Kopie von 7013 Bro_Rhophylac_RZ.indd - CSL Behring Österreich
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<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
Verbesserter Schutz bei der Rhesusprophylaxe<br />
Immunglobuline
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
ist sehr gut verträglich:<br />
Niedrige antikomplementäre Aktivität<br />
IgA-Gehalt unter der Nachweisgrenze<br />
Keine Konservierungsmittel<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
ist anwendungsfreundlich:<br />
Fertigspritze, sofort einsetzbar<br />
Kann i.v. und i.m. gespritzt werden<br />
3 Jahre haltbar bei 2 bis 8 °C<br />
Rhesusprophylaxe in der Fertigspritze
Inhalt<br />
1. Anti-D-Immunglobulin der neuen Generation ................................................. Seite 4<br />
2. Die Herstellung <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
........................................................................ Seite 5<br />
3. Die Virussicherheit <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
................................................................... Seite 6<br />
4. Klinische Studien <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
..................................................................... Seite 9<br />
5. Die Wirksamkeit <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
...................................................................... Seite 10<br />
6. Das Rhesus-System ............................................................................................. Seite 13<br />
7. Der Morbus haemolyticus neonatorum ........................................................... Seite 14<br />
8. Die Anwendung <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
....................................................................... Seite 15<br />
9. Fachinformationen <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
........................................................................ Seite 17
4<br />
1. Anti-D-Immunglobulin der<br />
neuen Generation<br />
Anti-D-Produkte werden seit über 30<br />
Jahren erfolgreich eingesetzt. Ziel ist die<br />
Verhinderung der Rhesus-Sensibilisierung<br />
Rhesus-negativer Frauen durch den<br />
Rhesusfaktor D und damit der Anti-D-bedingten<br />
Neugeborenenkrankheit Morbus<br />
hämolyticus neonatorum.<br />
Das Rhesus-Blutgruppensystem wird<br />
durch eine Vielzahl <strong>von</strong> Antigenen auf<br />
der Oberfläche der roten Blutzellen repräsentiert.<br />
Von klinischer Bedeutung ist vor<br />
allem das Rhesus-D-Antigen, das bei zirka<br />
85 % aller Kaukasier/-innen vorhanden<br />
ist. Personen, die das Rhesus-D-Antigen<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
wird eingesetzt…<br />
ist hochrein<br />
auf der Erythrozytenmembran aufweisen,<br />
werden als Rhesus-positiv, solche, die es<br />
nicht aufweisen, als Rhesus-negativ bezeichnet.<br />
Antikörper der Spezifität Anti-D<br />
treten vor allem während Rhesus-inkompatibler<br />
Schwangerschaften und nach<br />
Transfusionen Rhesus-inkompatiblen Blutes<br />
auf. Ohne Behandlung würden bis zu 17%<br />
der Primigravidae mit Rhesuskonstellation<br />
(Mutter Rhesus-negativ, Kind Rhesus-positiv)<br />
im Verlauf ihrer Schwangerschaft oder<br />
während der Geburt gegen das Rhesus-<br />
Antigen sensibilisiert werden. Das Risiko<br />
einer Rhesus-Sensibilisierung nimmt mit der<br />
Menge der eingeschwemm ten fetalen Rhesus-positiven<br />
Erythrozyten zu.<br />
zur ante- und postpartalen Prophylaxe der Rhesus-Sensibilisierung<br />
bei möglicher Rhesuskonstellation,<br />
zur Prophylaxe der Rhesus-Sensibilisierung bei möglicher Rhesuskonstellation<br />
unmittelbar vor und nach geburtshilflichen Eingriffen,<br />
bei Fehltransfusionen <strong>von</strong> Rhesus(D)-positivem Blut auf Rhesus-negative<br />
Empfängerinnen und Empfänger.<br />
Hohe spezifische Anreicherung <strong>von</strong> Anti-D-Immunglobulin. Die Anti-D-spezifischen Antikörper<br />
liegen überwiegend in den Subklassen IgG1 und IgG3 vor. Diese sind im Vergleich zur normalen<br />
Subklassenverteilung in Humanplasma in <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
angereichert.<br />
Monomeranteil > 99 Prozent<br />
Native Moleküle, ohne enzymatische und thermische Behandlung oder chemische Modifikation<br />
Intakte Antikörper-Bindungseigenschaften<br />
Das Ausgangsmaterial für humanes<br />
Anti-D-Immunglobulin ist Plasma <strong>von</strong><br />
Spenderinnen und Spendern, die sich mit<br />
Rhesus(D)-positiven Erythrozyten sensibilisieren<br />
ließen.
2. Die Herstellung <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
wird durch Kombination<br />
verschiedener chromatographischer<br />
Adsorptionsschritte aus gepooltem<br />
humanem Plasma <strong>von</strong> hyperimmunisierten<br />
Spenderinnen und Spendern hergestellt.<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
ist ein hochreines<br />
und stabiles Produkt, mit einem IgA-<br />
Spenderselektion<br />
<br />
Spendenprüfung<br />
<br />
Anti-D-Hyperimmunplasma<br />
<br />
Zentrifugation<br />
<br />
S/D-Behandlung<br />
<br />
Kationenaustausch-Chromatographie 1<br />
<br />
Anionenaustausch-Chromatographie<br />
<br />
Aluminiumhydroxydgel-Behandlung<br />
<br />
Kationenaustausch-Chromatographie 2<br />
<br />
Nanofiltration<br />
<br />
Formulierung des Endproduktes<br />
<br />
Abfüllung in Fertigspritzen<br />
Gehalt unterhalb der Nachweisgrenze.<br />
Die gereinigte Anti-D-lgG-Fraktion<br />
wird auf den Gehalt <strong>von</strong> 300 μg Anti-<br />
D-lgG eingestellt (<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
), zur Stabilisierung<br />
mit humanem Albumin und<br />
Glycin versetzt und nach Sterilfiltration<br />
in Glasspritzen abgefüllt. [Abb.1]<br />
Abtrennen der Kryoglobuline<br />
Inaktivieren behüllter Viren<br />
Spezifische Anreicherung <strong>von</strong><br />
Anti-D-Antikörpern<br />
Elimination <strong>von</strong> IgA<br />
Elimination <strong>von</strong> Proteasen<br />
Aufkonzentration <strong>von</strong><br />
Anti-D-Antikörpern<br />
Elimination behüllter und<br />
unbehüllter Viren<br />
Das chromatographische Herstellverfahren<br />
(s. unten) erlaubt im Vergleich zu den<br />
konventionellen Fraktionierverfahren<br />
eine höhere Ausbeute und damit eine<br />
sparsame Nutzung des kostbaren Rohmaterials.<br />
Abb. 1: Herstellprozess<br />
5
6<br />
3. Die Virussicherheit <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
Da <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
aus menschlichem Plasma<br />
gewonnen wird, ist die Minimierung<br />
möglicher Risiken einer Übertragung<br />
viraler Infektionen <strong>von</strong> grosser Bedeutung.<br />
Dies geschieht durch unterschiedliche<br />
Maßnahmen:<br />
Mit einem Lösungsmittel-Detergens-<br />
Gemisch wird die lipidhaltige Hülle zerstört<br />
und dadurch der Virus inaktiviert:<br />
Abb. 2: Virusinaktivierung durch<br />
S/D-Behandlung<br />
1. Spenderselektion<br />
Durch strikte Auswahl der Spenderinnen<br />
und Spender wird verhindert, dass infektiöses<br />
Blut entnommen wird. Dazu gehört,<br />
dass ausschließlich Blut gesunder, gut<br />
kontrollierter Spenderinnen und Spender,<br />
welche über ihre Verantwortung aufgeklärt<br />
wurden, verarbeitet wird.<br />
2. Testung auf virale Marker/<br />
Prüfung der Einzelblutspende<br />
Jede Blutspende wird auf HBs-Antigen,<br />
HIV-1+2-Antikörper, HCV-Antikörper und<br />
erhöhte ALAT-Aktivität getestet.<br />
3. PCR-Screening<br />
Beim Ausgangsmaterial wird zusätzlich<br />
ein PCR-Screening auf behüllte<br />
(HIV, HBV und HCV) sowie auf unbehüllte<br />
Viren (HAV, Parvorvirus B19)<br />
durchgeführt.<br />
4. Virusinaktivierung durch<br />
Lösungsmittel/Detergens-<br />
Behandlung (S/D-Verfahren)<br />
Der kryoglobulinfreie Plasmapool wird<br />
virusinaktiviert. Eventuell vorhandene<br />
Viren mit lipidhaltiger Hülle (z. B. HIV,<br />
HBV und HCV) werden durch ein<br />
Gemisch aus Triton ®<br />
-X-100 und Tri-nbutylphosphat<br />
zerstört. [B,C,D] Die funktionelle<br />
Aktivität <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
wird dabei<br />
nicht beeinträchtigt.<br />
5. Zusätzliche Viruseliminierung<br />
durch diverse Verfahrensschritte:<br />
Das virusinaktivierte Plasma wird auf<br />
eine Ionenaustauscher-Säule aufgetragen.<br />
Die Bedingungen für die Chromatographie<br />
werden so gewählt, dass<br />
Anti-D-Immunglobulin G (lgG) gebunden<br />
wird und unerwünschte Plasmabestandteile<br />
sowie die zur Virusinaktivierung<br />
verwendeten Lösungsmittel und Detergentien<br />
ausgewaschen werden. Durch<br />
diesen Verfahrensschritt werden über<br />
98% aller Plasmaproteine eliminiert. Das<br />
spezifisch angereicherte Anti-D-lgG wird<br />
nun schonend <strong>von</strong> der Säule eluiert. Weitere<br />
Chromatographie- und Adsorptionsschritte<br />
dienen der Elimination <strong>von</strong> lgA<br />
und Proteasen. Diese Verfahrensschritte<br />
tragen zu einer weiteren Abreicherung<br />
potenziell vorhandener Viren bei.<br />
Bindung der Anti-D-Immunglobuline<br />
an Kationenaustauschergel<br />
Entfernung unerwünschter<br />
Plasmabestandteile<br />
Schonendes Ablösen der Anti-D-<br />
Immunglobuline vom Ionenaustauschergel<br />
Abb. 3: Ionenaustausch-Chromatographie
6. Viruselimination durch<br />
Nanofiltration<br />
Ein weiterer zentraler Schritt der Viruseliminierung<br />
ist die Nanofiltration.<br />
Dabei wird das vorgereinigte Material<br />
durch ein System <strong>von</strong> Hohlfasern mit Poren<br />
<strong>von</strong> durchschnittlich 15 nm gepumpt,<br />
so dass eventuell vorhandene Viren herausfiltriert<br />
werden.<br />
7. Qualitätssicherungssystem<br />
Die current Good-Manufacturing-Practice-<br />
Maßnahmen (cGMP = gute Herstellungspraxis)<br />
sichern die konstante Arbeitsweise<br />
bei Entnahme, Prüfung und Verarbeitung<br />
der Blutspenden. Die Datenverarbeitung<br />
mit Informatik-Systemen bietet zusätzlich<br />
hohe Sicherheit gegen Verwechslungsgefahr<br />
und falsche Etikettierung.<br />
Querschnitt der<br />
Hohlfaser<br />
Abb. 4: Nanofiltration<br />
150<br />
Schichten<br />
Querschnitt der<br />
Hohlfaserwand<br />
Validierung der Herstellmethode<br />
bezüglich Viruselimination und<br />
-inaktivierung<br />
Um einen komplexen Prozess wie die<br />
Herstellung <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
zu validieren,<br />
muss das Herstellverfahren zuerst in<br />
einzelne Schritte unterteilt werden. Jeder<br />
einzelne Schritt wird im Labormaßstab<br />
durchgeführt, wobei zuvor zu beweisen<br />
ist, dass die Verfahren im Labor, soweit<br />
möglich, denjenigen in der Produktion<br />
entsprechen. Vor jedem Schritt wird<br />
das Inprozess-Material, das direkt aus<br />
der Produktion bezogen wird, mit einer<br />
bekannten Menge Viren versetzt und<br />
die Kapazität der Virus-Elimination bzw.<br />
-Inaktivierung bestimmt, indem die verbleibende<br />
Menge Viren nach jedem Behandlungsschritt<br />
ermittelt wird. Aus der<br />
Ausgangs- und Endkonzentration kann<br />
Durchfluss der S/Dbehandelten<br />
Proteinlösung<br />
Virus<br />
dann der logarithmische Reduktionsfaktor<br />
(LRF) berechnet werden. Dabei bedeutet<br />
ein LRF 4 eine 10.000-fache Abreicherung<br />
eines Virus. Die für jeden einzelnen<br />
Schritt bestimmten LRF-Werte können<br />
dann addiert werden, um einen LRF für<br />
das gesamte Verfahren zu erhalten. Zur<br />
Validierung werden, entsprechend den<br />
behördlichen Anforderungen, Modellviren<br />
herangezogen (s. Tabelle 1).<br />
Die Resultate der Tabelle 2 zeigen, dass<br />
eventuell vorhandene Viren während<br />
der Produktion durch zwei verschiedene<br />
Mechanismen entfernt werden, nämlich<br />
durch Inaktivierung (während der S/D-<br />
Behandlung) sowie durch Elimination<br />
mittels Nanofiltration. Die chromatographischen<br />
Verfahrensschritte tragen<br />
zusätzlich zur Gesamtreduktion der Viruseliminierung<br />
bei [E].<br />
1 150<br />
Durchschnittliche Porengrösse<br />
=15 nm (0,000015 mm)<br />
gereinigtes Produkt<br />
7
8<br />
Virus Abkürzung Virusfamilie Unterfamilie Art des Größe Behüllt<br />
oder Genus Genoms<br />
Humanes Immundefizienz-Virus<br />
Bovines Virus-<br />
HIV Retroviridae Lentivirinae ssRNS(-) 80 – 100 nm Ja<br />
diarrhoea-Virus BVDV Flaviviridae Pestivirus ssRNS(+) 40 – 70 nm Ja<br />
Pseudorabies- Alpha-<br />
Virus PRV Herpesviridae herpesviridae dsDNS 120 – 200 nm Ja<br />
Canines Parvovirus CPV Parvoviridae Parvovirus ssDNS 18 – 24 nm Nein<br />
Murines Parvovirus MVM Parvoviridae Parvovirus ssDNS 18 – 24 nm Nein<br />
Bovines Parvovirus BPV Parvoviridae Parvovirus ssDNS 18 – 24 nm Nein<br />
Tab. 1: Modellviren<br />
Virus HIV BVDV PRV Parvovirus Parvovirus<br />
(CPV/MVM) (BPV)<br />
Genom RNS RNS DNS DNS DNS<br />
Hülle ja ja ja nein nein<br />
Größe 80 – 100 nm 40 – 70 nm 120 – 200 nm 18 – 24 nm 18 – 24 nm<br />
S/D-Behandlung 6.0 5.4 5.6 nt nt<br />
Chromatographische<br />
Verfahrensschritte 4.5 1.6 3.9 2.5 nt<br />
Nanofiltration 6.3 5.5 5.6 3.4 5.6 2)<br />
Gesamt-<br />
Reduktionsfaktor 1)<br />
Tab. 2: Virus-Elimination und -Inaktivierung<br />
16.8 12.5 15.1 5.9 5.6<br />
nt nicht getestet<br />
1)<br />
log -Einheiten<br />
10<br />
2)<br />
Dieser Wert zeigt, dass das Parvovirus in Gegenwart <strong>von</strong> reaktiven Antikörpern durch die Nanofiltration vollständig<br />
eliminiert wird (im Gegensatz zu CPV oder MVM kreuzreagiert BPV mit Anti-human-B19-Antikörpern).<br />
HIV: Humanes Immundefizienz-Virus, als Modell für HIV 1 und HIV 2<br />
BVDV: Bovines Virusdiarrhoea-Virus, als Modell für das Hepatitis-C-Virus<br />
PRV: Pseudorabies-Virus, als Modell für große, behüllte DNS-Viren<br />
(z.B. Herpesviren)<br />
CPV: Canines Parvovirus, als Modell für kleine unbehüllte DNS-Viren<br />
MVM: Murines Parvovirus, als Modell für kleine unbehüllte DNS-Viren<br />
BPV: Bovines Parvovirus, als Modell für das humane Parvovirus B19<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
enthält min. 10 IU/ml Antikörper (IgG) gegen das humane Parvovirus B19
4. Klinische Studien <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
Zur Untersuchung der Sicherheit, Verträglichkeit<br />
und Wirksamkeit <strong>von</strong><br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
sind fünf klinische Studien<br />
durchgeführt worden. <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
wurde<br />
dabei 628 Rhesus(D)-negativen Personen<br />
(36 männliche Probanden, 592 Frauen, da<strong>von</strong><br />
447 schwangere Frauen) intravenös<br />
oder intramuskulär verabreicht. [F,G,H,I,K]<br />
Sicherheit und Verträglichkeit<br />
Insgesamt erfolgten in diesen Studien 931<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
-Applikationen. <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
erwies sich dabei als sicher und gut verträglich.<br />
Insbesondere gab es keine Anhaltspunkte<br />
dafür, dass durch die <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
-<br />
Verabreichung Viren (HAV, HBV, HCV, HIV,<br />
Parvovirus B19) übertragen wurden. Dies<br />
konnte durch spezielle Untersuchungen<br />
der Blutproben gezeigt werden, die vor<br />
der <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
-Gabe und sechs Monate<br />
danach (bei Parvovirus B19 eine Woche<br />
danach) gewonnen worden waren.<br />
Die Routine-Laborparameter (klinische<br />
Chemie, Gerinnung, Hämatologie, Urinanalyse),<br />
die bei schwangeren Frauen vor der<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
-Gabe und eine Woche danach<br />
gemessen wurden, zeigten keine klinisch<br />
relevanten Veränderungen.<br />
Die meisten der unerwünschten Arzneimittelwirkungen<br />
waren auf die für<br />
eine Schwangerschaft typischen und zu<br />
erwartenden Komplikationen zurückzuführen<br />
und wurden nicht mit <strong>Rhophylac</strong><br />
®<br />
in Verbindung gebracht. In Einzelfällen<br />
wurde über Nebenwirkungen<br />
berichtet (z.B. Schmerz oder Juckreiz an<br />
der In jektionsstelle, Kopfweh, Übelkeit),<br />
deren Zusammenhang mit <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
als<br />
möglich oder als gesichert beurteilt werden<br />
konnte. Diese seltenen Nebenwirkungen<br />
waren <strong>von</strong> geringer Intensität und sind<br />
auch für andere Anti-D-Immunglobulin-<br />
Produkte beschrieben. Anaphylaktische<br />
oder andere schwerwiegende allergische<br />
Reaktionen, die auf <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
zurückzuführen<br />
wären, wurden nicht beobachtet.<br />
9
10<br />
5. Die Wirksamkeit <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
Studie an Rhesus(D)-negativen<br />
gesunden Männern<br />
Es konnte gezeigt werden, dass<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
zugeführte Rh(D)-positive<br />
Erythro zyten effizient aus dem Blutkreislauf<br />
Rh(D)-negativer Versuchspersonen<br />
entfernt.<br />
24 Stunden nach Gabe <strong>von</strong> 15 ml Rh(D)positiven<br />
roten Blutkörperchen an Rh(D)negative<br />
Probanden wurde diesen <strong>Rhophylac</strong><br />
®<br />
intravenös verabreicht. Bereits<br />
nach zwölf Stunden konnten dadurch im<br />
Durchschnitt 99% der Fremd-Erythrozyten<br />
eliminiert werden. Da bei der intravenösen<br />
Anwendung des Präparates das Immunglobulin<br />
sofort verfügbar ist, sind Zeit- und<br />
Wirksamkeitsverluste durch Resorption<br />
ausgeschlossen.<br />
Auch die intramuskuläre Anwendung <strong>von</strong><br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
bewirkte eine effiziente Eliminierung<br />
der Rhesus(D)-positiven Erythrozyten.<br />
Da das Anti-D-Immunglobulin erst<br />
aus dem Muskel resorbiert werden muss,<br />
tritt die Wirkung verzögert ein. So wurde<br />
durchschnittlich ein 99-prozentiger Abfall<br />
der Konzentration an Rhesus(D)-positiven<br />
Erythrozythen nach sechs Tagen gemessen.<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Gabe <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
<strong>Rhophylac</strong> ® i.m. (n=6)<br />
<strong>Rhophylac</strong> ® i.v. (n=9)<br />
0 12 24 36 48 60 72 84 96 108 120 132 144 156 168<br />
Abb. 5: Durchschnittliche Elimination <strong>von</strong> Rhesus(D)-positiven Erythrozyten<br />
nach Gabe einer Dosis <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
Zi (S d )<br />
*<br />
* M. Stucki, J. Schnorf, H. Hustinx, et al. Anti-D-Immunglobulin in<br />
Rh(D) negative volunteers: clearance of Rh(D) positive cells and kinetics<br />
of serum anti-D-levels. Transfus. Clin. Biol. 1998; 5:280-300
Klinische Studien zur ante-<br />
und postpartalen Wirksamkeit<br />
<strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
Die Wirksamkeit und Verträglichkeit<br />
<strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
in der ante- und postpartalen<br />
Rhesus-Prophylaxe wurde in<br />
zwei Studien an insgesamt 447 Frauen<br />
durchgeführt. In beiden Studien erhielten<br />
Rhesus(D)-negative Frauen in der<br />
28. SSW <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
intravenös oder<br />
intramuskulär verabreicht. Mütter, die<br />
ein Rhesus(D)-positives Kind zur Welt<br />
brachten, erhielten eine weitere Dosis<br />
<strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
innerhalb <strong>von</strong> 72 Stunden<br />
nach der Geburt. Zusätzlich wurden<br />
bei 14 Frauen die Anti-D-Serumkonzentrationen<br />
nach der antepartalen Gabe<br />
quantitativ bestimmt.<br />
Anti-D-IgG im Serum (ng/ml)<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Ergebnisse<br />
Abb. 6: Durchschnittliche Anti-D-IgG-Serumkonzentration<br />
nach i.v. bzw. i.m. Applikation**<br />
a) Anti-D-IgG-Serumkonzentration<br />
nach antepartaler Gabe <strong>von</strong><br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
Rhesus(D)-negativen Frauen wurde in<br />
der 28. SSW eine Dosis <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
intravenös (n = 6) oder intramuskulär (n<br />
= 8) verabreicht. Blutproben wurden bis<br />
zu 11 Wochen danach gewonnen und<br />
die Anti-D-Serumkonzentration mittels<br />
Durchflusszytometrie quantitativ<br />
bestimmt.<br />
Einen Tag nach der intravenösen Gabe<br />
waren die Anti-D-IgG-Serumkonzen -<br />
trationen etwa 5-mal höher und weniger<br />
stark streuend als nach der intramusku-<br />
i.v. Injektion<br />
i.m. Injektion<br />
0 20 40 60 80<br />
** J. Bichler, G. Schöndorfer, G. Pabst, et al. Pharmakokinetics of anti-D IgG<br />
in pregnant women Br. U. Obstet Gynecol 2003; 110:30-45<br />
lären Gabe (71 ± 8 ng/ml vs. 15 ± 11<br />
ng/ml). Bei der intramuskulären Applikation<br />
wurden die höchsten Anti-D-IgG-<br />
Serumkonzentrationen (22 ± 12 ng/ml)<br />
nach zwei bis sieben Tagen erzielt. Die<br />
durchschnittlichen Anti-D-IgG-Serumkonzentrationen<br />
nach beiden Applikationsarten<br />
waren nach zwei bis drei Wochen<br />
vergleichbar. Bei allen Frauen war<br />
Anti-D-IgG im Serum bis neun Wochen<br />
p.a. und bei allen außer einer bis elf Wochen<br />
p.a. nachweisbar.<br />
Die mit <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
erzielten Resultate<br />
stimmen mit den in der Literatur beschriebenen<br />
weitgehend überein.<br />
11
12<br />
b) Verhinderung der Rhesus(D)-<br />
Immunisierung<br />
Acht Frauen aus der oben erwähnten<br />
Pharmakokinetik-Studie,die in Deutschland<br />
durchgeführt wurde , brachten ein<br />
Rhesus(D)-positives Kind zur Welt und<br />
erhielten <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
auch postpartal. Die<br />
Antikörpersuchtests, die sechs bis acht<br />
Monate später durchgeführt wurden,<br />
fielen bei allen Müttern negativ aus, was<br />
darauf hinweist, dass keine Rhesus(D)-<br />
Immunisierung stattgefunden hat.<br />
In einer zweiten Studie an 22 Zentren<br />
in Großbritannien und den USA<br />
erhielten 432 Schwangere <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
zur antepartalen Rhesusprophylaxe. Je<br />
die Hälfte der Frauen erhielt randomisiert<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
als intravenöse oder als intramuskuläre<br />
Injektion. Im Falle eines Risikos<br />
einer feto-maternalen Blutung zwischen<br />
der routinemäßigen antepartalen Rhesusprophylaxe<br />
in der 28. SSW und der<br />
Geburt bzw. nach einer massiven fetomaternalen<br />
Blutung nach der Geburt<br />
wurde ebenfalls <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
injiziert.<br />
Von den 432 Schwangeren, die <strong>Rhophylac</strong><br />
®<br />
in der 28. SSW erhielten, brachten<br />
153 Frauen Rhesus(D)-negative Kinder<br />
und 270 Frauen ein Rhesus(D)-positives<br />
Kind zur Welt. Neun Schwangere schieden<br />
bis dahin aus verschiedenen Gründen<br />
aus der Studie aus. Von den 261<br />
Frauen, die ein Rhesus(D)-positives Kind<br />
geboren hatten und alle Analysekriterien<br />
erfüllten, standen sechs Monate danach<br />
noch 248* (94,7 %) zur Abklärung der<br />
Rhesus(D)-Immunisierung zur Verfügung.<br />
225 Frauen wurden als negativ und<br />
23 als schwach positiv im Papain-Test bzgl.<br />
Anti-D getestet. Bei nur sechs <strong>von</strong> diesen<br />
Frauen fiel auch der indirekte Coombs-<br />
Test schwach positiv aus. Diese 23 Frauen<br />
wurden drei Monate später noch einmal<br />
getestet. Bei 22 Frauen fielen beide Tests<br />
negativ aus, bei einer Frau hingegen war<br />
der Papain-Test immer noch schwach<br />
positiv, der indirekte Coombs-Test aber<br />
negativ. Das Serum dieser Frau wurde 2,5<br />
Monate später ein weiteres Mal untersucht,<br />
wobei beide Tests negativ ausfielen.<br />
Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass<br />
keine der Frauen gegen das Rhesus(D)-<br />
Antigen immunisiert worden ist. Die<br />
schwach positiven Befunde im hoch empfindlichen<br />
Gel-Test sind höchstwahrscheinlich<br />
auf noch im Kreislauf vorhandenes<br />
Anti-D-Immunglobulin aus der postpartalen<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
-Gabe zurückzuführen.<br />
* einschließlich sieben Frauen, die postpartal nicht<br />
mit <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
behandelt wurden, da die letzte<br />
antepartale <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
-Injektion innerhalb <strong>von</strong> 21<br />
Tagen vor der Geburt verabreicht wurde. Die postpartale<br />
Gabe <strong>von</strong> Anti-D wurde in diesen Fällen als<br />
nicht für nötig erachtet.<br />
Bibliographie<br />
A Stucki M, Moudry R, Kempf C et al. Characterisation of a<br />
chromatographically produced anti-D immunoglobulin<br />
product. Journal of Chromatography B, 1997;<br />
700:241-248.<br />
B Horowitz B, Bonomo R, Prince AM et al.<br />
C<br />
Solvent/detergent treated plasma: A virus inactivated substitute<br />
for fresh frozen plasma, Blood; 1992; 79:826-831.<br />
Horowitz B, Prince AM, Horowitz MS et al. Viral safety of solvent<br />
detergent treated blood products. Virological Safety Aspects<br />
of Plasma-Derivatives.<br />
<strong>Bro</strong>wn F (ed); Development of Biologicals Standardisation 1993;<br />
81:147-161.<br />
D Stucki M, Omar A, Schlegel A et al. Viral Safety of a new Anti-D<br />
immunoglobulin Product. Poster presentation,<br />
Interlaken’s Fourth International; Symposium on IVIG;<br />
1996.<br />
E Stucki M, Kempf C. Virensicherheit <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> SRK.<br />
HAEMO, 1997; 7-10.<br />
F Stucki M, Schnorf J, Hustinx H et al. Anti-D<br />
Immunoglobulin in Rh(D) negative volunteers:<br />
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serum anti-D levels. Transfus Clin Biol 1998; 5: 180-188.<br />
G Bichler J, Schöndorfer G, Pabst G et al. Pharmacokinetics<br />
of anti-D IgG in pregnant RhD-negative women.<br />
Br. J. Obstet Gynaecol 2003; 110:39-45.<br />
H Efficacy, safety and tolerability of <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
300 for ante- and<br />
postnatal prophylaxis in Rh(D)-negative women. Data on<br />
file.<br />
I Dose-finding study to evaluate the efficacy and<br />
safety of MonoRho in Rh(D)-negative healthy male<br />
volunteers. Data on file.<br />
K Phase-I study to assess the clearance of<br />
Rh(D)-positive red blood cells after intravenous<br />
administration of <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
L<br />
manufactured in the Small-<br />
Scale Production Facility and in the New Production Facility<br />
in Rh(D)-negative healthy male volunteers. Data on File.<br />
Ian Z. MacKenzie, J. Bichler, G. C. Mason, C. Burnett<br />
Lunan, P. Steward, F. Al-Azzawi, M. De Bono, N. Watson, I.<br />
Abdresen; Efficacy and safety of a new, chromatographically<br />
purified rhesus (D) immunoglobulin – European Journal of<br />
Obstetrics & Gynecology and Reproductive Biology 117<br />
(2004) 154-161
6. Das Rhesus-System<br />
Entdeckung 1940 durch<br />
Landsteiner und Wiener<br />
Mit der Entdeckung des AB0-Systems<br />
durch Karl Landsteiner vor ca. 100 Jahren<br />
war es möglich, den größten Teil der Blutunverträglichkeiten<br />
zu erklären. Ein weiteres<br />
Blutgruppensystem, das vor allem für<br />
die Hämolyse bei Neugeborenen verantwortlich<br />
ist, wurde jedoch erst 1940 <strong>von</strong><br />
Landsteiner und Wiener beschrieben: Das<br />
Rhesus-System. Landsteiner führte seine<br />
mit dem AB0-System begonnene Nomenklatur<br />
fort und bezeichnete die Merkmale<br />
mit C, D, und E.<br />
Unverträglichkeit durch<br />
D-positive Erythrozyten<br />
Wie die A- und B-Antigene befinden sich<br />
auch diese Merkmale auf den Erythrozyten.<br />
Merkmalsträger werden mit den<br />
Großbuchstaben gekennzeichnet, Nichtträger<br />
mit den Kleinbuchstaben (c, d, e).<br />
Häufigkeit <strong>von</strong> Blutgruppen in Deutschland<br />
Anteil an der<br />
Gesamtbevölkerung<br />
D-positiv<br />
weak D (= D-positiv)<br />
d-negativ<br />
cc dd ee*<br />
dd mit C und/oder E<br />
Kat DVI<br />
Abb. 7<br />
Eine Unverträglichkeitsreaktion kann eintreten,<br />
wenn bei einem Nichtträger C-,<br />
D- oder E-positive Erythrozyten in den<br />
Kreis lauf gelangen (durch Transfusionen<br />
oder Schwangerschaft).<br />
Unvollständige D-Ausprägungen<br />
Es kommt auch vor, dass das D-Antigen<br />
zwar komplett aber nur in geringer Anzahl<br />
auf der Oberfläche der Erythrozyten vorhanden<br />
ist. Diese Fälle werden labordiagnostisch<br />
als „weak D<br />
” bezeichnet. Mütter<br />
mit diesem Merkmal sind als Rhesus-positive<br />
zu behandeln.<br />
Bei Müttern mit sogenannten Kategorie-<br />
Erythrozyten ist das Antigen nicht komplett.<br />
Insbesondere bei den Erythrozyten<br />
der Kategorie DVI fehlen zahlreiche Epitope;<br />
Sensibilisierungen sind beschrieben<br />
worden. Mütter mit Erythrozyten der Kategorie<br />
VI sind deshalb als Rhesus-negativ zu<br />
behandeln. Ein Befund D U<br />
wird nicht mehr<br />
gestellt. Stattdessen wird weak D<br />
oder evtl.<br />
die Kategorie angegeben.<br />
1.1 Häufigkeit der Merkmale<br />
In einer 1995 veröffentlichten Unter -<br />
suchung aus Baden-Württemberg (Wagner<br />
et al.) wurden die Häufigkeiten der<br />
Blutgruppen aus über 600.000 Blutspendern<br />
ermittelt. Es zeigten sich vergleichbare<br />
Ergebnisse zu früheren Untersuchungen.<br />
Danach sind ca. 17 % der<br />
Deutschen Rhesus-negativ (Abb. 7). Das<br />
Merkmal D VI<br />
ist nur in einer Häufigkeit <strong>von</strong><br />
etwa 1:5.000 ausgeprägt.<br />
0 % 50 % 100 %<br />
0,4 %<br />
1,5 %<br />
0,02 %<br />
17,3 %<br />
15,8 %<br />
82,7 %<br />
* d-negativ als Schwangere oder<br />
Bluttransfusionsempfänger<br />
13
14<br />
7. Der Morbus haemolyticus neonatorum<br />
Der Morbus haemolyticus neonatorum<br />
(Mhn) lässt sich medizinhistorisch bis in das<br />
Jahr 1614 zurückverfolgen. Aus dieser Zeit<br />
stammt die erste Beschreibung eines Hydrops<br />
universalis fetus durch Plattner.<br />
Die Entdeckung des Rhesus-Faktors durch<br />
Landsteiner und Wiener und die Klärung<br />
der Pathogenese dieser hämolytischen Neugeborenenerkrankung<br />
durch Levine (1941)<br />
standen am Beginn einer Entwicklung, in<br />
deren Verlauf Diagnostik und Prophylaxe<br />
der Erkrankung innerhalb weniger Jahrzehnte<br />
ausgebaut und in die Klinik eingeführt<br />
werden konnten.<br />
Transfusion kindlicher Erythrozyten<br />
ist die Ursache<br />
Bei etwa 10 % der Spontangeburten und<br />
bei 40 % der operativen Entbindungen gelangen<br />
messbare Mengen kindlicher Zellen<br />
in den mütterlichen Kreislauf. Die Einschwemmung<br />
erfolgt vorwiegend während<br />
der Austreibungsperiode und der Plazentalösung.<br />
Dieser Vorgang wird als fetomaternale<br />
Transfusion bezeichnet.<br />
Man unterscheidet Mikrotransfusionen: mit<br />
0,05 – 10 ml fetalem Blut und Makrotransfusionen<br />
mit über 20 ml.<br />
Die Mehrzahl der beobachteten Einschwemmungen<br />
liegt zwischen 0,05 und<br />
1 ml, Mengen <strong>von</strong> mehr als 20 ml sind selten.<br />
Zur Sensibilisierung der Mutter genügen<br />
bereits 0,05 ml fetalen Blutes; wahrscheinlich<br />
reichen noch geringere Mengen aus.<br />
Da Rhesus-Antigene an fetalen Erythozyten<br />
bereits sehr früh in der Schwangerschaft<br />
sicher nachweisbar sind und nach Aborten<br />
feto-maternale Transfusionen in dieser Größenordnung<br />
beobachtet werden, besteht<br />
auch nach Aborten <strong>von</strong> der 6. Schwangerschaftswoche<br />
an ein Sensibilisierungsrisiko.<br />
Das gleiche Risiko besteht bei Amniozentesen.<br />
Hohe Inzidenz des Mhn<br />
In der Bundesrepublik erkrankten vor<br />
Einführung der Anti-D-Prophylaxe jährlich<br />
zwischen 3.000 – 5.000 Kinder an Morbus<br />
haemolyticus neonatorum; 15 – 20 % da<strong>von</strong><br />
verstarben, in vielen Fällen blieben<br />
trotz Austauschtransfusionen zerebrale<br />
Schäden.<br />
Prophylaxe des Mhn durch<br />
Neutralisierung der D-positiven<br />
Erythrozyten<br />
Nur selten wurde für eine Krankheit so kurz<br />
nach der Entdeckung ihrer Ursache eine so<br />
wirksame Prophylaxe gefunden wie für den<br />
Morbus haemolyticus neonatorum. Sie besteht<br />
in der Eliminierung kindlicher Zellen<br />
aus dem mütterlichen Kreislauf, so dass die<br />
Sensibilisierung der Mutter gegen das D-<br />
Merkmal unterbunden wird. Diese Eliminierung<br />
wird durch die Gabe <strong>von</strong> Anti-D-<br />
Immunglobulin erreicht.
8. Die Anwendung <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
3.1. Im Rahmen der<br />
Mutterschaftsvorsorge<br />
Eine sicher wirksame kausale Therapie bei<br />
bereits Rhesus-sensibilisierten Schwangeren<br />
ist bisher nicht bekannt. Da eine Desensibilisierung<br />
ebenfalls nicht möglich ist,<br />
kommt bei Rh-negativen Frauen im gebärfähigen<br />
Alter der Prophylaxe der Rhesus-<br />
Sensibilisierung mit Anti-D-Immunglobulin<br />
entscheidende Bedeutung zu.<br />
Risiko durch Diagnose- und<br />
Behandlungsmethoden<br />
Alle in den letzten 30 Jahren entwickelten<br />
Diagnose- und Behandlungsmethoden<br />
des Morbus haemolyticus neonatorum<br />
(Fruchtwasseruntersuchung während der<br />
Schwangerschaft, intrauterine Bluttransfusionen<br />
des Feten, vorzeitige Entbindung,<br />
Austauschtransfusion usw.) beinhalten ein<br />
großes Risiko für Mutter und Kind und<br />
können trotz aller Erfolge zerebrale Defekte<br />
des Kindes oft nicht verhindern.<br />
Entwicklung der Prophylaxe<br />
in den 60er Jahren<br />
Die Entwicklung einer Prophylaxe war daher<br />
ein dringendes Anliegen. Ihr Grundgedanke<br />
geht auf Beobachtungen <strong>von</strong><br />
Th. Smith (1909) zurück, der als erster<br />
feststellte, dass die aktive Impfung mit<br />
Diphtherie-Toxin wenig oder gar nicht<br />
wirksam war, wenn gleichzeitig Diphtherie-Antitoxin<br />
in 20-fachem Überschuss<br />
verabfolgt wurde. Die Feststellung bildete<br />
den Ausgangspunkt der amerikanischen<br />
Untersuchungsreihe (Freda, Gorman,<br />
Pollack 1960), der bald andere Arbeitskreise<br />
(Finn und Clark, England; Schneider,<br />
Preissler u.a., Deutschland) folgten.<br />
1960 trug Finn vor der Medizinischen Gesell<br />
schaft in Liverpool/England erstmalig die<br />
in dem dortigen Arbeitskreis gewonnenen<br />
Erfahrungen über die Verhinderung der Rh-<br />
Sensibilisierung durch Immunglobuline vor.<br />
Er zeigte auf, dass durch die postpartale<br />
Injektion <strong>von</strong> Anti-D-Serum bei der Mutter<br />
ein rasches Eliminieren der eingedrungenen<br />
kindlichen Zellen erreicht und damit<br />
eine Sensibilisierung der Mutter verhindert<br />
wird. Weitere überzeugende Ergebnisse<br />
lagen aus dem Arbeitskreis New York/USA<br />
vor. In Deutschland wurde 1963 erstmals<br />
eine Mutter nach der Geburt mit Anti-<br />
D-Serum behandelt (Arbeitskreis Freiburg).<br />
Sensibilisierung bereits während<br />
der Schwangerschaft möglich<br />
Üblicherweise erfolgt eine Sensibilisierung<br />
der Rh-negativen Mutter in einer vorausgegangenen<br />
Entbindung. Doch erkannte<br />
man, gerade aufgrund der Versagerquote,<br />
dass sich auch während der bestehenden<br />
Schwangerschaft – vor allem im 3. Trimenon<br />
– feto-maternale Transfusionen ereignen,<br />
die unmittelbar zu einer Sensibilisierung<br />
der Mutter führen. Diese fetomaternalen<br />
Transfusionen können spontan oder<br />
infolge <strong>von</strong> Traumata auftreten. Es ließen<br />
sich feto-maternale Transfusionen bis zu<br />
mehreren Millilitern fetalen Blutes nachweisen.<br />
Als Konsequenz leitet sich hier<strong>von</strong><br />
die präpartale Gabe <strong>von</strong> Anti-D ab, eine<br />
Vorverlegung der Anti-D-Verabreichung<br />
in das letzte Schwangerschaftsdrittel, der<br />
sich die postpartale (klassische) Prophylaxe<br />
nach der Entbindung anschließt.<br />
Nach einer Anti-D-Immunglobulin-Gabe<br />
in ausreichender Höhe werden die eingeschwemmten<br />
HbF-Zellen 1<br />
innerhalb <strong>von</strong> 48<br />
Stunden aus dem mütterlichen Kreislauf<br />
eliminiert, während sie ohne Behandlung<br />
ca. 80 Tage überleben und die Bildung <strong>von</strong><br />
Anti-Rh-Antikörpern hervorrufen.<br />
3.1.1. Indikationen im Rahmen<br />
der Mutterschaftsvorsorge<br />
Die Rhesus-Prophylaxe mit <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
(Anti-D-Immunglobulin) soll in folgenden<br />
Fällen durchgeführt werden:<br />
Routinemäßig in der 28. – 30. SSW bei<br />
allen Rh-negativen Schwangeren.<br />
Routinemäßig innerhalb <strong>von</strong> 72 Stunden<br />
nach der Entbindung eines Rh-positiven<br />
Kindes bei Rh-negativen Müttern.<br />
Bei Abort oder Interruptio bei Rh-negativen<br />
Frauen. Falls die Blutgruppe des<br />
Fetus feststellbar ist, muss die Prophylaxe<br />
nur bei Rh-positivem Fetus durchgeführt<br />
werden.<br />
Bei allen Vorkommnissen und Eingriffen<br />
in der Schwangerschaft, die zu<br />
einem Übertritt fetaler Erythrozyten in<br />
den mütterlichen Kreislauf führen können.<br />
Dazu gehören:<br />
Bauchtrauma<br />
Amniozentese<br />
Abortus imminens<br />
Chorionzottenbiopsie<br />
Chordozentese<br />
Fetoskopie<br />
Extraktion<br />
Extrauteringravidität<br />
Blasenmole<br />
15
16<br />
3.1.2. Dosierung bei prä- und postpartaler<br />
Prophylaxe<br />
Sowohl für die Anti-D-Immunglobulin-Gabe<br />
während der Schwangerschaft als auch<br />
für die postpartale Gabe soll eine Dosis<br />
<strong>von</strong> 300 μg (2 ml <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
) verabreicht<br />
werden.<br />
Mit 300 μg <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
lassen sich etwa 25<br />
ml D-positives Blut neutralisieren. Besteht<br />
der Verdacht, dass größere Mengen kindlichen<br />
Blutes in den Kreislauf der Mutter<br />
übergetreten sind, so ist die <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
-<br />
Menge entsprechend zu erhöhen. Dies<br />
ist vor allem bei Placenta praevia, Sectio<br />
caesarea, äußere Kindswendung und<br />
manueller Placentalösung möglich. Der<br />
Erfolg sollte kontrolliert werden. (s. Kontrolle,<br />
S. 10).<br />
3.1.3. Kontrolle der Anti-D-Prophylaxe<br />
im Rahmen der<br />
Mutterschaftsvorsorge<br />
Die Standarddosis <strong>von</strong> 300 μg Anti-D-<br />
Immunglobulin ist in den meisten Fällen<br />
ausreichend. Gelegentlich ist es jedoch<br />
fraglich, ob größere Mengen als 25 ml fetalen<br />
Blutes in den mütterlichen Kreislauf<br />
übergetreten sind, so dass eine Kontrolle<br />
wünschenswert ist.<br />
Die Kontrolle kann nach mehreren Metho-<br />
den durchgeführt werden:<br />
1. Dem Kleihauer-Betke-Test auf fetales<br />
Hämoglobin (HbF)<br />
2. Der Durchflusszytometrie zur Quantifizierung<br />
D-positiver Erythrozyten<br />
3. Dem Nachweis <strong>von</strong> überschüssigen<br />
Anti-D-Antikörpern<br />
Beim Kleihauer-Betke-Test und der Durchflusszytometrie<br />
wird die Anzahl fetaler Erythrozyten<br />
im mütterlichen Blut bestimmt.<br />
In beiden Tests sollten 3 – 7 Tage nach erfolgter<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
-Gabe keine Zellen mehr<br />
nachweisbar sein. Andernfalls ist eine weitere<br />
Dosis <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
zu applizieren.<br />
Der Anti-D-Test ist erst ab dem 3. Tag nach<br />
intramuskulärer Ig-Gabe zuverlässig.<br />
3.2. Prophylaxe der Rhesus-Sensibilisierung<br />
nach Transfusionen<br />
Bei der notfallmäßigen Gabe <strong>von</strong> Vollblut<br />
oder Erythrozytenkonzentrat sowie bei der<br />
Gabe <strong>von</strong> Thrombozytenkonzentrat kann<br />
die Rhesus-Kompatibilität nicht immer<br />
eingehalten werden. Durch die Gabe <strong>von</strong><br />
Anti-D-Immunglobulin ist es möglich, bei<br />
Rh-negativen Empfängern die Sensibilisierung<br />
durch Rh-positive Erythrozyten zu<br />
vermeiden.<br />
Pro 10 ml transfundierten Blutes, d. h. pro<br />
5 ml Erythrozyten, wird eine Dosis <strong>von</strong> 100<br />
– 250 μg <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
empfohlen. Nach Hiller<br />
et al. Sind 150 μg pro 5 ml Erythrozyten<br />
notwendig. Die errechnete Menge kann<br />
fraktioniert über mehrere Tage gegeben<br />
werden.<br />
1 HbF-Zellen = Erythrozyten des Feten und Neugeborenen<br />
mit Hämoglobin F<br />
Erwachsenen-Erythrozyten enthalten im wesentlichen<br />
Hämoglobin A.
9. Fachinformation <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
Zusammenfassung der Mekmale des Arzneimittels<br />
1. BEZEICHNUNG DES A<strong>RZ</strong>NEIMITTELS<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
300 Mikrogramm/2 ml, Injektionslösung<br />
in Fertigspritze<br />
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE<br />
ZUSAMMENSETZUNG<br />
Humanes Anti-D (Rh) Immunglobulin<br />
Die Fertigspritze (2 ml Lösung) enthält: Humanes<br />
Anti-D-Immunglobulin 1500 IE (300 Mikrogramm).<br />
Dies entspricht einer Konzentration <strong>von</strong> 750 IE<br />
(150 Mikrogramm) pro ml. Die Fertigspritze enthält<br />
maximal 30 mg/ml Plasmaproteine vom Menschen;<br />
da<strong>von</strong> entfallen 10 mg/ml auf den Stabilisator Albumin.<br />
Mindestens 95 % der übrigen Plasmaproteine<br />
bestehen aus IgG. <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
enthält nicht<br />
mehr als 5 Mikrogramm/ml IgA.<br />
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile<br />
siehe Abschnitt 6.1.<br />
3. DARREICHUNGSFORM<br />
Injektionslösung in Fertigspritze<br />
4. KLINISCHE ANGABEN<br />
4.1 Anwendungsgebiete<br />
Prophylaxe der Rh(D) Immunisierung in Rh(D)negativen<br />
Frauen<br />
<br />
Kindes<br />
<br />
teringravidität oder Blasenmole<br />
<br />
durch eine antepartale Hämorrhagie (AMH), Amniocentese,<br />
Chorionbiopsie oder andere intrauterine<br />
Eingriffe (z. B. äußere Kindswendung,<br />
Bauchtrauma).<br />
Behandlung <strong>von</strong> Rh(D)-negativen Personen<br />
nach inkompatiblen Transfusionen <strong>von</strong> Rh(D)positivem<br />
Blut oder anderen Produkten, welche<br />
Erythrozyten enthalten.<br />
4.2 Dosierung, Art und Dauer der<br />
Anwendung<br />
Dosierung<br />
Die folgenden Dosierungsempfehlungen basieren<br />
auf den mit <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
durchgeführten klinischen<br />
Studien. In diesem Zusammenhang werden auf<br />
entsprechende nationale Therapieempfehlungen<br />
der einzelnen EU Mitgliedstaaten zur Rhesusprophylaxe<br />
mit anti-D-IgG verwiesen.<br />
Prophylaxe einer Rh(D) Immunisierung in<br />
Rh(D)-negativen Frauen:<br />
Antepartale Prophylaxe: Eine Einzeldosis <strong>von</strong><br />
300 Mikrogramm (1500 IE), verabreicht in der<br />
28. bis 30. Schwangerschaftswoche durch intravenöse<br />
oder intramuskuläre Injektion, wird<br />
em-pfohlen.-<br />
Postpartale Prophylaxe: Bei intravenöser Verabreichung<br />
sind 200 Mikrogramm (1000 IE)<br />
ausreichend. Falls intramuskulär injiziert wird,<br />
wird eine Dosis <strong>von</strong> 200 bis 300 Mikrogramm<br />
(1000 bis 1500 IE) empfohlen. <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
sollte<br />
so rasch wie möglich innerhalb 72 Stunden nach<br />
der Geburt verabreicht werden. Die postpartale<br />
Dosis muss auch nach erfolgter antepartaler Prophylaxe<br />
gegeben werden. Wenn eine feto-maternale<br />
Hämorrhagie <strong>von</strong> mehr als 4 ml vermutet<br />
wird (Auftreten bei 0,7 % bis 0,8 % der Frauen<br />
z. B. bei fetaler Anämie oder intrauterinem fetalem<br />
Tod), sollte das jeweilige Ausmaß mit einer<br />
geeigneten Methode (z. B. Kleihauer-Betke-Test)<br />
bestimmt werden. Zusätzliche Dosen Anti-D <strong>von</strong><br />
20 Mikrogramm/100 IE pro 1 ml fetalen Erythrozyten<br />
sollten verabreicht werden, wenn sich eine<br />
Hämorrhagie <strong>von</strong> mehr als 4 ml bestätigt.<br />
Prophylaxe nach Komplikationen während<br />
der Schwangerschaft:<br />
Eingriffe und Zwischenfälle bis zur 12. Schwangerschaftswoche:<br />
200 Mikrogramm (1000 IE)<br />
sollten so rasch wie möglich und nicht später<br />
als 72 Stunden nach Eintreten der Komplikation<br />
intravenös oder intramuskulär verabreicht werden.<br />
Eingriffe und Zwischenfälle nach der 12. Schwangerschaftswoche:<br />
Mindestens 200 Mikrogramm<br />
(1000 IE) sollten so rasch wie möglich und nicht<br />
später als 72 Stunden nach Eintreten der Komplikation<br />
intravenös oder intramuskulär verabreicht<br />
werden.<br />
Chorionbiopsie: 200 Mikrogramm (1000 IE)<br />
sollten so rasch wie möglich und nicht später als<br />
72 Stunden nach dem Eingriff intravenös oder<br />
intramuskulär verabreicht werden.<br />
Inkompatible Transfusionen:<br />
Die empfohlene Dosis beträgt 20 Mikrogramm<br />
(100 IE) Anti-D-Immunglobulin pro 2 ml des transfundierten<br />
Rh(D)-positiven Blutes bzw. pro 1 ml des<br />
verabreichten Erythrozytenkonzentrats. Es wird die<br />
intravenöse Injektion empfohlen. Im Falle einer in-<br />
tramuskulären Anwendung sollten die großen Dosen<br />
über mehrere Tage verteilt verabreicht werden.<br />
Eine Gesamtdosis <strong>von</strong> 3000 Mikrogramm (15.000<br />
IE) wird auch dann als ausreichend angesehen,<br />
wenn mehr als 300 ml Rh(D)-positives Blut transfundiert<br />
wurden.<br />
Art und Dauer der Anwendung<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
kann entweder durch intravenöse oder<br />
intramuskuläre Injektion verabreicht werden. Im Falle<br />
<strong>von</strong> Gerinnungsstörungen und kontraindizierter<br />
intramuskulärer Verabreichung sollte <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
intravenös injiziert werden. Wenn große Volumina<br />
(>5 ml) intramuskulär verabreicht werden sollen, ist<br />
es ratsam, diese auf verschiedene Körperstellen zu<br />
verteilen.<br />
4.3 Gegenanzeigen<br />
Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe<br />
des Arzneimittels.<br />
Die intramuskuläre Injektion ist bei schwerer<br />
Thrombozytopenie oder anderen Störungen des<br />
Gerinnungssystems kontraindiziert.<br />
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen<br />
für die Anwendung<br />
Die postpartale Prophylaxe erfolgt an der Mutter.<br />
Anti-D-Immunglobulin soll nicht dem Neugeborenen<br />
verabreicht werden.<br />
Das Produkt ist nicht für die Anwendung bei Rh(D)positiven<br />
Personen vorgesehen.<br />
Die Patienten sollen nach der Verabreichung mindestens<br />
20 Minuten beobachtet werden. Beim<br />
Auftreten allergischer oder anaphylaktoider Reaktionen<br />
ist die Verabreichung sofort abzubrechen.<br />
Anti-D-Immunglobulin kann allergische Reaktionen<br />
hervorrufen. Es wird deshalb empfohlen, die Patienten<br />
über frühe Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion<br />
zu informieren, eingeschlossen<br />
Nesselfieber, generalisierte Urtikaria, Druck auf der<br />
Brust, Atemnot, Blutdruckabfall und Anaphylaxie.<br />
Die erforderliche Behandlung hat sich nach der Art<br />
und Schwere der Nebenreaktion zu richten. Bei<br />
einem Schock sind die aktuellen Empfehlungen zur<br />
Schockbehandlung zu beachten.<br />
Die Konzentration <strong>von</strong> IgA in <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
liegt unter<br />
der Nachweisgrenze <strong>von</strong> 5 Mikrogramm/ ml. Dennoch<br />
kann nicht ausgeschlossen werden, dass das<br />
Produkt Spuren <strong>von</strong> IgA enthält. Obwohl Anti-D-<br />
Immunglobulin für die Behandlung <strong>von</strong> Patienten<br />
mit IgA-Mangel erfolgreich eingesetzt wurde,<br />
können diese potentiell Antikörper gegen IgA<br />
entwickeln und nach der Verabreichung <strong>von</strong> IgAhaltigen<br />
Blutprodukten mit anaphylaktischen Sym-<br />
17
18<br />
ptomen reagieren. Es liegt in der Verantwortung<br />
des Arztes, den Nutzen einer Behandlung mit <strong>Rhophylac</strong><br />
®<br />
gegen das mögliche Risiko einer Überempfindlichkeitsreaktion<br />
abzuwägen.<br />
Virussicherheit<br />
Standardmethoden zur Vermeidung <strong>von</strong> Infektionskrankheiten,<br />
die im Rahmen der Anwendung<br />
<strong>von</strong> aus menschlichem Blut oder Plasma hergestellten<br />
Arzneimitteln auftreten können, umfassen die<br />
Auswahl der Spender, die Prüfung jeder einzelnen<br />
Spende und jedes Plasmapools auf spezifische Marker<br />
für Infektionen, sowie die Einbeziehung effektiver<br />
Herstellungsschritte zur Inaktivierung/Eliminierung<br />
<strong>von</strong> Viren. Trotz dieser Maßnahmen kann die<br />
Möglichkeit der Übertragung <strong>von</strong> Erregern bei der<br />
Anwendung <strong>von</strong> aus menschlichem Blut oder Plasma<br />
hergestellten Arzneimitteln nicht vollständig<br />
ausgeschlossen werden. Dies gilt auch für bisher<br />
unbekannte Viren und andere Pathogene.<br />
Die getroffenen Maßnahmen werden als wirksam<br />
angesehen für umhüllte Viren wie z. B. HIV, HBV<br />
und HCV. Für andere nicht-umhüllte Viren, wie z. B.<br />
HAV oder Parvovirus B19, können die getroffenen<br />
Maßnahmen <strong>von</strong> eingeschränktem Wert sein.<br />
Aufgrund <strong>von</strong> klinischen Erfahrungen kann da<strong>von</strong><br />
ausgegangen werden, dass bei der Verabreichung<br />
<strong>von</strong> Immunglobulinen keine Übertragung<br />
<strong>von</strong> Hepatitis A oder Parvovirus B19<br />
erfolgt. Außerdem kann der Antikörpergehalt<br />
einen wichtigen Beitrag zur Virussicherheit liefern.<br />
Jede Verabreichung des Präparates ist mittels beigefügter<br />
Selbstklebeetikette (Name, Nummer der<br />
Herstellungscharge und Ablaufdatum des Produktes)<br />
zu dokumentieren, um jederzeit eine Verbindung<br />
zwischen dem Patienten und der Charge<br />
des Produktes herstellen zu können.<br />
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln<br />
und sonstige Wechselwirkungen<br />
Wechselwirkungen <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
mit anderen medizinischen<br />
Behandlungen wurden nicht untersucht.<br />
Die hier angeführten Informationen wurden der Literatur<br />
und den gültigen Richtlinien entnommen.<br />
Nach Gabe <strong>von</strong> Anti-D-Immunglobulin ist ein Abstand<br />
<strong>von</strong> mindestens 3 Monaten zur Impfung<br />
mit Virus-Lebend-Impfstoffen (zum Beispiel gegen<br />
Masern, Mumps, Röteln oder Varizellen) einzuhalten,<br />
da sonst der Impferfolg in Frage gestellt wird.<br />
Wird Anti-D-Immunglobulin innerhalb <strong>von</strong> 2 bis 4<br />
Wochen nach Impfung mit einem Virus-Lebend-<br />
Impfstoff verabreicht, kann dadurch die Wirksam-<br />
keit der Impfung beeinträchtigt werden. Bei serologischen<br />
Untersuchungen, z. B. Erythrozyten-Antikörper<br />
mit Coomb’s Test bei Neugeborenen, nach<br />
der Gabe <strong>von</strong> Immunglobulinen ist zu berücksichtigen,<br />
dass der vorübergehende Anstieg verschiedener,<br />
passiv übertragener Antikörper im Blut des<br />
Patienten zu falsch-positiven Testresultaten führen<br />
kann. <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
kann Antikörper gegen andere<br />
Rh Antigene, zum Beispiel anti-Rh(C)-Antikörper<br />
enthalten, die mit empfindlichen serologischen<br />
Testverfahren nachgewiesen werden könnten.<br />
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit<br />
Dieses Arzneimittel wird während der Schwangerschaft<br />
eingesetzt.<br />
Bei 432 Frauen, denen <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
antepartal verabreicht<br />
wurde, konnten nach der Geburt bei den<br />
Neugeborenen keine unerwünschten Wirkungen<br />
beobachtet werden, die auf die Verabreichung des<br />
Produktes zurückzuführen waren.<br />
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit<br />
und das Bedienen <strong>von</strong> Maschinen<br />
Es wurden keine Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit<br />
und das Bedienen <strong>von</strong> Maschienen beobachtet.<br />
4.8 Nebenwirkungen<br />
Bei der intramuskulären Verabreichung <strong>von</strong> Anti-<br />
D-Immunglobulin können an der Injektionsstelle<br />
Schmerzen und Berührungsempfindlichkeit auftreten.<br />
Gelegentlich treten nach der Verabreichung <strong>von</strong><br />
Anti-D-Immunglobulin Fieber, Unwohlsein, Kopfschmerzen,<br />
Hautreaktionen und Frösteln auf. In<br />
seltenen Fällen wurde über Übelkeit, Erbrechen,<br />
Blutdruckabfall, Tachykardie und allergische/ana-<br />
phylaktische Reaktionen, einschließlich Atemnot<br />
und Schock berichtet. Dies auch in Patienten, die<br />
bei vorangehenden Behandlungen keine Anzeichen<br />
<strong>von</strong> Überempfindlichkeit gezeigt hatten.<br />
Informationen zur Virussicherheit siehe Kapitel<br />
„4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen<br />
für die Anwendung“.<br />
4.9 Überdosierung<br />
Zur Überdosierung sind keine Daten verfügbar. Mit<br />
großen Dosen Anti-D-Immunglobulin behandelte<br />
Patienten nach Fehltransfusion sollten wegen des<br />
Risikos einer hämolytischen Reaktion anhand <strong>von</strong><br />
klinischen und biologischen Parametern überwacht<br />
werden. In anderen Rh(D)-negativen Personen ist<br />
nach Überdosierung im Vergleich zur normalen<br />
Dosis nicht mit häufigeren oder schwereren unerwünschten<br />
Wirkungen zu rechnen.<br />
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN<br />
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften<br />
Stoff- und Indikationsgruppe: Immunsera und Immunglobuline:<br />
Anti-D (Rh) Immunglobulin.<br />
ATC Code: J06B B01.<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
enthält spezifische IgG Antikörper gegen<br />
das Rh(D) Antigen menschlicher Erythrozyten.<br />
Während der Schwangerschaft und speziell bei der<br />
Geburt können fetale Erythrozyten in die mütterliche<br />
Zirkulation gelangen. Wenn die Mutter Rh(D)negativ<br />
ist und der Fetus Rh(D)-positiv, kann die<br />
Mutter durch das Rh(D) Antigen immunisiert werden<br />
und Anti- Rh(D) Antikörper produzieren, welche<br />
die Plazenta passieren und zu einem Morbus<br />
Haemolyticus Neonatorum führen können. Passive<br />
Immunisierung mit spezifischen IgG Antikörpern<br />
gegen das Rh(D) Antigen kann in > 99 % der Fälle<br />
verhindern, dass die Rh(D)-negative Mutter aktiv<br />
immunisiert wird. Voraussetzung ist allerdings,<br />
dass eine ausreichende Dosis zum richtigen Zeitpunkt<br />
nach Exposition mit fetalen Rh(D)-positiven<br />
Erythrozyten verabreicht wird.<br />
Der Wirkungsmechanismus, wodurch das Anti-D-<br />
Immunglobulin die Immunisierung durch Rh(D) positive<br />
Erythrozyten unterdrückt, ist nicht bekannt.<br />
Die Unterdrückung könnte mit der Elimination der<br />
Erythrozyten aus der Zirkulation zusammenhängen,<br />
bevor diese immunkompetente Orte erreichen. Sie<br />
könnte aber auch auf komplexeren Mechanismen<br />
beruhen, welche die Erkennung <strong>von</strong> fremdem Antigen<br />
und die Antigen-Präsentation <strong>von</strong> geeigneten<br />
Zellen an geeigneten Orten in An- oder Abwesenheit<br />
<strong>von</strong> Antikörpern betreffen.<br />
Sowohl die intravenöse als auch die intramuskuläre<br />
Verabreichung <strong>von</strong> 200 Mikrogramm (1000<br />
IE) <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
48 Stunden nach der Injektion <strong>von</strong><br />
5 ml Rh(D)-positiven Erythrozyten führte innerhalb<br />
<strong>von</strong> 24 Stunden zu einer beinahe vollständigen<br />
Entfernung <strong>von</strong> Rh(D)-positiven Erythrozyten aus<br />
der Zirkulation <strong>von</strong> männlichen Rh(D)-negativen<br />
Probanden.<br />
Verglichen zur intravenösen Verabreichung, ist<br />
die Elimination der Erythrozyten bei der intramuskulären<br />
Verabreichung verzögert, da das Anti-D-<br />
Immunglobulin vom Injektionsort zuerst absorbiert<br />
werden muss. Durchschnittlich sind 70 % der in-
jizierten Erythrozyten 2 Stunden nach der intravenösen<br />
Verabreichung <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
entfernt.<br />
Nach der intramuskulären Verabreichung wird ein<br />
ähnliches Ausmaß der Eliminierung nach 12 Stunden<br />
gemessen.<br />
Darüber hinaus wurde die Wirksamkeit, Sicherheit<br />
und Pharmakokinetik <strong>von</strong> <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
durch drei<br />
klinische Studien belegt. Gemäß Studienplan wurden<br />
139 Patientinnen <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
200 Mikrogramm<br />
(1000 IE) postpartal verabreicht. <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
300<br />
Mikrogramm (1500 IE) wurde gemäß Studienplan<br />
446 beziehungsweise 256 Patientinnen antepartal<br />
und postpartal verabreicht. Keine im Rahmen dieser<br />
Studien untersuchte Patientin entwickelte Antikörper<br />
gegen das Rh(D) Antigen.<br />
Klinische Studien mit <strong>Rhophylac</strong> ®<br />
-Dosen unterhalb<br />
200 Mikrogramm (1000 IE) wurden nicht durchgeführt.<br />
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften<br />
Bei intramuskulärer Anwendung werden nach ungefähr<br />
4 Stunden messbare Antikörperkonzentrationen<br />
erreicht. Die höchste Serumkonzentration<br />
wird gewöhnlich nach 5 Tagen gemessen. Bei intravenöser<br />
Anwendung werden bereits unmittelbar<br />
nach der Injektion messbare Antikörperkonzentrationen<br />
festgestellt.<br />
Die durchschnittliche Halbwertszeit im Blutkreislauf<br />
<strong>von</strong> schwangeren Frauen mit einem normalen IgG-<br />
Spiegel liegt bei 17 Tagen.<br />
IgG und IgG-Komplexe werden in den Zellen des<br />
retikuloendothelialen Systems abgebaut.<br />
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit<br />
Für Anti-D-Immunglobulin gibt es keine relevanten<br />
präklinischen Daten. Toxizitätstests mit wiederholten<br />
Dosen und embryo-fetale Studien können<br />
nicht durchgeführt werden, da sie Bildung <strong>von</strong> und<br />
Interferenzen mit Antikörpern bewirken. Mögliche<br />
mutagene Wirkungen <strong>von</strong> Immunglobulinen wurden<br />
nicht untersucht.<br />
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN<br />
6.1 Sonstige Bestandteile<br />
Humanalbumin<br />
Glycin<br />
Natriumchlorid<br />
6.2 Inkompatibilitäten<br />
Da keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden,<br />
darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen<br />
Arzneimitteln gemischt werden.<br />
6.3 Dauer der Haltbarkeit<br />
3 Jahre.<br />
6.4 Besondere Lagerungshinweise<br />
Im Kühlschrank lagern (+2 o C bis +8 o C).<br />
Nicht einfrieren!<br />
Fertigspritzen im Umkarton (in der versiegelten<br />
Verpackung) aufbewahren, um den Inhalt vor Licht<br />
zu schützen. Arzneimittel für Kinder unzugänglich<br />
aufbewahren.<br />
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses<br />
Glasspritzen (Glas Typ I) gefüllt mit 2 ml Injektionslösung<br />
(1500 IE anti-D IgG).<br />
Packungsgröße: 1 Blisterpackung enthält 1 Fertigspritze<br />
und 1 Injektionsnadel.<br />
6.6 Hinweise für die Handhabung und Ent-<br />
sorgung<br />
<strong>Rhophylac</strong> ®<br />
sollte vor der Anwendung auf Raumoder<br />
Körpertemperatur gebracht werden.<br />
Die Lösung sollte klar oder schwach opaleszierend<br />
sein. Lösungen, welche trüb sind oder Ablagerungen<br />
zeigen, dürfen nicht verwendet werden.<br />
Nur einmal verwenden (eine Spritze – ein Patient).<br />
Nicht verwendetes Produkt oder überflüssiges Material<br />
soll den lokalen Anforderungen entsprechend<br />
entsorgt werden.<br />
7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER<br />
<strong>CSL</strong> <strong>Behring</strong> GmbH<br />
Emil-<strong>von</strong>-<strong>Behring</strong>-Str. 76<br />
35041 Marburg<br />
Deutschland<br />
8. ZULASSUNGSNUMMER<br />
2-00331<br />
9. DATUM DER ZULASSUNG<br />
20.09.2007<br />
10. STAND DER INFORMATION<br />
September 2007<br />
11. VERSCHREIBNUNGSPFLICHT/APOTHEKEN-<br />
PFLICHT<br />
Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe<br />
verboten.<br />
19
<strong>Österreich</strong><br />
<strong>CSL</strong> <strong>Behring</strong> GmbH<br />
Altmannsdorfer Straße 104<br />
1121 Wien<br />
Telefon: +43 1 80101 2464<br />
Fax: +43 1 80101 2868<br />
office.vienna@cslbehring.com<br />
www.<strong>CSL</strong><strong>Behring</strong>.at<br />
318672 (5)Feb2007