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Auferstehung der Toten und das Ewige Leben

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Predigt zum Ostermontag<br />

Thema: <strong>Auferstehung</strong> <strong>der</strong> <strong>Toten</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> <strong>Ewige</strong> <strong>Leben</strong><br />

am 17.04.2006 in <strong>der</strong> Evangelischen Kirche Ober-Olm<br />

Dekan Jens Böhm<br />

Gedanken <strong>und</strong> Argumente, die in dieser Predigt aufgegriffen werden, verdanke ich<br />

Notger Slenczka mit seinem Buch: Der Tod Gottes <strong>und</strong> <strong>das</strong> <strong>Leben</strong> des Menschen,<br />

Göttingen 2003, Seite 227-258.<br />

Gnade sei mit euch <strong>und</strong> Friede von Gott unserem Vater <strong>und</strong> unserem Herrn Jesus<br />

Christus. Amen.<br />

Liebe Gemeinde,<br />

„ich glaube an die <strong>Auferstehung</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Toten</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> ewige <strong>Leben</strong>“. So steht<br />

es im Glaubensbekenntnis, so sprechen<br />

wir es Sonntag für Sonntag. Je<strong>der</strong> wird<br />

diese Zeilen immer wie<strong>der</strong> neu für sich<br />

mit Inhalt füllen. So ganz fertig wird<br />

keiner mit Ihnen in seinem <strong>Leben</strong>. Und<br />

je<strong>der</strong> hat seine Bil<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

<strong>Auferstehung</strong> <strong>der</strong> <strong>Toten</strong>. Etwa <strong>das</strong> große<br />

Fresco in <strong>der</strong> Sixtinischen Kapelle,<br />

<strong>Auferstehung</strong> von Michelangelo:<br />

<strong>Toten</strong>gebeine, die einen Körper<br />

bekommen, Leichentücher, die schlapp<br />

im Winde wehen, Männer <strong>und</strong> Frauen,<br />

die <strong>der</strong> Auferstandene in einem großen<br />

Zug mit sich zieht. Es mögen auch ganz<br />

an<strong>der</strong>e Bil<strong>der</strong> sein. Und doch immer<br />

wie<strong>der</strong> <strong>das</strong> Gleiche: sobald die Bil<strong>der</strong><br />

beschrieben werden, werden sie auch<br />

wie<strong>der</strong> relativiert. Fast entschuldigend<br />

heißt es dann: So genau, so<br />

gegenständlich <strong>und</strong> handfest lässt sich<br />

<strong>das</strong> natürlich nicht vorstellen. Aber wie<br />

denn dann?<br />

„Ich glaube an die <strong>Auferstehung</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Toten</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> ewige <strong>Leben</strong>“… Am<br />

Ende des Glaubensbekenntnisses<br />

kommt diese Formulierung. Dort, wo es<br />

um die Zukunft geht, um „die letzten<br />

Dinge“. Und mitunter kann <strong>das</strong> so<br />

klingen wie, „ich glaube an <strong>das</strong> was<br />

irgendwann einmal geschehen wird, an<br />

<strong>das</strong>, was heute nicht ist <strong>und</strong> morgen<br />

auch nicht“… Aber so will <strong>und</strong> kann ich<br />

<strong>das</strong> nicht verstehen. So wird <strong>das</strong> falsch<br />

mit dem Glaubensbekenntnis <strong>und</strong> auch<br />

mit <strong>der</strong> Aussage „ich glaube an die<br />

<strong>Auferstehung</strong> <strong>der</strong> <strong>Toten</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong><br />

ewige <strong>Leben</strong>.“<br />

An<strong>der</strong>sherum macht es Sinn mit dem<br />

Glauben <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Auferstehung</strong>: Wer<br />

über den Tod spricht, <strong>der</strong> spricht über<br />

<strong>das</strong> <strong>Leben</strong>. Wer ein Bild, eine<br />

Vorstellung von <strong>der</strong> Zukunft nach dem<br />

Tod hat, verrät damit zugleich, was er für<br />

eine Vorstellung vom <strong>Leben</strong> <strong>der</strong><br />

Menschen hat. Das klingt ganz furchtbar<br />

tiefsinnig, ist aber ganz einfach zu<br />

verstehen. Das können sie in je<strong>der</strong><br />

Esoterikabteilung einer Buchhandlung<br />

erleben, vor allem im Boom fernöstlicher<br />

Religionen <strong>und</strong> Jenseitsvorstellungen,<br />

die uns umgeben: Wer vom Tod redet,<br />

sagt viel über <strong>das</strong> <strong>Leben</strong>. Wie ich<br />

sterben will, sagt viel darüber aus, wie<br />

ich leben will.<br />

Ein Beispiel: Ein Buddhist erwartet, <strong>das</strong>s<br />

er nach seinem Tod von seinem Körper<br />

befreit wird. Aber nicht nur von seinem<br />

Körper, son<strong>der</strong>n auch von seinem<br />

Individuum, von seinem persönlichen<br />

<strong>Leben</strong>. Mit dem Tod geht er auf in dem<br />

All-Einen, er ist keine Person mehr,<br />

son<strong>der</strong>n geht in Gott auf. Die Person<br />

versinkt wie ein Tropfen im großen


Ozean: Der einzelne Mensch weiß nichts<br />

mehr von sich. Und genau damit sagt<br />

<strong>der</strong> Buddhist nicht nur etwas über den<br />

Tod, son<strong>der</strong>n auch über sein <strong>Leben</strong>. Er<br />

sagt etwas über Gott <strong>und</strong> über den<br />

Menschen. Es sagt über den Menschen,<br />

<strong>das</strong>s er nicht dazu bestimmt ist, ein<br />

Individuum zu sein, sich als Person zu<br />

verwirklichen, son<strong>der</strong>n <strong>das</strong>s sein Ziel ist,<br />

sich als einzelner Mensch, als Person<br />

aufzulösen, zu verschwinden im Großen.<br />

Und damit sagt <strong>der</strong> Buddhist natürlich<br />

auch etwas über Gott aus: Der ist<br />

nämlich kein persönlicher Gott, <strong>der</strong> sich<br />

dem Einzelnen zuwendet, son<strong>der</strong>n <strong>das</strong><br />

All-Eine – <strong>und</strong> die Menschen sind dazu<br />

bestimmt darin aufzugehen.<br />

„Ich glaube an die <strong>Auferstehung</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Toten</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> ewige <strong>Leben</strong>“. Wenn<br />

wir uns an diesen Satz aus dem<br />

Verwandlung <strong>der</strong> Gläubigen <strong>und</strong> Sieg<br />

über den Tod<br />

50 Das sage ich aber, liebe Brü<strong>der</strong>, <strong>das</strong>s<br />

Fleisch <strong>und</strong> Blut <strong>das</strong> Reich Gottes nicht<br />

ererben können; auch wird <strong>das</strong><br />

Verwesliche nicht erben die<br />

Unverweslichkeit.<br />

51 Siehe, ich sage euch ein Geheimnis:<br />

Wir werden nicht alle entschlafen, wir<br />

werden aber alle verwandelt werden;<br />

52 <strong>und</strong> <strong>das</strong> plötzlich, in einem Augenblick,<br />

zur Zeit <strong>der</strong> letzten Posaune. Denn es<br />

wird die Posaune erschallen, <strong>und</strong> die<br />

<strong>Toten</strong> werden auferstehen unverweslich,<br />

<strong>und</strong> wir werden verwandelt werden.<br />

53 Denn dies Verwesliche muss anziehen<br />

die Unverweslichkeit, <strong>und</strong> dies Sterbliche<br />

muss anziehen die Unsterblichkeit.<br />

Sage mir welche Zukunft du nach dem<br />

Tod erwartest <strong>und</strong> ich sage dir, was für<br />

dich <strong>der</strong> Mensch <strong>und</strong> was für dich Gott<br />

ist.<br />

Was ist <strong>der</strong> Mensch?<br />

Der Mensch ist Körper. Der Mensch ist<br />

Leib. Und dieser Körper ist nicht<br />

nebensächlich. Der Mensch ist nicht<br />

Glaubensbekenntnis trauen, dann sagen<br />

wir nicht nur über eine ferne Zukunft<br />

etwas aus. Dann geht es darum wie<br />

Christen ihr <strong>Leben</strong> hier <strong>und</strong> heute<br />

verstehen. Dann geht es um die Frage:<br />

Was ist <strong>der</strong> Mensch? Was ist Gott? So<br />

will ich es verstehen: sage mir welche<br />

Zukunft du nach dem Tod erwartest <strong>und</strong><br />

ich sage dir, was für dich <strong>der</strong> Mensch<br />

<strong>und</strong> was für dich Gott ist.<br />

Mit diesen Gedanken lese ich den<br />

heutigen Predigttext aus dem 1.<br />

Korinther-Brief im Kapitel 15. Ein ganzes<br />

Kapitel, <strong>das</strong> Paulus dem Glauben an die<br />

<strong>Auferstehung</strong> widmet. Und zum Schluss<br />

kommt er zu <strong>der</strong> Frage, wie denn<br />

<strong>Auferstehung</strong> aussieht. Was für einen<br />

Köper <strong>der</strong> Mensch dann hat. Er kommt<br />

auf die Zukunft <strong>der</strong> Christen zu sprechen<br />

<strong>und</strong> zielt damit auf die Gegenwart:<br />

54 Wenn aber dies Verwesliche anziehen<br />

wird die Unverweslichkeit <strong>und</strong> dies<br />

Sterbliche anziehen wird die<br />

Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden<br />

<strong>das</strong> Wort, <strong>das</strong> geschrieben steht (Jesaja<br />

25,8; Hosea 13,14): »Der Tod ist<br />

verschlungen vom Sieg.<br />

55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein<br />

Stachel?«<br />

56 Der Stachel des Todes aber ist die<br />

Sünde, die Kraft aber <strong>der</strong> Sünde ist <strong>das</strong><br />

Gesetz.<br />

57 Gott aber sei Dank, <strong>der</strong> uns den Sieg<br />

gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!<br />

58 Darum, meine lieben Brü<strong>der</strong>, seid fest,<br />

unerschütterlich <strong>und</strong> nehmt immer zu in<br />

dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, <strong>das</strong>s<br />

eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem<br />

Herrn.<br />

Fleisch <strong>und</strong> daneben existiert eine<br />

unsterbliche Seele. Der Mensch ist<br />

Fleisch. Und dieser Körper ist nicht<br />

etwas ekliges, gerade wenn er alt wird,<br />

von dem wir uns nur noch befreien<br />

können. Der Mensch ist Körper. Er ist<br />

Leib. Das macht uns aus.


Die Gemeinde in Korinth hat in diesem<br />

Brief ein Problem, <strong>das</strong> wir heute nicht<br />

mehr haben. Sie glauben <strong>das</strong>s Jesus<br />

kommt <strong>und</strong> <strong>das</strong>s nur die gerettet werden,<br />

die dann noch leben. Wer tot ist, ist tot,<br />

sagen sie. Mit Jesus leben werden nur<br />

die, die noch am <strong>Leben</strong> sind, wenn<br />

Jesus wie<strong>der</strong>kommt. Und dem<br />

wi<strong>der</strong>spricht Paulus: Fleisch <strong>und</strong> Blut<br />

werden <strong>das</strong> Reich Gottes nicht<br />

ererben können; auch wird <strong>das</strong><br />

Verwesliche nicht erben die<br />

Unverweslichkeit.<br />

Egal ob ihr schon tot seid, wenn Jesus<br />

kommt o<strong>der</strong> noch am <strong>Leben</strong> - er wird<br />

euch verwandeln! Und <strong>das</strong> ist <strong>das</strong><br />

Entscheidende: Verwandeln <strong>und</strong><br />

überkleiden: „Denn es wird die<br />

Posaune erschallen, <strong>und</strong> die <strong>Toten</strong><br />

werden auferstehen unverweslich,<br />

<strong>und</strong> wir werden verwandelt werden.“<br />

Das wird so sein, wie ein neues Kleid<br />

anziehen: „Denn dies Verwesliche<br />

muss anziehen die Unverweslichkeit,<br />

<strong>und</strong> dies Sterbliche muss anziehen<br />

die Unsterblichkeit.“<br />

Ihr bleibt die gleichen Menschen,<br />

dieselbe Person, die Gott liebt. Auch in<br />

<strong>der</strong> Ewigkeit bleibt ihr unverwechselbar<br />

<strong>und</strong> geht nicht auf in ein großes<br />

Ganzes. Es geht nicht um die<br />

<strong>Auferstehung</strong> einer unsterblichen Seele,<br />

son<strong>der</strong>n – wenn man es genau nimmt –<br />

um die Auferweckung <strong>der</strong> Person mit<br />

Leib <strong>und</strong> Seele. Ein neuer Leib, ein<br />

neues Kleid. Verwandelt, aber immer<br />

noch Person.<br />

Was ist <strong>der</strong> Mensch? Der Mensch ist ein<br />

Schicksal. Eine Biographie. Ein<br />

Individuum. Er ist <strong>und</strong> bleibt unverwechselbar<br />

mit seiner Geschichte. Ich<br />

bin nicht eine unantastbare Seele, die in<br />

einem großen Meer aufgeht. Ich bin <strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> ich durch meinen <strong>Leben</strong>sweg bin<br />

<strong>und</strong> bleibe es. Ich bin im <strong>Leben</strong> <strong>und</strong> vor<br />

Gott <strong>der</strong>, <strong>der</strong> ich durch meinen Körper,<br />

durch meinen Leib bin. Der ich durch<br />

meine Frau, meine Kin<strong>der</strong>, meine<br />

Berufswahl, meine Irrtümer, meine<br />

Zweifel <strong>und</strong> Erfolge bin. Mit meinem<br />

<strong>Leben</strong>slauf stehe ich vor Gott. Dabei<br />

werde ich nicht den Körper behalten, den<br />

ich jetzt habe. Und <strong>das</strong> ist auch gut so.<br />

Dabei wird aber <strong>der</strong> Körper, den ich jetzt<br />

habe, überkleidet. Und ich bleibe als<br />

Person erhalten, erkennbar <strong>und</strong> geliebt.<br />

- - - - -<br />

Was ist Gott?<br />

Gott ist ein persönlicher Gott. Er ist mein<br />

Gott. Er ist unser Gott. Er will uns<br />

persönlich. Nicht nur für eine Übergangszeit<br />

in diesem <strong>Leben</strong>, son<strong>der</strong>n auch für<br />

die Ewigkeit. Gott ist Beziehung zu<br />

einem Gegenüber. Und uns hat er zu<br />

diesem Gegenüber gewählt in alle<br />

Ewigkeit. Nichts ist ihm an uns unwichtig.<br />

Und <strong>das</strong> sagt nicht nur etwas über die<br />

Zukunft, son<strong>der</strong>n über unser gegenwärtiges<br />

<strong>Leben</strong>: An diesem <strong>Leben</strong>, an<br />

unserem <strong>Leben</strong> hat Gott Interesse. Gott<br />

hat nicht nur Interesse an <strong>der</strong> Seele.<br />

Gott hält unsere Biographie, unsere<br />

Geschichte für erhaltenswert. Mehr<br />

noch: Er hält sie für liebenswert mit all<br />

unserm Scheitern, mit all ihrem Zweifeln.<br />

Und so will Gott uns in Ewigkeit bei sich<br />

haben – nicht nur unsere Seelen. Nicht<br />

mich abstrakt, son<strong>der</strong>n diese einmalige<br />

<strong>Leben</strong>sgeschichte will er in Ewigkeit bei<br />

sich haben. Und <strong>das</strong> sagt viel über Gott<br />

selbst: Er ist sich nicht selbst genug,<br />

kann nicht für sich selbst glücklich sein,<br />

son<strong>der</strong>n nur mit uns. Darum <strong>Auferstehung</strong><br />

– Auferweckung: für die<br />

Menschen <strong>und</strong> für Gott.<br />

Und <strong>der</strong> Friede Gottes welcher höher ist als alle unsere Vernunft bewahre unsere Herzen<br />

<strong>und</strong> Sinne in Jesus Christus unserm Herrn. Amen.

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