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www.evimed.ch<br />

Sofortiges CT oder stationäre Überwachung bei Hirnerschütterung?<br />

Frage:<br />

Ist bei Patienten mit mildem Schädel-Hirn-Trauma ein sofortiges Schädel-CT und Entlassung nach<br />

Hause bei unauffälligem Befund ebenso sicher zur Verhinderung von Folgeschäden wie eine<br />

stationäre Beobachtung?<br />

Hintergrund:<br />

Oft werden Patienten mit einem milden Schädel-Hirn-Trauma zur Beobachtung hospitalisiert. Eine<br />

Alternative, die allfällige Engpässe bei Spitalbetten und Kosten sparen könnte, ist ein sofortiges<br />

Schädel-CT und eine Entlassung nach Hause, sofern ein unauffälliger Befund vorliegt. Es ist jedoch<br />

unklar, ob diese Alternative nicht zu ungünstigeren Outcomes führt.<br />

Einschlusskriterien:<br />

• Patienten ≥ 6 Jahre mit leichtem Schädel-Hirn-Trauma innerhalb der vergangenen 24 Stunden<br />

• Dokumentierte oder Verdacht auf erlittene Bewusstlosigkeit oder Amnesie<br />

• Unauffällige neurologische Untersuchung<br />

• Glasgow Coma Score von 15 (bestmöglicher)<br />

Ausschlusskriterien:<br />

• Begleitverletzungen, die eine Hospitalisation erforderten<br />

Studiendesign:<br />

Randomisiert, kontrollierte Studie<br />

Studienort:<br />

39 Notfallstationen in Schweden<br />

Intervention:<br />

• Interventionsgruppe 1: Schädel-CT. Bei unauffälligem Befund Entlassung nach Hause.<br />

• Interventionsgruppe 2: Stationäre Beobachtung, deren Länge den behandelnden Ärzten<br />

überlassen war. Schädel-CT falls indiziert gemäss den behandelnden Ärzten.<br />

Outcome:<br />

• Genesung nach drei Monaten gemäss Glasgow Outcome Scale (8 Punkte = vollständige<br />

Genesung und 1-7 Punkte = unvollständige Genesung). Es wurde vor der Studie festgelegt,<br />

dass die Strategie mit initialem Schädel-CT nicht schlechter als diejenige mit stationärer<br />

Beobachtung ist, wenn der Unterschied in der Genesungsrate weniger als 5% zugunsten der<br />

stationären Beobachtung beträgt (Schwellenwert für sogenannte non-inferiority).<br />

Resultat:<br />

• 2602 Patienten wurden in die Studie aufgenommen (Durchschnittsalter 32 Jahre, 35% waren<br />

15 Jahre alt oder jünger, 59% waren Männer). Es dauerte durchschnittlich rund zwei Stunden<br />

zwischen dem Unfall und der Aufnahme in die Studie. Die CTs wurden durchschnittlich fünf<br />

Stunden nach Unfall angefertigt.


www.evimed.ch<br />

• Nach drei Monaten zeigten in der Gruppe mit initialem Schädel-CT 21% keine vollständige<br />

Genesung gegenüber 24% in der Gruppe mit stationärer Beobachtung. Die Differenz von -3%<br />

(95% CI -6-0.1%) zugunsten der CT-Gruppe lag 8% über dem Grenzwert für eine nicht<br />

weniger sichere Strategie.<br />

• Auch wenn die Definition der vollständigen Genesung variiert wurde (zum Beispiel vollständige<br />

Genesung bei Glasgow Outcome Scale 5-8 Punkte), ergaben sich keine Unterschiede zwischen<br />

den Gruppen.<br />

• Kein Patient mit initial unauffälligem CT musste im Follow-up wegen einer Komplikation<br />

hospitalisiert oder operiert werden.<br />

• In der Gruppe mit initialem Schädel-CT starben fünf Patienten, wobei ein Todesfall dem<br />

Schädel-Hirn-Trauma zugeschrieben wurde gegenüber vier Todesfällen in der Gruppe mit<br />

stationärer Beobachtung (auch ein Todesfall wegen Schädel-Hirn-Trauma).<br />

Kommentar:<br />

• Diese Studie wurde sorgfältig geplant und ausgeführt. Insbesondere der dreimonatige Followup<br />

wurde sehr genau dokumentiert.<br />

• Die Studie zeigt, dass die Strategie mit sofortigem CT nicht zu schlechteren Outcomes führt als<br />

die stationäre Beobachtung.<br />

• Die Daten widersprechen der Meinung, dass eine CT nicht zu früh angefertigt werden sollte,<br />

weil sich Hirnschäden erst einige Stunden nach einem Unfall entwickeln. Die CTs wurden<br />

durchschnittlich fünf Stunden nach Unfall angefertigt und bei keinem Patienten mit normalem<br />

Befund entwickelte sich später eine Komplikation.<br />

• Eine begleitende Kosten-Nutzen-Analyse zeigt, dass die CT-Strategie (in Schweden<br />

durchschnittlich 700 Schweizer Franken) etwa 30% weniger kostet als die Strategie mit<br />

stationärer Beobachtung (durchschnittlich 1000 Schweizer Franken).<br />

Literatur:<br />

Geijerstam JE et al: Medical outcome after immediate computed tomography or admission for<br />

observation in patients with mild head injury: randomised controlled trial. BMJ 2006; ;333:465.<br />

Verfasser:<br />

Milo Puhan

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