Prävention von Herpes Zoster Neuralgien: Epidurale ... - Evimed
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<strong>Prävention</strong> <strong>von</strong> <strong>Herpes</strong> <strong>Zoster</strong> <strong>Neuralgien</strong>: <strong>Epidurale</strong> Injektionen kaum<br />
wirksam<br />
Frage:<br />
Wie ist die Wirksamkeit einer einmaligen epiduralen Injektion mit Kortikosteroiden und<br />
Lokalanästhetika zur <strong>Prävention</strong> einer <strong>Herpes</strong>-<strong>Zoster</strong>-Neuralgie bei älteren Erwachsenen mit<br />
<strong>Herpes</strong>-<strong>Zoster</strong>?<br />
Hintergrund:<br />
Eine <strong>Herpes</strong>-<strong>Zoster</strong>-Neuralgie nach einer <strong>Herpes</strong>-<strong>Zoster</strong>-Infektion ist recht häufig. Hat sich eine<br />
Neuralgie erst einmal entwickelt, so sind die therapeutischen Erfolge oft enttäuschend. Der<br />
<strong>Prävention</strong> einer späteren Neuralgie kommt somit eine hohe Bedeutung zu, vor allem wenn sie<br />
auch ambulant durchgeführt werden könnte.<br />
Einschlusskriterien:<br />
• Erwachsene (Alter >50 Jahre) mit <strong>Herpes</strong>-<strong>Zoster</strong>-Infektion (Hautausschlag nicht älter als 7<br />
Tage), die sich beim Hausarzt vorstellen<br />
• Nur Dermatome unterhalb <strong>von</strong> „Cervikal 6“ sind betroffen<br />
Ausschlusskriterien:<br />
• Störung der Blutgerinnung oder orale Antikoagulation (Salicylate waren erlaubt)<br />
• Bakterielle Hautentzündung über der Wirbelsäule im betroffenen <strong>Herpes</strong>-<strong>Zoster</strong>-Dermatom<br />
• Allergie gegen Methylprednisolon oder Bupivacain<br />
• Schwere Immunstörung (z. B: AIDS)<br />
Studiendesign:<br />
Randomisierte, kontrollierte Studie (Einschluss: zwischen September 2001 und Februar 2004)<br />
Studienort:<br />
Niederlande (Multicenterstudie)<br />
Intervention:<br />
• Interventionsgruppe: Einmalige ambulante, epidurale Injektion <strong>von</strong> 80 mg Methylprednisolon<br />
kombiniert mit 10 mg Bupivacain im befallenen Dermatom (Injektion erfolgte durch einen<br />
Anästhesisten im Heimatkrankenhaus spätestens 1 Tag nach Studieneinschluss); zusätzlich<br />
Standardbehandlung wie in der Kontrollgruppe<br />
• Kontrollgruppe: Standardbehandlung (orale, antivirale Medikation für 7 Tage, falls<br />
Hautausschlag seit weniger als 72 Stunden bestand; Analgetika)<br />
Follow-Up:<br />
6 Monate<br />
Outcome:<br />
• Primär: Anteil Patienten mit <strong>Herpes</strong>-<strong>Zoster</strong>-Schmerzen (nach 1 Monat)<br />
• Sekundär: Anteil Patienten mit <strong>Herpes</strong>-<strong>Zoster</strong>-Schmerzen und Schmerzintensität (nach 3 und 6<br />
Monaten)
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Resultat:<br />
• Von insgesamt 1955 gescreenten Patienten mit <strong>Herpes</strong>-<strong>Zoster</strong>-Infektion wurden 598<br />
eingeschlossen (Anteil Männer 39%; mittleres Alter 66 Jahre; mittlere Dauer der Symptomatik<br />
4-5 Tage; mittlere Dauer des Hautausschlags 2 Tage).<br />
• Nach 6 Monaten konnten 88% der Teilnehmer ausgewertet werden.<br />
• In der Intention-to-treat Auswertung berichteten nach 1 Monat weniger Patienten aus der<br />
Interventionsgruppe als Patienten aus der Kontrollgruppe über Schmerzen im Rahmen einer<br />
<strong>Herpes</strong>-<strong>Zoster</strong>-Neuralgie (48% vs. 58%; absolute Risikodifferenz –9.7%; RR 0.83, 95%-CI:<br />
0.71-0.97; siehe Tabelle).<br />
• Nach 3 Monaten hatten sich die Raten an Patienten mit <strong>Herpes</strong>-<strong>Zoster</strong>-Neuralgie angeglichen<br />
(21% vs. 24%; RR 0.89, 95%-CI: 0.65-1.21) und waren nicht mehr signifikant unterschiedlich.<br />
Outcome<br />
Intervention<br />
(initial n=301)<br />
Kontrolle<br />
(initial n=297)<br />
Absolute Risikoreduktion<br />
(95%-CI)<br />
Anteil Patienten mit Schmerzen<br />
Nach 1 Monat 48% (137/284) 58% (164/283) -9.7% (-17.9% bis -1.5%)<br />
Nach 3 Monaten 21% (58/275) 24% (63/266) -2.6% (-9.9% bis 4.4%)<br />
Nach 6 Monaten 15% (39/268) 17% (44/258) -2.5% (-8.7% bis 3.7%)<br />
• Wurden nur diejenigen Patienten betrachtet, die über Schmerzen klagten, so betrug die mittlere<br />
Schmerzstärke (gemessen mit Visual Analog Skala: 0-100) in der Interventionsgruppe vs.<br />
Kontrollgruppe nach 1 Woche 39 vs.49 (p=0.001) und nach 1 Monat 25 vs.22 (p=0.55).<br />
• Die Injektionen führten zu keinen gravierenden Nebenwirkungen.<br />
Kommentar:<br />
• Die Studie behandelt ein relevantes Thema. Es wurde ein adäquater Randomisierungsmodus<br />
eingesetzt, der loss to Follow-up hielt sich mit etwa 12% in Grenzen und der Follow-up<br />
erscheint mit 6 Monaten genügend lang.<br />
• Allerdings ist unklar, wie die teilnehmenden Hausärzte ausgesucht wurden.<br />
• Auf eine Verblindung der Patienten wurde bei diesem „pragmatic trial“ verzichtet (der<br />
Placeboeffekt einer Injektion sollte durchaus in das Gesamtergebnis einfliessen).<br />
• Der Behandlungseffekt ist mit einer Reduktion <strong>von</strong> 10 <strong>von</strong> 100 Punkten auf der Schmerzskala<br />
nach 1 Monat als mässig zu bezeichnen. Nach Datenlage der Studie scheint die Intervention,<br />
zur <strong>Prävention</strong> <strong>von</strong> langdauernden <strong>Herpes</strong>-<strong>Zoster</strong>-<strong>Neuralgien</strong> (über1 Monat) nicht geeignet.<br />
Literatur:<br />
Van Wijck A.: The PINE study of epidural steroids and local anaesthetics to prevent postherpetic<br />
neuralgia: a randomized controlled trial. Lancet. 2006;367:219-24.<br />
Verfasser: Klaus Eichler