<strong>und</strong> das Spielbein, mit dem ich<br />

ein Profil ausbilden kann <strong>und</strong> mit<br />

dem ich die Gemeinde voran<br />

bringe, immer <strong>kleine</strong>r. Nun will<br />

„<strong>Kirche</strong> der Freiheit“ es noch<br />

mehr ver<strong>kleine</strong>rn <strong>und</strong> die Ressourcen<br />

umlenken zugunsten von<br />

Spezialpfarrämtern. Das hätte zur<br />

Folge, dass der klassische Gemeindepfarrer<br />

in Zukunft noch mehr<br />

Leute versorgen müsste, damit ein<br />

paar Pfarrstellen heraus geschwitzt<br />

werden, die sich um besondere Arbeitsfelder<br />

kümmern.<br />

Dr. Thomas Ebinger / Schweizer<br />

IN: Du kritisierst an „<strong>Kirche</strong> der<br />

Freiheit“, dass es an die „Hardware“<br />

geht, an die Ressourcenverteilung.<br />

Aber wenn ich Obertürkheim<br />

be obachte, dann scheint da ein<br />

Mit einander von Ortsgemeinde <strong>und</strong><br />

Sonderprojekt stattzufinden. Was<br />

hat zum Beispiel die „Nachtschicht“<br />

mit eurer Gemeinde-Jugendarbeit<br />

zu tun? Profitiert sie?<br />

Vogel: Ja, komplett. Die „Nachtschicht“<br />

ist Jugendarbeit! Ich habe<br />

ein Team von 20 Jugendlichen <strong>und</strong><br />

Profilierung von Gemeinden<br />

jungen Erwachsenen, die in der<br />

„Nachtschicht“ mitmachen, zum Teil<br />

seit zehn Jahren. Wenn ich nicht die<br />

Ressourcen hätte, die so anzuleiten,<br />

dass sie Erfolgserlebnisse sammeln,<br />

dann wären die nicht da. Spielbein<br />

<strong>und</strong> Standbein sind das eine. Das<br />

andere ist, dass es irgendwann<br />

einen Punkt gibt, der eine Professionalität<br />

fordert, die du mit Spiel- <strong>und</strong><br />

Standbein nicht mehr hinkriegst.<br />

Ebinger: Aber wo kommt die her?<br />

Vogel: Beispielsweise über Stellenanteile.<br />

Das lief im Dekanatsbezirk<br />

Bad Cann statt bei der<br />

letzten Pfarrplanr<strong>und</strong>e genial.<br />

Es gab vom Bezirk die<br />

Vorgabe: Unser Distrikt hatte<br />

trotz der Kürzungen zwei<br />

25-Prozent-Stellenanteile,<br />

bei denen er sagen konnte,<br />

wo er seinen Schwerpunkt<br />

setzt. Da haben wir uns<br />

in unserem Distrikt gefragt:<br />

Was ist die Zukunft?<br />

Die Zukunft ist Jugend.<br />

Und für die Zukunft ist es<br />

wichtig, auf die Situation<br />

der modernen, städtischen<br />

Diaspora zu reagieren. Für<br />

diese Arbeit wurden dann<br />

25 Prozent für die Nachtschicht<br />

in Obertürkheim<br />

ange setzt. Aber wir haben<br />

uns gleichzeitig auch vorgenommen,<br />

die Pfarr stelle<br />

der <strong>kleine</strong>n Gemeinde auf<br />

dem Roten berg zu retten.<br />

Auch das haben wir im<br />

Blick gehabt. Es ist also<br />

genau dieser Kompromiss<br />

zwischen Parochie <strong>und</strong><br />

Profil geschaffen worden.<br />

Ebinger: Ihr habt das im <strong>Kirche</strong>nbezirk<br />

gelöst mit Stellenzuteilungen.<br />

Viele Gemeinden lösen das im<br />

Distrikt über Absprachen. Der eine<br />

Kollege hat einen Schwerpunkt bei<br />

der Jugendarbeit, ein anderer sorgt<br />

für das diakonische Profil, der dritte<br />

für die Öffentlichkeitsarbeit. Das<br />

funktioniert problemlos.<br />

Vogel: Da widerspreche ich deutlich:<br />

Was ich mache, wäre ohne besonde-<br />

TIPP:<br />

Stets aktuelle Infos aus dem <strong>Kirche</strong>nkreis:<br />

„Die Woche im <strong>Kirche</strong>nkreis“.<br />

Anmeldung unter www.ev-ki-stu.de/aktuelles/r<strong>und</strong>brief/<br />

3<br />

IN dezember 2010

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