Vesperkirche - Evangelisches Medienhaus
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„Hier bin ich Mensch“<br />
Zum Lesen und Hören: Die Serie „Begegnungen in der <strong>Vesperkirche</strong>“<br />
Ganz schön spannend, was man<br />
zu hören kriegt, wenn man in der<br />
<strong>Vesperkirche</strong> hin und wieder sein<br />
Aufnahmegerät auspackt und<br />
sich in ein Gespräch begibt.<br />
Zum Beispiel mit Praktikantin<br />
Anne Matthäus und Gast Alexander<br />
an der Kaffeetheke. Anne<br />
berichtet mir gerade, was sie an<br />
der <strong>Vesperkirche</strong> beeindruckt:<br />
„Ich find’s gut, dass man auch<br />
die andere Seite sehen kann.<br />
Dass es Begegnungen gibt.“ Und<br />
schon ereignet sich eine, weil<br />
Alexander sich einklinkt: „Mit mir<br />
zum Beispiel. Mal die andere Seite<br />
sehen. Die Leut’, die’s ein bissle<br />
schwerer haben.“<br />
Diese Begegnungen und<br />
noch einige mehr können<br />
Sie anhören im Internet<br />
unter www.vesperkirche.de<br />
im „HörTagebuch“<br />
Die Gäste Reinhard Brandstetter<br />
und Ursula Jüsche finden: „Man<br />
ist oft alleine auf der Bude. Wenn<br />
<strong>Vesperkirche</strong> ist, kommst du aus<br />
dem Haus raus. Du wirst ja sonst<br />
faul und träg, wenn du ganz allei-<br />
Die Band<br />
Auch diese beiden kann man auf www.vesperkirche.de anhören:<br />
Reinhard Brandstetter und Ursula Jüsche<br />
ne bist. Hier trifft man Leute!“<br />
Beeindruckend das Gespräch<br />
beim Frisör Alexander Hauser. Es<br />
beginnt mit Frisurwünschen und<br />
hört bei der großen Sozial- und<br />
Ge sundheitspolitik noch lange<br />
nicht auf. „Gesundheit ist halt<br />
auch eine Sache des Geldes“, sagt<br />
Gast Stefan Heppeler. Er hat eine<br />
langwierige Krankheit. „Wenn man<br />
Hartz-IV-Empfänger ist, zur Zeit<br />
noch am Jahresanfang seine Arztkosten<br />
selber zahlen muss, ist das<br />
problematisch. Ich kann mir zum<br />
Beispiel kaum gesundes Es sen<br />
leisten, kein Obst, weil es teu er<br />
ist zur Zeit.“ Für vieles gebe es<br />
zwar Zuschüsse – „aber da muss<br />
man auf dem Amt betteln. Ich<br />
finde das menschenunwürdig.“<br />
Da wird ein Besuch beim Vesperkir<br />
chenfrisör zur Wohltat: „Für<br />
mich ist das eine gewisse Selbst-<br />
ver wirklichung, dass ich noch was<br />
wert bin. Armut isoliert einen. Ich<br />
bin ein Mensch, der was denkt und<br />
was fühlt. Wenn ich zu Hause hock<br />
und kann nirgends hin, weil ich<br />
alles Geld in die Fa milie reinstek-<br />
ke, dann genieße ich die Zeit, die<br />
ich hier bin. Denn hier werde ich<br />
behandelt wie ein Mensch.“ cs<br />
Jeden Donnerstagabend proben sie: 15 Gäste und Mitarbeiterinnen<br />
der <strong>Vesperkirche</strong> bilden die erste <strong>Vesperkirche</strong>nband mit Chor. Ihr<br />
großer Auftritt ist beim Abschlussgottesdienst am 6. März. „Es ist ein<br />
gigantisches Gemeinschaftserlebnis“, schwärmt Sängerin Monika.<br />
Otto Hartmann freut sich über „eine gute Liedauswahl“ und findet es<br />
„beruhigend, dass wir von Profis begleitet werden“. Die Profis, das sind<br />
drei bekannte Namen aus der Stuttgarter Jazz- und Kleinkunstszene:<br />
Roland Baisch („Count Baischy“), Tobi Bodensiek am Bass und<br />
Sebastian Müller-Schrobsdorff am Klavier.<br />
Eine neue<br />
Erfahrung<br />
Michael Krier war als „Stühlewechsler“<br />
bei der <strong>Vesperkirche</strong>.<br />
Nein, seine Aufgabe war es nicht,<br />
Stühle rein- und rauszutra gen. Wie<br />
hunderte andere Ehren amtliche<br />
schmierte Michael Krier Brote,<br />
schenkte Kaffee aus, schöpfte<br />
Mittagessen. Stühle wechs ler<br />
ist er, weil er über das Pro jekt<br />
„Stühlewechsel“ zur <strong>Vesperkirche</strong><br />
kam. Sein Arbeitgeber ist das<br />
So zial minis terium Baden-Würt-<br />
tem berg. „Stühlewechsel“ soll<br />
den Ministerialen eine Woche lang<br />
Einblicke in die Arbeit sozia ler<br />
Einrichtungen vor Ort ermög li-<br />
chen. Also dort, wo die Sozialge<br />
setze und Verordnungen sich<br />
kon kret auswirken.<br />
„Am besten war die Speise- und<br />
Getränkeausgabe, da kommt<br />
man mit den Gästen in Kontakt“,<br />
berichtet Krier. Beeindruckt<br />
hat ihn, „wie aufmerksam man<br />
sein muss für all das, was sich<br />
hier um einen abspielt. Das<br />
sind Erfahrungen, die man am<br />
Schreibtisch nicht macht.“ Bei<br />
Gesprächen mit Gästen hat er<br />
gestaunt, „was das Leben alles<br />
zu bieten hat“. Etwa der junge<br />
Mann vom Lande, den ein Unfall<br />
aus der Bahn geworfen hat und<br />
der sich in der Stadt ein neues<br />
Leben aufgebaut hat. Krier: „Das<br />
war sehr persönlich, das hat mich<br />
berührt.“ cs