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Anduin 76

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WALDGEFLÜSTER<br />

- EINE FORTSETZUNGSGESCHICHTE VON O. SONNACK -<br />

Teil 3<br />

Vasgar bewegte sich nicht, er starrte nur ohne<br />

eine weitere Regung in Kelbens vor Angst glänzenden<br />

Augen. Der Waldläufer bewegte langsam seine Lippen<br />

und flüsterte seinem Begleiter zu: „Bewege dich<br />

langsam auf deine Decke zurück und leg dich hin.<br />

Verhalte dich ganz ruhig, denn wir werden beobachtet.“<br />

Bedächtig sah der gebeugt im selbst gebauten Lager<br />

stehende Trebaner sich mit in Brusthöhe erhobenem<br />

Dolch um und schlich sich zu seiner Decke zurück.<br />

Mit ängstlichem Blick kauerte sich er sich in seinen<br />

Schlafsack und spähte in die Dunkelheit zwischen den<br />

Baumriesen. Jedes Knacken schien verdächtig und<br />

jede Bewegung die Kelben sah konnte das Monster<br />

sein das sie beobachtete. Er fragte sich noch warum<br />

der Waldläufer so ruhig liegen blieb und anscheinend<br />

weiterschlief als von dessen Decke aus etwas zwischen<br />

die Bäume surrte. Ein Schrei ertönte. Ebenso wie der<br />

erste. Äste knackten und Büsche barsten als sich etwas<br />

seinen Weg durch das Unterholz bahnte. Kelben blieb<br />

still liegen, da Vasgar auch nicht aufstand oder sich<br />

bewegte. Wieder surrte etwas und diesmal sprang<br />

der junge Waldläufer auf und eilte mit einem auf die<br />

Sehne seines Bogens gelegten Pfeil in den Teil des<br />

Waldes in dem er den Störenfried vermutete. Kelben<br />

wurde unruhig, er konnte den jungen Menschen weder<br />

sehen, noch hatte er die Ruhe liegen zu bleiben, wie<br />

es sein Freund ihm gedeutet hatte. Der Pfeil den der<br />

Waldläufer abgeschossen hatte traf sein Ziel, was<br />

das seltsame Wesen mit einem wütenden Grunzen<br />

kommentierte. Vasgar durchbrach beim Rennen durch<br />

das Unterholzes weder einen Ast, noch machte er<br />

irgendwelche anderen Geräusche. Schnell und wendig<br />

wie eine Raubkatze erklomm er einen nahestehenden<br />

Baum, verschanzte sich in einer Astgabel und spähte in<br />

die Dunkelheit des Lagers hinunter. Kelben lag immer<br />

noch bewegungslos auf seiner Decke. Die Fackel war<br />

längst abgebrannt und lag verkohlt in der Mitte des<br />

Lagers. Keiner der beiden dachte auch nur daran sie<br />

mitzunehmen, da die drohende Gefahr momentan zu<br />

groß schien. „Gut, Kleiner. Bleib schön da liegen“, sagte<br />

er lautlos zu sich selbst. Plötzlich sah er wie etwas aus<br />

dem Dickicht auf die kleine Lichtung in der sie zuvor<br />

ihr Lager errichtet hatten schlich. Vasgar konnte nicht<br />

richtig erkennen was es war, doch er erkannte dass das<br />

Wesen, was sich ebenso lautlos wie langsam auf den<br />

53<br />

am Boden liegenden Trebaner zu bewegte kein Mensch<br />

oder kein Elb war. Sein massiger Leib bestehend aus<br />

einem kräftigen Oberkörper und zwei Beinen,<br />

verursachte beim annähern keinerlei Geräusch. Der<br />

junge Waldläufer kannte so ein Wesen nicht, weder<br />

aus den Lehrbüchern, noch aus den alten Erzählungen,<br />

doch er war sich sicher, das es nichts Gutes von den<br />

beiden Reisenden wollte. Erneut kramte Vasgar<br />

in seinem auf dem Rücken befindlichen Köcher<br />

herum. Diesmal öffnete er einen kleinen, in dem<br />

großen Köcher befindlichen, zweiten Köcher. Mit zwei<br />

Fingern zog er einen im Mondlicht silber glänzenden<br />

Pfeil heraus, dessen Spitze merkwürdig geformt war.<br />

Er schien oben und unten jeweils einen Widerhaken<br />

zu haben, was ihn in seiner Gesamtheit wie ein Kals<br />

- Kreuz erscheinen ließ. Kurz bevor das Monster den,<br />

so schätze Vasgar, schlafenden Trebaner erreicht hatte,<br />

surrte wieder etwas durch die Luft. Diesmal zog der<br />

Pfeil allerdings eine dünne silberne Linie hinter sich her.<br />

Ein schattenhafter muskulöser Körper schraubte sich<br />

nach oben und zwei lange Arme streckten sich in die<br />

Luft. Ein Gebrüll wie das eines Drachen (die beiden<br />

Wanderer hatten noch nie einen Drachen brüllen<br />

gehört) ließ die Bäume erzittern. Mit voller Wucht<br />

schlug das Ungeheuer auf den Platz ein an dem Vasgar<br />

jetzt gelegen hätte. Voller Enttäuschung über die Leere<br />

die es vorfand, als es den mühsam zusammengenähten<br />

Schlafsack zerfetze, schnaubte es laut und drehte sich<br />

in die Richtung in der Kelben gelegen hatte als Vasgar<br />

seine Schlafstätte verlassen hatte. Er konnte und<br />

wollte kein Risiko eingehen, also flog der nächste Pfeil<br />

durch die feuchte Nachtluft. Mit einem Aufschrei aus<br />

Schmerzen und Verwirrung drehte das Ungetüm sich<br />

um und stand plötzlich mitten im Mondlicht das durch<br />

die sich im Wind schwankenden Baumkronen schien.<br />

Welch eine grausame Schöpfung der dunklen Mächte<br />

mochte dies sein. Der Körper glich dem eines Bären,<br />

nur noch wuchtiger und muskulöser. Die Zähne waren<br />

allerdings nicht wie bei diesen Waldbewohnern üblich<br />

normal angeordnet sondern standen krumm und schief<br />

in alle Richtungen ab. Lange scharfe Reißzähne ragten<br />

unten und oben über die geschwollenen Lefzen. Die<br />

Krallen standen in keinem Verhältnis zu denen der<br />

normalen Waldbewohnern die er kannte. Erschrocken<br />

machte der junge Waldläufer wohl einen kleinen<br />

Schritt nach hinten und knickte durch diesen Fehler

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