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Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />
Rainer Brenner<br />
Süße Träume im Luftkanu<br />
Während seiner Wan<strong>de</strong>rjahre als Zimmermann-Geselle hatte Rainer Brenner die I<strong>de</strong>e, wie man<br />
Hängematte und Schlafsack zu einer luftigen Bettstatt vereinen kann. VON MICHAEL BAHNERTH<br />
Es gibt diesen schönen lateinischen Ausspruch: „Solvitur ambulando“<br />
– es wird im Gehen gelöst. Rainer Brenner war drei<br />
Jahre unterwegs, als Zimmermann auf <strong>de</strong>r Walz, <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>rjahren<br />
zünftiger Gesellen. Mit Hängematte und Schlafsack.<br />
„Das war immer ein wenig umständlich. Hängematte aufhängen,<br />
Schlafsack rein, <strong>de</strong>r Einstieg war schwierig, weil <strong>de</strong>r<br />
Schlafsack immer verrutschte. Kippsicher war es auch nicht.“<br />
Dann kam ihm die I<strong>de</strong>e, irgendwo während <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rschaft.<br />
Hängematte und Schlafsack sollten ein geschlossenes System<br />
bil<strong>de</strong>n. Zusammen mit einem Bekannten, Ralph Singler, <strong>de</strong>r<br />
das Gefummel vor <strong>de</strong>m Schlafengehen auch satthatte, tüftelten<br />
sie eine Weile und bereicherten die Outdoor-Welt um<br />
das H-Bag-System, <strong>de</strong>n Hanging Sleeping Bag. „km276“, heißt<br />
ihre Firma, weil sie bei<strong>de</strong> am Main leben, am Flusskilometer<br />
276, das ist bei 97340 Segnitz.<br />
Drei Jahre dauerte die Entwicklung, zwei Autos hätten sie sich<br />
für das Geld kaufen können, „allein die Patentkosten gingen<br />
in die Zehntausen<strong>de</strong>“, sagt Brenner. Die Schwierigkeit bei <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung war lange Zeit die Kippsicherheit. „Mit einem<br />
dreidimensionalen Schnitt konnten wir das Problem dann lösen.“<br />
Ein aufgehängter H-Bag sieht ein wenig aus wie ein Kanu<br />
Ralph Singler (li.) und Rainer Brenner beim Selbstversuch im<br />
H-Bag. Es braucht nur zwei Befestigungspunkte und schon hängt<br />
im Handumdrehen die luftige Bettstatt in <strong>de</strong>r freien Natur.<br />
in <strong>de</strong>r Luft. Befestigt ist er schnell und problemlos, am Bo<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Hängematte wird noch eine Isomatte eingeschoben für<br />
die Bequemlichkeit und als Kälteschutz von unten. Es gibt<br />
Taschen für persönliche Effekten und Schlaufen, an <strong>de</strong>nen<br />
man die Schuhe aufhängen kann, um etwa Skorpionen keine<br />
Schlafgelegenheit zu bieten. Zwei Kilo wiegt das System, <strong>de</strong>r<br />
Schlafsack ist mit Polyurethan beschichtet, mit Baumwolle<br />
gefüttert und atmungsaktiv. 179 Euro kostet <strong>de</strong>r H-Bag II, mit<br />
Extras wie Moskitonetz und Isomatte kommt das Ganze auf<br />
gut 300 Euro. 2.000 Stück sind inzwischen weltweit unterwegs.<br />
Gefertigt wird <strong>de</strong>r H-Bag in Südostasien. „Wir wollten<br />
ihn in Deutschland herstellen lassen, aber die haben das hier<br />
mit <strong>de</strong>m dreidimensionalen Schnitt nicht hinbekommen“,<br />
sagt <strong>de</strong>r 40-jährige Brenner. Man kann <strong>de</strong>n H-Bag auch einfach<br />
auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n legen, wenn einmal keine zwei Bäume<br />
o<strong>de</strong>r zwei Gelän<strong>de</strong>wagen o<strong>de</strong>r ein Gelän<strong>de</strong>wagen und ein<br />
Baum zur Verfügung stehen. Aber wer <strong>de</strong>n H-Bag aufhängen<br />
kann und sanft schaukelnd und ein bisschen entrückt zwischen<br />
Er<strong>de</strong> und Himmel schläft, hat in <strong>de</strong>r Regel ein paar Probleme<br />
weniger, die er am nächsten Morgen im Gehen lösen<br />
muss. www.km276.<strong>de</strong><br />
8 ProFirma 05 2011<br />
Fotos: Michael Deppisch/km276