Fandom-Observer - SF-Fan.de
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dressler/fo dressler/fo dressler/fo 230/rezi/anno<br />
230/rezi/anno<br />
zurückgekehrt sind zu einer archaischen Gesellschaftsform,<br />
in <strong>de</strong>r das Recht <strong>de</strong>s Stärkeren<br />
gilt. Auslöser für diesen weltweiten Kollaps<br />
war <strong>de</strong>r Zusammenbruch <strong>de</strong>s gesamten<br />
Informationssystems in Folge <strong>de</strong>ssen die<br />
menschliche Zivilisation innerhalb weniger<br />
Tage zusammenbrach. Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Story<br />
steht ein Mann mittleren Alters, <strong>de</strong>r sich<br />
auf die Suche nach seinem Sohn begibt und<br />
dabei mitten in die Wirrnisse einer postmo<strong>de</strong>rnen<br />
Gesellschaft gerät. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Beginn<br />
<strong>de</strong>r Story fesselt. Dies verliert sich dann im<br />
Verlaufe <strong>de</strong>r Geschichte ein wenig, da Uwe<br />
Post ein paar Details zuviel einbringt und die<br />
einzelnen Handlungsebenen nicht ganz rund<br />
miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n kann. Die Abdrift hin<br />
zu einer archaischen Gesellschaftsform in <strong>de</strong>r<br />
allein das Recht <strong>de</strong>s stärkeren gilt ist zu schnell<br />
erfolgt. Das Szenario erinnert ein wenig an<br />
die Mad Max-Filme, in <strong>de</strong>nen die Errungenschaften<br />
<strong>de</strong>r Zivilisation ebenfalls sehr rasch<br />
<strong>de</strong>r Vergangenheit angehören. Uwe Post hat<br />
dies alles auf einige Seiten zusammengefasst<br />
und so wirken die einzelnen Handlungsschauplätze<br />
eher für sich stehend und<br />
episo<strong>de</strong>nhaft.<br />
Michael Schneibergs Beitrag Der Krieg <strong>de</strong>r<br />
Geister bietet einen sehr überschaubaren<br />
Handlungshintergrund, <strong>de</strong>r durchaus bekannten<br />
Blockbuster-Filmen entlehnt sein könnte.<br />
Er beschreibt <strong>de</strong>n Konflikt zwischen Bewohnern<br />
einer Festung und <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n<br />
Siedlungen. Die Festungsbewohner, die während<br />
<strong>de</strong>r gesamten Erzählung komplett im<br />
Hintergrund bleiben, überfallen immer wie<strong>de</strong>r<br />
Siedlungen in ihrer Nähe, mor<strong>de</strong>n und brandschatzen.<br />
Während ihres letzten Vernichtungszugs<br />
waren die Männer nicht im Dorf gewesen,<br />
son<strong>de</strong>rn auf <strong>de</strong>r Jagd. Als sie nach ihrer<br />
Rückkehr das Dorf heruntergebrannt und ihre<br />
Frauen, Kin<strong>de</strong>r und Verwandte ermor<strong>de</strong>t vorfin<strong>de</strong>n,<br />
schwören sie <strong>de</strong>n Festungsbewohnern<br />
Rache. Umgehend machen sie sich durch eine<br />
winterliche Wildnis auf <strong>de</strong>n Weg zur Festung.<br />
Während in einem Film diese kleine Schar in<br />
die als uneinnehmbar gelten<strong>de</strong> Festung eingedrungen<br />
und all ihre mordlüsternen Bewohner<br />
in einem furios inszenierten Kampf getötet<br />
hätte, sieht sich in Schneibergs Erzählung<br />
die kleine Schar zu einem ganz an<strong>de</strong>ren Weg<br />
gezwungen. Einem Weg, <strong>de</strong>r aus ihrer Mythologie<br />
heraus entwickelt wird. Kompromissloser<br />
kann man sicherlich nicht vorgehen.<br />
Der Krieg <strong>de</strong>r Geister ist teilweise sehr<br />
stimmungsvoll und vor allem düster verfasst.<br />
Auch wenn einem das Szenario nicht neu<br />
vorkommt und viele Versatzstücke bekannt<br />
sind, so lässt einen die Konsequenz mit <strong>de</strong>r<br />
die kleine Schar ihren Weg geht, doch schlucken.<br />
Eigentlich hätte damit die Story ihr En<strong>de</strong><br />
fin<strong>de</strong>n können. Warum Schneiberg dann aber<br />
zu solch einem offenen En<strong>de</strong> sich entschie<strong>de</strong>n<br />
hat, erschließt sich für <strong>de</strong>n Leser nicht.<br />
Dennoch ein weiteres Highlight dieser nova-<br />
Ausgabe.<br />
Nadine Boos hat ihre Geschichte Omajova<br />
in ein fiktives Deutsch-Südwest angesie<strong>de</strong>lt.<br />
FO 230 · 08/08<br />
Diese <strong>de</strong>utsche Kolonie wur<strong>de</strong> nicht nach <strong>de</strong>m<br />
Ersten Weltkrieg an die Siegermächte abgetreten,<br />
son<strong>de</strong>rn blieb unter <strong>de</strong>utscher Obhut.<br />
Einige Jahre in <strong>de</strong>r Zukunft wird das Land<br />
entwe<strong>de</strong>r zur Stromerzeugung im großen Stil<br />
o<strong>de</strong>r landwirtschaftlich genutzt. Die Nachfahren<br />
<strong>de</strong>r Ureinwohner verdingen sich als billige<br />
Arbeitskräfte auf diesen Farmen o<strong>de</strong>r wan<strong>de</strong>rten<br />
legal o<strong>de</strong>r illegal nach Europa aus.<br />
Obwohl sie Staatsbürger <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Kaiserreichs<br />
sind, wer<strong>de</strong>n sie aufgrund ihrer Hautfarbe<br />
diskriminiert. Die Hoffnungs- und<br />
Perspektivlosigkeit dieser Menschen, von <strong>de</strong>nen<br />
viele auch Mischlinge sind, treibt sie zu<br />
Verzweiflungstaten und in die Gewaltbereitschaft.<br />
Sie selbst zerstören ihre Lebensgrundlage,<br />
in<strong>de</strong>m sie die weißen Farmer aus<br />
ihrem Land vertreiben wollen.<br />
Die Story hat ganz reale Vorbil<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn in<br />
einigen afrikanischen Staaten ist solches<br />
bereits geschehen. Zwar mit an<strong>de</strong>ren Hintergrün<strong>de</strong>n,<br />
aber letztlich ist alles bereits heute<br />
Realität. Verpackt ist die sozialkritische Aussage<br />
in einer dynamisch aufgebauten Handlung,<br />
welche die Geschichte schnell voranbringt.<br />
Vielleicht die Geschichte, die <strong>de</strong>n heutigen<br />
Zustän<strong>de</strong>n am nächsten kommt und so<br />
die stärkste Aussagekraft besitzt.<br />
Ralph Doege steuert die bis dahin abgedrehteste<br />
Geschichte bei. In seinem Balkonstaat<br />
spielt sich das Leben auf Balkonen ab.<br />
Wohnungen, ja Innenräume, sind verwahrlost,<br />
zerstört und existieren in <strong>de</strong>r Wahrnehmung<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerung nicht. Das Leben spielt sich<br />
somit vor <strong>de</strong>n Augen aller ab, ist je<strong>de</strong>rzeit<br />
öffentlich einsehbar und eine Privatsphäre, die<br />
ja mit <strong>de</strong>n eigenen vier Wän<strong>de</strong>n gleichgesetzt<br />
wird, ist kaum vorhan<strong>de</strong>n. Die Balkonbewohner<br />
sind zu<strong>de</strong>m völlig auf ihre Arbeit<br />
fixiert. Das höchste gesellschaftliche Gut liegt<br />
in <strong>de</strong>r Produktivität ihrer Bewohner. Niemand<br />
käme auf die I<strong>de</strong>e nicht zu arbeiten o<strong>de</strong>r seiner<br />
Tätigkeit aus unerfindlichen Grün<strong>de</strong>n fern<br />
zu bleiben. Solches wür<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
und <strong>de</strong>m herrschen<strong>de</strong>n System auch<br />
gar nicht gedul<strong>de</strong>t. Natürlich gibt es in solch<br />
einer Gesellschaft auch subversive Elemente,<br />
die sich mit solch unproduktiven Tätigkeiten<br />
wie Kunst, Musik und Religion auseinan<strong>de</strong>rsetzen.<br />
Balkonstaat zählt nicht zu <strong>de</strong>n düsteren,<br />
hoffnungslosen Geschichten. Vielmehr gelingt<br />
es Doege seine Handlung mit einer gewissen<br />
Leichtigkeit zu formulieren, die <strong>de</strong>m System<br />
einiges an Schärfe nimmt. Hinzu kommt<br />
ein hoffnungsvolles En<strong>de</strong>.<br />
Holger Eckhardt ist in nova regelmäßig mit<br />
Beiträgen vertreten. In Düsterkamps Didaktik<br />
wer<strong>de</strong>n Naziwissenschaftler mit Dingen<br />
aus einer möglichen Zukunft konfrontiert.<br />
Düsterkamp, einer <strong>de</strong>r Naziwissenschaftler,<br />
wird beauftragt ein während <strong>de</strong>r letzten<br />
Kriegstag in Berlin aufgetauchtes Gebäu<strong>de</strong><br />
näher zu untersuchen. Schnell wer<strong>de</strong>n sich<br />
die Wissenschaftler einig darüber, dass es sich<br />
bei <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> um eine Schule han<strong>de</strong>lt.<br />
Im Verlaufe ihrer Untersuchung fin<strong>de</strong>t Düster-<br />
kamp dann ein<strong>de</strong>utige Hinweise darauf, was<br />
aus ihm nach <strong>de</strong>m Krieg gewor<strong>de</strong>n ist. Zwar<br />
sind aus meiner Sicht nicht alle Details komplett<br />
stimmig (wieso wird ein Computer fast<br />
als solcher erkannt?). Dennoch trifft die Aussage<br />
<strong>de</strong>r Story zu. Nicht wenige Nazis sind<br />
nach <strong>de</strong>m Krieg wie<strong>de</strong>r in wichtige Positionen<br />
aufgestiegen. Sei es nun in Schulbehör<strong>de</strong>n,<br />
Universitäten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m öffentlichen<br />
Dienst. Die Geschichte ist schnörkellos verfasst.<br />
Die Göttin <strong>de</strong>s Überflusses von Thomas<br />
Wawerka hebt sich aufgrund ihrer Sprache<br />
von <strong>de</strong>n meisten an<strong>de</strong>ren Geschichten ab.<br />
Inhaltlich bietet sie kein ungewöhnliches Szenario,<br />
dafür ist dieser gefühlvoll und mit einer<br />
getragenen Sprache zu Papier gebracht<br />
wor<strong>de</strong>n.<br />
Weitere Stories stammen von Hartmut<br />
Kasper, Marcus Gebelein, Jakob Schmidt und<br />
Christian.<br />
anno<br />
Stammtische 3<br />
Leipzig, <strong>SF</strong>-Stammtisch<br />
jd. 3. Mittwoch i.M., 19.30 Uhr<br />
im Haus <strong>de</strong>s Buches, Gerichtsweg 28<br />
Manfred Orlowski, Ernestistr. 6, 04277<br />
Leipzig<br />
Leipzig, PR-Stammtisch<br />
jd. 1. Freitag i.M., 18 Uhr, Cafe „Eco“,<br />
Brü<strong>de</strong>rstr. (Nähe Bayerischer Platz)<br />
Andreas Ortwein,<br />
stammtisch.le@gmx.net<br />
Mainz, <strong>SF</strong>-Stammtisch<br />
je<strong>de</strong>n 1. Freitag i.M. jeweils ab 18.30<br />
Uhr im Restaurant „Weinkeller“, Frauenlobstrasse,<br />
Mainz-City. Info: Jens<br />
Griesheimer, (0 67 32)<br />
91 82 80, tdmz@gmx.<strong>de</strong>;<br />
www.tdmz.<strong>de</strong>.vu<br />
München, PR-Stammtisch Ernst Ellert<br />
meist 1. Donnerstag im Monat, Gaststätte<br />
„St. Benno Einkehr“, Sta<strong>de</strong>lheimerstraße<br />
71, 81549 München; Erich Herbst,<br />
Tel. (089) 8 00 55 24,<br />
www.prsm.clark-darlton.<strong>de</strong>;<br />
e-Mail: espost@gmx.<strong>de</strong><br />
München, <strong>SF</strong>-Gruppe München<br />
Jeweils am 3. Montag i. M., 19 Uhr, im<br />
Restaurant „Nuova Italia“, Belgradstraße 9,<br />
80796 München, (089) 304067<br />
Kontakt: Gerhard Müller, Tel. (089)<br />
3007290<br />
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