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WALDGEFLÜSTER<br />
- EINE FORTSETZUNGSGESCHICHTE VON O. SONNACK -<br />
Teil 3<br />
Vasgar bewegte sich nicht, er starrte nur ohne<br />
eine weitere Regung in Kelbens vor Angst glänzenden<br />
Augen. Der Waldläufer bewegte langsam seine Lippen<br />
und flüsterte seinem Begleiter zu: „Bewege dich<br />
langsam auf deine Decke zurück und leg dich hin.<br />
Verhalte dich ganz ruhig, denn wir werden beobachtet.“<br />
Bedächtig sah der gebeugt im selbst gebauten Lager<br />
stehende Trebaner sich mit in Brusthöhe erhobenem<br />
Dolch um und schlich sich zu seiner Decke zurück.<br />
Mit ängstlichem Blick kauerte sich er sich in seinen<br />
Schlafsack und spähte in die Dunkelheit zwischen den<br />
Baumriesen. Jedes Knacken schien verdächtig und<br />
jede Bewegung die Kelben sah konnte das Monster<br />
sein das sie beobachtete. Er fragte sich noch warum<br />
der Waldläufer so ruhig liegen blieb und anscheinend<br />
weiterschlief als von dessen Decke aus etwas zwischen<br />
die Bäume surrte. Ein Schrei ertönte. Ebenso wie der<br />
erste. Äste knackten und Büsche barsten als sich etwas<br />
seinen Weg durch das Unterholz bahnte. Kelben blieb<br />
still liegen, da Vasgar auch nicht aufstand oder sich<br />
bewegte. Wieder surrte etwas und diesmal sprang<br />
der junge Waldläufer auf und eilte mit einem auf die<br />
Sehne seines Bogens gelegten Pfeil in den Teil des<br />
Waldes in dem er den Störenfried vermutete. Kelben<br />
wurde unruhig, er konnte den jungen Menschen weder<br />
sehen, noch hatte er die Ruhe liegen zu bleiben, wie<br />
es sein Freund ihm gedeutet hatte. Der Pfeil den der<br />
Waldläufer abgeschossen hatte traf sein Ziel, was<br />
das seltsame Wesen mit einem wütenden Grunzen<br />
kommentierte. Vasgar durchbrach beim Rennen durch<br />
das Unterholzes weder einen Ast, noch machte er<br />
irgendwelche anderen Geräusche. Schnell und wendig<br />
wie eine Raubkatze erklomm er einen nahestehenden<br />
Baum, verschanzte sich in einer Astgabel und spähte in<br />
die Dunkelheit des Lagers hinunter. Kelben lag immer<br />
noch bewegungslos auf seiner Decke. Die Fackel war<br />
längst abgebrannt und lag verkohlt in der Mitte des<br />
Lagers. Keiner der beiden dachte auch nur daran sie<br />
mitzunehmen, da die drohende Gefahr momentan zu<br />
groß schien. „Gut, Kleiner. Bleib schön da liegen“, sagte<br />
er lautlos zu sich selbst. Plötzlich sah er wie etwas aus<br />
dem Dickicht auf die kleine Lichtung in der sie zuvor<br />
ihr Lager errichtet hatten schlich. Vasgar konnte nicht<br />
richtig erkennen was es war, doch er erkannte dass das<br />
Wesen, was sich ebenso lautlos wie langsam auf den<br />
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am Boden liegenden Trebaner zu bewegte kein Mensch<br />
oder kein Elb war. Sein massiger Leib bestehend aus<br />
einem kräftigen Oberkörper und zwei Beinen,<br />
verursachte beim annähern keinerlei Geräusch. Der<br />
junge Waldläufer kannte so ein Wesen nicht, weder<br />
aus den Lehrbüchern, noch aus den alten Erzählungen,<br />
doch er war sich sicher, das es nichts Gutes von den<br />
beiden Reisenden wollte. Erneut kramte Vasgar<br />
in seinem auf dem Rücken befindlichen Köcher<br />
herum. Diesmal öffnete er einen kleinen, in dem<br />
großen Köcher befindlichen, zweiten Köcher. Mit zwei<br />
Fingern zog er einen im Mondlicht silber glänzenden<br />
Pfeil heraus, dessen Spitze merkwürdig geformt war.<br />
Er schien oben und unten jeweils einen Widerhaken<br />
zu haben, was ihn in seiner Gesamtheit wie ein Kals<br />
- Kreuz erscheinen ließ. Kurz bevor das Monster den,<br />
so schätze Vasgar, schlafenden Trebaner erreicht hatte,<br />
surrte wieder etwas durch die Luft. Diesmal zog der<br />
Pfeil allerdings eine dünne silberne Linie hinter sich her.<br />
Ein schattenhafter muskulöser Körper schraubte sich<br />
nach oben und zwei lange Arme streckten sich in die<br />
Luft. Ein Gebrüll wie das eines Drachen (die beiden<br />
Wanderer hatten noch nie einen Drachen brüllen<br />
gehört) ließ die Bäume erzittern. Mit voller Wucht<br />
schlug das Ungeheuer auf den Platz ein an dem Vasgar<br />
jetzt gelegen hätte. Voller Enttäuschung über die Leere<br />
die es vorfand, als es den mühsam zusammengenähten<br />
Schlafsack zerfetze, schnaubte es laut und drehte sich<br />
in die Richtung in der Kelben gelegen hatte als Vasgar<br />
seine Schlafstätte verlassen hatte. Er konnte und<br />
wollte kein Risiko eingehen, also flog der nächste Pfeil<br />
durch die feuchte Nachtluft. Mit einem Aufschrei aus<br />
Schmerzen und Verwirrung drehte das Ungetüm sich<br />
um und stand plötzlich mitten im Mondlicht das durch<br />
die sich im Wind schwankenden Baumkronen schien.<br />
Welch eine grausame Schöpfung der dunklen Mächte<br />
mochte dies sein. Der Körper glich dem eines Bären,<br />
nur noch wuchtiger und muskulöser. Die Zähne waren<br />
allerdings nicht wie bei diesen Waldbewohnern üblich<br />
normal angeordnet sondern standen krumm und schief<br />
in alle Richtungen ab. Lange scharfe Reißzähne ragten<br />
unten und oben über die geschwollenen Lefzen. Die<br />
Krallen standen in keinem Verhältnis zu denen der<br />
normalen Waldbewohnern die er kannte. Erschrocken<br />
machte der junge Waldläufer wohl einen kleinen<br />
Schritt nach hinten und knickte durch diesen Fehler