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Keine Gnade für Lilith!

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Christopher A. Weidner – <strong>Lilith</strong> Seite 8 von 11<br />

Demnach hätten wir es dann mit dem Auftakt einer Reihe neuartiger sensitiver Punkte zu tun, von<br />

denen das Apogäum des Mondes nur ein prominenter Fall wäre – völlig gleichberechtigt müsste man<br />

nun beginnen auch das Perigäum (den erdnächsten Punkt des Mondes, der sich jedoch nicht genau<br />

dem Apogäum gegenüber befinden muss 26 ) und sogar die Erdferne und Erdnähe der Sonne (Aphel<br />

und Perihel) bzw. sämtlicher anderer Planeten. Tatsächlich gibt es einige AstrologInnen, die bereits<br />

damit begonnen haben, Namen <strong>für</strong> all diese Punkte zu verteilen: Neben dem Apogäum mit Namen<br />

<strong>Lilith</strong> steht nun Priapos <strong>für</strong> das Perigäum usw.<br />

Gesetzt den Fall also, <strong>Lilith</strong> hätte etwas zu bedeuten – was wäre dies? Herkömmlicherweise haben<br />

sich alle AutorInnen bislang darauf verständigt, den Namen des Apogäums als Grundlage ihrer<br />

Deutungen zu zitieren und ranken sich Interpretationen in aller Regel um die Geschichten jener<br />

schillernden weiblichen Gestalt des mesopotamischen und hebräischen Mythos. Leider lässt sich nicht<br />

mehr schlüssig nachvollziehen, wie das Mondapogäum zu seinem Namen kam – wie gesagt: der<br />

Astrologie des Altertums war <strong>Lilith</strong> sicherlich kein Begriff auf Grund der fehlenden Kenntnisse um die<br />

wirkliche Gestalt der Mondbahn. Wie ich an anderer Stelle 27 bereits ausgeführt habe, ist es jedoch in<br />

aller Regel zweifelhaft, sich allein auf den Namen zu stürzen, denn dies entspricht m.E. nicht wirklich<br />

astrologischem Denken, welches sich auf die Anschauung eines himmlischen Phänomens stützt. So<br />

war stets am Anfang das Augenmerk auf die Eigentümlichkeiten eines Planeten gerichtet, auf seine<br />

Farbe, seinen Bahnverlauf, sein "Verhalten" am Himmel, bevor ihm eine Gottheit und damit ein Name<br />

zugewiesen wurde. 28 Bei <strong>Lilith</strong> jedoch steht der Name am Anfang – während die astrologischen<br />

Anschauungstatsachen niemanden zu interessieren scheinen.<br />

<strong>Lilith</strong> kann im Grunde keine eigenständige Bedeutung haben, da sie nichts weiter als eine Funktion<br />

der Mondbahn ist. Sie ist als Station seines Umlaufes gewissermaßen eine Momentaufnahme seines<br />

Wesens, ein bestimmter Aspekt auf seiner Reise um die Erde. Der Schlüssel zur Interpretation von<br />

<strong>Lilith</strong> liegt also im Mond selbst begründet und alles wird davon abhängen, wie wir dieses astrologische<br />

Prinzip betrachten.<br />

Wo die totale Identifikation endet …<br />

Der Mond ist aus astrologischer Sicht unser größtes Organ der Wahrnehmung: Er sammelt die<br />

Informationen aus der äußeren Welt und gibt sie gefiltert durch die Kriterien seiner besonderen<br />

Position im individuellen Horoskop an unsere innere Welt weiter: Er ist unser "Fenster zur<br />

26<br />

vgl. Koch, Dieter a.a.O.<br />

27<br />

Weidner, Christopher „Astrologie nach dem Tode Gottes“.<br />

28 Ausnahmen stellen natürlich die sogenannten teleskopischen Planeten dar, die zwar eine Taufe erfuhren, jedoch über den<br />

Zeitpunkt ihrer Entdeckung auf bestimmte typische Eigenschaften schließen ließen.<br />

© Christopher A. Weidner 2002

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