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und damit die Generierung neuen<br />

Wissens für die Innovationsfähigkeit<br />

in Stadtentwicklungsprozessen entscheidend<br />

ist.<br />

Ähnlich wie Healey et al. (2002) 2<br />

unterteilen wir „Governance Capacity“<br />

in drei Bereiche: ‚intellectual<br />

capacity’ bezeichnet dabei die<br />

Wissensressourcen in einer Stadtregion,<br />

wozu wir sowohl den Bildungsstand<br />

und das Qualifikationsniveau<br />

als auch die Wissensinstitutionen<br />

(Hochschulen, Forschungseinrichtungen<br />

etc.) zählen; mit ‚social<br />

capacity’ bezeichnen wir die Beziehungsressourcen<br />

und verstehen<br />

darunter das Vermögen, kooperatives<br />

und kollektives Handeln zu erleichtern<br />

(z.B. die Vertrauensbasis, kooperationsfördernde<br />

Institutionen);<br />

unter ‚political capacity’ verstehen<br />

wir die Mobilisierungsressourcen,<br />

die zivilgesellschaftliche Akteure zur<br />

Beteiligung an politischen Prozessen<br />

befähigen. Hierzu zählen u.a. die Organisations-<br />

und Artikulationsfähigkeit<br />

sowie Machtpotenziale zur<br />

Durchsetzung der Interessen. Aufgrund<br />

der Unterteilung in diese drei<br />

analytischen Kategorien konnten die<br />

spezifischen Unterschiede der Entwicklung<br />

einer „Governance Capacity“<br />

in den drei Untersuchungsregionen<br />

Jena, Frankfurt (Oder) und Erlangen<br />

herausgearbeitet werden (vgl.<br />

Fichter, Jähnke, Knorr-Siedow:<br />

2004). Sowohl Potenziale als auch<br />

Defizite wurden sichtbar und es ergaben<br />

sich mögliche Andockstellen<br />

für die praktische Politik zur Förderung<br />

von „Governance Capacity“<br />

insgesamt. 3<br />

Heidi Fichter-Wolf<br />

3 Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind in der<br />

in Kürze erscheinenden Publikation Fichter,<br />

Jähnke, Knorr-Siedow (2004) dargelegt: Governance<br />

Capacity für eine wissensbasierte Stadtentwicklung.<br />

In: Matthiesen, Ulf (Hrsg.): Stadtregion<br />

und Wissen – Analysen und Plädoyers für eine<br />

wissensbasierte Stadtentwicklung. VS Verlag für<br />

Sozialwissenschaften: Wiesbaden.<br />

<strong>IRS</strong> aktuell 44 / Juli 2004<br />

Hoffnungsträger: Netzwerkkooperation<br />

und Projektverbund<br />

Warum wird Netzwerken heute in<br />

der Raumentwicklung große Bedeutung<br />

beigemessen? Warum spielen<br />

dabei Lernprozesse und die Generierung<br />

von (neuen) Wissensformen, die<br />

die Akteure einerseits zur Kooperation<br />

befähigen und ihnen andererseits<br />

die sozialräumlichen Zusammenhänge<br />

und Folgewirkungen ihres Tuns<br />

stärker bewusst machen sollen, eine<br />

so wichtige Rolle? Die Dynamik und<br />

Komplexität der städtischen und regionalen<br />

Entwicklung hat vor dem<br />

Hintergrund der Globalisierungsund<br />

Transformationsprozesse seit<br />

Ende des 20. Jahrhunderts stark zugenommen.<br />

Weder können Lösungsansätze<br />

nur in den „Grenzen“ einzelner<br />

Organisationen gefunden werden,<br />

noch sind sie auf gesellschaftliche/sektorale<br />

Teilbereiche bzw. administrative<br />

Räume/Territorien zu reduzieren.<br />

Organisatorische Flexibilität,<br />

Informationen bzw. das Wissen<br />

über die Intention der „Anderen“ und<br />

der Austausch darüber werden existenziell<br />

für strategisches Handeln.<br />

So ist es kaum verwunderlich, dass<br />

die Kompetenzentwicklung in Netzwerken<br />

ein zentrales Ziel aktueller<br />

Politikkonzepte und Förderprogramme<br />

darstellt, nicht nur in der Stadtund<br />

Regionalentwicklung, sondern<br />

ebenso im Bereich der Unternehmensentwicklung<br />

oder der Bildungsund<br />

Forschungsarbeit. Damit wird in<br />

der Raumentwicklung zumeist auf<br />

kooperative Steuerungsformen gesetzt,<br />

die neben bzw. im Grenzbereich<br />

von Markt und Hierarchie<br />

angesiedelt sind und die eine starke<br />

Projekt- und Umsetzungsorientierung<br />

aufweisen. Das Charakteristikum<br />

von Netzwerken in der Raumentwicklung<br />

ist, dass Akteure aus<br />

unterschiedlichen Zuständigkeitsbe-<br />

reichen auf Zeit zusammenarbeiten,<br />

weil sie bei ausgewählten Problemoder<br />

Fragestellungen gleiche Interessen<br />

haben. Sie bündeln ihre Potenziale<br />

und bilden themenbezogen eine<br />

gemeinsame Entscheidungs- und<br />

Verantwortungsgemeinschaft. Im<br />

Rahmen freiwilliger Kooperation<br />

bleiben sie aber weiterhin autonom<br />

und müssen deshalb Ziele und Aufgaben<br />

permanent in ihren eigenen<br />

Entscheidungsgremien rückkoppeln.<br />

Bestenfalls gehören zu Kooperationsbzw.<br />

Projektverbünden nicht nur die<br />

Vertreter öffentlicher Institutionen<br />

sondern auch private Unternehmen,<br />

wirtschaftsnahe oder bürgerschaftliche<br />

Vereine und Verbände. Den<br />

strukturpolitischen und/oder zivilgesellschaftlichen<br />

Chancen dieser Akteurskonstellationen<br />

stehen Grenzen<br />

gegenüber, die sich beispielsweise<br />

aus externen Effekten und Rahmenbedingungen,<br />

dem Majoritätsprinzip,<br />

Verteilungskonflikten oder der Teilnehmerzahl<br />

und den Transaktionskosten<br />

ergeben.<br />

Auf der Umsetzungsebene ist deshalb<br />

zu fragen, wie in Netzwerken<br />

und Projekten solche Ansprüche eingelöst<br />

werden. Ist die Entwicklung<br />

dieser Steuerungs- bzw. Handlungsformen<br />

mit „governance capacity<br />

building“ 1 verbunden, z.B. von<br />

Schlüsselakteursgruppen auf stadtregionaler<br />

Ebene? Das <strong>IRS</strong> hat eine<br />

Reihe von Beispielen untersucht, die<br />

in diesem Zusammenhang von Interesse<br />

sind. So verband das Brandenburger<br />

Städtenetz der Regionalen<br />

Entwicklungszentren um Berlin<br />

(ARGE REZ) bereits mit der Gründung<br />

vor neun Jahren den Anspruch,<br />

zur Stärkung des heute in seiner<br />

Umsetzungsfähigkeit umstrittenen<br />

raumordnungspolitischen Leitbildes<br />

der dezentralen Konzentration beizutragen.<br />

2 Heute zeigt sich, dass der<br />

Kooperationsverbund als kommuna-<br />

1 Vgl. Fichter, Heidi; Jähnke, Petra; Knorr-Siedow, Thomas: Governance Capacity für eine wissensbasierte<br />

Stadtentwicklung. In: Matthiesen, Ulf (Hrsg.): Stadtregion und Wissen. Wiesbaden, 2004, S. 309-336.<br />

2 Siehe auch www.städtekranz.de bzw. Jähnke, Petra: Kooperation im Städtenetz. In: Kühn, Manfred;<br />

Moss, Timothy (Hrsg.): Planungskultur und Nachhaltigkeit, Berlin, 1997, S. 185-211.<br />

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