3 Psychologische Arbeitsanalyse - Beabea-Blog
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Kurs 3424 – Arbeitspsychologie<br />
3 <strong>Psychologische</strong> <strong>Arbeitsanalyse</strong><br />
Definition psychologische <strong>Arbeitsanalyse</strong><br />
Humanorientierte Kriterien als auch organisationsrelevante Kriterien zum Zwecke der<br />
Arbeitsgestaltung anwenden<br />
<strong>Arbeitsanalyse</strong> vs. Job Analysis<br />
� Deutschland & Osteuropa: Handlungs- und Tätigkeitstheoretische Konzepte<br />
� Englischsprachiger Raum: höherer Anteil Erstellung von Anforderungsanalysen<br />
� <strong>Arbeitsanalyse</strong>, um Empfehlungen zur Gestaltung von Arbeitstätigkeiten abzuleiten oder Fit<br />
zwischen Tätigkeitsanforderungen und Bewerberprofil zu überprüfen<br />
� Anforderungsanalyse in der Praxis vielfach stiefmütterlich behandelt, zumindest im<br />
deutschsprachigen Raum<br />
Grundfragen zur Auswahl von arbeitsanalytischen Verfahren<br />
Was soll mit dem Verfahren erreicht<br />
werden?<br />
In welchem Anwendungsbereich soll das<br />
Verfahren eingesetzt werden?<br />
Welche Merkmale sollen gemessen<br />
werden?<br />
Welchem theoretischem Rahmen<br />
entspringen meine Hypothesen?<br />
Ziele / intendierte Anwendungen, z.B. Arbeitsgestaltung;<br />
Qualifikationserfordernisse; Eignungsanforderungen;<br />
Technikfolgenabschätzung; Arbeits- und Gesundheitsschutz)<br />
z.B. Produktion/Fertigung; Büro/Verwaltung; Dienstleistung;<br />
spezielle Berufsgruppen<br />
z.B. Denk- und Planungserfordernisse<br />
(Entscheidungsspielraum); Belastungen;<br />
Kooperation/Kommunikation; Handlungsspielraum<br />
Handlungsregulationstheorie (z.B. Niveau der Regulation,<br />
Vollständigkeit der Handlung, Freiheitsgrade,<br />
Handlungsspielraum, Humankriterien (z.B. VERA/RHIA; Reba,<br />
SAA); motivationstheoretisch orientiert (z.B. JDS);<br />
soziotechnische Systemanalyse (z.B. MTO); stresstheoretische<br />
Konzepte (z.B. ISTA), salutogenetisch orientiert (z.B. SALSA)<br />
Welche Analyseeinheit steht im Zentrum? Arbeitsaufgabe; Arbeitstätigkeit; Arbeitsplatz;<br />
Organisationseinheit/Abteilung; Gesamtunternehmung; Person<br />
Welche Perspektive steht im<br />
Vordergrund?<br />
bedingungs- oder personbezogen; objektiv / subjektiv;<br />
Belastungs- / Beanspruchungsperspektive; Auftrags- und<br />
Bedingungsanalyse / psych. Tätigkeitsanalyse<br />
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Kurs 3424 – Arbeitspsychologie<br />
Bedingungsbezogene Analyse vs. Personbezogene Analyse<br />
Bedingungsbezogene Analyse = Analyse von Merkmalen der Arbeit, die vom jeweiligen<br />
Individuum unabhängig sind (Analyse der Arbeitsbedingungen)<br />
Personbezogene Analyse = Analyse interindividueller Unterschiede zwischen Arbeitenden bei der<br />
Wahrnehmung, Interpretation und Ausführung der Arbeit<br />
� in der Praxis müssen beide Verfahren i.d.R. kombiniert werden<br />
Einteilung verschiedener Analyseverfahren nach DIN EN ISO 10075<br />
� personenunabhängige, aufgabenzentrierte<br />
� personenbezogene, aufgabenzentrierte<br />
� personenbezogene, reaktionsorientierte<br />
objektive und subjektive Verfahren<br />
� nach Duncker & Resch (2010) ist diese Aufteilung eigentlich überholt!<br />
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Kurs 3424 – Arbeitspsychologie<br />
3.1 Methodisches Vorgehen bei der psychologischen <strong>Arbeitsanalyse</strong><br />
OTKA-Schema der <strong>Arbeitsanalyse</strong><br />
� 4-Ebenen-Konzept der Arbeitstätigkeitsanalyse (Hacker)<br />
� hypothetiko-deduktives Vorgehen<br />
� schrittweise Eingrenzung des Untersuchungsgegenstands<br />
� Einsatz verschiedener Methoden (nacheinander)<br />
Trichter-Modell“ im Rahmen des Vier-Ebenen-Konzepts der psychologischen<br />
Arbeitstätigkeitsanalyse (Hacker 1995)<br />
� auch die soziotechnischen Systemansätze berücksichtigen die verschiedenen Ebenen und<br />
Dimensionen der Organisation als Bedingung (z.B. MTO-Ansatz)<br />
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Kurs 3424 – Arbeitspsychologie<br />
Schwachstellen bisheriger Verfahren zur Analyse und Bewertung von<br />
Arbeitstätigkeiten und Strukturen<br />
Strohm und Ulich (1997):<br />
� zu wenige Verfahren dieser komplexen Art<br />
� zu wenig Erfahrung bzgl. integrativem Einsatz verschiedener verfahren<br />
� auch Vielfalt an Datenerhebungsmethoden erwünscht<br />
Erhebungsmethoden<br />
� Analyse betrieblicher Daten und Dokumente<br />
� Befragungsmethoden<br />
� Beobachtungsmethoden<br />
� Beobachtungsinterview<br />
� Physikalische Methoden (z.B. Lärmmessung)<br />
� Physio- und psychophysiologische logische Methoden (z.B. biochemische Indikatoren)<br />
� Laborexperimente, Simulationen<br />
Merksätze<br />
Skalen- und Itemformulierungen, die konkrete aufgabenbezogene Information enthalten, sind<br />
sinnvoller als jobunspezifische Handlungsbeschreibungen.<br />
Die Formulierung in task statements ist günstiger als die Formulierung als Kompetenz<br />
(Kompetenz � Tendenz zur positiven Selbstdarstellung � wirkt sich negativ auf Reliabilität aus)<br />
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Kurs 3424 – Arbeitspsychologie<br />
3.2 Konkrete beispielhafte arbeitsanalytische Verfahren in Kurzdarstellung<br />
3.2.1 REBA (Rechnergestütztes Dialogsystem zur psychologischen<br />
Bewertung von Arbeitsinhalten)<br />
� bedingungsbezogenes Verfahren<br />
� Weiterentwicklung des TBS (Tätigkeitsbewertungssystem)<br />
� handlungsregulatorisch fundiert<br />
� basiert auf Konzept der vollständigen Arbeitsaufgabe<br />
� mehrstufiger Aufbau<br />
� hypothesengeleitetes Vorgehen, d.h. die Anforderungen der Arbeitstätigkeit und die daraus<br />
resultierende Beanspruchungen werden als Variable, die von Organisationskontext- und<br />
Tätigkeitsmerkmalen abhängig ist, analysiert<br />
Verfahren ist rechnerbasiert, Erhebung aber mittels Dokumentenanalysen,<br />
Beobachtungsinterviews, Expertengesprächen<br />
� Einsatz arbeitsanalytisch ausgebildeter Experten ist erforderlich<br />
� mindestens 2-tägige Schulung<br />
Merksatz:<br />
Obwohl es Aussagen zu den möglichen Beanspruchungen der analysierten Arbeitstätigkeit<br />
macht, ist es keine personbezogene Beanspruchungsanalyse, sondern eine typische<br />
Tätigkeitsanalyse.<br />
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Zweck des Verfahrens<br />
� ermöglicht das „durchspielende Gestalten“<br />
Kurs 3424 – Arbeitspsychologie<br />
� Merkmale können simulativ-erprobend variiert werden � bis beanspruchungsgünstigste<br />
Variante gefunden ist<br />
� beim Vergleich und der Beurteilung von Tätigkeitsvarianten werden Gestaltungsdefizite und –<br />
potenziale angezeigt<br />
Drei Schritte des Verfahrens<br />
1. Schritt:<br />
� Tätigkeitsbeschreibung mit prozentualer Erfassung von Teiltätigkeiten<br />
� Zuordnung zu den Bestandteilen der vollständigen Aufgabe: Vorbereiten, Ausführen,<br />
Kontrollieren, Organisieren<br />
2. Schritt:<br />
� Bewertung der Teiltätigkeiten mit 22 verschiedenen Items (Merkmalsklassen) = Feinanalyse<br />
� Berücksichtigung der Kriterien der humanen Arbeitsgestaltung = Ebenen: Ausführbarkeit,<br />
Schädigungslosigkeit, Beeinträchtigungsfreiheit, Lern- und Persönlichkeitsförderlichkeit<br />
3. Schritt<br />
Abschätzung möglicher Fehlbeanspruchungen auf Basis der Bewertungen aus Schritt 2 (pro<br />
Ebene )auf den Skalen<br />
� Ermüdung (mit den Polen „abgespannt“ und „frisch, aktiviert“)<br />
� Monotonie („gelangweilt“ / „angeregt“),<br />
� Sättigung („widerwillig“ / „engagiert/freudig“) und<br />
� Stress („ängstlich“ / „gelassen/ruhig“) abgebildet.<br />
Gleichermaßen werden auch die anderen Bewertungskriterien Ausführbarkeit,<br />
Schädigungslosigkeit sowie Lern- und Persönlichkeitsförderlichkeit abgeschätzt.<br />
Abschließend: Simulation von Veränderungen bei den Teiltätigkeiten � Verringerung von<br />
Fehlbeanspruchungen<br />
Validierung<br />
� Verfahren wurde in mehreren Studien validiert<br />
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Kurs 3424 – Arbeitspsychologie<br />
3.2.2 SAA und SALSA (Salutogenetische subjektive <strong>Arbeitsanalyse</strong>)<br />
= personbezogene Verfahren = subjektive Wahrnehmung der Arbeitssituation durch den<br />
Arbeitnehmer<br />
� SAA = Subjektive <strong>Arbeitsanalyse</strong><br />
� SALSA = Salutogenetische Subjektive <strong>Arbeitsanalyse</strong> (Weiterentwicklung der SAA)<br />
SAA: Aufgabenmerkmale und Belastungen werden erfragt<br />
� theoretische Basis: Konzept der Entfremdung, Belastungs-Beanspruchungskonzept<br />
� 6 Hauptdimensionen mit 14 Unterdimensionen, 50 Items, Fragebogen<br />
� Hauptdimensionen = Handlungsspielraum, Transparenz, Verantwortung, Qualifikation, Soziale<br />
Struktur und Arbeitsbelastung<br />
� metaanalytisch überprüft<br />
SALSA: Aufgabenmerkmale, Belastungen sowie organisationale und soziale<br />
Ressourcen der Arbeit<br />
� Teil des Projekts SALUTE (= Fragebogen in 5 Teilen)<br />
� SALSA: Teil (B) Arbeit und Betrieb sowie Teil (D) Persönliche Einstellungen<br />
� die Befragten beurteilen das Vorhandensein und die Ausprägung verschiedener<br />
Aufgabenmerkmale sowie organisationaler und sozialer Ressourcen der Arbeit<br />
� Schwerpunkt: Arbeitsbedingungen und Schutzfaktoren der Arbeit = salutogenetische<br />
Ressourcen � Gruppenvergleiche möglich<br />
SALSA basiert auf salutogenetischen Überlegungen Antonovskys, teilweise auch JDS<br />
� im Unterschied zur SAA erfasst SALSA auch Ressourcen (organisationale und soziale) !!!<br />
� enthält überarbeitete Itemformulierungen aus dem JDS (Hackman & Oldham)<br />
Validierung = Vielfach untersucht, erfüllt Validitätskriterium � besonders geeignet für Vergleiche<br />
von Gruppen � lässt sich mit bedingungsbezogenen Verfahren kombinieren und mit anderen<br />
Indikatoren (z.B. Arbeitszufriedenheit) in Beziehung setzen.<br />
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Kurs 3424 – Arbeitspsychologie<br />
3.2.3 Das Job Diagnostic Survey („JDS“) von Hackman und Oldham (1975)<br />
� aufgaben- und tätigkeitsbezogenes <strong>Arbeitsanalyse</strong>verfahren<br />
� motivationstheoretischer Hintergrund<br />
� relativ universell einsetzbar<br />
� basiert auf Job Characteristics Model (siehe Kapitel 6)<br />
� standardisierter Fragebogen (zum Selbstausfüllen)<br />
� Teilbereiche: Aufgaben- und Tätigkeitsmerkmale, Erlebenszustände, Kriteriumsvariablen und<br />
Moderatorvariablen<br />
� 80 Items, 16 Subskalen<br />
Diagnoseziele<br />
� wie sollten existierende Arbeitsplätze umgestaltet werden, um die Motivation und Leistung der<br />
Arbeitnehmer zu erhöhen<br />
� Evaluation möglicher Effekte von Veränderungen des Arbeitsplatzes bzw. der Arbeitstätigkeit<br />
auf die Arbeitnehmer<br />
Validierung<br />
� vielfältig überprüft, im wesentlichen bestätigt<br />
� aber: Faktorenstruktur nicht ganz eindeutig (bzgl. der Aufgabenmerkmale)<br />
� eher zur Gruppenanwendung als zur Einzeldiagnostik<br />
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Kurs 3424 – Arbeitspsychologie<br />
3.2.4 Überblick über verschiedene <strong>Arbeitsanalyse</strong>verfahren und ihre<br />
Einsatzbereiche<br />
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