29.09.2013 Aufrufe

Gasthermometer - auf Matthias-Draeger.info

Gasthermometer - auf Matthias-Draeger.info

Gasthermometer - auf Matthias-Draeger.info

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Gasthermometer</strong><br />

durchgeführt am 21.06.2010<br />

1 PHYSIKALISCHE GRUNDLAGEN<br />

von <strong>Matthias</strong> Dräger, Alexander Narweleit und Fabian Pirzer<br />

1 Physikalische Grundlagen<br />

1.1 Zustandgleichung des idealen Gases<br />

Ein ideales Gas ist durch den Zusammenhang zwischen Den Größen Temperatur (T), Druck (ρ) und<br />

Volumen (V) wie folgt definiert:<br />

ρ · V = n · R · T (1)<br />

J<br />

Dabei ist n die Stoffmenge (in mol) und R die allgemeine Gaskonstante (R = 8, 314472 mol·K ). Ein<br />

ideales Gas besteht in der Vorstellung aus einer Menge von Massenpunkten, zwischen den keine Wechselwirkungen<br />

bestehen.<br />

Die Stoffmenge n setzt sich aus der Anzahl der Teilchen geteilt durch die Avogadrozahl NA ≈<br />

6, 022 · 1023mol−1 , die die Anzahl der Teilchen pro Stoffmenge angibt:<br />

n = N<br />

NA<br />

Diese Gleichung kann nun in (1) eingesetzt werden und man erhält:<br />

ρ · V = N<br />

NA<br />

(2)<br />

· R · T = N · k · T (3)<br />

Dabei ist k = R die universelle Boltzmann-Konstante. Die Zustandsgleichung (1) gilt nicht im<br />

NA<br />

Kondensationsbereich, da durch die hohe Dichte die Wechselwirkungen der teilchen untereinander<br />

nicht mehr vernachlässigt werden können.<br />

1.2 Temperatureinheit und Temperaturskala<br />

Aus der Gleichung (1) folgt, dass die Temperatur nur positive Werte annehmen kann und ein Nullpunkt<br />

bei T = 0, ρ = 0 und V = 0 existiert. Diese Temperaturskala wird thermodynamische oder absolute<br />

Temperaturskala genannt und die Werte in Kelvin (1 K) angegeben. Die Celsius-Skala betrachtet<br />

hingegen den Tripelpunkt des Wassers, der umgerechnet bei 273,16 K liegt. Die Beziehungen zwischen<br />

Kelvin und Grad-Celsius sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:<br />

Celsius-Skala in ◦ C Kelvin-Skala in K<br />

Absoluter Nullpunkt -273,15 0<br />

Schmelzpunkt Wasser 0 273,15<br />

Siedepunkt Wasser 100 373,15<br />

Tabelle 1: Celsius- und Kelvin-Skala<br />

Der Zusammenhang zwischen den Skalen ist wie folgt definiert:<br />

T t<br />

= + 273, 15 (4)<br />

K ◦C 1.3 Praktische Realisierung der Temperatureinheit<br />

Die Kelvin-Skala hat weitere Fixpunkte erhalten, da der Nullpunkt nicht erreichbar ist und reale<br />

Thermometersubstanzen ein nicht lineares Verhalten Zeigen. Einige sind in folgender Tabelle unter<br />

Normaldruck (1013 hPa) <strong>auf</strong>gelistet:<br />

1


1.4 Gasgesetze und Spannungskoeffizienten 2 AUFGABEN<br />

in K<br />

Siedepunkt von Wasserstoff 20,28<br />

Siedepunkt von Sauerstoff 90,188<br />

Siedepunkt von Wasser 373,15<br />

Schmelztemperatur von Silber 1235,08<br />

Schmelztemperatur von Gold 1337,58<br />

Tabelle 2: Auswahl von Fixpunkten der Kelvin-Skala bei Normaldruck<br />

1.4 Gasgesetze und Spannungskoeffizienten<br />

Betrachtet man Gleichung (1) und hält dabei die Stoffmenge n und eine beliebige andere Größe<br />

konstant, dann ergeben sich folgende Gesetzmäßigkeiten:<br />

Gesetz von Konstante Größe in (1) Prozessart Gesetz<br />

Boyle-Mariotte Temperatur T isotherm ρ ∼ 1<br />

Gay-Lussac Druck ρ isobar<br />

V<br />

V ∼ T<br />

Charles Volumen V isochor ρ ∼ T<br />

Tabelle 3: Spezielle Gasgesetze bei konstanter Stoffmenge n und einer weiteren Größe<br />

Das Gesetz von Charles beschreibt einen linearen Zusammenhang als Ursprungsgerade zwischen Druck<br />

und Temperatur. Bei Benutzung der Celsius-Skala verschiebt sich die Druckachse (Ordinate) entlang<br />

der Temperaturachse (Abszisse) um 273,15 K (entspricht 0 ◦ C).<br />

Als Geradengleichung erhält man:<br />

ρ = ρ0 +<br />

Abbildung 1: Gasgesetz von Charles<br />

ρ0<br />

273, 15K · t = ρ0 ·<br />

<br />

1 +<br />

Dabei ist β der Spannungskoeffizient, der für ein ideales Gas<br />

2 Aufgaben<br />

<br />

t<br />

= ρ0 · (1 + β · t) (5)<br />

273, 15<br />

1<br />

273,15K ≈ 3, 66 · 10−3 K −1 beträgt.<br />

1. (Zimmertemperatur) Messung der Zimmertemperatur mit dem <strong>Gasthermometer</strong> und Vergleich<br />

mit der Anzeige eines Quecksilberthermometers.<br />

2. (Spannungskoeffizient) Bestimmung des Spannungskoeffizienten von Luft.<br />

2


3 Geräte und Materialien<br />

Für den Versuch verwendeten wir folgende Geräte:<br />

4 VERSUCHSDURCHFÜHRUNG<br />

• <strong>Gasthermometer</strong> (offener Quecksilbermanometer und geschlossene, mit Luft erfüllte Glaskugel)<br />

• Elektrische Heizplatte<br />

• 1000ml Becherglas, niedere Form<br />

• Digitalthermometer<br />

• Digitalbarometer<br />

• Zimmerthermometer (für Vergleich mit berechnetem Wert)<br />

4 Versuchsdurchführung<br />

Gerät Fehler<br />

<strong>Gasthermometer</strong> ±1mmHg (geschätzt)<br />

Digitalthermometer ±1 ◦ C<br />

Digitalbarometer ±1mbar = ±1hPa = ±100Pa<br />

Zimmerthermometer ±1 ◦ C (geschätzt)<br />

Tabelle 4: Messfehler in der Übersicht<br />

Wichtig bei der Durchführung war, dar<strong>auf</strong> zu achten, dass der Quecksilberpegel <strong>auf</strong> der rechten Seite<br />

des Rohres immer an der eingezeichneten Linie ausgerichtet war, um sinnvolle Vergleichswerte zu<br />

erhalten. Anhand des Quecksilberpegels <strong>auf</strong> der linken Seite konnten wir dann die Druckdifferenz von<br />

Normaldruck bei Zimmertemperatur ablesen. Hierbei gehen wir von einem manuellen Ablesefehler von<br />

±1 Skaleneinheiten aus.<br />

4.1 Messungen<br />

Aufgabe 1<br />

Zuerst haben wir den Außendruck mithilfe des Barometers bestimmt und kamen <strong>auf</strong> 1016 ± 1mbar.<br />

Die Druckdifferenz, die wir dabei am <strong>Gasthermometer</strong> ablesen konnten, betrug 6 ± 1mmHg bei einer<br />

Zimmerthemperatur von 24 ± 1 ◦ C.<br />

Aufgabe 2<br />

Hiernach haben wir einerseits Eis und andererseits die Heizplatte genutzt, um die Temperatur des<br />

Wassers zu verändern und die Auswirkungen <strong>auf</strong> den abgelesenen Druck zu beobachten. Wir erhielten<br />

folgende Werte:<br />

Temperatur Druckdifferenz<br />

4, 0 ± 1 ◦ C −57 ± 1mmHg<br />

99, 0 ± 1 ◦ C 189 ± 1mmHg<br />

Tabelle 5: Ablese-Ergebnisse in der Übersicht<br />

3


5 Auswertung<br />

5.1 Aufgabe 1<br />

5 AUSWERTUNG<br />

Nach Umrechnung der Druckdifferenz von mmHg in Pa (1 mmHg = 133,3 Pa; Angabe von Skript,<br />

Fehler vernachlässigbar) und Addition dieses Wertes (800 ± 134)Pa zu dem mit Hilfe des Digitalbarometers<br />

gemessenen Außendruck ergab sich ein Druck innerhalb der Glaskugel bei Raumtemperatur<br />

von:<br />

Fehlerrechnung<br />

5.2 Aufgabe 2<br />

ρz = (102.400 ± 234)Pa<br />

δ(∆Hg) = 1<br />

= 0, 167<br />

6<br />

∆ρ = (6 ± 1) · 133, 3 = 799, 8 ± ( 1<br />

· 799, 8)Pa = 800 ± 134Pa<br />

6<br />

ρz = ρ + ∆ρ = 101600 ± 100 + 800 ± 234Pa = 102400 ± 234Pa<br />

Die Drücke beim Schmelzpunkt (ρSmp) des Wassers (4, 0±1, 0) ◦ C und Siedepunkt (ρSdp) des Wassers<br />

(99, 0 ± 1, 0) ◦ C werden analog zu Aufgabe 1 umgerechnet. Wir erhalten folgende Werte:<br />

ρSmp = (94.001 ± 234)Pa<br />

ρSdp = (126.794 ± 234)Pa<br />

Nach β umgeformte Geradengleichung mit ausgerechnetem Spannungskoeffizient (mit ∆t = (99 ±<br />

1) ◦ C − (4 ± 1) ◦ C = (95 ± 2) ◦ C:<br />

β =<br />

ρSdp − ρSmp <br />

ρSmp · ∆t<br />

β = (3, 7 ± 0, 14) · 10 −3 K −1<br />

Modifizierte Gleichung für Berechnung des Temperaturunterschieds zwischen (unbekannter) Zimmertemperatur<br />

und der Schmelztemperatur:<br />

∆t = (ρz − ρSmp)<br />

ρSmp · β<br />

∆t = (24, 2 ± 2, 5) ◦ C<br />

Die Zimmertemperatur ergab sich folgend durch Addition mit der Schmelztemperatur:<br />

tz = tSmp ± ∆ = (25 ± 4) ◦ C<br />

4


Fehlerrechnung<br />

δ(∆HgSmp) = 1<br />

= 0, 018<br />

57<br />

6 ZUSAMMENFASSUNG UND DISKUSSION<br />

∆Smp = (−57pm1) · 133, 3 = −7598, 1 ± ( 1<br />

· 7598, 1)Pa = −7598 ± 134Pa<br />

57<br />

ρSmp = ρ + ∆ρSmp = 101600 ± 100 − 7599 ± 134Pa = 94011 ± 234Pa<br />

δ(∆HgSdp) = 1<br />

= 0, 005<br />

189<br />

∆Sdp = (189pm1) · 133, 3 = 25193, 7 ± ( 1<br />

· 25193, 7)Pa = 25194 ± 134Pa<br />

189<br />

ρSdp = ρ + ∆ρSdp = 101600 ± 100 + 25194 ± 134Pa = 126794 ± 234Pa<br />

∆t = (99, 0 ± 1, 0 − 4, 0 ± 1, 0) ◦ C = 95, 0 ± 2, 0 ◦ C<br />

δ(∆t) = 0, 021<br />

β = ρSdp − ρSmp<br />

ρSmp · ∆t<br />

ρSdp − ρSmp = 32793 ± 468Pa<br />

δ(ρSdp − ρSmp) = 0, 014<br />

δρSmp = 0, 0025<br />

δ(ρSdp · ∆t) = 0, 0025 + 0, 021 = 0, 024<br />

δβ = 0, 014 + 0, 024 = 0, 038<br />

β = 0, 003692 ± (0, 038 · 0, 003489)K −1 = 0, 00370 ± 0, 00014K −1<br />

∆t = ρZ − ρSmp<br />

ρSmp · β<br />

ρZ − ρSmp = 8399 ± 468Pa<br />

δ(ρZ − ρSmp) = 0, 056<br />

δ(ρSmp · β) = 0, 0025 + 0, 0378 = 0, 041<br />

δ(∆tZ) = 0, 056 + 0, 041 = 0, 097<br />

∆tZ = 24, 15 ± (0, 097 · 24, 15) = 24, 2 ± 2, 5 ◦ C<br />

6 Zusammenfassung und Diskussion<br />

tZ = tSmp + ∆tZ = 25, 2 ± 3, 5 ◦ C = 25 ± 4 ◦ C<br />

Die aus den isochoren Druckänderungen berechnete Zimmertemperatur stimmt mit dem tatsächlichen<br />

Wert gut überein (25 ◦ C gegenüber 24 ◦ C), obwohl der Mittelwert wenige Grad höher liegt, befindet<br />

sich die gemessene Temperatur immer noch ca. bei einen Viertel des Fehlerintervalls.<br />

Die Abweichung kann dadurch erklärt werden, dass wir mit keinem idealen Gas (oder z.B. mit Edelgasen,<br />

die die Kriterien des idealen Gases im Wesentlichen ganz gut erfüllen), sondern mit Luft arbeiteten.<br />

Für nicht-ideale Gase gilt die van-der-Waals-Gleichung, nach der das p-T-Diagramm keinen linearen<br />

5


6 ZUSAMMENFASSUNG UND DISKUSSION<br />

Verl<strong>auf</strong> mehr hätte.<br />

Würde der Spannungskoeffizient des idealen Gases (0, 00366K −1 ) statt dem berechnetem Wert benutzt,<br />

wäre das Endergebnis dem tatsächlichen Wert um ca. 1 ◦ C näher. Auch die Genauigkeit des<br />

Zimmerthermometers kann in Frage gestellt werden, da es sich um kein physikalisches Gerät, sondern<br />

um ein für den Haushalt bestimmtes Produkt handelt.<br />

Der vergleichsmäßig große Fehler (±4 ◦ C) des Endergebnisses stammt von der Fortpflanzung der eher<br />

<strong>auf</strong> der oberen Grenze gewählten Messfehlern durch mehrere Rechenoperationen.<br />

6

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!