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Teilband 2

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F . Irsigler : Probleme der Siedlungsgeschichte 50 5<br />

Kernraum von der Spätantike bis zum 19 . Jahrhundert . Die Aussichten sind<br />

günstig, hier in grenzüberschreitender Zusammenarbeit zu einer starken Annäherung<br />

raumbezogener, landesgeschichtlich oder regionalgeschichtlich vergleichender<br />

Methoden und Konzepte zu gelangen, die trotz wissenschaftsgeschichtlich<br />

unterschiedlicher Tradition und Organisation (K.-G . Faber 1979 ;1 .<br />

Veit-Brause 1979 ; F. Prinz 1981) nicht zuletzt für die Siedlungsforschung erheblichen<br />

Ertrag bringen kann (A . Heit 1987) .<br />

IV<br />

Der Beitrag der französischen Agrargeschichtsforschung zur Siedlungsgeschichte<br />

kann hier nur knapp umrissen werden . Die Forschung steht sehr<br />

stark in der Tradition der vor allem von M: Bloch geforderten Aufarbeitung<br />

von überschaubaren Regionen oder historischen Landschaften'. Ch.-E . Perrin,<br />

neben Ph . Dollinger der wohl bedeutendste Schüler Blochs auf dem Gebiet<br />

der mittelalterlichen Agrargeschichte, nahm an, daß dessen Konzeption einer<br />

landschaftlich fundierten Erforschung ländlicher Räume und Gesellschaften<br />

vor allem von der Begegnung mit der neuen »geographie humaine« Vidal de la<br />

Blache's geprägt gewesen sei' . Es steht aber zu vermuten, daß Bloch auch<br />

Eindrücke aus der Begegnung mit R. Kötzschke und K. Lamprecht verarbeitete,<br />

die er 1908 als Stipendiat in Leipzig gewonnen hatte . Darauf deutet nicht<br />

zuletzt seine Wertschätzung der Arbeit mit Urbaren und Polyptichen sowie die<br />

Forderung nach der Anwendung deduktiver oder regressiver Methoden hin,<br />

die vor allem bei der Analyse von Altkarten zur Rekonstruktion ländlicher<br />

Besitzverhältnisse und früher Landnutzungssysteme eingesetzt werden sollte .<br />

Auch den Wert der volkskundlichen Sachgutforschung schätzte Bloch sehr<br />

hoch ein . Er war der Überzeugung, daß »seule la collaboration de nombreux<br />

travailleurs provinciaux pouvait permettre d'elaborer, peu ä peu, 1'histoire de<br />

nos campagnes« g . Die Basis sollten Lokal- und Regionalstudien bilden . In einem<br />

aufschlußreichen Schreiben an R. Boutruche von 1930 wandte er sich<br />

gegen die Festlegung des Untersuchungsraumes nach herrschaftlichen, rein<br />

geographischen (naturräumlichen) oder gar modernen administrativen Grenzen<br />

. »I1 faut que le pays choisi ait une unite reelle«, wobei sich die Abgrenzung<br />

letztlich aus der Fragestellung ergebe, die man an die Quellen richte .<br />

Tatsächlich ist bei der Raumwahl der »principales etudes regionales«, die er<br />

1930/31 für die als vorläufige Synthese zu verstehende Arbeit »Les caracteres<br />

originaux de l'histoire rurale frangaise« heranzog, ein deutliches Übergewicht<br />

an Untersuchungseinheiten festzustellen, die man als historisch gewachsene<br />

Landschaften bezeichnen könnte : Alpes franQaises, Normandie, region pari-<br />

6 Grundlegend : M. BLOCH, Les caracteres originaux de 1'histoire rurale frangaise (1931), 2 Bde,<br />

Paris 5 1968 (mit Ergänzungen 1931-44).<br />

Ch.-E . PERRIN, L'ceuvre historique de Marc Bloch. In : Revue Historique 199 (1948), S. 161-188,<br />

hier S .<br />

S .5-12 .<br />

184 . Vgl . H . BAULIG, Marc Bloch geographe . In : Combats pour 1'histoire VIII . Paris 1948,<br />

s<br />

M . Bloch, Les caracteres (wie Anm . 6), Bd . 2, S . XXXI .<br />

9 Ebenda, S. XXX f .

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