Ghana im Goldrausch - Menschenrechte ... - FIAN Österreich
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1. Einführung – „Das Leben mit Bergbau ist die Hölle“<br />
Exporte und 96 Prozent der Exporte von Bodenschätzen dar,<br />
gleichzeitig trägt Gold jedoch nur fünf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt<br />
bei 3 . Bergbauunternehmen, die in <strong>Ghana</strong><br />
Gold produzieren möchten, müssen mit der Regierung ein<br />
Investitionsabkommen abschließen. In diesen Abkommen<br />
werden die Rechte und Pflichten des Unternehmens und<br />
der Regierung festgelegt. Obwohl die Abkommen durch<br />
das Parlament ratifiziert werden müssen, ist der Inhalt<br />
der Abkommen in der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt.<br />
Das einzige Abkommen, das <strong>FIAN</strong> vorliegt, ist das zwischen<br />
Newmont und der ghanaischen Regierung. Diese Investitionsabkommen<br />
zwischen Unternehmen und Regierungen<br />
werden zunehmend mit menschenrechtlichen Argumenten<br />
hinterfragt, da dem Staat durch solche Abkommen in vieler<br />
Hinsicht die Hände gebunden sind, um <strong>Menschenrechte</strong> effektiv<br />
zu schützen und zu gewährleisten.<br />
Landlos dank Weltbank<br />
Multinationale Bergbauunternehmen haben nicht nur von<br />
der Politikberatung der Weltbank in <strong>Ghana</strong> profitiert, sondern<br />
haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch<br />
direkte Unterstützung durch die Weltbank erhalten. Der<br />
Privatsektorarm der Weltbank, die International Finance<br />
Corporation (IFC), investierte Ende der 1980er Jahre in die<br />
Rehabilitierung der Goldminen in Obuasi und Prestea. Eine<br />
fatale Entwicklung stellte die Umstellung von Untergrund-<br />
auf Tagebauminen Anfang der 1990er Jahre dar. Bald waren<br />
<strong>im</strong> Wassa West District in der Western Region 70 Prozent der<br />
Landesfläche für den Goldtagebau vergeben und der Distrikt<br />
wies die höchste Konzentration an Minen in ganz Afrika auf.<br />
Das Schicksal der Bevölkerung wurde ignoriert, Vertreibungen<br />
von Bauernfamilien waren an der Tagesordnung.<br />
1990 investierte IFC in die Iduapriem-Mine, eine der ersten<br />
Tagebauten. Zu diesem Zeitpunkt gab es innerhalb von<br />
IFC noch keine Umwelt- und Sozialstandards, Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />
für IFC-Projekte wurden erst 1993<br />
eingeführt. Die nationale Gesetzgebung in <strong>Ghana</strong> machte<br />
Umweltverträglichkeitsprüfungen erst 1994 verbindlich.<br />
Für die Iduapriem-Mine bedeutete dies, dass erst 2003 ein<br />
Goldproduktion in<br />
<strong>Ghana</strong> in 2006 und<br />
2007 (in Unzen)<br />
1 Unze Gold = 31,8 Gramm<br />
Zehn Prozent des in <strong>Ghana</strong><br />
produzierten Goldes stammt<br />
von Kleinschürfern und aus<br />
mittleren Betrieben, die laut<br />
Gesetz ausschließlich an die<br />
Precious Minerals Marketing<br />
Corporation (PMMC) verkaufen<br />
dürfen.<br />
„Community Action Plan“ und für das Dorf Teberebie ein<br />
separater Umsiedlungsplan entwickelt wurde, nachdem<br />
WACAM und <strong>FIAN</strong> intensive Lobbyarbeit mit IFC und anderen<br />
beteiligten Investoren wie der Deutschen Entwicklungs- und<br />
Investitionsgesellschaft (DEG) geleistet hatten. Eine Frage,<br />
die jedoch fünf Jahre nachdem diese Aktionspläne in Kraft<br />
getreten sind, weiter offen bleibt, ist, wie die Bauernfamilien<br />
jemals wieder Land erhalten werden, um sich in Würde<br />
ernähren zu können. Zwischen 1990 und 1998 wurden <strong>im</strong><br />
Wassa West Distrikt 30.000 Menschen zwangsumgesiedelt<br />
und in etlichen Fällen gewaltsam vertrieben. Heute hat<br />
die Landlosigkeit in dieser Region erschreckende Ausmaße<br />
erreicht. Inzwischen wird das Problem zunehmend in andere<br />
Regionen exportiert, auch mit Unterstützung der Weltbank:<br />
2006 bewilligte IFC einen Kredit in Höhe von 125 Millionen<br />
US Dollar für die erste Goldmine in der Kornkammer <strong>Ghana</strong>s,<br />
der Brong Ahafo Region. Für die erste Phase dieser Mine,<br />
die zum weltweit größten Goldunternehmen Newmont<br />
gehört, verloren noch <strong>im</strong> selben Jahr 9.500 Menschen ihr<br />
Land, knapp 5.000 Menschen wurden umgesiedelt und in<br />
zwei Siedlungen zusammengepfercht. Aktuell steht die<br />
Ahafo-Mine vor der Erweiterung, mit der sich die Zahl der<br />
Betroffenen mehr als verdoppeln wird. Und das ist erst der<br />
Anfang: nach Angaben der Chamber of Mines sind bereits für<br />
13 Prozent der gesamten Landesfläche von <strong>Ghana</strong> Konzessionen<br />
für die Suche und damit mittelfristig für den Abbau<br />
von Gold vergeben 4 . Ein Unternehmen hat sich zudem vor<br />
der ghanaischen Küste schon 10.000 Quadratkilometer<br />
Meeresfläche für die Suche nach Gold gesichert 5 .<br />
Ausgegrenzt und eingepfercht<br />
Der vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen<br />
(UNDP) für 2007 erstellte Bericht über die menschliche Entwicklung,<br />
der sich schwerpunktmäßig mit der Frage der sozialen<br />
Ausgrenzung beschäftigt, benennt zwangsumgesiedelte<br />
Bergbaugemeinden als besonders gefährdete Gruppe,<br />
insbesondere in Bezug auf Gesundheit und den Zugang zu<br />
Land 6 . Der Bericht schließt sich damit den Ergebnissen des<br />
<strong>Ghana</strong> Living Standards Survey (GLSS 4) für die Jahre 1998<br />
dunkel: 2006, hell: 2007 •Quelle: Chamber of Mines (2008)<br />
6 <strong>Ghana</strong> <strong>im</strong> <strong>Goldrausch</strong> - <strong>Menschenrechte</strong>, Landwirtschaft und Wälder in Gefahr