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immer stumpf. Nur ein Cowboy, der unfähig<br />
war, mit Tieren umzugehen, fügte damit seinem<br />
Pferd Wunden zu. Bei der Arbeit benutzte ein<br />
Cowboy einfache Sporen. Um in der Stadt aber<br />
Eindruck zu machen, hatte er meist auch ein<br />
Paar silberne, verzierte Sporen.<br />
Ausser den oben genannten Kleidungsstücke<br />
besass ein Cowboy ausserdem noch einen<br />
langen gefütterten Mantel als Regenschutz und<br />
Stulpenhandschuhe als Schutz bei der Arbeit<br />
mit dem Lasso.<br />
Roundup<br />
Der Cowboy war ein Gelegenheitsarbeiter<br />
und Herumlungerer. Diesen Eindruck könnte<br />
man jedenfalls bekommen, wenn man nicht um<br />
die harte Arbeit weiss.<br />
Tatsächlich gab es für Cowboys im Sommer<br />
und Winter wenig zu tun. Sie hielten sich auf der<br />
Ranch auf, halfen dort mit und kümmerten sich<br />
um ihre Ausrüstung. Im Frühjahr und Herbst<br />
war dann Schluss mit diesem langweiligen<br />
Leben. Die Cowboys ritten zum „Roundup“.<br />
Die Rinder grasten ohne Behinderung durch<br />
Zäune auf den weiten Weideflächen. Dabei<br />
mischten sich sehr oft die Herden verschiedener<br />
Rancher. Beim Roundup mussten nun die Rinder<br />
eingefangen werden. Anhand der Brandzeichen<br />
wurden sie Ihrem Besitzer zugeordnet und<br />
gezählt; neue Kälber wurden gebrändet. Dabei<br />
ging es nicht immer mit rechten Dingen zu;<br />
und auch manche Rancher versuchten sich<br />
auf Kosten anderer zu bereichern. Manche<br />
Ranch und ihr zugehöriges Brandzeichen war<br />
landesweit bekannt. Aber alle Brandzeichen<br />
konnte sich kein Cowboy merken. Deshalb<br />
gab es Bücher, in denen die Brandzeichen<br />
aller Rancher verzeichnet waren. Um ein Kalb<br />
zu bränden, musste es zuerst vom Mutterrind<br />
getrennt werden. Die Kühe reagierten dabei<br />
meist sehr aggressiv, so dass dies keine einfache<br />
Arbeit war. Dann wurde das Kalb neben<br />
dem Feuer zu Boden gedrückt und mit dem<br />
glühenden Eisen gebrändet. Eine eingespielte<br />
Gruppe konnte so bis zu 100 Kälber in der<br />
Stunde mit Brandzeichen versehen.<br />
Waren die Rinder zusammengetrieben<br />
begann der bis zu 1.600 km lange Treck zu<br />
den Verladebahnhöfen. Damals reichten die<br />
Bahnlinien nicht so weit in den Westen hinein.<br />
Und die Endstationen wie Abilene und Dodge<br />
City in Kansas wurden so zu Anlaufstellen<br />
für die Viehtrecks. Die Wege - auch als Trails<br />
bezeichnet -, die dabei von den Herden<br />
eingeschlagen wurden, änderten sich über<br />
Jahre hinweg nicht. Ein berühmter Trail war der<br />
Chisholm-Trail. Dieser führte aus dem südlichen<br />
Texas über mehrere Flüsse wie den Colorado<br />
River mitten durch das Indian Territory nach<br />
Kansas.<br />
Auf dem Weg<br />
nach Norden<br />
Auf einem Viehtrieb blieb nicht viel Zeit<br />
für Vergnügungen. Doch es gab sie. Es wurde<br />
Domino oder Karten gespielt. Messerwerfen<br />
und Lassowettbewerbe wurden veranstaltet.<br />
Das spätere Rodeo hatte seinen Ursprung in den<br />
Reiterspielen auf Pferden oder Ochsen. Alkohol<br />
und Glücksspiele waren jedoch während des<br />
Trecks streng verboten. So blieb als einziges<br />
Genussmittel der Tabak übrig. Besonders<br />
beliebt waren Schnupf- oder Kautabak. Diese<br />
Sorten konnten während der Arbeit geschnupft<br />
oder gekaut werden. War etwas mehr Muße<br />
gegeben, dann drehte sich der Cowboy aber<br />
auch gerne seine eigene Zigarette. Teilte ein<br />
Cowboy seine Zigarette mit jemanden, so<br />
tat dieser gut daran, dies nicht abzulehnen.<br />
Der eben noch sehr freundliche Cowboy<br />
war dann nämlich über die Unhöflichkeit des<br />
Fremden zutiefst beleidigt und konnte das sehr<br />
eindrucksvoll auch beweisen.<br />
Der wichtigste und bestbezahlteste Mann<br />
- er erhielt immerhin 125 Dollar im Monat - war<br />
der Treckführer, der Trail Boss. Er organisierte<br />
die Arbeit der einzelnen Cowboys, richtete<br />
über die kleinen und grossen Streitigkeiten und<br />
ritt der Herde voraus. Damit hatte er es zwar<br />
besser als die Cowboys, die hinterherritten,<br />
doch kam Panik in die Herde, konnte dieser<br />
Platz an der Spitze sehr gefährlich werden.<br />
Der Koch kümmerte sich um den<br />
Küchenwagen mit den Vorräten und hatte dafür<br />
zu sorgen, dass die Männer satt und zufrieden<br />
waren. Oft war er auch der „Doktor“ des<br />
Trecks. Diese Arbeit übernahmen oft ältere,<br />
erfahrene Cowboys, die aber nicht mehr fit<br />
genug für die harte Arbeit waren. Immerhin<br />
erhielt ein Koch 50 Dollar im Monat. Was<br />
immer noch mehr war, als die 30 Dollar für<br />
einen einfachen Cowboy. Erfahrenere Cowboys<br />
ritten meist an den Seiten der Herde. Sie hatten<br />
dafür zu sorgen, dass die Herde die Richtung<br />
einhielt und immer in langsamer Bewegung war.<br />
Machten sie ihre Arbeit gut, legte die Herde<br />
ca. 25 km täglich zurück. Auch versprengte<br />
Tiere mussten von ihnen oft wieder zur Herde<br />
zurückgetrieben werden. Die unbeliebteste<br />
Position wurde von unerfahreneren Cowboys<br />
besetzt. Ganz am Ende der Herde waren<br />
sie stets in die von der Herde aufgewirbelte<br />
5<br />
Staubwolke gehüllt. Auch sie hatten dafür<br />
zu sorgen, dass die Herde zusammenblieb<br />
und weitertrottete. Greenhorns wurden<br />
als Wrangler eingesetzt. Diese Cowboys<br />
kümmerten sich um die Remuda - die Herde<br />
Ersatzpferde- und gingen dem Koch zur Hand.<br />
Die Cowboys waren immer hungrig.<br />
Reichliches und einigermassen gutes Essen<br />
war wichtig, um den Viehtrieb zu überstehen.<br />
Dabei war ein Cowboy aber genügsam. Brot,<br />
Bohnen und Fleisch als Hauptnahrung dazu<br />
manchmal Dörrobst, Zuckersirup oder Wild<br />
- viel mehr gab es nicht zu essen. Getrunken<br />
wurde nur Wasser. Dem Essen wurde sehr<br />
gern Chili zugegeben, um den Geschmack des<br />
oft schon nicht mehr ganz so frischen Fleisches<br />
zu überdecken.<br />
Abenteuerliche Reise?<br />
Langweilig und eintönig war das Leben<br />
während des Viehtrecks sicher nicht. Aber<br />
auf viele „Abenteuer“ konnte ein Cowboy<br />
eigentlich verzichten. Wölfe, die die Rinder<br />
oder Pferde angriffen, waren noch die kleinste<br />
Gefahr. Geriet die Herde in Panik (z.B. bei<br />
schlechtem Wetter mit Blitz und Donner)<br />
dann konnte man von der rasenden Herde<br />
totgetrampelt werden. Wer nicht schwimmen<br />
konnte, hatte meist bei der Überquerung der<br />
reissenden Flüsse verloren. Und auch sonst<br />
bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit von<br />
Schlangen gebissen zu werden. Konnte die<br />
Schlange nicht zubeissen, erschreckte sie aber<br />
das Pferd, welches den Reiter abwarf oder<br />
schlimmer noch, wenn dieser am Steigbügel<br />
hängen blieb, zu Tode schleifen konnte. Das<br />
Gewehr oder der Revolver waren daher<br />
ständige Begleiter. Die Sprache der Waffen<br />
verstanden meist auch nur die Viehdiebe, die<br />
leider sehr häufig waren. Einen Revolver konnte