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Im Visier: Discounter - Christliche Initiative Romero

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Anteil der festen produktionsziele sowie der Zwangsüberstunden bei<br />

nicht-Erreichung des produktionsziels in prozent<br />

Fabrik Feste produktionsziele<br />

(in prozent)<br />

Arbeitszeiten<br />

Mehr als 40 Prozent der Befragten berichten, dass<br />

sie monatlich mehr als 45 Überstunden leisten. In<br />

der Fabrik 8, die für KiK fertigt, geben 90 Prozent der<br />

Befragten an, dass sie bis 21 Uhr arbeiten. 10 Prozent<br />

sprechen davon, dass sie sogar bis 24 Uhr arbeiten<br />

müssen. Gearbeitet wird sieben Tage die Woche. Sie<br />

beschweren sich aus zwei Gründen in der Regel nicht<br />

über exzessive Arbeitszeiten: Zum einen kennen sie<br />

ihre Rechte als ArbeitnehmerIn oft gar nicht und zum<br />

anderen leben sie mit der ständigen Angst, ihre Arbeitsstelle<br />

zu verlieren.<br />

Offiziell sind von Seiten des Managements nur zwei<br />

Überstunden pro Tag erlaubt. Faktisch werden aber<br />

wesentlich mehr Überstunden gefordert und geleistet.<br />

Durch die Festsetzung und Auferlegung eines zu<br />

erfüllenden Tages-Solls, das während der regulären<br />

Arbeitszeit nicht bewerkstelligt werden kann, sind<br />

Überstunden obligatorisch.<br />

Zwangsüberstunden bei nicht-Erreichung<br />

des produktionsziels (in prozent)<br />

Ja nein Ja nein Keine Angaben<br />

Fabrik 1 86,7 13,3 60 40<br />

Fabrik 2 91.7 8.3 83.3 16.7<br />

Fabrik 3 100 100<br />

Fabrik 4 100 100<br />

Fabrik 5 20 80 100<br />

Fabrik 6 75 25 8,3 91,7<br />

Fabrik 7 100 100<br />

Fabrik 8 100 100<br />

Fabrik 9 58,3 41,7 25 75<br />

Fabrik 10 35 65 5 50 45<br />

Anzahl der Überstunden im Juli 2011 in den<br />

untersuchten Fabriken.<br />

Anzahl der monatlichen<br />

Überstunden<br />

Anteil in<br />

prozent<br />

0 42.6<br />

0-30 8.0<br />

30-45 9.3<br />

45-60 17.3<br />

60-100 21.6<br />

100+ 1.2<br />

In der Bekleidungsindustrie sind Nachtschichten aus<br />

Sicht des Managements wichtiger und selbstverständlicher<br />

Teil der Produktionsabläufe. 89,5 Prozent<br />

der Befragten berichten, dass sie Nachtarbeit leisten<br />

müssen. Die Ankündigung der Nachtschicht erfolgt<br />

einen Tag im Voraus. Wenn sich die ArbeiterInnen<br />

gegen die Nachtarbeit oder das unfreiwillige Ableisten<br />

von Überstunden aussprechen, wird ihnen verboten,<br />

die Fabrik zu verlassen – sie werden somit genötigt,<br />

die Arbeit zu erledigen.<br />

Arbeitsausfall- und urlaubsregelungen<br />

Von der Fabrikleitung wird die Anwesenheit der NäherInnen<br />

am Arbeitsplatz strengstens überwacht und<br />

kontrolliert. Unpünktlichkeit führt zur Streichung der<br />

Anwesenheitsprämie.<br />

Es ist nahezu unmöglich, als ArbeiterIn der Bekleidungsindustrie<br />

Urlaub zu nehmen. Bezahlter Urlaub<br />

existiert in den untersuchten Fabriken nicht. Bitten<br />

die ArbeiterInnen um einige freie Tage, haben sie mit<br />

Beschimpfungen und Schikanen – selbst im Krankheitsfall<br />

– zu rechnen. Es hat sich daher die Praxis<br />

herausgebildet, dass die ArbeiterInnen in dringenden<br />

Fällen (Krankheit der eigenen Kinder, wichtige Behördengänge<br />

etc.) einfach zu Hause bleiben und nicht<br />

in die Fabrik gehen. Eine andere Möglichkeit, sich für<br />

solche Dinge Zeit zu nehmen, haben die ArbeiterInnen<br />

nicht. Die Zeit der Abwesenheit wird vermerkt und<br />

vom Lohn abgezogen.<br />

mutterschutz<br />

Eine weitere gravierende Arbeitsrechtsverletzung<br />

in der Bekleidungsindustrie stellt der fehlende Mutterschutz<br />

dar. In einigen Fabriken gibt es zwar die<br />

Kampagne für Saubere Kleidung <strong>Im</strong> VIsIEr: DIscountEr | KApItEL 2<br />

21

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