Ghana im Goldrausch - Menschenrechte ... - FIAN Österreich
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3. Aneignung produktiver Ressourcen für privaten Profit<br />
keiten zu finden. Kwasi Amponsah Boateng, Social Investment<br />
Manager des Akyem Projekts, beschreibt die Lage der<br />
Gemeinden auf folgende Weise: „Es ist nicht wirklich nur<br />
wirtschaftliche Veränderung, die wirkliche Herausforderung<br />
ist, Dinge anders zu machen. Und die meisten Gemeinden<br />
möchten gerne so weiter leben wie bisher. Aber die Welt<br />
ändert sich, wenn eine Mine vor ihrer Haustür und auf ihrem<br />
Land steht. Es ändert die Art wie man Handel betreibt, wie<br />
man sich zu seinen Nachbarn verhält, da es sich verstädtern<br />
wird. Es wird nicht länger ländlich sein, da sie Geldwirtschaft<br />
sich durchsetzen wird.“ 37 Die Umsiedlungsdörfer,<br />
die aussehen wie Vorstädte ohne Städte irgendwo auf dem<br />
Land, zeigen diesen Wandel besonders deutlich. Die Tatsache,<br />
dass ehemalige Bauern Nahrungsmittel kaufen statt<br />
diese zu produzieren, und dass sie für das Wasser aus dem<br />
Hahn zahlen müssen anstatt es aus dem Fluss zu holen, sind<br />
weitere Zeichen des Wandels, der tief in die Lebenswelten<br />
und Lebensmöglichkeiten der Menschen eingreift.<br />
Umstrittene Wirkung der Projekte<br />
Im August 2007 drückte der Regional Minister der Western<br />
Region, Anthony Evans Amoah, seine große Sorge und<br />
Bedenken aus über die Art der „alternative livelihood“<br />
Projekte, die in Bergbaugemeinden durchgeführt werden 38 .<br />
Er kritisierte zum einen, dass es sehr lange dauert bis die<br />
Menschen von den Projekten profitieren. Zum anderen kritisierte<br />
er, dass weder die Gemeinden, die District Assemblies,<br />
die traditionellen Würdenträger, noch das Regional<br />
Coordination Council, das alle Entwicklungsaktivitäten in<br />
der Region überwachen soll, in die Ausgestaltung der Programme<br />
einbezogen seien. Die Effektivität der Projekte,<br />
die sich in der Regel auf die Herstellung von Seife und die<br />
Aufzucht von Hühnern, Schnecken und anderen Nutztieren<br />
beschränken, ist umstritten. In der Regel wird jedoch den<br />
Unternehmen zugute gehalten, dass sie noch keine ausreichende<br />
Erfahrung mit solchen Projekten haben.<br />
Im Zuge der Erarbeitung des Aktionsplans für die Iduapriem<br />
Mine von AngloGold Ashanti wurde auch ein „Community<br />
Development Plan“ erarbeitet, um die Mine in Übereinst<strong>im</strong>mung<br />
mit den von IFC vorgeschriebenen Sozialstandards zu<br />
bringen. Der Anspruch des Plans war es, als Modell für weitere<br />
IFC-finanzierte Bergbauprojekte zu dienen 39 . Seit der<br />
Fertigstellung des Plans <strong>im</strong> Jahr 2004 hat IFC jedoch kein<br />
Interesse daran gezeigt, die Umsetzung des Plans einer unabhängigen<br />
Überprüfung zu unterziehen, obwohl IFC nach<br />
eigenen Angaben 200.000 US Dollar in die Entwicklung und<br />
Umsetzung des Plans investiert hat 40 .<br />
Auch die ghanaische Regierung zeigt kein Interesse an der<br />
Situation der Menschen auf der Iduapriem-Mine. Als sich<br />
<strong>FIAN</strong> 2006 mit einem Bericht über zunehmenden Hunger<br />
<strong>im</strong> Dorf Teberebie an den UN-Sonderberichterstatter für das<br />
Recht auf Nahrung wandte und dieser eine Anfrage an die<br />
ghanaische Regierung richtete, gab diese an, dass „es die<br />
Dinge, die angeblich in Teberebie passieren, nicht beaufsichtigen<br />
wird“ 41 . Auf eine Rückfrage hierzu von Seiten des<br />
Sonderberichterstatters reagierte die Regierung nicht.<br />
Ohne Arbeit nichts los<br />
In Ahafo hat Newmont eine Reihe von Projekten aufgelegt,<br />
die Gegenstand einer halbjährlichen Überprüfung der Einhaltung<br />
von IFC-Standards durch ein externes Expertenteam<br />
sind. Diese Projekte umfassend die Nahrungsmittelhilfe<br />
für gefährdete Haushalte, die Verteilung von Setzlingen<br />
an Bauern, die auf eigene Initiative neues Land gefunden<br />
haben, Training für Bauern, die Cassava, Chili, Soya oder<br />
Palmöl für den Verkauf und Gemüse für den Eigenbedarf<br />
produzieren wollen, die Herstellung von Seife in Gruppen,<br />
ein Trainingzentrum für verschiedene Handwerksberufe und<br />
Training für Jugendliche <strong>im</strong> Umweltschutz und der Schweinezucht.<br />
Gemeinsam mit IFC setzt Newmont zudem ein<br />
Projekt um, mit dem kleine, lokale Unternehmen als Zulieferer<br />
qualifiziert werden sollen. Eine volle Auswertung der<br />
Projekte soll Ende 2008 durchgeführt werden. Newmont hat<br />
zudem den Anspruch, einen Fünfjahresplan zu entwickeln,<br />
der an die nationale Armutsstrategie und die regionalen<br />
Prioritäten angelegt ist.<br />
Der Überprüfungsbericht vom Februar 2008<br />
stellt den Projekten zunächst ein positives<br />
Zeugnis aus, weist jedoch auch auf kritische<br />
Punkte hin. Zum einen haben diejenigen, die<br />
nicht für das Projekt umgesiedelt wurden, nur<br />
begrenzten Zugang zu diesen Programmen,<br />
obwohl sie, wie zum Beispiel die Gemeinden<br />
<strong>im</strong> Umfeld des Stausees, direkt von dem Projekt<br />
betroffen sind. Das Expertenteam kommt<br />
deshalb zu der Aussage, dass gerade außerhalb<br />
der Umsiedlungsdörfer die St<strong>im</strong>mung<br />
schlecht ist 42 . Eine besonders unzufriedene<br />
Gruppe sind Jugendliche zwischen 17 und<br />
21 Jahren, die für sich keine Zukunft sehen,<br />
da es in der Mine keine Arbeit für sie gibt. Im<br />
Dezember 2007 kamen nur 25 Prozent der Arbeitskräfte<br />
(728 von 2.828) aus den Dörfern<br />
der Umgebung. Bei den direkt bei Newmont<br />
angestellten Arbeitern liegt die Quote bei<br />
26 Prozent. Bei den Zulieferern schneidet<br />
das Catering am besten ab (35 Prozent),<br />
die technischen Dienste am schlechtesten<br />
18 <strong>Ghana</strong> <strong>im</strong> <strong>Goldrausch</strong> - <strong>Menschenrechte</strong>, Landwirtschaft und Wälder in Gefahr