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18 Ausflugstipp. Campus Galli<br />

Zeitlich<br />

ver-rückt.<br />

Am Rande von Meßkirch kann man ab<br />

22. Juni eine Baustelle besichtigen, die<br />

eigentlich 1.200 Jahre zu spät dran ist.<br />

Gebaut wird eine Klosterstadt nach<br />

Originalplänen aus dem Mittelalter –<br />

mit Methoden und Werkzeugen von damals.<br />

Karren und Ochsen sind schon da.<br />

fünf mit Weissen darmfäden zusammengenähte Pergamentbögen,<br />

die gut verschlossen in der Stiftsbibliothek St. Gallen aufbe<strong>wa</strong>hrt<br />

werden, haben es dem 62 Jahre alten Bert Geurten schon<br />

lange angetan. Und seit einiger Zeit auch Meßkirchs Bürgermeister<br />

Arne Zwick samt vielen Bürgern der Kleinstadt, der er vorsteht.<br />

Die Pergamente tragen den Plan der Klosterstadt Campus Galli,<br />

der mit ziemlicher Sicherheit im 9. Jahrhundert auf der Insel<br />

Reichenau entstand. Realisiert werden soll der weltberühmte Entwurf<br />

jetzt erstmals in Meßkirch: Auf einem acht Hektar großen<br />

Gelände wird in den nächsten 40 Jahren eine Kloster kirche entstehen,<br />

an die sich unter anderem Sakristei, Gästehaus und Brauhaus<br />

anschließen. Auch ein Novizenhaus wird es geben, ein<br />

Hospital und Handwerksbetriebe. Gebaut werden soll die Stadt<br />

ausschließlich mit Werkzeugen und Techniken des frühen Mittelalters.<br />

Das Vorbild für Bert Geurtens, heute Vorsitzender des<br />

gemeinnützigen Vereins Karolingische Klosterstadt Meßkirch,<br />

ist ein Projekt im französischen Guédelon, das mittlerweile pro<br />

Jahr mehr als eine Viertelmillion Besucher anzieht: Dort entsteht<br />

seit 15 Jahren eine mittelalterliche Burg. „Wir sind startklar“,<br />

freut sich Arne Zwick, überzeugt davon, dass das Projekt Meßkirch<br />

überregional bekannt machen und viele Besucher in das<br />

Städtchen zwischen Donau und Bodensee locken wird.<br />

Dass die Rechnung aufgehen kann, sieht man schon jetzt: Anfragen<br />

aus der ganzen Welt gehen im Rathaus und beim Verein Karolingische<br />

Klosterstadt ein. Die einen fragen nach Besichtigungsterminen, ganz<br />

viele wollen mitbauen. Auch eine große Baufirma hat sich schon<br />

erkundigt, ob ihre Auszubildenden auf der Baustelle arbeiten dürfen.<br />

Und einer der größten deutschen Handwerksbetriebe will sein<br />

Management für ein Wochenende in den Steinbruch schicken.<br />

„Dieses Projekt stärkt nicht nur Wirtschaft und Lebensqualität“, meint<br />

Arne Zwick, „sondern spornt auch unsere Kreativität an, unsere<br />

Stadt noch attraktiver zu gestalten.“<br />

Handarbeit wie vor über 1.200 Jahren:<br />

Die alten Techniken müssen neu erlernt<br />

werden. In Meßkirch bereitet sich seit<br />

Monaten ein bunt gemischtes Team darauf<br />

vor; erfolgreich integriert sind darin auch<br />

Menschen, die lange ohne Arbeit <strong>wa</strong>ren.<br />

Von Hand<br />

„Im Löwen, einem ehemaligen Gasthaus gleich neben dem Rathaus,<br />

laufen die Vorbereitungen seit gut einem Jahr. Dort wird<br />

Schafwolle versponnen und zu Kopfbedeckungen verarbeitet, es<br />

werden Körbe geflochten, Schaufeln und Werkbänke hergestellt,<br />

Kleider genäht – alles originalgetreu wie vor 1.200 Jahren. Langzeitarbeitslose<br />

Bürger sind in das Projekt integriert. „Wir sind mächtig<br />

stolz, dass etlichen von ihnen die Arbeit an diesem Projekt so viel<br />

Spaß macht und sie so konsequent mitarbeiten, dass wir Arbeitsverträge<br />

mit ihnen geschlossen haben“, informiert Arne Zwick.<br />

Angeleitet werden sie von Arbeitstherapeuten, die mittelalterliche<br />

Techniken beherrschen. Verpflichtet hat der Verein auch Wissenschaftler<br />

aus aller Welt, Architekten, Bauingenieure und etliche<br />

Handwerker, darunter auch fünf Steinmetze. „Die Kernmannschaft<br />

besteht derzeit aus 15 bis 20 Leuten“, sagt Bert Geurten, „et<strong>wa</strong><br />

genauso viele Ehrenamtliche können mitarbeiten.“<br />

Verrückte idee<br />

Bürgermeister Arne Zwick erinnert sich, wie die Sache begann:<br />

„Ich erzählte eines Tages meiner Frau beim Mittagessen, dass ich eine<br />

E­Mail von einem Spinner erhalten habe, der eine mittelalterliche<br />

Stadt bauen will“, erzählt er, „doch irgendwie faszinierte mich diese<br />

Idee auch“, gibt er zu. Also ließ er den „Spinner“ kommen und merkte<br />

schnell, dass es keiner <strong>wa</strong>r. „Bert Geurten und sein Team hatten<br />

nicht nur eine Vision, sondern sehr klare Vorstellungen von Realisierung<br />

und Vermarktung“, lobt er den Vereinsvorsitzenden. <<br />

Fotos: Markus Leser, Grafik: grasundsterne<br />

40<br />

Jahre Bauzeit<br />

20<br />

Hektar Infrastruktur<br />

für Besucher<br />

Links: Das Ortsschild ist schon fertig.<br />

Bis die mittelalterliche Stadt steht, wird<br />

es allerdings noch 40 Jahre dauern.<br />

Unten: Bert Geurten (li.), Vorstand des<br />

Vereins karolingische Klosterstadt, und<br />

Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick vor<br />

dem Plan der mittelalterlichen Klosterstadt.<br />

Bert Geurten hatte die Idee, Meßkirchs<br />

Bürgermeister und sein Gemeinderat<br />

hatten den Mut zum Projekt Klosterstadt.<br />

1.200<br />

Jahre alter Plan<br />

><br />

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><br />

campus galli:<br />

besucheR willkommen!<br />

Finanziert wird das Projekt durch Zuschüsse<br />

der Europäischen Union und des Landes<br />

Baden­Württemberg aus dem LEADER­<br />

Programm, durch die Stadt Meßkirch, den<br />

Landkreis Sigmaringen und Sponsoren,<br />

auch die EnBW macht mit.<br />

Besichtigungen:<br />

Ab 22. Juni 2013 von Dienstag bis Sonntag,<br />

10.00 bis 17.30 Uhr<br />

Eintritt für Er<strong>wa</strong>chsene 9 Euro,<br />

für Kinder und Gruppen weniger.<br />

Rundweg mit 12 Stationen, an denen man<br />

Handwerkern beim Arbeiten zuschauen<br />

kann: Mit dabei sind Schmied, Steinmetz,<br />

Seiler, Korbmacher, Besenmacher, Töpfer,<br />

Zimmermann, Schneider, Imker, Weber,<br />

Spinner und Färber.<br />

Interesse am Mitbauen?<br />

Schicken Sie Ihre Bewerbung<br />

per E­Mail an:<br />

bewerbung@karolingischeklosterstadt.de<br />

Verein „karolingische klosterstadt e. V.“<br />

Vorsitzender: Bert M. Geurten<br />

Telefon 01522 8700701<br />

E-Mail info@campus-galli.de<br />

Aktuelles gibt es im Internet unter:<br />

www.karolingischeklosterstadt.com<br />

50<br />

Gebäude<br />

1,2<br />

Millionen Euro<br />

Investition<br />

19

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