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VV Nalimov - Fachbereich Mathematik - Universität Kaiserslautern

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Dort sind die Zahlen Kürzel für tief erlebte Strukturen.<br />

Also: Zahlen sind in ganz existentieller Weise, viel tiefer als es uns häufig offensichtlich ist, mit<br />

unserem Leben und Erleben verbunden. Gerade in ihrer Fundamentalität bleiben sie ein Mysterium.<br />

Meditation.<br />

In dem Buch Realms of the Unconscious nimmt die Diskussion der Meditation viele Seiten ein.<br />

Meditation ist, in seinen Worten kurz gesagt, Ausdruck des Strebens des Menschen nach innerer<br />

Freiheit, indem wir die Identifizierung loswerden mit den eingefrorenen Vorstellungen, die uns<br />

durch die diskrete, dualistisch orientierte Weltsicht aufgedrückt sind. Er zitiert wieder in seiner Art<br />

viele Dokumente meditativer Erfahrung aus den verschiedenen Kulturbereichen und Epochen. Er<br />

hat selber mit seiner Frau mehrere empirische Studien mit Gruppen durchgeführt, in denen die<br />

Teilnehmer verschiedene Meditationsanweisungen bekommen haben und danach nach ihren<br />

Reaktionen und Erfahrungen befragt wurden. Eine ganze Serie solcher Sitzungen war der „Zeit“<br />

gewidmet. Durch Vorlesen verschiedener Texte und durch von verschiedenen Musikstücken<br />

begleitete Atemübungen wurde das Assoziationsfeld des Worts „Zeit“ erforscht. ([5], p 230ff)<br />

Ich möchte, teilweise wegen der Fülle des Materials, aber auch wegen einer gewissen Scheu und<br />

Sorge, daß der wesentliche Funke über den vielen Worten untergeht, nur ein paar Gedanken<br />

zitieren, die mir konstitutiv oder mindestens typisch für seine Weltsicht scheinen oder die mir selber<br />

den Blick etwas weiter geöffnet haben.<br />

Ein Beispiel für die assoziative Andeutung meditativer Erfahrung durch Zahlen: Eine wichtiges<br />

traditioneller Aspekt ist die Erfahrung von tiefer Einheit, zum Beispiel indem der Meditierende mit<br />

einem Objekt oder Satz verschmilzt, und in dieser Weise die Grenzen des „Ich“ sich auflösen. Ein<br />

anderer Aspekt ist die Erfahrung des Nichts, Leerheit, die Dinge erweisen sich als leer und<br />

entstehen aus der Leere, aus dem Nichts. Als drittes gibt es den Weg, in welchem die beiden ersten<br />

Erfahrungen beide vorkommen, sich gegenseitig unterstützen, was zu einer neuen Qualität des<br />

Nichts führt. Oder wie es im Zen heißt: Wenn Du die Einheit erfahren hast, wirf sie weg. 1 x 0 = 0.<br />

([5], p 101f)<br />

Ein wichtiger Teil der meditativen Erfahrung ist die schon angedeutete Auflösung der dualistischen<br />

Strukturen. Dies führt <strong>Nalimov</strong> zu der Frage, was ist eigentlich Wissen? ([5], p 125ff) Wir denken<br />

uns normalerweise Wissen als die in Texten eindeutig festhaltbare Anhäufung von Einzelfakten.<br />

<strong>Nalimov</strong> sagt: Nein, echtes Wissen ist das Ergebnis unmittelbarer Erfahrung. Der Weinkenner, der<br />

den Weinberg erkennt, von dem der Wein stammt, kann sein Wissen gar nicht digital vermitteln. Er<br />

schließt sich da, unfreiwillig, wie er sagt, Heidegger an ([5], p 127):<br />

Um zu wissen, muß man in der Welt sein.<br />

Die gnostische Erkenntnis erkennt die Welt in ihrer Einheit. <strong>Nalimov</strong> formuliert: „Wenn Wissen<br />

oder Erkenntnis als eine Erweiterung der Person aufgefaßt wird, dann können wir Liebe als ein<br />

Symbol der Erkenntnis sehen.“ Er findet sich da ganz im Einklang mit der buddhistischen und der<br />

hesychastischen christlichen Tradition. ([5], p 128)<br />

Aber auch die kreative wissenschaftliche Tätigkeit sieht er als eine unbewußte Form der<br />

Meditation ([5], p. 130ff). Sie öffnet sich dem was jenseits der Grenzen der eingefahrenen<br />

Gewohnheit ist, der unmittelbaren Spontaneität. Es ist eine Illusion, Wissenschaft käme ohne die<br />

Deutungsebene aus, selbst auf die Gefahr eines Irrtums. Selbst die nüchternste wissenschaftliche<br />

Prognose läuft eigentlich auf die Kreation eines Mythos hinaus. Das von <strong>Nalimov</strong> hier verwendete<br />

Wort „Mythos“ ist natürlich keineswegs abwertend gemeint. Er drückt etwas ähnliches aus wie<br />

Einsteins berühmtes Diktum (zitiert nach [14], S.96/97).

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