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Vom Wirken des Salzes (Vom Salz)

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Gt 08020 / p. 217 / 28.9.2007<br />

Auch wenn man berücksichtigt, dass <strong>Salz</strong> in der Opferzubereitung ein wesentlicher<br />

Bestandteil war, beschreibt das <strong>Salz</strong> in der Parabel keine bestimmte Eigenschaft derer, die<br />

Jesus nachfolgen, sondern ihre Funktion, ihr <strong>Wirken</strong> in der Welt. Durch ihre Gegenwart<br />

bereiten sie die Welt zum Opfer für Gott (Beutler 1994, 93). Tun sie das nicht, dann sind<br />

sie schlimmer als nutzlos. Die Opferdeutung bleibt jedoch im Hintergrund, da der Tempel<br />

nicht in der Parabel erwähnt wird. Dagegen lenkt sie den Blick durch die Erwähnung<br />

<strong>des</strong> Komposts auf den einfachen Hausgebrauch. Die Parabel selbst legt nicht fest, was das<br />

<strong>Salz</strong>-Sein, das <strong>Wirken</strong> der Hörenden, ausmacht, ob etwa auf eine reinigende oder konservierende<br />

Funktion <strong>des</strong> <strong><strong>Salz</strong>es</strong> angespielt wird. Darin liegt die Offenheit <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong>, die<br />

durch den jeweiligen Kontext eine bestimmte Deutung erfährt.<br />

Nun stellt sich die Frage, ob das Bild mit der realen Möglichkeit rechnet, dass das<br />

<strong>Salz</strong> fad wird oder nicht. Heutzutage besteht <strong>Salz</strong> aus reinem Kochsalz, es ist gewissermaßen<br />

die Essenz <strong>des</strong> <strong><strong>Salz</strong>es</strong>. Dadurch wird die Wirkung <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> noch stärker (gegen<br />

Gnilka 3 1993, 134): Wenn <strong>Salz</strong> nicht mehr <strong>Salz</strong> ist, hat es das verloren, was sein Wesen<br />

ausmacht. Für sich genommen, bezieht sich daher das Bild auf die Unmöglichkeit, dass<br />

das <strong>Salz</strong> einmal nicht mehr <strong>Salz</strong> sein könnte (Bertram 1990, 842-844). Denn <strong>Salz</strong> ist<br />

nicht <strong>Salz</strong>, weil es sich das ausgesucht hätte, sondern weil es so geschaffen ist (Schellong<br />

1999, 260). Christen können nicht anders, als in der Welt zu wirken. Es macht ihr Wesen<br />

aus, ganz in ihrer Aufgabe aufzugehen. In diesem Sinn ist das Wort vom <strong>Salz</strong> ein Zuspruch<br />

an die Hörer. Gleichzeitig spielt die Parabel die unmögliche Möglichkeit durch,<br />

dass es Christen gibt, die nicht ihrem Wesen entsprechend handeln. Im Kontext der Sprüche<br />

zur Jüngernachfolge in Q zeigt sich konkret die Erfahrung, dass manche Christen sich<br />

falsch verhalten. Ihnen gilt das Drohwort, dass das nutzlose <strong>Salz</strong> hinausgeworfen wird. So<br />

halten sich Zuspruch und Mahnung die Waage.<br />

Aspekte der ParallelüberlieferungundWirkungsgeschichte<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Wirken</strong><strong>des</strong><strong><strong>Salz</strong>es</strong> Q 14,34f.<br />

Auch in den synoptischen Evangelien bleibt die Parabel im Kontext der Jüngerermahnung.<br />

Mk 9,49 f.: (49) Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden. (50) Gut ist das <strong>Salz</strong>;<br />

wenn aber das <strong>Salz</strong> salzlos wird, womit wird man es würzen? Habt <strong>Salz</strong> bei euch und<br />

habt Frieden untereinander.<br />

Bei Markus findet sich das Wort vom <strong>Salz</strong> im Kontext der Warnung an die Nachfolgenden<br />

vor Verführung und vor Abfall (9,33-50). Es beginnt mit einer Gerichtswarnung, die<br />

auch das Stichwort <strong>des</strong> »<strong>Salz</strong>ens« aufnimmt (9,49). Wie in der o. a. rabbinischen Episode<br />

Bekh 8b wird nicht danach gefragt, womit man salzen soll, wenn das <strong>Salz</strong> versagt, sondern<br />

– eventuell in unveränderter Aufnahme eines ›Sprichwortes‹ – wie man das <strong>Salz</strong><br />

wieder würzig machen kann. Der Bezug auf das Feuer schließt an traditionelle Gerichtsvorstellungen<br />

an, geht aber nicht von einem Gericht im Sinn der Scheidung der Guten<br />

und Bösen, sondern von einer Scheidung von gut und böse im Inneren je<strong>des</strong> einzelnen<br />

Menschen aus (vgl. 1Kor 3,15; Pöttner 2000, 302-312). Der Gerichtskontext wird jedoch<br />

sofort verlassen: Anstelle <strong>des</strong> Nachsatzes über das Schicksal <strong>des</strong> nutzlosen <strong><strong>Salz</strong>es</strong> wird in<br />

einer Aufforderung zur Einigkeit an die Jünger die Bedeutung der Gastfreundschaft aufgenommen<br />

(Lattke 1984, 48-59). Deswegen gebraucht Mk nicht den übertragenen Ausdruck<br />

mwrafflnesqai (mōrainesthai – dumm werden), sondern den konkreten ˝nalon<br />

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