HOPPLA, DA WAR DOCH WAS?! - Regensburger Stadtzeitung
HOPPLA, DA WAR DOCH WAS?! - Regensburger Stadtzeitung
HOPPLA, DA WAR DOCH WAS?! - Regensburger Stadtzeitung
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Nachgefragt februar 2010<br />
Hoppla, da war docH was?!<br />
Summen im fünfstelligen Bereich sind für OB Schaidinger „Peanuts“.<br />
Sparmassnahmen ist das Hauptargument<br />
der Stadt Regensburg für unzählige Projekte,<br />
die sie aus Geldmangel nicht angeht.<br />
Da werden auch schon mal 1500.- Euro<br />
für einen städtischen Kulturpreis gestrichen<br />
– dient dies doch der Entlastung des Stadtsäkkels…<br />
Anders schaut es da bei publikumswirksamen<br />
Prestige-Projekten wie der Sanierung der<br />
„Steinernen Brücke“ aus: 80.000 Euro für eine<br />
Schmuckbeleuchtung, die wirklich niemand<br />
braucht, nennt OB Schaidinger – in bester<br />
Tradition unsäglicher Hochfinanz-Arroganz -<br />
„Peanuts“. Siebenstellige Summen für den Bau<br />
eines Behelfsstegs - „Darauf ist gepfiffen.“<br />
„Für jemanden, dessen Blickachse selbstzufrieden<br />
auf der sinnfreien Versenkung von<br />
ein paar Landesbank-Milliarden ruht, ist dies<br />
natürlich eine verständliche Position!“ solidarisieren<br />
sich Spötter stammtischübergreifend<br />
glucksend mit dem OB.<br />
Vom Sparkurs zum Größenwahn<br />
Noch im vergangenen Jahr ist die Stadt Regensburg<br />
an Prof. Egon Greipl, Oberkonservator<br />
beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege,<br />
herangetreten. Die Bitte: Greipl möge<br />
sich für eine möglichst hohe Förderung aus<br />
Drittmitteln einsetzen. „Ich habe dies versprochen,<br />
aber zugleich dringend gebeten die Ko-<br />
Sanierung der Steinernen Brücke: Verprasst Stadt sinnlos 3 Millionen Euro?<br />
sten (derzeit fast 20 Millionen) auf höchstens<br />
17 Millionen zu reduzieren.“ teilt Prof. Greipl<br />
mit und liefert, auf erneute Bitte der Stadt,<br />
sogar konkrete Lösungen zur Kostensenkung.<br />
Im einzelnen:<br />
❱ Der Verzicht auf eine Notbrücke für Stadtamhof<br />
während der Baumaßnahmen.<br />
❱ Der Wieder-Einbau des alten Kopfsteinpflasters<br />
nach Abdichtung des Brückenkörpers.<br />
❱ Der Verzicht auf eine Licht-Inszenierung der<br />
Brücke.<br />
In der Summe: Einsparungen von mindestens<br />
3 Millionen Euro.<br />
der scHönste weiHnacHtsmarkt<br />
deutscHlands ist:<br />
PREISGEKRÖNT präsentiert sich der „Romantische Weihnachtsmarkt“ als Schönster Deutschlands.<br />
Der „Romantische Weihnachtsmarkt<br />
mit traditionellem Handwerkstreiben<br />
auf Schloss Thurn und Taxis zu<br />
Regensburg“. Die <strong>Regensburger</strong> wussten´s<br />
ja schon längst, jetzt weiß es ganz Deutschland.<br />
Das Society-Magazin „Die Bunte“ ist<br />
durch die Weihnachtsmarktkulisse auf Burgen<br />
und Schlössern flaniert und ist zweifelsohne<br />
derart begeistert von dem „Romantischen<br />
Weihnachtsmarkt“ in Regensburg,<br />
dass es ihm den Titel des „Schönsten<br />
Weihnachtsmarktes in Deutschland“ verliehen<br />
hat. Damit bezwingt der <strong>Regensburger</strong><br />
Charme das Schloss Tüßling, das Schloss<br />
Bückeburg und sogar die Burg Hohenzollern.<br />
Die RSZ zieht erneut den Hut vor dem<br />
Veranstaltungsservice Regensburg, der dem<br />
Schloss Emmeram diesen Winterzauber so<br />
eindrucksvoll verliehen hat und freut sich<br />
schon auf nächstes Jahr wenn der blaublütige<br />
Glühweinduft wieder durch das Weltkulturerbe<br />
zieht.<br />
Den Verzicht auf<br />
den Behelfssteg<br />
nimmt der Oberkonservator<br />
und ehemalige<br />
Kulturrefent<br />
Prof. Dr. Egon Greipl beißt<br />
mit Sparvorschlägen bei<br />
Stadt auf Granit.<br />
der Stadt Regensburg auch nicht gerne in<br />
Kauf. Doch „um die Finanzierung der Instandsetzung<br />
jetzt unverzüglich zu sichern, ohne<br />
andererseits die Qualität der Instandsetzung<br />
zu gefährden“ muss es eben sein. Greipl will<br />
kostengünstig unter den Gesichtspunkten der<br />
Denkmalpflege und der Nachhaltigkeit investieren.<br />
Das will die Stadt angeblich auch. Sie<br />
hält jedoch beispielsweise das Kopfsteinpflaster<br />
für eine „technisch und denkmalpflegerisch<br />
schlechte Lösung“ und setzt lieber auf<br />
teure Granitplatten. Ein - wie der Neupfarrplatz<br />
und die Maxstraße eindrucksvoll zeigen<br />
– erprobtes Instrumentarium zur nachhaltigen<br />
und kostenintensiven Verschandelung historisch<br />
wertvollen urbanen Raumes. Das Gebot<br />
der Kostensenkung – auch im Angesicht der<br />
prekären Finanzlage Regensburgs - scheint<br />
vergessen. Nach dem Motto „koste es was es<br />
wolle“ werden die Fenster im Alten Rathaus<br />
schon mal für den Rausschmiss von Steuergeldern<br />
sperrangelweit aufgerissen. Eine Sprecherin<br />
der Stadt zum Thema Behelfssteg: „Wenn er<br />
denkmalpflegerisch nicht sinnvoll erscheint,<br />
dann muss die Stadt das eben übernehmen.“<br />
Zum Thema Beleuchtung: „Dass die Beleuchtung<br />
der Unterbrückenbögen (durch das Landesamt<br />
für Denkmalpflege, Anmerkung der<br />
Redaktion) nicht bezuschusst wird, dafür hat<br />
die Stadt Verständnis und wird nach anderen<br />
Wegen suchen die Unterbeleuchtung zu finanzieren.“<br />
Dass auf die Mehrkosten laut Schaidinger<br />
„gepfiffen“ wird und diese „Peanuts“ seien,<br />
mildert die Sprecherin als „flapsige Ausdrucksweise“<br />
ab. Flapsig oder nicht. Angekommen ist<br />
sie. Greipl zieht seinen sarkastischen Schluss:<br />
„Jetzt haben wir es offiziell, dass sechsstellige<br />
Beträge hin oder her für die Stadt Regensburg<br />
immer noch innerhalb der Peanuts-Grenze<br />
liegen. Dieses Wissen wird die Verhandlungen<br />
über Drittmittel wesentlich erleichtern.“<br />
Nicole Seidinger<br />
10 Die <strong>Regensburger</strong> <strong>Stadtzeitung</strong>
februar 2010 Nachgefragt<br />
VISION: Wie realistisch ist das PC-Idyll wirklich?<br />
parkHaus-neubau im sinne<br />
der betroffenen?<br />
Den Zuschlag für den Neubau des Parkhauses<br />
am St.-Peters-Weg hat die Firma<br />
Dotter + Payer Architekten B<strong>DA</strong><br />
bekommen. „Weil sie die Struktur des Parkhauses<br />
der der Altstadt perfekt anpassen“<br />
und „funktional alle Anforderungen erfüllt<br />
werden“ entscheidet sich die Jury zwischen<br />
acht Bewerbern für das <strong>Regensburger</strong> Architekturbüro.<br />
Sicherlich wird das renommierte<br />
Unternehmen ein ansehnliches Objekt bauen.<br />
Auch die angedachte Sanierung des gesamten<br />
Obermünsterviertels mit Parkanlage,<br />
Freisitzfläche und einem Brunnen stößt auf<br />
die prinzipielle Zustimmung der Anwohner<br />
und Einzelhändler. Denn das Viertel attraktiv<br />
zu gestalten, wertet nicht nur Regensburg im<br />
KOOPERATION: Club-Besitzer Sascha Al-Mahmoud behält<br />
seinen Optimismus - vorerst.<br />
SKEPSIS: Betroffene des Obermünsterviertels begutachten<br />
die Sanierungspläne ganz genau.<br />
Die <strong>Regensburger</strong> <strong>Stadtzeitung</strong><br />
allgemeinen auf, sondern speziell auch den<br />
betroffenen Stadtteil selbst.<br />
Doch wird die Realisierung all dieser Pläne<br />
wirklich ohne Probleme verlaufen? In der Zeit<br />
des Neubaus fehlen dem Viertel 500 Parkplätze<br />
und die Zugangswege zu den Einzelhändlern.<br />
„Da kann ich zusperren“ fürchtet ein<br />
Geschäftsmann in einer Bürgerversammlung<br />
und fordert „Ich brauche einen Plan. Und zwar<br />
jetzt, nicht erst in einem Jahr, wenn der Bau<br />
beginnt.“ Der Plan für Ausweichmöglichkeiten<br />
ist von Seiten der Stadt versprochen, doch es<br />
gibt ihn noch nicht.<br />
Wer einen Plan hat ist dagegen Diskothekenbesitzer<br />
Sascha Al-Mahmoud. Seine Diskothek<br />
„suite15“ befindet sich direkt unter dem<br />
Parkhaus. In der Zeit des Umbaus weicht Al-<br />
Mahmoud auf andere Räumlichkeiten in oder<br />
um die Stadt aus. Damit hat er kein Problem,<br />
denn „die Neugestaltung ist an sich eine gute<br />
Sache.“ Problematisch wird es nur dann, sollte<br />
er vor Fertigstellung des neuen Parkhauses<br />
wieder zurück in seinen Club wollen. Sollten<br />
es die Bauabschnitte zulassen, ist das prinzipiell<br />
möglich. Wäre da nicht ein bürokratisches<br />
Minenfeld: So hat die Stadtverwaltung<br />
vorab den Diskobetreiber schon mal wissen<br />
lassen, dass, solange wie das Parkhaus nicht<br />
benutzbar ist, er keine Stellplätze nachweisen<br />
kann und somit in dieser Zeit seine Gaststättenlizenz<br />
verliert. „Das wäre dann ein totaler<br />
Quatsch!“ äußert sich Al-Mahmoud besorgt<br />
angesichts dieser Vorab-Information und bemüht<br />
sich dennoch zuversichtlich zu bleiben.<br />
Er geht davon aus, dass die Stadt schon daran<br />
denken wird, „dass das neue Parkhaus, wenn<br />
es fertig ist, nachts nicht von alleine voll wird<br />
und meine Gäste dann sicher wieder gern gesehene<br />
Kunden sein werden. Da muss man in<br />
einer Zeit des Übergangs auch mal großzügig<br />
sein und den Partner fair behandeln.“<br />
Nächstes Jahr beginnt die Baumaßnahme.<br />
Die RSZ wird berichten. Nicole Seidinger<br />
was macHt<br />
trixi mit den<br />
partylöwen?<br />
KOMPLETT! Die Kultband „Erwin und die<br />
Heckflossen“ hat sich neu formiert. Die<br />
Kultband „Trixi und die Partylöwen“ ist<br />
geboren. Nach 13 Jahren gemeinsamer<br />
Bühnenpräsenz mit Erwin streifen Bassist,<br />
Schlagzeuger und Leadsänger ihre Heckflossen<br />
ab und schlüpfen in die Tatzen der<br />
Partylöwen. Alphatier Stefan Schimetschke<br />
leitet die Truppe. Mit Bassist Rudi Schwarz<br />
und Schlagzeuger Stephan Dorn singt und<br />
spielt er in einem „freundschaftlich verbundenem<br />
Team“. Zu dem Jungspund (gerade<br />
mal 19 Jahre jung) Johannes Hainz am<br />
Keyboard hat Schimetschke schnell eine<br />
„musikalisch und menschlich einwandfreie<br />
Harmonie“ empfunden. Die neue Rockröhre<br />
Corinna Schwarz macht die wilde Be-<br />
Trixi und die Partylöwen: neuer Kult in altbewährter<br />
Qualität.<br />
setzung komplett „Sie macht richtig Party<br />
auf der Bühne, singt g… gut und ist total<br />
unkompliziert.“ schwärmt Schimetschke.<br />
Seit Anfang November proben die fünf<br />
zusammen und schon nach zwei Wochen<br />
haben sie den ersten Gig gespielt. Seitdem<br />
kommen fast täglich neue Anfragen<br />
rein. Partylöwe Schimetschke ist schwer<br />
beeindruckt von dem beinahe nahtlosen<br />
Übergang und den guten Buchungen „Die<br />
Leute kennen und schätzen uns und bringen<br />
uns großes Vertrauen entgegen.“. Ein<br />
Vorschuss, der sicher nicht enttäuscht wird.<br />
Das Repertoire von „Trixi und die Partylöwen“<br />
umfasst jetzt schon 200 Nummern.<br />
Partyreißer und Schlagerhits inklusive. Das<br />
Sahnehäubchen bieten jedoch die ganz<br />
persönlichen Favorites der Musiker. „Für<br />
die Horizonterweiterung ist das wichtig“<br />
meint Sänger und Gitarrist Schimetschke.<br />
Highlights und Gassenhauer sind auf der<br />
<strong>Regensburger</strong> Dult, dem Gäubodenvolksfest<br />
und allen anderen Muss-Terminen zu<br />
erleben. Nicht zu vergessen die professionell<br />
inszenierte Bühnenshow, das Licht, der<br />
Ton und die stylische Klamotte. Es geht also<br />
doch weiter - hinter´m Horizont.<br />
Infos unter www.trixi-partyloewen.de<br />
11
Nachgefragt februar 2010<br />
HÄLT KURS: Prof. Dr. Marcus Junkelmann<br />
besteht auf Korrektur der Inschrift.<br />
Als wäre der <strong>Regensburger</strong> Stadtbrand<br />
am 23. April 1809 nicht schon heiß genug<br />
gewesen... Immer wieder wird die<br />
Glut zum Thema „Inschrift am Pylonentor“ neu<br />
geschürt, bis die Flammen derart hoch schlagen,<br />
dass selbst der letzte durch das Welterbe<br />
schlendernde Tourist mühelos aus den Rauchzeichen<br />
lesen kann: Die spinnen, die <strong>Regensburger</strong>!<br />
Bei dieser Sachlage drängt sich förmlich<br />
die Erinnerung an die grandios gefloppte<br />
Bewerbung der Stadt Regensburg um den<br />
Titel „Kulturhauptstadt Europas 2010“ zurück<br />
ins Gedächtnis. Hat man damals doch keinen<br />
geringeren als Berufsprovokateur Christoph<br />
Schlingensief bemüht, um sich vor aller Welt<br />
nach Strich und Faden blamieren zu lassen.<br />
Mit Hochgenuss hat Schlingensief damals den<br />
Stadtsäckel erst um Hunderttausende Euro an<br />
Gage erleichtert und dann die ahnungslose<br />
Domstadt genüsslich als „spießiges, selektives,<br />
um den Ehrenbürger Hitler herum formatierendes<br />
Verdrängernest“ verhöhnt. Ein Zitat aus<br />
der „Zeit“ – bundesweit nachlesbar für alle, die<br />
einen besonders guten Eindruck von Regensburg<br />
erhalten sollten. Doch diese Schmach und<br />
schallende Ohrfeige hat OB Hans Schaidinger<br />
dankend angenommen. Vor großen Namen<br />
aus der sog. „Kulturszene“ schmeißt man sich<br />
halt lieber demütig in den Staub – allein schon<br />
vor lauter Angst, womöglich ganz uncool als<br />
Kulturbanause geoutet zu werden…<br />
Doch wehe dem, der nicht unter den „Who<br />
is Who“ der sakrosankten internationalen Kulturschickeria<br />
gelistet ist und sich dennoch an-<br />
STEUERT VORBEI: Kulturreferent Klemens<br />
Unger verfehlt das Thema.<br />
FÄHRT ENTGEGEN: Dr. Konrad Färber,<br />
bemüht sich um Frieden mit der Stadt.<br />
provinzposse geHt in die näcHste runde<br />
Diskussion um Inschrift am Pylonentor flammt erneut auf.<br />
Was bisher geschah: Wir schreiben das Jahr 1809, Österreich überfällt Bayern, Napoleon<br />
eilt Bayern zu Hilfe, schlägt die Österreichische Armee in mehreren Schlachten vernichtend. Das geschlagene<br />
Heer der Österreicher flieht in und bei Regensburg zurück über die Donau. Um die Franzosen an der Verfolgung<br />
ihrer Truppen zu hindern, schießen die Österreicher den Brückenkopf Stadtamhof in Brand und legen ihn damit<br />
in Schutt und Asche. Zeitsprung: 2009, Kulturreferent Klemens Unger veranlasst eine Inschrift ins Pylonentor<br />
von Stadtamhof zu meißeln: „1809 – Schreckenstage durch Napoleon...“. Historiker Dr. Marcus Junkelmann<br />
erklärt diese Inschrift als „Geschichtsklitterung“ und legt die Fakten unter anderem auf einer Präsentation des<br />
<strong>Regensburger</strong> Almanach im Historischen Museum dar. Dabei wird klar: Die Franzosen tragen 1809 keine Schuld<br />
am Stadtbrand. OB Hans Schaidinger verlässt beleidigt den Vortrag und erteilt Verbot, den <strong>Regensburger</strong> Almanach<br />
nochmals in städtischen Räumen zu präsentieren. Das Feuer der Emotionen beginnt zu lodern...<br />
maßt, zarte Kritik an dem einen oder anderen<br />
Verhalten der Stadt zu üben. Gegenüber dem<br />
kann man dann endlich mal wieder einen auf<br />
dicke – wenngleich recht kleinkariert gemusterte<br />
- Hose machen.<br />
Schuld sind die anderen<br />
Und endlich läuft - nach kurzer Schaffenspause<br />
im Fettnapf - auch der verantwortliche und als<br />
Hobbyhistoriker ebenso leidenschaftlich wie<br />
unbelehrbar vor sich hindilettierende Kulturreferent<br />
Unger zu neuer Hochform auf: „Der<br />
Aggressor am 23. April 1809 heißt Napoleon.<br />
Die Kriege aus dieser Zeit heißen ja auch die<br />
napoleonischen Kriege“ wedelt er in einem<br />
braven MZ-Bericht Mitte Januar in eleganter<br />
Faktenschräglage durch den Parcours seiner<br />
Milchmädchenlogik. Würde man allerdings<br />
Ungers grotesker Argumentation folgen, wäre<br />
Kaiser Wilhelm zweifellos Schuld am Untergang<br />
der Titanic: Denn schließlich nennt man<br />
die Zeit, in der sich das spektakuläre Schiffsunglück<br />
ereignet hat, ja auch gerne die „Wilhelminische<br />
Epoche“!<br />
Anlass also genug für eine Notbremsung,<br />
um Regensburg in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
nicht gänzlich dem landesweiten Gespött<br />
preiszugeben.<br />
Was das Hausverbot für den Almanach betrifft,<br />
so gab sich Almanach-Herausgeber Dr.<br />
Konrad Färber stets bestrebt „mit der Stadt<br />
nicht im Klinsch zu liegen“. Er steht dazu Dr.<br />
Junkelmann bei dessen Vortrag „freie Hand“<br />
gelassen zu haben und empfindet diesen nach<br />
wie vor als „in keinster Weise polemisch“. Dennoch<br />
betont er: „Ich persönlich will mich im<br />
Streit um die Inschrift nicht einmischen. Das ist<br />
nicht mein Bier.“ Sein Bier sei es, das Hausverbot<br />
für den Almanach rückgängig zu machen.<br />
Dazu habe er am 27. Januar ein Gespräch<br />
mit Schaidinger geführt. Und siehe da, der<br />
gemeinhin bis zur völligen Besinnungslosigkeit<br />
sture OB zeigte Symptome einsetzender<br />
Vernunft: „Das Hausverbot ist vom Tisch. Der<br />
Frieden wieder hergestellt. Wir haben beide<br />
die Bereitschaft gezeigt die Geschichte zu deeskalieren.“,<br />
zeigt sich Dr. Färber in einer ersten<br />
Stellungnahme erleichtert.<br />
Na also, geht doch! Jetzt müsste sich nur<br />
noch jemand finden, der Unger ein paar (auch<br />
für Laien) gut verständliche Nachhilfestunden<br />
in „Geschichte der Neuzeit“ spendiert, dann<br />
wird vielleicht alles wieder gut… Nicole Seidinger<br />
12 Die <strong>Regensburger</strong> <strong>Stadtzeitung</strong><br />
Foto: Horst Hanske<br />
LENKT EIN: OB Hans Schaidinger hebt<br />
Hausbverbot für Almanach auf.<br />
IN ANLEHNUNG an die Punch-Karikatur „Der Lotse geht<br />
von Bord“. Zeichnung: Joachim Weller.
februar 2010 Nachgefragt<br />
bildungsstreik im prüfungsstress<br />
ZWISCHENBERICHT. Seit November halten<br />
Studenten Hörsäle der Universität<br />
Regensburg besetzt. Sie fordern ihr<br />
Recht auf Bildung ein. Hunderte Streikende<br />
verlangen die Abschaffung der Studiengebühren,<br />
die Lockerung des Bachelor- und<br />
Masterstudienganges, eine Verbesserung der<br />
Lehr- und Lernbedingungen. Durch Kundgebungen<br />
und Demonstrationen machten die<br />
jungen Leute auf die Missstände aufmerksam.<br />
Ein Tag vor Weihnachten schien die Situation<br />
zu eskalieren. Die AG Presse gibt eine<br />
Mitteilung raus: „Insbesondere kritisieren die<br />
BesetzerInnen an den Ereignissen des 23.<br />
12.: das Verriegeln von Fluchtwegen, den<br />
zeitweisen Ausschluss der Presse, den Einsatz<br />
privater Sicherheitsdienste, die unangekündigte<br />
Beschlagnahmung von Privateigentum,<br />
das Kappen von Strom und Internetzugang<br />
sowie das Aussetzen des Lehrbetriebs am<br />
23.12. zum Zwecke geringerer öffentlicher<br />
Aufmerksamkeit.“ Harte Vorwürfe, auf die<br />
Unirektor Prof. Dr. Thomas Strothotte in Form<br />
eines gemeinsamen Dialoges reagiert. Hierzu<br />
die AG Presse: „In einer kurzen Aussprache zu<br />
den zurückliegenden Ereignissen, äußerten<br />
beide Seiten ihr Bedauern der Mißverständnisse<br />
und sprachen sich für eine Kooperation<br />
aus. Nach zwei Stunden der Diskussion erläuterte<br />
Universitätsrektor Strothotte dann<br />
seinen handschriftlich festgehaltenen Kompromissvorschlag.<br />
Darin gestattet die Hoch-<br />
renaissance der regensburger gemütlicHkeit<br />
CAFÉ BECKMANN´S eröffnet in der Ziegetsdorferstraße.<br />
Marianne und Klaus Beckmann lieben<br />
die Herausforderung. Nachdem sie<br />
dem modernen Großstadtgetue Münchens<br />
nach 15 Jahren überdrüssig geworden<br />
sind, haben sie sich vor etwa 30 Jahren in Regensburg<br />
niedergelassen und seit jeher einen<br />
Fabel für vernachlässigte Lokale. Jedes einzelne<br />
haben sie wieder in Schuss gebracht. Statt nun<br />
die Hände in den Schoß zu legen, widmen sie<br />
sich einem neuen Ziehkind: dem ehemaligen<br />
Café Schindler. Gerüttelt durch einen ständigen<br />
Pächterwechsel, gelegen im ersten Stock und<br />
seit über einem Jahr leer gestanden zeigt es<br />
sich nicht gerade als attraktives Objekt. Genau<br />
das Richtige also. „Es wa ja schod drum wenn<br />
des laa steh´ dad. Des is´ jetzt unser letzte Herausforderung.“<br />
erklärt Marianne Beckmann die<br />
Entscheidung pro Café mit einer gelassenen<br />
Selbstverständlichkeit. Mit eben solcher haucht<br />
sie dem Gemäuer gemeinsam mit ihrem Gatten<br />
neues Leben und alte <strong>Regensburger</strong> Gemütlichkeit<br />
ein. Schon beim betreten des Lokals<br />
weht einem ein angenehmer Kaffeeduft um<br />
die Nase, feine Torten verführen aus der Vitrine.<br />
Die geschmackvolle Einrichtung erinnert an ein<br />
Kaffeehaus im alten Stil. Vor allem dann, wenn<br />
er kommt: Klaus Beckmann, der „Oberkellner“<br />
Die <strong>Regensburger</strong> <strong>Stadtzeitung</strong><br />
RÜCKBLICK: Wo Mitte November Hunderte in Streik gingen, arbeitet aktuell noch eine etwa 30-köpfige Gruppe.<br />
schulleitung die mit Einschränkungen tägliche<br />
Nutzung des besetzten H2 für die Arbeit<br />
des Plenums von 8-24 Uhr.“ So sei es. Der H2<br />
bleibt besetzt. Doch was ist aus den Forderungen,<br />
dem eigentlichen Thema, geworden?<br />
„Momentan stehen viele Prüfungen an. Die<br />
Leute müssen den ganzen Stoff nachholen.<br />
Wir haben viele Ideen, aber im Moment kaum<br />
Personal.“ erklärt ein Studentenvertreter. Lediglich<br />
ein harter Kern von etwa 30 Besetzern<br />
schlägt sich tapfer. Sie arbeiten ihr Netzwerk<br />
aus, feilen an der Pressearbeit. Und laden<br />
die Führungsebene der Hochschule immer<br />
wieder zum Gespräch ein. Nun endlich mit<br />
Erfolg! Der Rektor beton, dass er „inhaltliche<br />
CAFÉ BECKMANN´S bietet 70 gemütliche Sitzplätze.<br />
PERSÖNLICH und familiär führen Marianne und<br />
Klaus Beckmann ihr neues Kaffeehaus.<br />
Diskussionen mit den Studierenden über die<br />
Struktur einzelner Studiengänge unterstützen“<br />
wolle. Zu dem setze er sich „für die ausreichende<br />
Finanzierung der Universität ein“.<br />
Bei den Studienbeiträgen sieht er allerdings<br />
wenig Handlungsspielraum. Die Studienbeiträge<br />
hätten nach Meinung von Rektor Prof.<br />
Dr. Thomas Strothotte eine nachhaltige Verbesserung<br />
der Studienbedingungen bewirkt.<br />
Diese und weitere Themen wird der Unirektor<br />
ab sofort (Stand 28.02.10) gemeinsam mit den<br />
Studenten diskutieren. Schließlich hat kaum<br />
jemand ein größeres Interesse daran sehr<br />
bald „zu einem normalen Hochschul-Alltag<br />
zurück zu kehren“ als er. Nicole Seidinger<br />
in schwarz-weiß. Der, der seine Gäste noch per<br />
Handschlag begrüßt und den Damen den Mantel<br />
abnimmt. Der, der einen Cappuccino noch<br />
mit Sahne serviert und für jeden ein offenes<br />
Ohr hat. Marianne und Klaus Beckmann sind<br />
die Gastronomen, die ihren Beruf noch leben.<br />
Ein Charme, der nicht nur Gäste in gehobenerem<br />
Alter verzaubert. Auch junge Mädels sind<br />
gerade zur Mittagszeit gerne im Beckmann´s<br />
zu Gast. Die Speisekarte bietet aber täglich<br />
eine kleine Auswahl an gutbürgerlichen Gerichten.<br />
Unter anderem einen Rahmbraten mit<br />
Knödeln, der zu großer Enttäuschung bei einer<br />
Gruppe junger Damen geführt hat als er - wider<br />
erwarten - nicht auf der Karte stand. Gelassen<br />
und – wie soll´s anders sein – selbstverständlich<br />
reagiert die Hausherrin: „Sagt´s hoid wann s<br />
wieder da seids, na mach´ i´ eich hoid oan.“ So<br />
einfach ist das im Beckmann´s. Dank der leidenschaftlichen<br />
Inhaber und auch des Eigentümers<br />
Kellnberger, der die neuen Pächter tatkräftig<br />
unterstützt; vielleicht ja sogar mit einem Treppenlift.<br />
Damit wird dann sogar der erste Stock<br />
zu einer Top-Lage und das Café Beckmann´s für<br />
jeden gut erreichbar, der noch auf <strong>Regensburger</strong><br />
Gemütlichkeit setzt.<br />
Öffnungszeiten: Mo bis So von 9 bis 20 Uhr.<br />
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