26.08.2013 Aufrufe

Vom Wirken des Salzes (Vom Salz)

Vom Wirken des Salzes (Vom Salz)

Vom Wirken des Salzes (Vom Salz)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gt 08020 / p. 215 / 28.9.2007<br />

nung, die beim Lesen aufhorchen lässt: Wie kann <strong>Salz</strong> dumm geworden sein? Dennoch<br />

wird mwrƒ@ (mōros – dumm) gelegentlich auch für ungewürzte Speisen im Sinn von<br />

»fad« gebraucht (Bertram 1942, 837). So ist die Metapher zwar ungewöhnlich, aber nicht<br />

einzigartig. Ihre genauere Bestimmung erfolgt durch den historischen Kontext.<br />

SozialgeschichtlicheAnalyse(Bildspendender Bereich)<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Wirken</strong><strong>des</strong><strong><strong>Salz</strong>es</strong> Q 14,34f.<br />

<strong>Salz</strong> ist für den Menschen lebenswichtig. Von Anbeginn der Zeiten ist es als Nahrungszusatz<br />

bekannt. In der griechisch-römischen Antike wurde <strong>Salz</strong> über die Ernährung hinaus<br />

zur Bearbeitung von Häuten, zur Herstellung von Metallen, Farben, bei der Konservierung<br />

von Nahrungsmitteln und Salben und in der Medizin verwendet (Daschner<br />

1999, 1051; Blümner 1920, 2088-2094). <strong>Salz</strong>tafeln wurden auch als Katalysatoren für<br />

Öfen eingesetzt. Mit der Zeit waren sie aufgebraucht, verloren ihre Wirkung und mussten<br />

weggeworfen werden (Bovon 1996, 546).<br />

Auch im Alten Testament ist <strong>Salz</strong> als Würze von Bedeutung (Sir 20,19; Hi 6,6).<br />

Opfer müssen gesalzen werden (Lev 2,13), so dass <strong>Salz</strong> im Tempel in großen Mengen<br />

gelagert wurde (Esr 4,14; 6,9; 7,21f.). <strong>Salz</strong>handel und -steuern werden auch erwähnt<br />

(1Makk 10,29; 11,35). Neugeborene wurden mit <strong>Salz</strong> eingerieben (Ez 16,4), wohl als<br />

medizinische Behandlung (Daschner 1999, 1051; Zwickel 2005, 73 f.).<br />

Aufgrund seines vielseitigen Gebrauchs stand <strong>Salz</strong> bei allen Kulturnationen in hohem<br />

Ansehen und war ein wichtiges Handelsgut. Man unterschied <strong>Salz</strong> verschiedener<br />

Herkunft und unterschiedlicher Güte (Daschner 1999, 1051). Schon in der Antike gab<br />

es neben dem Aufsammeln von <strong>Salz</strong>, das sich durch Verdunstung angesammelt hatte, den<br />

Abbau von »Steinsalz« aus Bergwerken, wie auch die Herstellung von <strong>Salz</strong> aus dem Meer<br />

oder aus <strong>Salz</strong>seen, indem <strong>Salz</strong>wasser in Formen getrocknet wurde (Blümner 1920, 2075-<br />

2088).<br />

In biblischen Zeiten bezog Palästina wahrscheinlich sein <strong>Salz</strong> hauptsächlich aus<br />

dem Toten Meer (Ross 1962, 167). Jedoch erst in römischer Zeit wurde das <strong>Salz</strong> dort<br />

intensiv abgebaut, was unter anderem zu dem Anwachsen der Fischpökelindustrie am<br />

See Gennesaret beitrug (Zwickel 2005, 75). Das <strong>Salz</strong> aus dem Toten Meer ist nicht rein,<br />

selbst wenn es durch Sieden oder Verdunsten gewonnen ist. Es besteht nur zu einem<br />

Drittel aus Kochsalz (Luz 5 2002, 298 f.). Dementsprechend löste es sich bei feuchter Lagerung<br />

nicht restlos auf, sondern das <strong>Salz</strong> wurde ausgespült, während andere Substanzen<br />

übrig blieben (Klein 2006, 517). Im Gegensatz zu anderen Küchenabfällen brachte dieser<br />

Rest dem Haushalt jedoch nicht einmal indirekt als Kompost für Garten und Feld einen<br />

Nutzen. Der Umgang mit unreinem <strong>Salz</strong> und das Wegwerfen der Reste wird auch in<br />

rabbinischen Texten bestätigt: In Chul 113 a wird erzählt, dass um 320 n. Chr. Rab Dimi<br />

das Fleisch mit Steinsalz salzte und es dann abschüttelte (Billerbeck I 2 1926, 233).<br />

Für die Auslegung der Parabel ergeben sich daraus folgende Konsequenzen: Wenn<br />

das »fad Werden« eine reale Möglichkeit bezeichnet, bezieht sich der Spruch auf das unreine<br />

<strong>Salz</strong>, z. B. vom Toten Meer, aus dem sich nach einer Zeit das Kochsalz herauslöste.<br />

Die Betonung der Güte <strong>des</strong> <strong><strong>Salz</strong>es</strong> am Anfang deutet jedoch darauf hin, dass mit dem Satz<br />

»Gut ist das <strong>Salz</strong>« pures <strong>Salz</strong> gemeint ist, da auch in der Antike reines <strong>Salz</strong> bekannt war.<br />

So wird die prinzipielle Unmöglichkeit der Entwicklung herausgestellt: Das <strong>Salz</strong> kann<br />

seinen Geschmack nicht verlieren (Bovon 1996, 546).<br />

201

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!