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Verschluss oder offene Heilung nach Sinus-pilonidalis-Operation?
Frage:
Wie verhält sich die Heilungszeit und Rezidivgefahr bei primärem Wundverschluss nach Sinuspilonidalis-Operation
im Vergleich mit einer offenen Wundheilung?
Hintergrund:
Die Zeit nach einer Sinus-pilonidalis-Operation zur Sanierung von Abszessen in der
Sakralregion ist meist sehr belastend für Patienten, weil die oft durchgeführte offene
Wundheilung lange dauert. Es ist aber auch möglich, die Wunde primär zu verschliessen. Dies
verkürzt den Heilungsprozess stark, ist aber eventuell mit einer höheren Rezidivgefahr
verbunden.
Studiendesign und Methode:
• Systematic review von randomisiert, kontrollierten Studien, in denen:
− Ein primärer Wundverschluss mit offener Wundheilung nach einer Sinus-pilonidalis-
Operation verglichen wurde oder verschiedene Arten von primären
Wundverschlüssen verglichen wurden.
− Patienten ≥14 Jahre eingeschlossen wurden
− Die Auswirkungen der Interventionen auf die Heilungszeit, Wundinfektionen und
Rezidive untersucht wurden
Resultat:
• Es konnten 18 Studien mit 1573 Patienten identifiziert werden. Über 80% der Patienten
waren männlich.
• Zwölf Studien verglichen einen primären Wundverschluss mit offener Wundheilung
während sechs Studien verschiedene Arten von primärem Wundverschluss miteinander
verglichen.
• Nur zwei Studien waren von guter Qualität mit einem geringen Risiko für Verzerrungen der
Resultate.
• Nur sieben der zwölf Studien mit Vergleich des primären Wundverschlusses und offener
Wundheilung berichteten über die Länge der Heilungszeit. In allen Studien war die
Heilungszeit bei primärem Wundverschluss bedeutend kürzer (durchschnittlich 10-27 Tage)
als bei offener Heilung (durchschnittlich 41-91 Tage).
• Fünf Studien berichteten über postoperative Wundinfektionen. Das Risiko war generell
gering und für die offene Wundheilung etwas höher. Die Unterschiede zum primären
Wundverschluss waren jedoch nicht signifikant (relatives Risiko 1.20, 95% CI 0.55-2.63).
• Elf Studien berichteten über Rezidive. Die Rezidivgefahr war mit offener Wundheilung
(insgesamt 5% der Patienten mit Rezidiv) geringer als mit primärem Wundverschluss (12%
mit Rezidiv, relatives Risiko 0.42, 95% CI 0.26-0.66).
• Die Studien mit Vergleichen verschiedener Arten von primärem Wundverschluss zeigten,
dass die Naht neben der Mittellinie deutlich zu favorisieren ist im Vergleich zur Naht direkt

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auf der Mittellinie. Infektions- und Rezidivraten waren bei primärem Wundverschluss mit
einer Naht neben der Mittellinie deutlich geringer.
Kommentar:
• Dieser Systematic Review wurde sorgfältig durchgeführt.
• Die Qualität der eingeschlossenen Studien war eher tief und die meisten Studien waren zu
klein, um klinisch relevante Unterschiede zu entdecken. Es ist aber unklar, inwieweit dies
die Resultate beeinflusst hat. Die Resultate bezüglich Heilungszeit (favorisiert primärer
Wundverschluss) und Rezidive (favorisiert offene Wundheilung) sind doch relativ deutlich
und konsistent, so dass sie sich nicht allein durch systematische Verzerrungen erklären
lassen.
• Die Wahl zwischen primärem Wundverschluss und offener Wundheilung bleibt schwierig
und muss den Präferenzen des Patienten überlassen werden. Beim primären
Wundverschluss steht eine viel kürzere Heilungszeit (um etwa ein Drittel verkürzt) der
höheren Rezidivrate gegenüber (bei 14 Patienten mit primärem Wundverschluss muss mit
einem Rezidiv im Vergleich zur offenen Wundheilung gerechnet werden). Es wäre attraktiv,
wenn noch eine grössere Studie von hoher methodologischer Qualität durchgeführt würde,
mit der man auch die ökonomischen Konsequenzen (Arbeitsfähigkeit) der beiden
Strategien berechnen könnte.
Literatur:
Healing by primary closure versus open healing after surgery for pilonidal sinus: systematic
review and meta-analysis. BMJ. Online-Publikation vom 7. April 2008
Verfasser:
Milo Puhan