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IT & Investition – Energieversorgung<br />
Smart Grid<br />
Das Netz <strong>de</strong>r Zukunft<br />
Intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids, sichern die Energieversorgung <strong>de</strong>r<br />
Zukunft. Klar ist: Der durchschnittliche Strompreis wird steigen. Aber wer seinen Ver-<br />
brauch steuern o<strong>de</strong>r Energie speichern kann, wird weniger zahlen. VON GERLINDE KÜSEL<br />
Wenn die Sonne scheint, speist Markus Reitberger Strom ins<br />
örtliche Nie<strong>de</strong>rspannungsnetz ein. Der Inhaber <strong>de</strong>r Reitberger<br />
Energietechnik betreibt seit zehn Jahren eine Photovoltaikanlage<br />
auf <strong>de</strong>m Dach seines Firmengebäu<strong>de</strong>s in Starnberg und<br />
ergänzt damit die Stromproduktion <strong>de</strong>r großen konventionellen<br />
Kraftwerke. „Schon heute <strong>de</strong>ckt Solarstrom im Sommer,<br />
speziell zur Mittagszeit, einen wesentlichen Teil <strong>de</strong>s<br />
Bedarfs“, sagt Reitberger. Laut <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für<br />
Sonnenenergie produzieren erneuerbare Energien insgesamt<br />
<strong>de</strong>rzeit rund 16 Prozent <strong>de</strong>s in Deutschland verbrauchten<br />
Stroms.<br />
In seiner jüngsten Novelle sieht das Energieeinspeisungsgesetz<br />
(EEG) 2009 vor, dass <strong>de</strong>r Anteil erneuerbarer Energien an <strong>de</strong>r<br />
„Die Netze sind nicht auf Tausen<strong>de</strong> Windrä<strong>de</strong>r und<br />
Solarmodule ausgelegt, die Strom einspeisen.“<br />
PROF. DR. JÜRGEN SCHMID, FRAUNHOFER INSTITUT FÜR WINDENERGIE, KASSEL<br />
Stromversorgung in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>utlich steigen<br />
soll – bis 2020 auf min<strong>de</strong>stens 30 Prozent, bis 2050 sogar auf<br />
mehr als 80 Prozent. Das stellt die Netzbetreiber vor gewaltige<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen. Damit die Spannung im europäischen<br />
Verbundnetz konstant bleibt, richten sich die Kraftwerksbetreiber<br />
mit <strong>de</strong>r Leistung <strong>de</strong>r großen Anlagen nach <strong>de</strong>m aktuellen<br />
Energiebedarf.<br />
Sonne und Wind lassen sich nicht steuern<br />
Mit <strong>de</strong>n erneuerbaren Energien funktioniert das Prinzip<br />
„Nachfrage bestimmt Angebot“ allerdings nicht mehr so zuverlässig<br />
wie bisher. Der Grund: Die Energiegewinnung aus<br />
Sonne und Wind lässt sich nicht so einfach steuern. Da große<br />
Energiespeicher fehlen, müssen die Netzbetreiber <strong>de</strong>n Strom<br />
aus Wind- und Solarenergieanlagen in <strong>de</strong>m Moment ins Netz<br />
einspeisen, in <strong>de</strong>m er erzeugt wird – egal, ob er gera<strong>de</strong> benötigt<br />
wird o<strong>de</strong>r nicht. Das führte im vergangenen Jahr sogar<br />
dazu, dass an beson<strong>de</strong>rs windigen o<strong>de</strong>r sonnigen Tagen so<br />
viel Strom produziert wur<strong>de</strong>, dass die Preise an <strong>de</strong>r Leipziger<br />
Energiebörse EEX ins Negative drehten. Eine paradoxe Situation:<br />
Um die Netze stabil zu halten, mussten die Betreiber dafür<br />
zahlen, dass ihnen jemand die Energie abnahm. An solchen<br />
Tagen profi tieren fl exible Verbraucher.<br />
Eine weitere Herausfor<strong>de</strong>rung ist die immer <strong>de</strong>zentralere<br />
Stromerzeugung. Früher gelangte Strom in einer Einbahnstraße<br />
von <strong>de</strong>n großen konventionellen Kraftwerken über<br />
die Übertragungs- und Verteilnetze<br />
bis zum Verbraucher. Künftig wer<strong>de</strong>n<br />
immer mehr kleine Erzeuger Strom<br />
produzieren. Privatleute, aber auch Unternehmen,<br />
die Solarmodule und lokale<br />
Kleinstkraftwerke zur Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s<br />
eigenen Basis-Energiebedarfs nutzen<br />
und – je nach Bedarf – entwe<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />
Netz zukaufen o<strong>de</strong>r ins Netz abgeben.<br />
„Für die Netze ist auch <strong>de</strong>r zusätzliche Stromtransport eine<br />
enorme Belastung, weil sie nicht für Tausen<strong>de</strong> von Windrä<strong>de</strong>rn<br />
im Nor<strong>de</strong>n Deutschlands und Millionen von Solarmodulen<br />
ausgelegt sind, die ihren Strom einspeisen“, sagt Prof. Dr.<br />
Jürgen Schmid, Leiter <strong>de</strong>s Fraunhofer Instituts für Win<strong>de</strong>nergie<br />
und Energiesystemtechnik IWES in Kassel.<br />
Die Experten sind sich einig: Damit das Stromnetz funktionstüchtig<br />
bleibt, muss es für das anbrechen<strong>de</strong> Ökostrom-<br />
Zeitalter umgebaut wer<strong>de</strong>n. „Die Netzbetreiber brauchen vor<br />
allem neue Steuerungsinstrumente für die Kraftwerkseinsatzplanung“,<br />
erklärt Schmid. Die Lösung ist das Stromnetz <strong>de</strong>r<br />
Zukunft. In einem Smart Grid sind sämtliche Komponenten,<br />
Anlagen und Geräte, die für die Erzeugung, Speicherung, das<br />
Netzmanagement und <strong>de</strong>n Verbrauch von Energie benötigt<br />
54 ProFirma 05 2011