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Dokumentation der Predigt am 21. November 2010

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terschrift bekannt ist. Denn ihr Autor lässt auf Schritt und Tritt durchblicken, dass er<br />

sich ungemein gut mit kultischen Sachen auskannte – so gut, dass er selber ein<br />

Priester gewesen sein muss. In seinem Buch erzählte er die Geschichte Israels ganz<br />

von Anfang an: von <strong>der</strong> Schöpfung über die Patriarchen zur Befreiung aus Ägypten<br />

und weiter mit dem Zug <strong>der</strong> Israeliten durch die Wüste zum Verheißungsland. Und<br />

wie schon in Gen 1, sagte er in seinem Werk nirgendwo, dass Gott im Himmel wohnt.<br />

Wie gesagt, bei an<strong>der</strong>en biblischen Autoren findet man das. So schaut etwa Jakob in<br />

Gen 28 im Traum eine Treppe, die bis hinauf zum Himmel reicht – und <strong>am</strong> oberen<br />

Ende sieht er Gott stehen. Für diesen Theologen wohnte Gott im Himmel.<br />

Nicht so beim Autor <strong>der</strong> Priesterschrift. Der hat beispielsweise die Verheißungen<br />

an Abrah<strong>am</strong> in Gen 17 festgehalten. Als Gott dort seine Rede an Abrah<strong>am</strong><br />

beendet hat, fährt er einfach hinauf. Er fährt bloß hinauf. Wohin, wird nicht gesagt.<br />

Vom Himmel steht da nichts.<br />

Dafür lesen wir etwas an<strong>der</strong>es. In seiner Geschichte von <strong>der</strong> Offenbarung <strong>am</strong><br />

Sinai erzählt <strong>der</strong> priesterliche Autor, wie Gott die Israeliten anweist, das Zelt <strong>der</strong> Begegnung<br />

anzufertigen – ihr transportables Gotteshaus – und wie sie ihren Auftrag<br />

Punkt für Punkt erfüllen. Dann wird eingehend erklärt, wie die Opfer darzubringen<br />

sind. Anschließend werden die Priester geweiht, die sogleich zum allerersten Opfer<br />

schreiten. Und daraufhin spielt sich die Szene ab, die wir vorhin in <strong>der</strong> zweiten Lesung<br />

gehört haben: „Da erschien die Herrlichkeit des Herrn dem ganzen Volk. Feuer<br />

ging aus vom Herrn und verzehrte das Brandopfer und die Fettstücke auf dem Altar.<br />

Das ganze Volk sah es, sie jubelten und fielen nie<strong>der</strong> auf ihr Angesicht.“<br />

Da haben die Israeliten wirklich Grund zum Jubeln: Jetzt ist <strong>der</strong> Moment gekommen,<br />

wo Gott tatsächlich eine Wohnung bezieht: nämlich das Zelt <strong>der</strong> Begegnung<br />

in ihrer Mitte. Gott will gar nicht im Himmel wohnen, son<strong>der</strong>n inmitten seiner<br />

Menschen auf <strong>der</strong> Erde. Für diesen Theologen war offenbar auch Gott dieser Meinung:<br />

Der Himmel, das ist – genau. Viel besser ist es bei den Menschen auf <strong>der</strong> Erde.<br />

In <strong>der</strong> Kurzgeschichte „Der Traum“ von Julian Barnes erwacht <strong>der</strong> Ich-Erzähler<br />

eines Morgens total überrascht im perfekten Golf-Resort. Begeistert macht er sich<br />

über das üppige Frühstück her, bei dem die P<strong>am</strong>pelmusen endlich mal ordentlich<br />

vorgeschnitten sind und ihm nicht das Hemd vollspritzen. Eine Art Hostess ist eigens<br />

zu seiner persönlichen Betreuung abgestellt, und die nimmt ihn gleich mit in den Supermarkt,<br />

wo er kostenlos in seinen motorisierten Einkaufswagen häufen darf, was<br />

immer sein Herz begehrt. So rafft er mit vollen Armen die edelsten Leckereien zus<strong>am</strong>men,<br />

von seinen Lieblingskeksen gleich 3000 Packungen.

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