1. Könige 10,1-13: Die Königin von Saba

9) Gelobt sei der Herr, dein Gott, der an dir Wohlgefallen hat, so dass er dich auf den Thron Israels gesetzt hat!
Weil der Herr Israel lieb hat ewiglich, hat er dich zum König gesetzt, dass du Recht und Gerechtigkeit übst.
10) Und sie gab dem König hundertundzwanzig Zentner Gold und sehr viele Spezereien und Edelsteine. Es kam
nie mehr so viel Spezerei ins Land, wie die Königin von Saba dem König Salomo gab.
11) Auch brachten die Schiffe Hirams, die Gold aus Ofir einführten, sehr viel Sandelholz und Edelsteine.
12) Und der König ließ Pfeiler machen aus dem Sandelholz im Hause des Herrn und im Hause des Königs und
Harfen und Zithern für die Sänger. Es kam nie mehr so viel Sandelholz ins Land, wurde auch nicht gesehen, bis
auf diesen Tag.
13) Und der König Salomo gab der Königin von Saba alles, was ihr gefiel und was sie erbat, außer dem, was er
ihr von sich aus gab. Und sie wandte sich und zog in ihr Land mit ihrem Gefolge.
Der Staatsbesuch der Königin von Saba beim König Salomo...
Die Geschichte ist wie eine aus Tausend und einer Nacht.
Wie ein Märchen hält sie ureigene und uralte Hoffnungen fest.
„Und als die Königin von Saba die Kunde von Salomo vernahm, kam sie, um Salomo mit
Rätselfragen zu prüfen.“
Form der Rätselfrage. War damals üblich. Sich Rätsel aufzugeben, ist bis heute im Orient ein
beliebtes geistreiches Gesellschaftsspiel.
Ein Beispiel aus den Proverbien I:
Drei haben einen stattlichen Gang, und vier gehen stolz umher: der Löwe, mächtig unter den
Tieren und kehrt um vor niemandem, der stolze Hahn, der Widder und der König, wenn er
einhergeht vor seinem Heerbann.
Beim Rätsel läuft etwas Spielerisches mit. Wissen wird ausgetauscht – und mit dabei sind
Lust und Lustigkeit.
Beim Rätsel muss man genau hinsehen und Hinhören, auf die Nuancen achten.
Es schult die Wahrnehmung.
Rätsel löst man durch Weisheit.
Weisheit als mehr als Wissen.
Jemand hat das so ausgedrückt:
„Ich habe nichts gegen das Wissen, aber Weisheit ist mir lieber.
Weisheit entspringt nicht so sehr dem Verstand wie dem Herzen.
Die Königin hat den Mut Fragen zu stellen.
Und sie hat eine solide Einstellung zur Macht, die besagt:
man muss die Mächtigen dieser Welt an ihrer Weisheit messen,
an ihrer Einstellung zu den einfachen Dingen des Lebens .
Die Königin ergreift die Initiative.
Damit steht sie für ein herausforderndes Frauenbild.
Sie bedarf keiner Legitimation. Sie prüft den Mann.
Eine Frau, die wie Männer Wettkämpfe inszeniert,
weil es ihr Spaß macht und ernst zugleich ist.
Sie geht der Konkurrenz nicht aus dem Weg.
Sie inszeniert ein lustvolles Spiel um Macht und Wissen – ohne tierischen Erst oder
Verbissenheit.
Und der Rangstreit endet nicht in Unter- oder Überlegenheit der einen oder des andern. Er
führt zur Ebenbürtigkeit.
„Als sie zum König Salomo kam, redete sie mit ihm alles, was sie sich vorgenommen hatte.
Salomo gab ihr Antwort auf alles, und es war dem König nichts verborgen, was er ihr nicht
hätte sagen können.“
Eine Frau gibt einem Mann Rätsel auf.
Und umgekehrt wohl auch.