Cannabis erhöht Risiko für Psychosen - Evimed
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<strong>Cannabis</strong> <strong>erhöht</strong> <strong>Risiko</strong> <strong>für</strong> <strong>Psychosen</strong><br />
Frage:<br />
Ist der Konsum von <strong>Cannabis</strong> mit einem <strong>erhöht</strong>en <strong>Risiko</strong> <strong>für</strong> <strong>Psychosen</strong> und affektive Störungen<br />
assoziiert?<br />
Hintergrund:<br />
<strong>Cannabis</strong>-Intoxikationen können <strong>Psychosen</strong> oder auch Depressionen hervorrufen. Verschiedene<br />
Studien haben aber unterschiedliche Resultate gezeigt und bisher wurden diese Studien noch nie<br />
systematisch gesucht, beurteilt und zusammengefasst.<br />
Einschlusskriterien:<br />
• Populationsbedingte Kohortenstudien, in denen der Konsum von <strong>Cannabis</strong> erfasst wurde<br />
Ausschlusskriterien:<br />
• Randomisiert, kontrollierte Studien von <strong>Cannabis</strong> <strong>für</strong> medizinische Zwecke<br />
Studiendesign:<br />
Systematic Review<br />
Outcome:<br />
• <strong>Psychosen</strong> (mindestens eines der Symptome Halluzinationen, Wahnvorstellungen oder<br />
Gedankenstörung musste vorhanden sein). Dazu wurden zum Beispiel Schizophrenien,<br />
schizoaffektive Störungen oder affektive <strong>Psychosen</strong> gerechnet.<br />
• Affektive Störungen (Depression, Suizidalität, Angststörung, Manie)<br />
Resultat:<br />
• Es konnten elf Publikationen über sieben Kohortenstudien identifiziert werden, welche die<br />
Auswirkungen von <strong>Cannabis</strong> auf <strong>Psychosen</strong> untersuchten. In 24 Publikationen über 15<br />
Kohortenstudien wurde die Assoziation zwischen <strong>Cannabis</strong> und affektiven Störungen<br />
untersucht. Erwartungsgemäss unterschieden sich die Kriterien und Instrumente zur Erfassung<br />
von <strong>Psychosen</strong> und affektiven Störungen zwischen den Studien.<br />
• Die Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong> eine Psychose wurde durch <strong>Cannabis</strong> signifikant <strong>erhöht</strong> (odds ratio<br />
1.41, 95% CI 1.20-1.65). Dabei waren die Resultate über die sieben Studien ziemlich<br />
einheitlich. Bei Menschen mit dem höchsten <strong>Cannabis</strong>konsum war die Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong><br />
eine Psychose im Vergleich mit Menschen ohne <strong>Cannabis</strong>konsum am höchsten (odds ratio<br />
2.09, 95% CI 1.54-2.84).<br />
• Die Qualität dieser sieben Studien war relativ gut, denn sie versuchten alle, <strong>für</strong> Störfaktoren zu<br />
kontrollieren. Ausserdem schlossen die meisten Studien Menschen mit <strong>Psychosen</strong> zu Beginn der<br />
Studien aus oder berücksichtigen dies in den Analysen. Diese reduzierte die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass eine signifikante Assoziation zustande kam, weil eine bestehende Psychose im Sinne einer<br />
Selbstmedikation zu einem Konsum von <strong>Cannabis</strong> führte (sogenannte reverse causation).<br />
• Es gab keine deutlichen Anhaltspunkte da<strong>für</strong>, dass bestimmte Menschen (zum Beispiel jüngere<br />
Menschen) eine besondere Anfälligkeit zeigen.
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• Die Auswirkungen von <strong>Cannabis</strong> auf affektive Störungen waren viel heterogener, so dass auf<br />
eine Meta-Analyse aller Studien verzichtet wurde. Die meisten Studien waren auch zu klein, um<br />
signifikante Effekt zu entdecken.<br />
• Die Qualität dieser Studien war meist tief.<br />
• Wenn nur die Studien analysiert wurden, in denen die Auswirkungen von <strong>Cannabis</strong> auf<br />
depressive Störungen untersucht wurden, zeigte sich eine <strong>erhöht</strong>e Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong><br />
depressive Störungen <strong>für</strong> Menschen mit dem höchsten <strong>Cannabis</strong>konsum (odds ratio 1.49, 95%<br />
CI 1.15-1.94).<br />
• Die Effekte von <strong>Cannabis</strong> auf die Entwicklung einer Angststörung oder auf Suizidalität zeigte<br />
sich auch ein gewisser Trend, der jedoch sehr uneinheitlich und schwach war.<br />
Kommentar:<br />
• Dieser Systematic Review wurde sorgfältig durchgeführt. Es wurde darauf geachtet, nur Meta-<br />
Analysen durchzuführen, wenn die Studien vergleichbar waren und wenn in den Studien <strong>für</strong><br />
Störfaktoren kontrolliert wurde.<br />
• Der Effekt von <strong>Cannabis</strong> auf <strong>Psychosen</strong> ist viel deutlicher als derjenige auf affektive Störungen.<br />
Der Grund da<strong>für</strong> ist nicht ganz klar. Einerseits könnte der Effekt in Bezug auf <strong>Psychosen</strong><br />
tatsächlich grösser sein. Andererseits waren die Studien über affektive Störungen bezüglich ihrer<br />
Qualität, statistischen Analysen oder Messinstrumente unterschiedlicher.<br />
• Das <strong>Risiko</strong> <strong>für</strong> eine Psychose oder die Entwicklung einer Schizophrenie durch <strong>Cannabis</strong> war<br />
signifikant, wenn auch nicht sehr stark <strong>erhöht</strong>. Der Umstand, dass <strong>Cannabis</strong> sehr häufig<br />
konsumiert wird, führt aber doch dazu, dass die Gesamtzahl von Menschen mit einer Psychose<br />
oder sogar Schizophrenie durch <strong>Cannabis</strong>konsum vermutlich wesentlich <strong>erhöht</strong> wird.<br />
Literatur:<br />
Moore TH et al: <strong>Cannabis</strong> use and risk of psychotic or affective mental health outcomes: a<br />
systematic review. Lancet. 2007;370(9584):319-28.<br />
Verfasser:<br />
Milo Puhan