Suchspiel - e.wa riss
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16 Umzug. Das Rempp’sche Haus<br />
Wach geküsst!<br />
Zerlegt und gut verpackt hat ein Gebäude aus Gäufelden-Öschelbronn mehr als<br />
20 Jahre tief geschlafen – in einer dunklen Scheune im Freilichtmuseum Beuren.<br />
Jetzt weckt es ein Spezialbetrieb in Rot an der Rot aus seinem Dornröschenschlaf.<br />
Heute erinnern sicH in öscHelBronn Bei HerrenBerg wohl<br />
nur noch wenige Leute an das imposante Doppelhaus, das bis 1991<br />
die Stuttgarter Straße am Ortsrand säumte. Wern Rempp und<br />
seine Frau hatten es 1799 erbaut – mit Natursteinprofilen um die<br />
Haustüren und kunstvoll geschmiedeten Oberlichtgittern. Das<br />
<strong>wa</strong>r ungewöhnlich elegant fürs Land. Die Rempps <strong>wa</strong>ren reich,<br />
man sah es ihrem Zuhause an. Verständlich, dass sich das Freilichtmuseum<br />
Beuren den stattlichen Hof gesichert hat, um ihn für die<br />
Nachwelt zu erhalten: Experten bauten ihn ab und lagerten ihn<br />
erst mal ein. Jetzt, nach mehr als 20 Jahren, wird das 18 Meter lange<br />
und 15 Meter hohe Haus restauriert – bei JaKo, einem auf Denkmalpflege<br />
spezialisierten Familienbetrieb im oberschwäbischen Rot<br />
an der Rot. Besucher des Freilichtmuseums Beuren bei Nürtingen<br />
können sich freuen. Denn bald schon wird das Schmuck stück dort<br />
zu bewundern sein: Ein Teil des Hauses wird originalgetreu das<br />
bäuerliche Leben zwischen 1907 und 1927 zeigen. Der andere Teil<br />
wird moderne Vortrags und Seminarräume sowie Toiletten beherbergen.<br />
Fotos: Johannes Riedel<br />
Fotos: Markus Leser<br />
Oben: Das Rempp’sche Haus in Öschelbronn<br />
vor seinem Abbau.<br />
Rechts: Zweimal abbauen, zweimal aufbauen;<br />
der erste Aufbau findet in der Halle statt. Dort<br />
wird das Gebäude restauriert, dann wieder<br />
abgebaut, an den neuen Standort transportiert<br />
und an diesem wieder aufgebaut.<br />
Anspruchsvolles puzzle<br />
In der Halle von JaKo wuselt es momentan nur so von Handwerkern:<br />
Die einen restaurieren altes Fachwerk, andere erneuern Bruchstein<br />
Mauerwerk, rühren Lehmputze an, bessern Holzvertäfelungen aus<br />
und tragen Wandanstriche ab. Auf der rechten Hallenseite sind<br />
Erdgeschoss und erster Stock aufgerichtet, auf der linken das Dachgeschoss:<br />
Nur so zweigeteilt passt das Bauwerk mit seinen imposanten<br />
Ausmaßen in die Montagehalle.<br />
In zwei Schichten arbeiten hier Zimmerer, Schreiner, Maurer, Maler<br />
und Stuckateure Hand in Hand – bis das Gebäude fix und fertig in<br />
neuem Glanz erstrahlt. Das dauert neun Monate. Dann wird es<br />
nach einem patentierten Verfahren von JaKo wieder zerlegt, auf<br />
Tiefladern nach Beuren gefahren und dort ruckzuck in wenigen<br />
Wochen ein zweites Mal aufgebaut – statisch mindestens so stabil<br />
wie im Ursprungsstadium. Auch dafür hat JaKo ein Spezialverfahren<br />
entwickelt.<br />
Ausgezeichnete Arbeit<br />
Die JaKo Baudenkmalpflege ist auf Aufträge wie diesen spezialisiert:<br />
Der Betrieb vereint alle Gewerke für Restaurierung, Umnutzung und<br />
Umsetzung historischer Bauten unter einem Dach – Architekten, Planer,<br />
Statiker, Vertreter aller Bauberufe und Logistiker. Der Betrieb ist<br />
als Dienstleister 2012 des Landes BadenWürttemberg ausgezeichnet.<br />
Links: So verpackt zieht der historische Hof um.<br />
Unten: Familienbetrieb in vierter Generation<br />
v.l.: Bernd, Karlheinz und Martin Jäger.<br />
Ausschlaggebend für die Jury <strong>wa</strong>r die Kombination von Handwerkskunst,<br />
Produktionsweise, Logistik und innovativen Serviceleistungen.<br />
Zum Beispiel übernimmt JaKo Aufträge wie für das<br />
Haus aus Öschelbronn zum Festpreis. „Wir wollen, dass unsere<br />
Auftraggeber Planungssicherheit haben“, erklärt Bernd Jäger die<br />
Philosophie der Firma und fügt lächelnd hinzu, „<strong>wa</strong>s andere<br />
abschreckt, fasziniert uns.“ Er hat mit seinen Brüdern Martin und<br />
Karlheinz die vom Urgroßvater gegründete Zimmerei zum Spezialbetrieb<br />
für Restaurierung und Translozierung weiterentwickelt.<br />
„Was wir hier tun, hat mit normalem Hochbau nichts zu tun“,<br />
betont er. „Unsere Leute müssen mit den Objekten eins sein, interdisziplinär<br />
denken und für ihre Aufgabe brennen“, führt er weiter<br />
aus; die Augen des Bauingenieurs glänzen. Die drei JägerBrüder<br />
teilen die Leidenschaft des Vaters für schöne Architektur und handwerkliches<br />
Können. „Wir widmen uns jeder Aufgabe mit großem<br />
Respekt“, meint Bernd Jäger, „denn historische Bauten verkörpern<br />
Werte.“ Besucher von Freilichtmuseen werden seine Worte bestätigen<br />
können: Die dort aus verschiedenen Orten einer Region<br />
zusammengestellten Häuser verkörpern die Kultur eines Landstrichs<br />
und seiner Leute. <<br />
Informationen zum Freilichtmuseum Beuren und<br />
seinem Programm: www.freilichtmuseum-beuren.de<br />
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