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Anduin 76

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immer stumpf. Nur ein Cowboy, der unfähig<br />

war, mit Tieren umzugehen, fügte damit seinem<br />

Pferd Wunden zu. Bei der Arbeit benutzte ein<br />

Cowboy einfache Sporen. Um in der Stadt aber<br />

Eindruck zu machen, hatte er meist auch ein<br />

Paar silberne, verzierte Sporen.<br />

Ausser den oben genannten Kleidungsstücke<br />

besass ein Cowboy ausserdem noch einen<br />

langen gefütterten Mantel als Regenschutz und<br />

Stulpenhandschuhe als Schutz bei der Arbeit<br />

mit dem Lasso.<br />

Roundup<br />

Der Cowboy war ein Gelegenheitsarbeiter<br />

und Herumlungerer. Diesen Eindruck könnte<br />

man jedenfalls bekommen, wenn man nicht um<br />

die harte Arbeit weiss.<br />

Tatsächlich gab es für Cowboys im Sommer<br />

und Winter wenig zu tun. Sie hielten sich auf der<br />

Ranch auf, halfen dort mit und kümmerten sich<br />

um ihre Ausrüstung. Im Frühjahr und Herbst<br />

war dann Schluss mit diesem langweiligen<br />

Leben. Die Cowboys ritten zum „Roundup“.<br />

Die Rinder grasten ohne Behinderung durch<br />

Zäune auf den weiten Weideflächen. Dabei<br />

mischten sich sehr oft die Herden verschiedener<br />

Rancher. Beim Roundup mussten nun die Rinder<br />

eingefangen werden. Anhand der Brandzeichen<br />

wurden sie Ihrem Besitzer zugeordnet und<br />

gezählt; neue Kälber wurden gebrändet. Dabei<br />

ging es nicht immer mit rechten Dingen zu;<br />

und auch manche Rancher versuchten sich<br />

auf Kosten anderer zu bereichern. Manche<br />

Ranch und ihr zugehöriges Brandzeichen war<br />

landesweit bekannt. Aber alle Brandzeichen<br />

konnte sich kein Cowboy merken. Deshalb<br />

gab es Bücher, in denen die Brandzeichen<br />

aller Rancher verzeichnet waren. Um ein Kalb<br />

zu bränden, musste es zuerst vom Mutterrind<br />

getrennt werden. Die Kühe reagierten dabei<br />

meist sehr aggressiv, so dass dies keine einfache<br />

Arbeit war. Dann wurde das Kalb neben<br />

dem Feuer zu Boden gedrückt und mit dem<br />

glühenden Eisen gebrändet. Eine eingespielte<br />

Gruppe konnte so bis zu 100 Kälber in der<br />

Stunde mit Brandzeichen versehen.<br />

Waren die Rinder zusammengetrieben<br />

begann der bis zu 1.600 km lange Treck zu<br />

den Verladebahnhöfen. Damals reichten die<br />

Bahnlinien nicht so weit in den Westen hinein.<br />

Und die Endstationen wie Abilene und Dodge<br />

City in Kansas wurden so zu Anlaufstellen<br />

für die Viehtrecks. Die Wege - auch als Trails<br />

bezeichnet -, die dabei von den Herden<br />

eingeschlagen wurden, änderten sich über<br />

Jahre hinweg nicht. Ein berühmter Trail war der<br />

Chisholm-Trail. Dieser führte aus dem südlichen<br />

Texas über mehrere Flüsse wie den Colorado<br />

River mitten durch das Indian Territory nach<br />

Kansas.<br />

Auf dem Weg<br />

nach Norden<br />

Auf einem Viehtrieb blieb nicht viel Zeit<br />

für Vergnügungen. Doch es gab sie. Es wurde<br />

Domino oder Karten gespielt. Messerwerfen<br />

und Lassowettbewerbe wurden veranstaltet.<br />

Das spätere Rodeo hatte seinen Ursprung in den<br />

Reiterspielen auf Pferden oder Ochsen. Alkohol<br />

und Glücksspiele waren jedoch während des<br />

Trecks streng verboten. So blieb als einziges<br />

Genussmittel der Tabak übrig. Besonders<br />

beliebt waren Schnupf- oder Kautabak. Diese<br />

Sorten konnten während der Arbeit geschnupft<br />

oder gekaut werden. War etwas mehr Muße<br />

gegeben, dann drehte sich der Cowboy aber<br />

auch gerne seine eigene Zigarette. Teilte ein<br />

Cowboy seine Zigarette mit jemanden, so<br />

tat dieser gut daran, dies nicht abzulehnen.<br />

Der eben noch sehr freundliche Cowboy<br />

war dann nämlich über die Unhöflichkeit des<br />

Fremden zutiefst beleidigt und konnte das sehr<br />

eindrucksvoll auch beweisen.<br />

Der wichtigste und bestbezahlteste Mann<br />

- er erhielt immerhin 125 Dollar im Monat - war<br />

der Treckführer, der Trail Boss. Er organisierte<br />

die Arbeit der einzelnen Cowboys, richtete<br />

über die kleinen und grossen Streitigkeiten und<br />

ritt der Herde voraus. Damit hatte er es zwar<br />

besser als die Cowboys, die hinterherritten,<br />

doch kam Panik in die Herde, konnte dieser<br />

Platz an der Spitze sehr gefährlich werden.<br />

Der Koch kümmerte sich um den<br />

Küchenwagen mit den Vorräten und hatte dafür<br />

zu sorgen, dass die Männer satt und zufrieden<br />

waren. Oft war er auch der „Doktor“ des<br />

Trecks. Diese Arbeit übernahmen oft ältere,<br />

erfahrene Cowboys, die aber nicht mehr fit<br />

genug für die harte Arbeit waren. Immerhin<br />

erhielt ein Koch 50 Dollar im Monat. Was<br />

immer noch mehr war, als die 30 Dollar für<br />

einen einfachen Cowboy. Erfahrenere Cowboys<br />

ritten meist an den Seiten der Herde. Sie hatten<br />

dafür zu sorgen, dass die Herde die Richtung<br />

einhielt und immer in langsamer Bewegung war.<br />

Machten sie ihre Arbeit gut, legte die Herde<br />

ca. 25 km täglich zurück. Auch versprengte<br />

Tiere mussten von ihnen oft wieder zur Herde<br />

zurückgetrieben werden. Die unbeliebteste<br />

Position wurde von unerfahreneren Cowboys<br />

besetzt. Ganz am Ende der Herde waren<br />

sie stets in die von der Herde aufgewirbelte<br />

5<br />

Staubwolke gehüllt. Auch sie hatten dafür<br />

zu sorgen, dass die Herde zusammenblieb<br />

und weitertrottete. Greenhorns wurden<br />

als Wrangler eingesetzt. Diese Cowboys<br />

kümmerten sich um die Remuda - die Herde<br />

Ersatzpferde- und gingen dem Koch zur Hand.<br />

Die Cowboys waren immer hungrig.<br />

Reichliches und einigermassen gutes Essen<br />

war wichtig, um den Viehtrieb zu überstehen.<br />

Dabei war ein Cowboy aber genügsam. Brot,<br />

Bohnen und Fleisch als Hauptnahrung dazu<br />

manchmal Dörrobst, Zuckersirup oder Wild<br />

- viel mehr gab es nicht zu essen. Getrunken<br />

wurde nur Wasser. Dem Essen wurde sehr<br />

gern Chili zugegeben, um den Geschmack des<br />

oft schon nicht mehr ganz so frischen Fleisches<br />

zu überdecken.<br />

Abenteuerliche Reise?<br />

Langweilig und eintönig war das Leben<br />

während des Viehtrecks sicher nicht. Aber<br />

auf viele „Abenteuer“ konnte ein Cowboy<br />

eigentlich verzichten. Wölfe, die die Rinder<br />

oder Pferde angriffen, waren noch die kleinste<br />

Gefahr. Geriet die Herde in Panik (z.B. bei<br />

schlechtem Wetter mit Blitz und Donner)<br />

dann konnte man von der rasenden Herde<br />

totgetrampelt werden. Wer nicht schwimmen<br />

konnte, hatte meist bei der Überquerung der<br />

reissenden Flüsse verloren. Und auch sonst<br />

bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit von<br />

Schlangen gebissen zu werden. Konnte die<br />

Schlange nicht zubeissen, erschreckte sie aber<br />

das Pferd, welches den Reiter abwarf oder<br />

schlimmer noch, wenn dieser am Steigbügel<br />

hängen blieb, zu Tode schleifen konnte. Das<br />

Gewehr oder der Revolver waren daher<br />

ständige Begleiter. Die Sprache der Waffen<br />

verstanden meist auch nur die Viehdiebe, die<br />

leider sehr häufig waren. Einen Revolver konnte

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