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Islam einbürgern – Auf dem Weg zur Anerkennung muslimischer ...

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<strong>Anerkennung</strong> <strong>muslimischer</strong> Organisationen in Europa gilt dies in besonderem<br />

Maße. Ihre Organisationsziele <strong>–</strong> beispielsweise die Einrichtung von islamischem<br />

Religionsunterricht <strong>–</strong> sind hochgradig an den in ihrer institutionellen<br />

Umwelt vorgefundenen Normen orientiert.<br />

Zweitens sind die zentralstaatlich forcierten Repräsentanzmodelle im Blick<br />

auf ihre praktische Umsetzung und ihre Auswirkung auf die muslimische Bevölkerung<br />

ambivalent zu beurteilen. <strong>Auf</strong> der einen Seite haben sie zu einer<br />

symbolischen <strong>Anerkennung</strong> des <strong>Islam</strong> im öffentlichen Raum beigetragen,<br />

wie man sie sich in Deutschland bislang kaum vorzustellen vermag. <strong>Auf</strong> der<br />

anderen Seite haben sie eine Eigendynamik der Institutionalisierung in das<br />

religiöse Feld eingetragen, die sowohl Konflikte innerhalb der muslimischen<br />

Bevölkerung akzentuiert als auch zivilgesellschaftliche Formen von Religion<br />

zugunsten formal-bürokratischer Organisationsbildung zu schwächen droht.<br />

Sowohl Spanien und Belgien als auch Frankreich zeigen die Probleme von<br />

Versuchen, den <strong>Islam</strong> gewissermaßen „von oben“ zu institutionalisieren.<br />

Staatliche Intervention hat in allen drei Fällen zwar <strong>zur</strong> Bearbeitung interner<br />

Konflikte und <strong>zur</strong> Beschleunigung der Gründung zentraler Repräsentationsinstanzen<br />

beigetragen, sie hat dabei jedoch immer innere Konflikte der Religionsgemeinschaften<br />

verstärkt. Dass staatliche Intervention die praktischen<br />

Umsetzungsprobleme islamischer Repräsentanz miterzeugt, zeigt der Kontrastfall<br />

Großbritanniens. Die Ambivalenz staatlich forcierter Institutionalisierung<br />

liegt <strong>–</strong> organisationssoziologisch gesehen <strong>–</strong> darin begründet, dass sie<br />

die Orientierung islamischer Organisationen an der institutionellen Umwelt<br />

fördert, so wie sie ihnen in Gestalt staatlicher Erwartungen und kirchlicher<br />

Organisationsmodelle entgegentritt, damit aber zu einer Entkopplung von<br />

formaler Organisationsstruktur und Aktivitätsstruktur beiträgt. Dies erweist<br />

sich als umso problematischer, als sich bei der Mehrheit der muslimischen<br />

Bevölkerung in Europa <strong>–</strong> ebenso wie im Christentum <strong>–</strong> religionssoziologisch<br />

vielfach dokumentierte Prozesse der Individualisierung und De-Institutionalisierung<br />

vollziehen, die die Legitimität formaler Organisation im religiösen Feld<br />

schwächen (vgl. nur Klinkhammer 2000; Tietze 2001).<br />

Es wird eine Herausforderung für eine religionspolitisch sensible Integrationspolitik<br />

sein, mit diesen Widersprüchen umzugehen und Beiträge zu einer<br />

Institutionalisierung des <strong>Islam</strong> zu leisten, die gleichzeitig öffentliche <strong>Anerkennung</strong><br />

und interne Legitimität bietet.<br />

Literatur<br />

• Boyer, Alain. 1998. L’<strong>Islam</strong> en France. Paris: Presses Universitaires de<br />

France.<br />

• De la Hera, Alberto / Martínez de Codes, Rosa María (Hg.) 1998, Spanish<br />

Legislation on Religious Affairs. Madrid: Ministerio de Justicia.<br />

• DiMaggio, Paul. 1998. „The relevance of organization theory to the study<br />

of religion.“ In: Sacred Companies. Organizational Aspects of Religion and<br />

Religious Aspects of Organizations, hg. von N J III Demerath, P D Hall, T.<br />

Schmitt, and R.H. Williams. New York: Oxford University press.<br />

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