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M E N S C H E N AU S T Ö S S Karin Safi, Kantonale Fledermausschutzbeauftragte, ist fasziniert von den heimlichen Königinnen der Nacht Wie das Zusammenleben mit Fledermäusen gelingen kann «Ein Promi?» Nein, winkt die studierte Biologin ab. Ihr Auftritt in der TV-Sendung «SF bi de Lüüt», gedreht auf der Steinberggasse, habe wohl im Bekanntenkreis Reaktionen hervorgerufen, aber den Berühmtheitsstatus habe sie deswegen nicht erlangt. Das wolle sie auch gar nicht. Lieber stellt Karin Safi ihre Schützlinge in den Vordergrund: Die Fledermäuse, denn diese sind in der Schweiz bedroht und stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Einerseits wird ihnen kontinuierlich ihre Nahrungsgrundlage, die Insekten, entzogen, zum Beispiel durch die extensive Landwirtschaft. Andererseits werden ihre Unterschlupfe an Häusern zunehmend zerstört, etwa bei einem Hausumbau oder weil Hausbesitzer sie aus Angst oder Unwissenheit aussperren. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die nächtlichen Flatterer nur langsam vermehren. Nur alle zwei bis drei Jahre bekommt eine weibliche Fledermaus ein Junges. Dieses wiegt bei der Geburt bereits einen Drittel des Körpergewichtes der Mutter. Im Vergleich zum Menschen würde dies bedeuten, dass ein Baby einer sechzig Kilogramm schweren Frau bei der Geburt zwanzig Kilo wiegen würde. Die Aufzucht dieses Jungen verlangt der Fledermausmutter viel ab. Den ersten Winter überleben nur 20 bis 30 Prozent der Jungtiere und da auch immer wieder ältere Tiere sterben – je nach Art beträgt ihre Lebensdauer zehn bis dreissig Jahre – bleibt die Grösse einer Kolonie im besten Fall in etwa gleich. Unbekannte, nachtaktive Tiere Fledermäuse haben ein negatives Image. Der Mensch hat einen unbegründeten Ekel vor ihnen, dies seit Jahrhunderten. So wird der Teufel in etwa mit Fledermausflügeln dargestellt, während Engel auf Bildern und Statuen mit Vogelflügeln bestückt werden. Da Fledermäuse nachtaktiv sind, weiss der Mensch im Allgemeinen nicht viel über diese scheue Tiergruppe. Was tun bei ungebetenen Gästen «Der Mensch möchte sein Haus nicht mit einem unbekannten Gast teilen», weiss Karin Safi aus ihrer Beratungserfahrung. Und genau da setzt die Arbeit von ihr und ihrer Stellenpartnerin Lea Morf an. Sie klären Hausbesitzer, die sich bei ihnen melden und nicht wissen, wie sie mit den Tieren umgehen sollen, über ihre heimlichen Untermieter auf und machen, wo nötig, einen Besuch vor Ort. «Wir helfen, das Zusammenleben mit diesen spannenden Tieren zu erleichtern. Häufig ist die Akzeptanz sofort da, wenn jemand erfährt, wie einzigartig spannend diese bedrohten Säugetiere sind» Die beiden vom Kanton beauftragten «Batwomen» schauen sich die Fledermausverstecke an, erklären, dass die Tiere keine Nagezähne haben, keine Löcher graben, keine Nester bauen und nur eine kurze Zeit im Jahr an den Häusern anwesend sind. Schäden am Fortsetzung auf Seite 9 Das Jahr der Fledermaus Seit fünfzehn Jahren kümmert sich Karin Safi um Fledermäuse. Verschiedene internationale Umweltorganisationen haben 2011 zum Jahr der Fledermaus erklärt. Fledermäuse sind bedroht und seit 1966 in der Schweiz bundesrechtlich geschützt. Im Auftrag des Kantons und des Bundes helfen und beraten die Fledermausschutz-Beauftragten Hausbesitzer im Umgang mit den scheuen Gästen. In der Schweiz wurden bisher dreissig verschiedene Fledermausarten nachgewiesen. Die kleinste Art im Kanton Zürich ist die Zwergfledermaus, die kaum schwerer als ein Stück Würfelzucker ist und von der Grösse her in eine Streichholzschachtel passt. Der Winzling bringt es auf eine beeindruckende Flügelspannweite von rund zwanzig Zentimetern. Am anderen Ende der Grössenskala der fliegenden Säugetiere in der Schweiz ist der grosse Abendsegler, der dreissig Gramm auf die Waage bringt und eine Flügelspannweite von vierzig Zentimetern erreicht. Jede dieser Arten stellt bestimmte Ansprüche an die Schlafverstecke, die Jagdgründe und an die Beuteinsekten. Fledermäuse schätzen eine warme und trockene Behausung und mögen keinen Durchzug. Deshalb suchen sie je nach Art enge Ritzen und Spalten in Dachstöcken, Fassadenhohlräumen, Rolladenkästen, Baumhöhlen oder Kanalisationsröhren. An Gebäuden sind sie meist nur in den Sommermonaten, wenn sie ihre Jungen aufziehen. Den Winterschlaf verbringen sie in Baum- oder Sandsteinhöhlen. Wo sich die Winterverstecke befinden, ist aber auch für die Fachleute ein Rätsel, denn wenige Winterquartiere sind bekannt. Dachstöcke von Kirchen und Schulen sind bei einigen Arten besonders beliebt, da die Räume meist nicht vom Menschen genutzt werden. Im Winterthurer Schulhaus Heiligberg bezieht in den Sommermonaten jeweils eine Mausohrkolonie mit rund sechzig Weibchen Quartier. Es ist die einzige bekannte Mausohrkolonie in einer Schweizer Grossstadt. Fledermausschutz-Beauftragte des Kantons Zürich: Karin Safi & Lea Morf Telefon 052 214 26 88, E-Mail morf_safi@gmx.ch Stiftung Fledermausschutz: Telefon 044 254 26 80, www.fledermausschutz.ch Nottelefon für Fledermäuse, die Hilfe brauchen: Telefon 079 330 60 60 September 2011 De Tössemer 7
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