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Luftballon Okt 08.indb - Elternzeitung Luftballon

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40<br />

10 Jahre<br />

<strong>Elternzeitung</strong> <strong>Luftballon</strong> Erziehung und Entwicklung<br />

Dauerbrenner AD(H)S<br />

Geht es auch ohne Ritalin?<br />

Einschätzungen von Dr. Susanne Keppler<br />

<strong>Okt</strong>ober 2008<br />

Wir bieten ein ganzheitliches ....<br />

- Konzentrationstraining für Kinder und Jugendliche<br />

- Yoga für Kids<br />

Es sind noch Plätze frei:<br />

Nähere Informationen und Anmeldung unter:<br />

Martina Bäurle | Heilpraktikerin für Psychotherapie | Silcherstr. 25 | 71686 Remseck<br />

Tel. 07146-876016 | info@baeurle-psychotherapie.de | www.baeurle-psychotherapie.de<br />

Nicht jedes aktive und aufgeweckte Kind braucht Ritalin.<br />

Diese Frage stellen sich betroffene<br />

Eltern von Kindern<br />

mit dem Aufmerksamkeitsdefi<br />

zit syndrom (mit oder ohne<br />

Hyper aktivität,- AD(H)S) immer<br />

wieder. Auch wenn diese<br />

Kinder ihre Eltern häufi g<br />

zur Weißglut bringen, ist<br />

der Schritt seinem Kind ein<br />

Psycho pharmakon zu geben,<br />

keine leichte Entscheidung.<br />

Zunächst ist natürlich eine genaue<br />

Diagnostik notwendig, ob<br />

das Kind überhaupt AD(H)S<br />

hat. Hör- oder Sehschwächen<br />

sollten ausgeschlossen werden,<br />

ebenso Hochbegabung, Ent wicklungs<br />

störungen oder eine frühkindliche<br />

Hirnschädigung. Eine<br />

schwierige familiäre Situation<br />

kann ebenfalls zu Verhaltensauffälligkeiten<br />

führen.<br />

Relikt der Steinzeit<br />

Inzwischen ist klar, dass es<br />

für das Aufmerksamkeits-Defi<br />

zit-Syndrom (ADS) erbliche<br />

Ursachen gibt. Das heißt,<br />

in der Familie muss es noch<br />

mehr „Kandidaten“ geben, denen<br />

es ähnlich geht. Es gibt<br />

die Theorie, die Aufmerks amkeitsstörung<br />

sei ein Relikt aus<br />

der Steinzeit. Uralte genetische<br />

Informationen, die die damalige<br />

Aufmerksamkeit und<br />

den Bewegungsdrang steuerten,<br />

sollen demnach manchen<br />

Menschen erhalten geblieben<br />

sein. Ich fi nde diese Anschauung<br />

sehr einleuchtend. Unsere Vorfah<br />

ren waren Nomaden, Jäger<br />

und Sammler. Erst als der Ackerbau<br />

entdeckt wurde, bauten sich<br />

die Urzeitmenschen Häuser und<br />

wurden sesshaft. Sesshaft im<br />

Sinne von „Sitzen bleiben können“.<br />

Diejenigen, die nicht still<br />

sitzen konnten, blieben weiterhin<br />

umtriebig, sie wurden Krieger,<br />

Ritter oder Jägers leute.<br />

Im Laufe der Mensch heits geschichte<br />

sind immer mehr körper<br />

lich anstrengende Arbeiten<br />

sitzenden Tätig keiten gewichen<br />

und mit Ein führung der Schulpfl<br />

icht sind vor allem Kinder<br />

gezwungen, mehrere Stun den<br />

am Tag still zu sitzen.<br />

Den ganzen Tag sitzen<br />

Kindern mit AD(H)S fällt genau<br />

das schwer. Sie können nur,<br />

wenn es ganz spannend ist, still<br />

sitzen und sich konzentrieren.<br />

Aber wann ist es in der Schule<br />

schon einmal ganz spannend und<br />

auf regend. Viel zu selten. Der<br />

all ge meine Bewegungsmangel<br />

ist das weitere Manko für diese<br />

Kinder. Während noch unsere<br />

Groß eltern als Kinder täglich<br />

meh rere Stunden draußen „auf<br />

der Gass“, in Feld, Wald und<br />

Wiesen spielten, gucken die<br />

Kinder heute durchschnittlich<br />

zwei bis drei Stunden fernsehen.<br />

Auf der Straße zu spielen<br />

ist in manchen Stadtgebieten<br />

viel zu gefährlich und der Wald<br />

ist weit weg. Uns Eltern ist<br />

der Fernseher häufi g ein billiger<br />

Babysitter und verhindert<br />

be sonders bei einem Kind mit<br />

AD(H)S ständige Katastrophen<br />

und Brüllereien.<br />

Was ist also zu tun, wenn<br />

Lehrer Eltern in die Schule bitten<br />

und in einem Gespräch zu<br />

Foto: Janas<br />

einer Behandlung mit Ritalin<br />

(Methyl phenidat) drängen? Was<br />

ist zu tun, wenn man sich selbst<br />

kaum noch zu helfen weiß, angesichts<br />

eines jähzornigen, impulsiven<br />

und unruhigen Kindes. Ein<br />

Kind, das mit seinem Verhalten<br />

mit Sicherheit den Sprung aufs<br />

Gymnasium nie schaffen wird?<br />

Blickwechsel<br />

Als erstes plädiere ich dafür, ein<br />

Kind mit AD(H)S einmal mit<br />

anderen Augen zu betrachten.<br />

Stellen Sie sich als Eltern vor,<br />

Sie lebten vor 10.000 Jahren.<br />

Was war da wichtig, um zu<br />

über leben? Sicher nicht sechs<br />

Stunden brav auf einem Stuhl<br />

zu sitzen.<br />

Es war wichtig schnell zu<br />

sein, fünf Geschehnisse gleichzeitig<br />

zu beobachten, sich zu<br />

wehren und sich durchzusetzen.<br />

Den Säbelzahntiger nicht<br />

zu übersehen, wenn er sich von<br />

hinten anschlich, aber auch nicht<br />

den feindlichen Mann vom Nachbar<br />

stamm und die Schlange im<br />

Gebüsch. Es war wichtig alle<br />

Sinne zu schärfen und wenn etwas<br />

Essbares über den Weg lief,<br />

zuzuschlagen und zwar ohne<br />

erst groß nachzudenken. Die<br />

Welt war spannend, es ging ums<br />

Überleben in jeder Sekunde. Das<br />

Gehirn wurde durch die körperliche<br />

Anstrengung und die stete<br />

Aufregung mit Dopamin überschüttet.<br />

Das ist übrigens genau<br />

das, was Ritalin auch macht,<br />

es führt zu mehr Dopamin im<br />

Gehirn. Dopamin ist ein Botenstoff,<br />

der bei freudiger Auf regung<br />

ausgeschüttet wird. Im

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