26.08.2013 Aufrufe

1. Könige 10,1-13: Die Königin von Saba

1. Könige 10,1-13: Die Königin von Saba

1. Könige 10,1-13: Die Königin von Saba

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Liebe Gemeinde,<br />

Predigt zum Sonntag Reminiscere<br />

Thema: <strong>Die</strong> <strong>Königin</strong> <strong>von</strong> <strong>Saba</strong><br />

am 20.02.2005 in der evangelischen Kirche Ober-Olm<br />

Präsident Bush kommt nach Mainz.<br />

Pfarrerin Brigitte Meinecke<br />

Seit Tagen beherrscht das Thema unsere ganze Region.<br />

<strong>Die</strong> Anwohner und Geschäftsleute in Mainz erzählen <strong>von</strong> den enormen<br />

Sicherheitsvorkehrungen. Und machen am Mittwoch möglichst dicht.<br />

Wir sind aufgerufen, am Besten zu Hause zu bleiben.<br />

<strong>Die</strong> Schüler kriegen am Mittwoch frei.<br />

Der Staatsbesuch erfordert einen riesigen Aufwand.<br />

Das muss so sein, damit Mainz eine gute Gastgeberin für den amerikanischen Präsidenten<br />

und seine Frau sein kann.<br />

Der Sicherheitsaufwand ist lästig, die Kosten enorm;<br />

nicht allen ist Bush willkommen,<br />

als Repräsentant der Großmacht Amerika<br />

oder als Politiker, der seine Amtsführung nicht <strong>von</strong> seiner fundamentalistischen religiösen<br />

Einstellung zu trennen weiß.<br />

Ich versuche mir seit einigen Tagen klarzumachen,<br />

dass dieses Amt als solches Wertschätzung verdient, auch unabhängig vom politischen<br />

Profil des jeweiligen Amtsinhabers.<br />

Der Staatsbesuch ist Thema Nr. 1, und ich habe entsprechend die Geschichte über einen<br />

Staatsbesuch in der Bibel als Predigttext gewählt:<br />

Textlesung: <strong>1.</strong> <strong>Könige</strong> <strong>10</strong>,1-<strong>13</strong>:<br />

1) Und als die <strong>Königin</strong> <strong>von</strong> <strong>Saba</strong> die Kunde <strong>von</strong> Salomo vernahm, kam sie, um Salomo mit Rätselfragen zu<br />

prüfen.<br />

2) Und sie kam nach Jerusalem mit einem sehr großen Gefolge, mit Kamelen, die Spezereien trugen und viel<br />

Gold und Edelsteine. Und als sie zum König Salomo kam, redete sie mit ihm alles, was sie sich vorgenommen<br />

hatte.<br />

3) und Salomo gab ihr Antwort auf alles, und es war dem König nichts verborgen, was er ihr nicht hätte sagen<br />

können.<br />

4) Als aber die <strong>Königin</strong> <strong>von</strong> <strong>Saba</strong> alle Weisheit Salomos sah und das Haus, das er gebaut hatte,<br />

5) und die Speisen für seinen Tisch und die Rangordnung seiner Großen und das Aufwarten seiner <strong>Die</strong>ner und<br />

ihre Kleider und seine Mundschenken und seine Brandopfer, die er in dem Hause des Herrn opferte, geriet sie<br />

vor Staunen außer sich<br />

6) und sprach zum König: Es ist wahr, was ich in meinem Lande <strong>von</strong> deinen Taten und deiner Weisheit gehört<br />

habe.<br />

7) Und ich hab’s nicht glauben wollen, bis ich gekommen bin und es mit eigenen Augen gesehen habe. Und<br />

siehe, nicht die Hälfte hat man mir gesagt. Du hast mehr Weisheit und Güter, als die Kunde sagte, die ich<br />

vernommen habe.<br />

8) Glücklich sind deine Männer und deine Großen, die allzeit vor dir stehen und deine Weisheit hören.


9) Gelobt sei der Herr, dein Gott, der an dir Wohlgefallen hat, so dass er dich auf den Thron Israels gesetzt hat!<br />

Weil der Herr Israel lieb hat ewiglich, hat er dich zum König gesetzt, dass du Recht und Gerechtigkeit übst.<br />

<strong>10</strong>) Und sie gab dem König hundertundzwanzig Zentner Gold und sehr viele Spezereien und Edelsteine. Es kam<br />

nie mehr so viel Spezerei ins Land, wie die <strong>Königin</strong> <strong>von</strong> <strong>Saba</strong> dem König Salomo gab.<br />

11) Auch brachten die Schiffe Hirams, die Gold aus Ofir einführten, sehr viel Sandelholz und Edelsteine.<br />

12) Und der König ließ Pfeiler machen aus dem Sandelholz im Hause des Herrn und im Hause des Königs und<br />

Harfen und Zithern für die Sänger. Es kam nie mehr so viel Sandelholz ins Land, wurde auch nicht gesehen, bis<br />

auf diesen Tag.<br />

<strong>13</strong>) Und der König Salomo gab der <strong>Königin</strong> <strong>von</strong> <strong>Saba</strong> alles, was ihr gefiel und was sie erbat, außer dem, was er<br />

ihr <strong>von</strong> sich aus gab. Und sie wandte sich und zog in ihr Land mit ihrem Gefolge.<br />

Der Staatsbesuch der <strong>Königin</strong> <strong>von</strong> <strong>Saba</strong> beim König Salomo...<br />

<strong>Die</strong> Geschichte ist wie eine aus Tausend und einer Nacht.<br />

Wie ein Märchen hält sie ureigene und uralte Hoffnungen fest.<br />

„Und als die <strong>Königin</strong> <strong>von</strong> <strong>Saba</strong> die Kunde <strong>von</strong> Salomo vernahm, kam sie, um Salomo mit<br />

Rätselfragen zu prüfen.“<br />

Form der Rätselfrage. War damals üblich. Sich Rätsel aufzugeben, ist bis heute im Orient ein<br />

beliebtes geistreiches Gesellschaftsspiel.<br />

Ein Beispiel aus den Proverbien I:<br />

Drei haben einen stattlichen Gang, und vier gehen stolz umher: der Löwe, mächtig unter den<br />

Tieren und kehrt um vor niemandem, der stolze Hahn, der Widder und der König, wenn er<br />

einhergeht vor seinem Heerbann.<br />

Beim Rätsel läuft etwas Spielerisches mit. Wissen wird ausgetauscht – und mit dabei sind<br />

Lust und Lustigkeit.<br />

Beim Rätsel muss man genau hinsehen und Hinhören, auf die Nuancen achten.<br />

Es schult die Wahrnehmung.<br />

Rätsel löst man durch Weisheit.<br />

Weisheit als mehr als Wissen.<br />

Jemand hat das so ausgedrückt:<br />

„Ich habe nichts gegen das Wissen, aber Weisheit ist mir lieber.<br />

Weisheit entspringt nicht so sehr dem Verstand wie dem Herzen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Königin</strong> hat den Mut Fragen zu stellen.<br />

Und sie hat eine solide Einstellung zur Macht, die besagt:<br />

man muss die Mächtigen dieser Welt an ihrer Weisheit messen,<br />

an ihrer Einstellung zu den einfachen Dingen des Lebens .<br />

<strong>Die</strong> <strong>Königin</strong> ergreift die Initiative.<br />

Damit steht sie für ein herausforderndes Frauenbild.<br />

Sie bedarf keiner Legitimation. Sie prüft den Mann.<br />

Eine Frau, die wie Männer Wettkämpfe inszeniert,<br />

weil es ihr Spaß macht und ernst zugleich ist.<br />

Sie geht der Konkurrenz nicht aus dem Weg.<br />

Sie inszeniert ein lustvolles Spiel um Macht und Wissen – ohne tierischen Erst oder<br />

Verbissenheit.<br />

Und der Rangstreit endet nicht in Unter- oder Überlegenheit der einen oder des andern. Er<br />

führt zur Ebenbürtigkeit.<br />

„Als sie zum König Salomo kam, redete sie mit ihm alles, was sie sich vorgenommen hatte.<br />

Salomo gab ihr Antwort auf alles, und es war dem König nichts verborgen, was er ihr nicht<br />

hätte sagen können.“<br />

Eine Frau gibt einem Mann Rätsel auf.<br />

Und umgekehrt wohl auch.


Ich denke – das ist wie im richtigen Leben.<br />

Da bringt es uns allerdings neben der Lust auch nicht wenig Frust ein.<br />

Warum gehen so viele Beziehungen auseinander?<br />

Es gehört zur Kunst einer Beziehung, auch Verschlüsseltes verstehen zu können – schreibt<br />

ein amerikanischer Psychologe in seinem Buch „Männer sind anders, Frauen auch.“<br />

Der Autor ist zu der Erkenntnis gekommen: <strong>Die</strong> meisten trennungswilligen Paare könnten<br />

zusammenbleiben, wenn sie besser ent-rätseln könnten, was der andere meint.<br />

Er nennt ein Beispiel:<br />

Sie sagt den Satz: „Nie gehen wir aus.“<br />

Er kann das als Vorwurf hören: „Du bist faul und unromantisch.“<br />

Es kann aber auch sein, das eine andere Entschlüsselung richtig wäre.<br />

Der Sinn ist dann ganz anders. Nämlich: „Ich bin gern mit dir zusammen,. Es wird Zeit, dass<br />

wir wieder was gemeinsam unternehmen.“<br />

Des Rätsels Lösung - nicht zuerst den Vorwurf zu hören, sondern die Liebeserklärung.<br />

<strong>Die</strong> Lösung bringt beide gemeinsam weiter.<br />

Im Alltag schaffen wir es oft nicht, solche Rätsel zu lösen.<br />

Wir sind zu ungeduldig, uns fehlt die nötige Weisheit.<br />

Salomo hatte als junger König wie im Märchen einen Wunsch frei.<br />

Er hatte Gott um Weisheit gebeten.<br />

Gott hat ihm seine Bitte überschwänglich erfüllt.<br />

Salomo ist als der Weise schlechthin in die Geschichte eingegangen.<br />

Wir sind nicht der König Salomo.<br />

Aber seinen großen Wunsch und sein Gebet darum können wir teilen:<br />

weise miteinander umzugehen, genau hinzuhören,<br />

in Beziehungen, in einem Amt oder Ehrenamt,<br />

zu verstehen - auch die verschlüsselten Botschaften.<br />

Der Kampf der Geschlechter geht gut aus. Für beide Seiten befriedigend.<br />

Beide erleben die Fülle des Lebens, wenn keiner unterlegen ist, sondern beide ebenbürtig.<br />

Mit den Figuren der beiden halten wir diesen Menschheitstraum fest.<br />

Und halten noch eine zweite große Hoffnung fest:<br />

<strong>Die</strong> Begegnung der verschiedenen Kulturen und Religionen geht gut aus zwischen der<br />

<strong>Königin</strong> <strong>von</strong> <strong>Saba</strong> und dem König Salomo.<br />

Gut, dass auch diese Geschichte in der Bibel des George W. Bush steht.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Königin</strong> <strong>von</strong> <strong>Saba</strong> reist aus Wissbegierde,<br />

sie interessiert sich für den interkulturellen Austausch.<br />

Sie sieht genau hin. Sieht sich die Bauten an, wie und was gegessen und getrunken wird, die<br />

Sitten, die Zeremonien, die Politik.<br />

Sie sieht differenziert, erkennt welche Ordnungen hier im fremden Land hinter den Dingen<br />

stehen.<br />

Das Fremde erschüttert sie.<br />

Sie reagiert nicht mit Angst.<br />

Sie reagiert mit Begeisterung - und erlebt einen Rausch der Sinne.<br />

Wir sind nicht die <strong>Königin</strong> <strong>von</strong> <strong>Saba</strong>. Wir reisen nicht zu Staatsempfängen – aber immerhin<br />

reisen wir auch als normale Sterbliche heute weit durch die Welt.<br />

Beim Schüleraustausch im Urlaub...<br />

Ob wir Lust bekommen auf die Begegnung mit dem Fremden...<br />

auch in unserem eigenen Land.<br />

<strong>Die</strong> Begegnung zwischen Salomo und seinem Gast geht gut aus.<br />

Sie führt dazu, dass beide sich gegenseitig achten und anerkennen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Königin</strong> hält ihrem neuen Freund eine Laudatio voller echter Bewunderung.<br />

„Es ist wahr, was sich in meinem Lande <strong>von</strong> deinen Taten und <strong>von</strong> deiner Weisheit gehört<br />

habe... Und siehe, nicht die Hälfte hat man mir gesagt.“


Und sie wagt die absolute Spitze:<br />

Obwohl die <strong>Königin</strong> <strong>von</strong> <strong>Saba</strong> andern Göttern verbunden ist,<br />

ehrt die den Gott Salomos. Sie sagt: Dein Gott hat dich zum Wohl Israels auf den Thron<br />

gesetzt.<br />

Sie ist so stark, dass sie ihre Bewunderung zeigen kann und trotzdem bei ihren eigenen<br />

Wurzeln bleibt.<br />

Als Zeichen ihrer Achtung und Anerkennung tauschen sie ihre Geschenke aus. Gold, Öle<br />

und Parfüme, Edelsteine. Jeder bringt seine Schätze ein. Es ist ein Geben und Nehmen.<br />

Pralle Lebensfülle entsteht.<br />

Übrigens: kriegerische Geräte wie Streitwagen und Streitschilder bleiben hier außen vor.<br />

Auch das gehört zu der Vision vom weisen Umgang mit der Macht.<br />

Weisheit kommt <strong>von</strong> Gott.<br />

Und er spart nicht, wenn wir ihn darum bitten.<br />

Amen.<br />

Und der Friede Gottes...

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!