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sich jeder Cowboy leisten. Er war mit ungefähr<br />
30 Dollar billiger als der Sattel. Aber nur so aus<br />
Spass schoss ein Cowboy nicht. Denn leider<br />
war die Munition sehr teuer. Daher wurden die<br />
Patronenhülsen wieder eingesammelt und die<br />
Kugeln sogar selber gegossen.<br />
Der Schluss der Reise<br />
Die Cowboys waren immer wieder froh,<br />
wenn sie und die Herde die Endpunkte ihres<br />
Trecks heil erreichten. Die Verladebahnhöfe<br />
bestanden meist nur aus der Bahnstation und<br />
einigen Zelten. Doch entwickelten sich viele<br />
im Laufe der Zeit zu richtigen Städten, mit<br />
Banken und Hotels. Bevor es aber mit den<br />
Vergnügungen losging, mussten die Rinder<br />
zuerst verkauft werden. Der Gewinn war<br />
enorm. Ein Rind, das im südlichen Texas 1 oder<br />
2 Dollar Wert war, wurde hier nun für 30 bis 40<br />
Dollar verkauft. Diese Preise waren jedoch nur<br />
in den ersten 20 Jahren nach dem Bürgerkrieg<br />
durchsetzbar, später normalisierte sich der<br />
Preis wieder.<br />
Aus dem Erlös erhielten die Cowboys dann<br />
auch ihren Lohn für ihre Arbeit. Für mehr als 2<br />
Monate waren das dann 100 Dollar und mehr<br />
auf einmal. Die Städte halfen<br />
den Cowboys nur zu gern beim<br />
Ausgeben dieser Summen.<br />
Zuerst zog es den Cowboy<br />
zum Barbier. Eine Rasur, ein<br />
Haarschnitt und ein heisses<br />
Bad mit Seife. Nichts konnte<br />
wichtiger sein. Danach musste<br />
er sich neu einkleiden. Die<br />
während des Viehtriebs oft<br />
nicht einmal abgelegte Kleidung<br />
war nicht mehr zu gebrauchen.<br />
Frisch gewaschen und<br />
gekleidet, stürzte man sich ins<br />
Vergnügen. Im Saloon wurde<br />
nun der lang entbehrte Alkohol<br />
(das Glas Whiskey zu 12, Bier<br />
für 10 Cents) getrunken und<br />
die restlichen Dollars bei<br />
Glücksspielen verjubelt. Doch<br />
nicht nur zum Saufen und<br />
Spielen kam ein Cowboy in den<br />
Saloon. Nach den einsamen<br />
Nächten des Viehtriebs suchten<br />
die Cowboys etwas weibliche<br />
Gesellschaft und fanden diese<br />
auch hier. Die Kombination aus<br />
Schnaps und Glücksspiel konnte<br />
schnell zu einer Schiesserei<br />
führen. Viele Städte verboten<br />
jedoch das Tragen von Schusswaffen in Saloons<br />
und tatsächlich kam es seltener zu Schiessereien<br />
als es in Filmen dargestellt wird. Nach einigen<br />
vergnüglichen Tagen ritten die Cowboys dann,<br />
falls der Arbeitsvertrag nicht beendet war,<br />
entweder wieder zurück zur Ranch oder aber<br />
begaben sich auf die Suche nach einer neuen<br />
Anstellung.<br />
Das Ende<br />
Die Arbeit als Cowboy forderte ganzen<br />
Einsatz und niemand konnte lange diese<br />
Arbeit ausführen. Viele ehemalige Cowboys<br />
heirateten und gründeten vom Ersparten ihre<br />
eigene Ranch oder begannen eine „normale“<br />
Tätigkeit in einer Stadt. So mancher wurde zum<br />
Gesetzlosen und überfiel Banken und Züge,<br />
was ein Einkommen von mehreren Hundert<br />
Dollar im Jahr bedeutete – Verfolgungswahn<br />
inklusive. Einige Cowboys schlugen sich auch<br />
auf die „richtige“ Seite des Gesetzes und<br />
wurden Sheriff und verdienten so auch mehrere<br />
Hundert Dollar im Jahr (ca. 100 $ monatlich als<br />
Sheriff oder 75 $ als Hilfssheriff) – ein ruhiger<br />
Schlaf und hohes Ansehen in der Bevölkerung<br />
inklusive.<br />
6<br />
Das endgültige Ende<br />
Langsam aber unaufhaltsam ging mit dem<br />
Rinderboom auch die Zeit der Cowboys zu<br />
Ende.<br />
Die nachlassende Nachfrage einerseits und<br />
das zu hohe Angebot an Rindfleisch waren aber<br />
nicht alleine dafür verantwortlich.<br />
Zwar gab es damals noch kein BSE aber schon<br />
Rinderseuchen. Kansas schloss seine Grenzen<br />
für texanische Rinder, weil diese auch die<br />
Seuche auf die Milchkühe der dort ansässigen<br />
Farmer übertragen konnte. Das war teilweise<br />
auch nicht mehr nötig, da die Eisenbahn immer<br />
weiter in den Westen und Süden vorstiess<br />
und so die Trails verkürzte. Am meisten<br />
trug vielleicht das „Heimstättengesetz“ zum<br />
Niedergang der traditionellen Rinderzucht bei.<br />
Nach diesem Gesetz konnte man herrenloses<br />
Land in Besitz nehmen, soweit man darauf eine<br />
Farm errichtete und 5 Jahre lang 65 ha Land<br />
beackerte. Die Farmen schossen wie Pilze aus<br />
dem Boden. Die Herden wurden trotzdem über<br />
das Land getrieben. Die Farmer setzten sich mit<br />
Stacheldrahtzäunen zur Wehr und engten so<br />
die Weideflächen ein und erschwerten den<br />
Viehtrieb. Den Rinderzüchtern stellten sich<br />
nun nicht bloss die von der Regierung nicht<br />
beachteten Indianer entgegen, sondern US-<br />
Bürger mit Rechten, die gegen die Züchter auch<br />
durchgesetzt wurden.<br />
Die Cowboys wurden nicht mehr benötigt<br />
- sie starben aus. Abenteuer und Freiheit -<br />
danach sehnt sich aber jeder Mensch und diese<br />
Dinge wurden mit den Cowboys in Verbindung<br />
gebracht. Und so leben sie romantisch verklärt<br />
oder als schiesswütige Outlaws in Romanen,<br />
Filmen oder Wild-West-Shows weiter.<br />
Begriffe<br />
Zum Schluss noch einige typische Begriffe,<br />
die ein Cowboy so verwendete und die nicht<br />
sofort jedem klar sein dürften:<br />
Boot Hill - “Hügel der Stiefel” = Friedhof<br />
Bronc - undressiertes Pferd<br />
Buckaroo - andere Bezeichnung für Cowboy<br />
Corral - umzäunte Koppel<br />
Dogie - andere Bezeichnung für Kalb<br />
Java - Kaffee<br />
Maverick - Kalb ohne Brandzeichen<br />
Prairie Strawberries - Bohnen<br />
Remuda - eine Herde Reservepferde<br />
Stampede - in Panik geratene Rinderherde<br />
Outlaw - unzähmbares Pferd<br />
Vaquero - mexikanischer Cowboy<br />
[lars perner]