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Was wollt ihr, dass ich euch tue?« (Mk 10,36)

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gt08116 / FS_Ebach p. 431 / 22.1.09<br />

»<strong>Was</strong> <strong>wollt</strong> <strong>ihr</strong>, <strong>dass</strong> <strong>ich</strong> <strong>euch</strong> <strong>tue</strong>?<strong>«</strong> (<strong>Mk</strong> <strong>10</strong>,<strong>36</strong>) 431<br />

auf die Passion in <strong>Mk</strong> 14,<strong>36</strong> voraus: »aber n<strong>ich</strong>t was <strong>ich</strong> will, sondern was du<br />

(willst)<strong>«</strong> (⁄ll3 o' tffl ¥gŒ qfflw ⁄llÞ tffl sÐ). Mögl<strong>ich</strong> ist, <strong>dass</strong> die mk Erzählung<br />

hier bei <strong>ihr</strong>er Leserschaft das Wissen um das Martyrium des Jakobus<br />

(vgl. Apg 12,2) voraussetzt (sehr uns<strong>ich</strong>er im Fall des Johannes).<br />

Zusammengefasst: N<strong>ich</strong>t jede Frage / Bitte wird erfüllt. Der mk Jesus negiert<br />

den egoistischen Wunsch, sofern er s<strong>ich</strong> auf eigenen Status und an weltl<strong>ich</strong>en<br />

Strukturen bemessenen Machtanspruch r<strong>ich</strong>tet – anders wird dem<br />

existentiellen Wunsch nach Gesundheit / Heilung (<strong>Mk</strong> <strong>10</strong>,51) stattgegeben.<br />

Die Inszenierung von Fragen und Antworten in <strong>Mk</strong> <strong>10</strong>,35 ff. ist vor allem<br />

darum so spannend, weil s<strong>ich</strong> hier vor dem Passionsber<strong>ich</strong>t die Konstellationen<br />

von Fragenden, Antwortenden, Bittenden, Gebenden resp. Gewährenden<br />

grundlegend ändern. War im <strong>Mk</strong> soweit Jesus als der souverän Gebende erzählt,<br />

so übernimmt er nun in Anbetracht des göttl<strong>ich</strong>en de… selbst die Rolle<br />

des Bittenden und Erwartenden und tritt an die Seite der Vertreter der Jünger<br />

(vgl. die Fortsetzung in <strong>Mk</strong> <strong>10</strong>,41-45).<br />

Die Fragen und Antworten bewegen s<strong>ich</strong> in <strong>Mk</strong> <strong>10</strong>,35-40 auf zwei Ebenen,<br />

die wir auch in den übrigen Abschnitten in <strong>Mk</strong> 8-<strong>10</strong> feststellen konnten:<br />

Figurenfragen und Leserfragen werden durch die Fragetechnik des Erzählers<br />

so aufeinander bezogen, <strong>dass</strong> die Auseinandersetzung Jesu mit den weiter<br />

missverstehenden Jüngern (und weiteren Gruppen und einzelnen) für die Erzählgegenwart<br />

transparent wird, die auf das Leiden Jesu und seiner Jünger<br />

zurückblickt, die Gesch<strong>ich</strong>te neu deutet und eigene Erfahrungen verarbeitet.<br />

N<strong>ich</strong>t nur Jüngerfragen, sondern auch Jesusfragen können dabei zu Leserfragen<br />

werden.<br />

Eingangs (s. o. Punkt 1.) war von einer ersten Gruppe von Zugängen zum<br />

Phänomen der Frage die Rede, welche die Frage-Antwort-Relation als Ausdruck<br />

übergeordneter logischer Einheit begreifen und die entsprechend mit<br />

»Antworten<strong>«</strong> rechnen, die die offene propositionale Struktur von Fragen<br />

»schließen<strong>«</strong> können. Wie wir gesehen haben, ist ein solcher Zugang den erzählten<br />

Fragen im <strong>Mk</strong> n<strong>ich</strong>t kongenial. Zwar gibt es auf der Ebene der Erzählerrede<br />

den Fall der Korrespondenz von (explizitem) ¥perwt”n und ⁄pokrfflnesqai<br />

(vgl. <strong>Mk</strong> 8,29; 9,16 f.; <strong>10</strong>,2 f.; 11,29 f.33; 12,18.28 f.; 14,60 f.; 15,2.4).<br />

Wenn das Verb ⁄pokrfflnesqai im mk Text mit »antworten<strong>«</strong> übersetzt wird,<br />

so kann s<strong>ich</strong> dies auf Fragen beziehen, darüber hinaus aber als »Erwidern<strong>«</strong> im<br />

weiteren Sinn auch auf Bitten, Ermahnungen und allgemein auf Vorhergegangenes;<br />

biblischem (vgl. hebräisch enp) und auch hellenistisch-griechischem<br />

Sprachgebrauch entsprechend kann es ferner das Fortfahren im Gespräch,<br />

das Wiederaufnehmen desselben (<strong>Mk</strong> <strong>10</strong>,24; 12,35 u. a.), ferner<br />

allgemein die Reaktion (auf etwas Gesagtes) beze<strong>ich</strong>nen. Es entspr<strong>ich</strong>t der<br />

mk Konzeption insgesamt, wenn »Antworten<strong>«</strong> in vielen Fällen als (neue) Fragen<br />

erscheinen (vgl. <strong>Mk</strong> 3,33; 9,19; <strong>10</strong>,3.51; 12,35; 14,48; 15,12).

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